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«leine Anerkennung für die vortreffliche Verfassung, in der ich sie gefunden habe. Ich bin von hoher Be friedigung erfüllt über das Lob und die Achtung, die oer bayerischen Armee von allen Seiten gezollt wird. Ich bin stob; auf den ausgezeichneten Ruf, den sie sich in diesem Kriege neuerdings erworben hat. Mit Vertrauen blicke ich in die Zukunft, in der festen Zu versicht, daß meine Armee in treuer Pflichterfüllung ausharrt, bis ein glücklicher und dauernder Friede für unser Vaterland erkämpft sein wird. München, den t5. Februar 1915. gez. Ludwig. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt amtlich, daß der Irenführer Sir Roger Casement dem Staats sekretär des Auswärtigen Amtes v. Iagow eine Abschrift seines Briefes an den englischen Staatssek retär des Auswärtigen Grey überreichte, der den g e- planten Mordanschlaa zum Gegenstmde hat Außerdem legte Casement dem Auswärtigen Amte zu Berlin die Originale der in seinem Besitze befindlichen und aus den Anschlag bezüglichen Doku mente vor, so daß an der Richtigkeit der ungeyeuer- tichen Anschuldigungen gegen den früheren englischen Konsul, der es gewagt hatte, den Lügen seiner Re gierung entgegenzutreten, nicht zu zweifeln ist. Diese Aktenstücke behalten auch für spätere Zeit ihre Bedeu tung Die englische Politik ist damit gerichtet. lieber 370,000 russische Gefangene sind unserem Feldmarschall v. Hindenburg in den großen und kleineren Kämpfen auf dem östlichen Kriegsschau plätze bereits in die Hände gefallen. Mit 3000 Rick sen bei Stallupönen am 17. August begann es, am 20. des genannten Monats wurden bei Gumbinnen tzOOO Russen gefangen genommen. Der große Sieg bei Tannenberg am 29. August brachte uns 92,000 ge fangene Russen und das gesamte Artilleriematerial des an der Riesenschlacht beteiligt gewesenen Feindes. Am 12. September machten wir nach der siegreichen Schlacht bei Lyck weitere 30,000 russische Gefangene. Iw Vergleich zu den Riesenerfolgen erschienen Ge fangenenzahlen von 3000. 2700 und '4000, wie sie nach den Kämpfen im Gouvernement Suwalki im Oktober bei Augustow, Suwalki und Schirwindt ge meldet werden konnten, nur Kein, summierten sich aber doch zu großen Posten. Im November sielen bei Ltpno 5000, bei Wloclawek 23,000 bei Lodz und Sowie; 40,000 Russen als Gefangene in unsere Hände Bis zum Ende des vorigen Jahres betrug die Gesamtzahl der gefangenen Russen 3557 Offiziere imd 306,294 Mann. Im Januar und Febraar oer mehrte sich diese Zahl um 64,000, so daß wir bisher weit über 370,000 Ruffen gefangen genommen haben. Die Zahl der von den Oesterreichern gefangen genom menen Russen beträgt bis jetzt 175,000 Mann. An dem Sieg in Masuren hat auch der Chef des Generalstabes des Feldheeres, General der Infan terie von Falkenhahn, großen Anteil gehabt, weshalb ihm der Kaiser in Anerkennung seiner V-r- vienste den Orden Pour le merite verliehen hat. 40 englische und 8 französische Flugzeuge Havert in den letzten Tagen über Zeebrügge und Ostende Bom ben abgeworfen, in der offenbaren Absicht, die „d e u t- sche Untorseiehoots-/ Basis" zu ver- Nichten. Reuter sagt, „das Resultat war sehr be- friedigend". Die Oberste Heeresleitung hält es aber gar nicht für nötig, auf die Flugkünste der Femde ein- zugehen; ein sicheres Zeichen, daß der ungerichtete Schaden nicht nennenswert ist. Frankreich. Franzosen und Belgier in Calais, Boulogne und Dünkirchen beklagen sich in Zuschriften an Pariser Blätter bitter über die tyrannische Herrschaft, die die Engländer in dem ganzen Festlandsbezirk des Kanals ausüben. Tie dortigen englischen Militärbehörden haben die ganze Regierungs- und Verwaltungs macht an sich gerissen und üben sie rigoros aus. Selbst die französischen Militärbehörden haben dort nur noch den Befehlen der Fremden zu gehorchen. Freilich, so fügt man hinzu, seien die Engländer wesentlich bessere Organisatoren als die Fran» zosen und hätten viele praktische Einrichtungen getroffen, auf die man in Frankreich niemals verfallen wäre. England. Wie aus London halbamtlich berichtet wird, ist das Projekt der großen gemeinsamen Anleihe der Dreiocrbandsmächte ins Wasser gefallen, da eine neuerlicke Konteren; der Finan, Minister sich gegen den Plan entschied. Im Untn Hause sagte Lloyd George in seiner Rede über das Finanzprogramm der Verbündeten in dem am 31. Dezember 1915 cndenden Jahre dürften nicht wkit hinter zweitausend Millionen Pfund zurückbleiben, der britische Anteil werde etwa um hundert oder hundertfünszig Millionen größer sein als der von einer an deren Großmacht auszugebende Betrog. Die Verbündeten be kämpften die gesamte mobilisierte Kraft Deutschlands mit weni ger als einem Drittel ihrer eigenen Kraft. Die flebermalung der englischen Schiffe hat einen ge waltigen Umfang angenommen. In dem britischen Hasen Blyth unweit Newcastle haben alle englischen Schiffe ihre Namen mit Farbe überstrichen und ihre Schornsteinzeichen ver ändert. Dieses Zeugnis ist von dem zwischen Baranger und Blyth verkehrenden norwegischen Dampfer „Habil", also einem unverdächtigen neutralen Zeugen, der ungläubig auflauschenden Welt verkündet worden. Die englischen Dampfer „Wavelet" mit einer Holzladung von Pensacola nach Leith unterwegs, „Endeavour", mit einer Fischladung von Australien kommend, und „Dulwich", von Hull nach Rouen bestimmt, sind, veimutlich durch Auflaufen auf Minen, untcrgegangen. Alle drei Dampfer hatten eine durchschnittliche Größe von 3000 Tonnen und waren neueren Datums. Ihr Verlust wird in den englischen Reederkreisen schmerzlich empfunden. Rumänien. Das Wiener „8-Uhr Blatt" meldet aus Bukarest: In politischen und parlamentarischen Kreisen wird verschiedentlich kommentiert, daß der russische Gesandte Poklewski Koziell ganz unerwartet Bukarest verlaffen und sich nach Petersburg begeben hat. Aste«. Die bedeutendsten englischen Firmen in Ostastcn be stürmen die Londoner Regierung, schleunigste Maßnahmen zur Vereitelung der Absichten Japans zu treffen, deren Ver wirklichung die Vernichtung des wirtschaftlichen Einflusses Eng lands im Osten wäre. Nach Londoner Meldungen aus Tokio trifft Japan große militärische Vorbereitungen. Aus allen Kriegswerften wird fieberhaft gearbeitet. Die japanischen Kriegsschiffe wurden aus dem Südsce-Archipel schleunigst nach den japanischen Häfen zurückgerufen, ste sind zum Teil schon in die chinesischen Ge wässer abgegangen. 200,000 Mann Marineinsanterie wurden auf 16 Kriegsschiffen cingeschifft. Etwa 35 japanische Kriegs schiffe kreuzen an der chinesischen Küste. In Tokio wurde eine Südsee. Gesellschaft gegründet, deren Programm die wirtschaft liche Eroberung aller Südsee-Jnseln durch Japan ist. Aus Peking kommt die Nachricht, daß mehrere britische und japanische Schiffe vollständig von Eis umgeben und außerstande find, sich dem Golfe von Petschili zu nähern. Durch drahtlose Meldungen baten die Schiffe um Proviant. Ein japanischer Kreuzer aus Port Arthur versuchte vergebens, an die Eisfelder heranzukommen. Petschili ist die am besten entwickelte Provinz Chinas, deren Hauptstadt Peking zugleich die Landeshauptstadt ist. Amerika. Die Folgen der schlechten wirtschaftlichen Verhält nisse in Kanada haben eine eigenartige Wirkung gehabt. Ein aus Kanada nach Christianis zurückgekehrter Norweger berichtet nämlich laut „Magdeb. Ztg.", daß sich unter den 33,000 Kanadiern, die nach Europa gesandt worden sind, 700 Skan dinavier, zum allergrößten Teil Norweger, befänden. Die Ursache dafür, daß fick so vi-le in Kanada hätten anwerben Der Doppelgänger. Roman von H. Hill. 55) (Fortsetzung.) Er erwartete mit Ungeduld, daß Bernardi der Unter- vedung ein Ende machen und sich verabschieden würde. Und er atmete erleichtert auf, als sich Bernardi nun wirk lich erhob und die Zigarette, die längst wieder ausgegangen »ar, fortwarf. .Mögen Sie auf der Flucht vom Glück begünstigt sein und Ihren Verfolgern entgehen", sagte er ernst und schüttelte Sem Mngen Mann die Hand. „Sie haben diesen Weg ge wählt — ich kann Sie nicht zwingen, den zu gehen, den ich Ihnen Vorschlägen habe, obwohl es mir lieber gewesen wäre, ich hätte Sie in meiner Gesellschaft behalten. — Doch gute Nacht nun! Es tut uns beiden not, noch ein wenig zu schlafen. Der morgige Tag muß uns bei frischen Kräften finden." Wolfgang geleitete ihn höflich bis zur Tür und wartete, bis seine Schritte auf dem Flur verhallten. Aber er dachte nicht daran, sich zur Ruhe zu legen. Er löschte das S cht und öffnete weit die beiden Fensterflügel, daß die eiskalte Luft der Winternacht in das Gemach flutete. Sie kühlre ihm die brennende Stirn und legte sich beruhigend auf fein erhitztes Blut. Und mit brennenden Augen blickte der todgeweihte Mann zum flimmernden und leuchtenden Sternenhimoal empor. Der Detektiv Bernardi aber murmelte vor sich hin, als sich die Tür seines Zimmers hinter ihm geschloffen: „Er hat ihnen augenscheinlich einen Preis versprochen für die Offenbarung ihrer Schurkerei, und er ist gcwuü, ihn zu zahlen. — Gebe Gott, daß es mir gelingt, den vrci Schurken einen Strich durch ihreRechnung zu machen." SO. Kapitel. ES war noch in frühester Stunde, als Bernardi am nächsten Morgen den Speisesaal des Hotels betrat. Er fand Kulicke bereits wartend vor; der alte Mann zu lene gor Kälte am ganzen Leibe. Während der ganzen Nacht hatte er ja in der Holroyd-Straße Wache gestanden. Die Ausbeute war nur sehr gering Keiner der Ameri kaner hatte das Haus verlassen, und Erkundigungen hatte I er während der Nachtzeit natürlich auch nicht Anziehen können. Burkhardts Eintritt in das Haus hatte er wohl bemerkt; aber den jungen Mann nicht erkannt. Er hatte es auch für überflüssig gehalten, ihm zu folgen, als er Nummer 47 wieder verließ. Bernardi gab ihm einige Weisungen und wollte ihn eben entlassen, als ihm plötzlich etwas einsiel. „Gehen Sie doch mal nach Zimmer Nr. 16," sagte er. „Herr Burkhardt wohnt dort. Sagen Sie ihm, ich hätte Sie geschickt, und erkundigen Sie sich, ob er Sie vielleicht als Begleiter bei der bewußten Fahrt haben will." In wenig Minuten schon war Kulicke zurück mit der überraschenden Nachricht, Herr Burkhardt habe für sein Zimmer gezahlt und das Hotel bereits verlassen. Bernardi biß sich auf die Lippen und trommelte erregt mit den Fingern auf die Tischplatte. Diese Neuigkeit ver wirrte ihn. Er hatte am Abend oder vielmehr in der Nacht zuvor ganz richtig vermutet, Burkhardt wolle in Wirklichkeit Exmouth gar nicht verlassen, sondern sich in die Hände der Amerikaner liefern. Dieser frühe Ausbruch jedoch machte ihn irre. Er hatte sich offenbar in der Be urteilung des jungen Mannes getäuscht, und daS tat ihm, wie er sich eingestand, sehr leid. „Dann ist hier im Hotel für Sie nichts mehr zu tun, Kulicke," sagte er zu dem Manne, der auf einen Bescheid wartete. „Gehen Sie wieder nach der Holroyd-Straße und überwachen Sie unsere Freunde. Wenn sie irgend eine Bewegung machen sollten — fortgehen, vielleicht nach dem Bahnhof, oder sonst irgend etwas — so telegraphieren Sie mir das sofort und möglichst ausführlich postlagernd nach Poldhu. Ich werde dort alle halbe Stunden Nach fragen; sparen Sie keine Kosten, es handelt sich in diesem Falle darum, daß ich genau informiert bin. — Leben Sie also wohl und strengen Sie sich möglichst an. Es handelt sich vielleicht um die Rettung eines Menschen lebens." Er ließ sich einen Wagen holen und fuhr nach dem Bahnhof. Viel Zeit war nicht mehr zu verlieren; der Zug stand schon zur Abfahrt bereit und setzte sich gleich darauf in Bewegung. Bernardi war mit sich selbst durchaus unzufrieden. Er war ärgerlich darüber, daß er Burkhardt aus den Augen verloren hatte, und besorgt nm den jungen Mann. So sicher war er in seiner Vermutung gewesen, daß Herthas Gatte ihm in der Nacht eine Komödie vorgespiell hatte, daß er nur hierfür sich vorbereitet hatte. Er war willens gewesen, Kulicke damit zu beauftragen, Burkhardt und nicht die Amerikaner zu überwachen.. Hätte er gewußt, daß der junge Mann wirklich die Absicht gehabt hatte, nach London zu fliehen, hätte er selbst ein Auge aus ihn gestabt und sich nicht ruhig zum Schlafen niedergelegt, bis Kulicke in das Hotel kam. In Exeter wurde ihm bedeutet, daß er in einen anderen Zug steigen müsse und es einen längeren Aufenthalt gäbe. Das war unangenehm; jede Stunde, die er verlor, konnte verhängnisvoll sein. Die Zeit schlich ihm endlos hin. Noch immer wollte ihm der Gedanke an Burkhardt nicht aus dem Kopfe. Wie war der Mann zu beurteilen? Erst begab er sich in eine ungeheure Gefahr für seine Gattin, da er die Verfolger in ihrer Wohnung aufsuchte. Dann aber ergriff er vor einer weit geringeren die Flucht — fuhr nach London, wo es sich möglicherweise bei der Fahrt nach Falmouth eben falls um »die Rettung der „Albion" und all derer, die ahnungslos auf ihr waren, handeln konnte! — Wie reimte sich das zusammen? Er hatte vielleicht die Jacht gerettet, da er Kenntnis von der Anbringung der Höllenmaschine erhielt. Er hatte diese Kenntnis mit Daraiyetzung seines Lebens erhalten — hatte tapfer und selbstaufopfernd gehandelt, da er nach der Holroyd-Straße ging. Derselbe Mann zeigte sich dann in derselben Nacht unerwartet furchtsam — so auf seine eigene Rettung bedacht, daß er allen Vorschlägen gegenüber taube Ohren zeigte. So grog seine Bewunderung für die erste Tat auch sein mochte, konnte der Detektiv für Wolfgangs frühes Verlassen des Hotels doch keine andere Erklärung finden als die einer Flucht vor den Amerikanern. - Und das machte ihn in der Beurteilung des Charakters des jungen Mannes irre. Endlich fuhr der Zug nach Poldhu in die Halle, und er konnte einsteigen. Er sah nach seiner Uhr; genau eine Stunde hatte er in Exeter zubriugeu müssen. — — (Fortsetzung folgt.)