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3. Schön- und Widerdruckmaschinen (Komplettmaschinen). Zu dieser Gruppe gehören alle von flacher Form drucken den Schnellpressen, welche bei einfacher Papierzuführung beiderseitig gedruckte Bogen liefern. Die Papierzuführung an diesen Maschinen geschieht entweder durch Handanlage oder von der Rolle. Die Bauarten sind hier ebenfalls ver schieden. Einzelne Typen arbeiten mit zwei Zweitouren- Zylindern, von denen der eine für den Schöndruck, der andere für den Widerdruck dient. Andere Komplett maschinen haben nur einen schwingenden Druckzylinder, der mit zwei Druckflächen versehen ist. In die Gruppe der Komplettmaschinen sind auch schließlich die in neuerer Zeit auf den Markt gebrachten sogenannten Flachdruck- Rotationsmaschinen einzureihen. Diese sind nach ganz neuen Prinzipien gebaut, welche an keinem andern System der Zylinderschnellpressen zur Anwendung kommen. Das Formbett wird an manchen Typen nicht hin und her bewegt, sondern steht fest, während der Druckweg vom Zylinder zurückgelegt wird, der über die Form vor- und zurückrollt. An anderen Maschinen erfolgt der Druck mit Hilfe eines mit Kautschuk überzogenen Uebertragungs- Zylinders. Für den beiderseitigen Druck dienen zwei Funda mente mit ihren Zylindern. 4. Zweifarbmaschinen sind Zylinderschnellpressen, welche den eingelegten Bogen nach zweimaligem Abdruck auf einer Seite zweifarbig bedruckt abliefern. Zweifarben maschinen müssen daher immer zwei Fundamente und zwei Farbwerke besitzen. Sie werden mit einem oder auch mit zwei Druckzylindern ausgeführt. Erstere Bauart ist die bekanntere. 5. Mehrfarbenmaschinen stellen die Verbindung mehrerer, aus je einem Zylinder, Fundament und Farbwerk bestehen der Druckwerke dar. Die Bogen werden von einem Druck werk zum andern geführt und empfangen so nacheinander den Druck von 3, 4 oder 5 Farben. In der Praxis sind diese Maschinen nur ganz vereinzelt zu finden. 1. Einfache Zylinderschnellpressen A. Stoppzylinderpressen Die Stoppzylinderpressen sind die am meisten ange wendeten Zylinderschnellpressen. Alle’kleineren, schwächer gebauten Maschinen sind vorzugsweise für den Akzidenz druck bestimmt, wogegen solche größeren Formats mit mittelstarker Ausführung für den Werkdruck berechnet sind, während die Maschinen für Illustrationsdruck von mittlerem bis größtem Format stets möglichst kräftig ge halten werden und dabei über ein vergrößertes Farbwerk verfügen. Unterschiede zwischen den Stoppzylinderpressen liegen hauptsächlich in der Art des Formbettantriebs sowie der Formbettführung, weiter in der Anordnung des Farbwerks und zum Teil auch der Bogenablage. Im übrigen hat sich mit der Zeit bei diesen Maschinen eine gewisse normale Ausführungsform ausgebildet. Um nun die Stoppzylinder pressen der verschiedenen Fabriken beschreiben zu können, ohne bei den einzelnen Modellen die Hauptmechanismen öfter wiederholen zu müssen, sei zunächst eine Beschreibung der allgemeiner in Anwendung kommenden Einrichtungen der Stoppzylinder-Bauart gebracht. Auf grundsätzliche oder nur teilweise Abweichungen in der Ausführung dieser Ein richtungen, sowie auf manche andere Neuerungen und Ver besserungen wird später bei der Behandlung der einzelnen Pressen noch näher eingegangen werden. Die Hauptteile jeder Stoppzylinderpresse und eigentlich auch der anderen Schnellpressen sind: Der Karren oder Schlitten, welcher das Formbett trägt, mit seinem Antrieb und seiner Führung; der Druckzylinder mit seinen Ein richtungen; das Farbwerk und schließlich die Vorrichtungen für die Bogenausführung. Antrieb und Führung des Formbettes Für die Bewegung des Formbettes gelangen an Stopp zylinderpressen vornehmlich zwei Mechanismen zur Ver wendung: Kurbelantrieb und Kreisbewegung. Der Funda mentkörper kann auf Rädern sowie auf Kufen oder auch auf Rollen geführt werden. Bei Anwendung von Rädern kommt nur der Kurbelantrieb in Betracht, hingegen kann die Kufen- und Rollenführung mit Kurbelantrieb oder auch mit Kreisbewegung verbunden werden. Die bekannteste Ausführung des Kurbelantriebes ist die sogenannte Eisenbahnbewegung, vgl. Bild 1. Die auf Hauptwelle A aufgesetzte Kurbel B wird durch Drehung der Welle im Kreise bewegt. Die Verbindung zwischen Kurbel und Karren bildet Zugstange C, welche einerseits am Kurbelzapfen D, anderseits an einer Räderachse des Karrens angelenkt ist. Die kreisende Bewegung der Kurbel übersetzt sich auf diese Weise in die hin und hergehende des Karrens, sodaß bei jeder Kurbelumdrehung der Karren einen bestimmten Weg vor und zurück macht. Wenn die Drehpunkte des Kurbelarms und die der Wagenräder genau in einer wagerechten Ebene liegen, so macht das Fundament einen Weg, der doppelt so groß ist wie der Durchmesser des Kreises, den die bewegende Kurbel beschreibt. Um Bild 1 die Bewegung der Zugstange nicht zu hemmen, sind die im Weg liegenden Achsen gekröpft. Die Anlenkung der Zug stange findet meistens an einer mittleren oder an der von der Kurbel am entferntesten Räderachse statt. Die Karrenräder tragen auf einer Seite eine Verzahnung, welche sowohl in eine neben den Schienen angeordnete Zahnstange, als auch in eine zweite Zahnstange, die an der unteren Seite des Fundaments angebracht ist, eingreift. An der anderen Seite haben die Räder erhöhte Ränder, die sich an die Seitenflächen der Schienen und oben an den Karren anlegen, wodurch seitliche Verschiebung des Karrens bei seiner Bewegung verhindert wird, vgl. Bilder 1 und 2. Dem gleichen Zweck dienen auch meist bei größeren Maschinen angewendete, beiderseits des Karrens am Grund gestell angeschraubte seitliche Führungen, welche hier nicht auf die Schienen, sondern auf den Formbett körper wirken. Die verzahnten Karrenräder Bild 2 sind entweder an der Innenseite oder an der Außenseite verzahnt, zuweilen greift das eine Räderpaar nur in die untere Zahnstange, das andere dann in die obere ein, oder jedes hat doppelten Zahneingriff. So verschieden auch die Anordnungen sind, sie haben doch die gleiche Bestimmung, die Drehung der Räder - - sowie die Bewegung des Fundaments zwangs- ( = A weise zu bewirken und in gegenseitiger Ueber- E-- =—" einstimmung zu halten. Auch die Zahl der Räder bei den einzelnen Maschinengrößen ist verschieden. Kleinere Maschinen baut man meist mit sechsräderigen Karren, während an größeren Typen 8—10 Räder benutzt werden. E In jedem Fall werden die Räderpaare durch —Ha Längsleisten zu einem Wagen zusammengehalten. E• Die Ausführung der Eisenbahnbewegung ist auch verschieden, der Kurbelantrieb wird sowohl an der Vorderseite der Maschine, als auch rückwärts, also unter dem Auslegetisch angeordnet, letzteres besonders an größeren Maschinen. Die Bauart mit rückwärtigem Antrieb bedingt auch eine Versetzung des Schwungrades nach rück wärts. In seiner Wirksamkeit bleibt der Antrieb, ob er vorn oder hinten gelagert ist, gleich. Bei der ersteren Anordnung kann der Antrieb und der auf der Hauptwelle sitzende wichtige Mechanismus der Auffanggabelexzenter leichter geschmiert und gereinigt werden, während beim rückwärtigen Antrieb wieder das ausgefahrene Fundament freier wird, da an dieser Stelle die Hauptwelle und die weit ausladende Kurbel fehlt, und ist auch das Farbwerk an der Schwungrad seite der Maschine besser zugänglich. Der Eisenbahnbewegung folgt an Wichtigkeit und Aus breitung die Kreisbewegung. Dieser Antriebsmechanismus ist nach dem Gesetz der Hypozykloide konstruiert, derart, daß ein Zahnrad in einem Zahnkranz von doppeltem Durch messer bewegt wird. In der Ausführung des Kreis bewegungsantriebs gibt es bei den einzelnen Fabrikaten keine besonderen Unterschiede.