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Bei der Fülle und Güte des Gebotenen ein erstaunlich niedriger Preis! „Ah, Treffz, da sind Sie ja! Ich bin nicht müßig gewesen. Endlich einmal eine Gelegenheit, wo ich mich dessen freuen durfte, daß ich über eine gewisse Protektion verfüge! Man hat mir das Kommando über das Reserve-Regiment der Hohen- zollern-Alanen gegeben und Sie mir auf meine persönliche Vitts als Major beim Stabe zugeteilt. Was sagen Sie nun?" „Ich bin freudig überrascht. Das Reserve-Regiment —" „Ja, das heißt, selbstverständlich kommt es gleich mit an die Front. Ich sage Ihnen ja kein Geheimnis, wenn ich hinzu füge, daß es, wie alle Truppen des XVII. Armeekorps, an die Ostgrenze geht." „Ausgezeichnet! Das wäre also unter dem Kommando —" „v. Mackensen!" „Königliche Hoheit sind also auch davon überzeugt, daß es unbedingt dem Kriege entgegengeht? Daß es wirklich kein Zurück mehr gibt?" „Nein, Treffz! Ich habe für zwei Minuten den Reichs kanzler selbst gesprochen: Die wortbrüchige Handlungsweise des Zaren scheint nunmehr jeden friedlichen Ausweg auszu schalten. Zwar sind die Diplomaten, Majestät mit seiner un nachahmlichen Friedensliebe an der Spitze, noch. fieberhaft bemüht, das äußerste zu verhindern, aber man müßte ein un verbesserlicher Optimist sein, wenn man glauben wollte, daß jetzt noch treue, deutsche, ehrliche Art über slawische Tücke und moskowitische Kriegstreibereien siegen könnten. Sie werden sehen, morgen folgt die förmliche Mobilmachung den heutigen Ereignissen auf dem Fuße." „Und Frankreich?" „Ist zur Stunde wirklich noch schleierhaft. Gebe Gott, daß sie noch in letzter Minute von einem wohlwollenden Freunde die Augen geöffnet bekommen." „Königliche Hoheit denken an eine Vermittelungsaktion Englands?" „Ich denke daran, aber ich baue nicht darauf. Die englische Aufrichtigkeit ist ein etwas dunkler Begriff. Aber wenn ihnen die deutschen Vorschläge, die an der Themse unterbreitet wer- den, ein gutes Geschäft versprechen, so besteht immerhin die leise Hoffnung, daß sie den Standpunkt von 1870 einnehmen und das Feuer nicht noch unnötig schüren. Ein Reich mit so unermeßlichen Kolonien müßte meiner Ansicht nach alles daransehen, um im eigenen Hause Frieden zu haben. Anter uns gesagt, wird sich auch noch Prinz Heinrich in London ver wenden. Die Hauptsache ist, daß wir uns bereit halten und daß uns kein feindlicher Schlag, mag er kommen von wo her er wolle, überraschend trifft. — So, und nun wollen wir als alte Soldaten uns für unsere Person für alle Fälle marsch bereit machen. Ich brauche Sie heute nicht weiter, Sie stehen den Ihrigen zur Verfügung. Empfehlen Sie mich bitte aufs wärmste Komtesse Ilse!" Der Hofmarschall machte von der Erlaubnis Gebrauch. Er hatte ohnedies noch nicht Zeit gesunden, seine Schwester Ilse seit seiner Rückkehr von Helmerstadt aufzusuchen. Wenige Minuten später trug ihn ein Kraftwagen durchs Branden burger Tor und den Tiergarten nach dem stillen Lietzenburg- See hinaus. Aeberall unterwegs, auf den von unzähligen elektrischen Lichtern erhellten Wegen, war auch hier, in Charlottenburg, dasselbe volksreiche Straßenbild, das den denkwtrrdigen Tagen ihr Gepräge gab. Allerorten hatten sich Gruppen und ganze Züge, zum Teil mit Fahnen gebildet, die mit vaterländischen Liedern von Haus zu Haus und Platz zu Platz zogen. Autos mit Offizieren jagten durch die Straßen. Vis in die ent- legensten Stadtgegenden schallten die Rufe der Extrablatt- Verkäufer, und selbst draußen an dem vornehmen, stillen Hause, vor dem der Wagen des Hofmarschalls hielt, hatte sich eine ganze Gruppe von Offiziersburschen und Ordonnanzen zu- sammengefunden, um das große Ereignis des Tages zu be sprechen. Komtesse Ilse Treffz, in der Mitte der Dreißig stehend, erkannte schon am Klingelzeichen, daß ihr Vruder kam. Sie kam ihm an der Tür entgegen und zeigte ganz die Erregung, die heute jede Frau erfaßt hatte, die teils durch Gerüchte, teils durch die dickgedruckten Aeberschristen in den Zeitungen er schreckt und auf den Ernst der Lage vorbereitet worden war. „Gott sei Dank, daß du kommst, lieber Leo! Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht. Noch nie in der Weltgeschichte haben sich Kriegswolken so schnell entladen, wie jetzt!" „Ja, meine liebe Ilse, es ist so! Aber besser, ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Vesser, das Deutsch tum wagt den Kampf um seine Existenz und, gibt's Gott, auch eine große Zukunft, als daß es sich von Rußland und anderen Völkern, die unsere Neider sind, auf dem großen Völkeracker unterpflügen läßt. Ich bin zu dir geeilt, sobald als es meine Zeit und mein Dienst erlaubten, denn ich weiß, in welche Aufregung diese Tage meine alte, gute Ilse versetzt haben." Der Hofmarschall ließ sich in den Sessel sinken, den ihm die liebende Schwester schon zurecht gerückt hatte. Auch der Tee tisch war schon gedeckt. „Ja, lieber Leo, muß man denn nicht auch in der größten Sorge sein? Noch kann man's nicht durchschauen, was die nächsten Stunden bringen, aber doch fühlt man in allen Fasern, daß etwas Welterschütterndes geboren wird. Das entwickelt sich alles so riesig rasch, und man steht hier in Berlin doch so mitten drin in den Geschehnissen, daß man förmlich den Eisenschritt der großen Zeit zu vernehnren glaubt." „Ich sehe," sagte der Hofmarschall leise lächelnd, „du hast dich schon vollkommen mit den Tatsachen abgesunden, ehe unsere verehrten Diplomaten das letzte Wort gesprochen haben. Du bist, wie immer, in der Familie die Crzbereiteste." „Nun, ich bin wenigstens auf alles gefaßt, und meine Zu kunftspläne sind fertig. Folgt diesem heute erklärten Kriegs zustand die Mobilmachung, so stehe ich sosort dem RotenKreuz zur Verfügung. Ich habe nicht umsonst am langjährigen Krankenlager unserer guten Mutter das Krankenpflegen von Grund aus erlernt, und ich habe mich bereits bei Exzellenz Bünau für alle Fälle vormerken lassen. Aber nun erzähle d u, denn du mußt ja geradezu mit wichtigen Neuigkeiten geladen sein, die wir anderen armen Staubgeborenen nicht einmal ahnen." „O, liebe Ilse," sagte er, behaglich die Taffe, die sie ihm ge füllt hatte, an die Lippen führend, „ich weiß eigentlich nicht mehr, als du. Es liegt in der Natur der Sache, daß alle diese Verhandlungen streng geheim und vertraulich geführt werden, und mein hoher Herr, Prinz Karl Ludwig, gehört nicht zu denen, die zum Kronrat im Schlosse mit herangezogen werden. Der Prinz ist von Potsdam nach Berlin übergesiedelt und hat sich für alle Fälle seinen Platz in der Armee gesichert." „Wie, wirklich?" „Aber, wie kannst du da zweifeln, Ilfe! Er wird das Re serve-Regiment der Hohenzollern-Alanen führen und ich kann dir, was mich froh bewegt, noch ferner mitteilen, daß er mich in feiner Nähe behalten wird." „Das freut mich! Eigentlich war dein Prinz in den letzten Jahren — nimm mir's nicht übel! — etwas reichlich bequem geworden." „Soll ich ihm das wiedererzühlen, Ilse? Er läßt dich übrigens grüßen." Sie lachte. „Nun, um so besser! Euer Entschluß ehrt euch umsomehr, als Ihr ja gar keine Verpflichtung habt, euch aus eurer höfischen Ruhe herausreihen zu lassen." „And dabei, liebe Ilse, hat der Prinz seinerzeit den Ruf eines außerordentlich tüchtigen Soldaten genossen. Auch seine Verwandten stehen, wie du weißt, sämtlich im Heere. Einer seiner Vettern, ein Hohenzoller von Karl Ludwigs Seiten linie, ist sogar als Fähnrich zur See vor kurzem mit dem Südsee-Geschwader — wenn ich nicht irre, auf S. M. S. „Emden" — in See gestochen. Nein, das müßte kein deutscher Fürst sein, der sich nicht mit Leib und Seele der großen Sache des deutschen Vaterlandes zur Verfügung stellt. Zieht unser allergnüdigster Kaiser ins Feld, dann sollst du sehen, daß auch nicht ein einziger von seinen sechs Söhnen zurückbleibt." „Gewiß!" Sie nickte. „And was wird euer Flügeladjutant tun?" „Heidingsfeld hat Aussicht, nach dem Westen zu kommen, während ich meinen hohen Herrn nach dem Osten begleiten werde. Alles hängt natürlich noch davon ab, wie sich Frank reich zu der ganzen Lage stellen wird. — Aber nun will ich dir, wenn auch verspätet, die besten Grüße aus Helmerstadt endlich ausrichten. Schwager Hermann und Schwester Hertha sorgten sich etwas um ihr Töchterchen. Ich hoffe, daß Gerda inzwischen ihre Heimreise von Schloß CHLtillon angetreten hat. Hast du neuere Nachrichten?" „Nein, wenigstens keine neueren als du." „Hermann hofft, an der Spitze einer Brigade ins Feld rücken zu können." „Natürlich, er ist ja auch dran, und seine Stelle als Kriegs schulkommandeur ist ja viel mehr eine Auszeichnung, als ein Ruheposten. Egon war vorgestern so freundlich, mich in die Oper zu begleiten. Er hat sich ja nun glücklich bei den „Mai käfern" den ersten Stern geholt. And Allrich in Tsingtau? Glaubst du, daß die Schutztruppe auch in Mitleidenschaft ge zogen werden wird?" „Das halte ich für selbstverständlich. Der Schutztruppe wird sogar eine der ehrenvollsten Aufgaben des ganzen Krieges zu fallen." „Bliebe also bei unserer Schwester Hertha von den drei Söhnen nur Maurus zu Hause —" „Na, Ilse, ich glaube, in dieser Hinsicht täuschst du dich. Wenigstens war der Junge, wie ich in Helmerstadt abreiste, Feuer und Flamme. Das sind sie ja alle. Hätt'st mal Her manns Chor der Rache, die 125 Kriegsschüler, sehen sollen! Wie 'ne Bombe hatten bei denen die ersten Nachrichten ge zündet." „Das kann ich mir denken! Ach ja, lieber Leo, um den Geist, den dieser uns ausgezwungene Krieg in jedem deutschen Herzen auslösen wird, kann uns jedes Volk der Erde beneiden. Bestellschein. «ULL „Deutschland über alles" LNÄ'-L°" Von den bisher erschienenen Buch-Romanen bestelle ich, fix «nd fertig gebunden: Verleugnetes Blut von Christine Ruhland Leincndand M. 1,25 Liebe und Pflicht von Berta Heyn „ M.1,25 Gefundenes Glück von Berta Heyn „ M 1,25 Die Brüder von O. Elster , M. 1,25 Die Altrnannsleut' von M. Schellhauß „ M. 1,50 Im Hirtenhaus von H. Schaumberger „ M-1,50 Glück? von L. Haidheim - * M. 1,50 Um ihres Kindes willen von A. Sassen „ M. 1,50 Der Rechtsanwalt von R. Ortmann , M. 1,50 - Gebrandmarktoon Fr. von Schlippenbach „ M. 1,50 Schwester Carmen von E. Borchart „ M. 1,50 Die Kinder vom Köbinghof von F. Rosen , M. 1,80 Das Halsband von H. Lourths-Mahler „ M. 1,90 Um Ehre und Leben von E. v. Waldow „ M. 1,90 Allein! von Berta Heyn „ M. 2,10 Heimgefuudeu von Berta Heyn „ M 2,20 Irrende Seele von Lenore Pany „ M. 2,50 Ein Frühlingstraum von Fr. Lehne, bessere Ausgabe „ M 3,00 Die Altmannsleut'von M. Schellhaus „ „ M.3,00 Die Amati der Ncstelhoffs v. A. Römer, bess. Ausgabe, broschiert M. 3,00 Das Halsband von Courths-Mahler, bessere Ausgabe „ M. 3,00 Das Halsband von Courths-Mahler, bessere Ausgabe, Leinenband M. 4,00 Die Amati der Nestelhoffs o. A. Römer, bess. Ausgabe „ M. 4,00 Name und Stand Genaue Adresse: Bitte recht deutlich schreiben! Dias«» Schein wolle man dem Austräger oder in der Geschäftsstelle dieses Blattes.ausgefllllt abgeben. BefteWein. Mr Ms" an folgende Adresse ins Feld: An den Armeekorps Bataillon Division Komp Eskadron Regiment Nr Batt. Kolonne Besondere Formation: Name und Stand: Genaue Adresse: —— Bitte recht deutlich schreiben! Diesen Schein wolle man dem Austräger oder in der Geschäftsstelle dieses Blattes ausgefllllt abgeben. Bestellschein. L'Lt'LL „Deutschland über alles" LML'L Name und Stand Genaue Adresse: Bitte recht deutlich schreiben! Diesen Schein wolle man dem Austräger oder m der Geschäftsstelle dieses Blattes ausgefllllt abgeless.