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2950 PAPIER-ZEITUNG Nr. 76 Beifall der Anwesenden fanden. Der Vorsitzende dankte Herrn Senf für seine Mühewaltung. Herr Köhler führte sodann noch die von der Firma Kühn & Lehmann in Dresden in den Handel gebrachten Kühnstege vor, die er als praktisches Hilfsmittel besonders für Akzidenzen bezeichnete; indessen bezweifelte er schon wegen der Kost spieligkeit eine so allgemeine Einführung, daß sie imstande seien, die Kolumnenschnüre zu verdrängen. Dasselbe sei der Fall bei neuen Vogt'schen Satzschließern, welche die Schrift gießerei A. Numrich in Leipzig vertreibt. Man müsse auch be rücksichtigen, daß diese Geräte, sobald sie für den allgemeinen Gebrauch einer Druckerei angeschafft werden, nicht immer sorg fältige Behandlung erfahren und darum schnell abgenutzt würden. Herr Wagner berichtete über den bisherigen Erfolg der auf die Errichtung einer besonderen Klasse für Landschaftszeichnen an der I. Handwerkerschule gerichteten Bestrebungen; in die ausgelegte Teilnehmerliste zeichnete sich noch eine weitere An zahl von Mitgliedern ein. Zum Schluß teilte Herr Lehfeldt noch mit, daß am 24. Sep tember der Kalkulationskurs fortgesetzt werde; die Eröffnung sei mit einem um 1/29 Uhr abends beginnenden Vortrag über Berechnung verschiedenartiger Broschür- und sonstiger Buch binderarbeiten und einer gemeinsamen Besichtigung der für diesen Zweck in Betrieb gesetzten Buchbindermaschinen in der ständigenbuchgewerblichen Ausstellung imPapierhaus verbunden. Schluß der Sitzung 113/4 Uhr. Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Fortsetzung zu Nr. 75. Vergl. Bilder 179 und 180 in Nr. 75 II. Abschnitt Herstellung von Tüten und Beuteln durch vom Blatt arbeitende Maschinen Nach dem Kleistern des Seitenklebstreifens erfolgt Um legen und Schließen desselben durch eine winklige Um legeklappe, welche erst eine Vor- und Abwärtsbewegung macht und nach Schluß des Schlauches an der Seite wieder nach oben zurückgeht. Die Umschlagklappe ist auf die verschiedenen Beutelbreiten einstellbar. Sie hat ferner so viel Spielraum, daß kleine Unterschiede in den Papier breiten bis zu 2 mm keine Schwierigkeiten beim Umlegen des Klebstreifens machen. Es ist jedoch stets darauf zu achten, daß die Papiere genau gleichmäßig geschnitten sind; darin wird auch der Seitenklebstreifen stets gleich breit und die Kleisterung kann bis an die Kante gestellt werden, genau wie bei Handklebung. Hier ist noch einzuschalten, daß der Klebstempel E durch einen Taster selbsttätig ausgeschaltet wird, sobald kein Papierblatt auf dem Falztisch D liegt. Dadurch wird Verschmieren des Formatblechs K beim Leerlauf verhindert, wodurch Störung und Ausschuß entstehen würden. Hiermit ist die Arbeit auf Station I beendigt, und das Formatblech K wird mit dem Beutelschlauch durch eine Wendung der Trommeln zur Station II geführt. Hier er hält der Seitenklebstreifen eine erneute Pressung durch einen mit Gummibelag versehenen Stempel. Auf diese Weise wird erreicht, daß die Seitenklebung auch bei sehr kräftigen Papieren, namentlich bei gefütterten Beuteln, ganz festhält, wenn der Boden gefalzt wird; bei besonders schwierigen Fällen läßt sich dieser Druck auf Stationen Ila bis IIc wiederholen; im übrigen läuft die Schablone K mit dem Beutelschlauch auf diesen Stationen vollständig frei, und der Kleister hat daher genügend Zeit zum Antrocknen. An der nächsten Station III erfolgt das Vorziehen des Beutelschlauchs auf die erforderliche Bodenlänge und zu gleich der Winkelausschnitt an dem Schlauchende. Auf das wagerecht liegende Formatblech schiebt sich eine Schneide vorrichtung, welche einen winkligen Ausschnitt in- dem Boden des Beutelschlauchs anbringt. Gleichzeitig hiermit schließt sich die Zange und zieht den Schlauch um die er forderliche Bodenlänge von dem Formatblech K ab. Durch einen auswechselbaren Anschlag mit Stellschraube wird die Länge des Vorschubes geregelt. Die Winkelschneide-Vor richtung wird entsprechend der Beutelbreite ebenfalls ver setzt, sodaß ihre Stellung immer der Bodenmitte ent spricht. Zu diesem Zweck wird der Haltestift in der Messer führung in der Weise versetzt, daß bei kleinen Beuteln die Stanze tiefer, bei großen Beuteln höher steht. Die ge naue Stellung hierzu ist schon seitens der Maschinenfabrik festgelegt und angezeichnet. Nach dem Abziehen und Ausschneiden des Beutel schlauches auf Station III wird er weiter nach Station IV befördert. Auf diesem Wege streifen zwei Abstreifbürsten etwa hängenbleibende Papierschnitzel vom Bodenausschnitt ab. Die hochstehenden Ränder des Schlauches werden auf Station IV durch zwei seitlich schwingende Klebstempel L auf beiden Seiten mit Kleister versehen, welchen diese von den beiden Kleisterwalzen M (Bild 180 in Nr. 75) abnehmen. Diese Bodenklebstempel L haben die auf Bild 180 gezeichnete Form und sind der Bodengröße des zu fertigenden Beutels entsprechend auszuwechseln. Ihre Stellung ist dahin zu regeln, daß sie von allen Papierrändern etwa 2 mm ab stehen, um Heraustreten des Kleisters beim Bodenfalz zu verhindern. Bei gefütterten Beuteln berühren die Boden klebstempel in gleicher Weise das Außenpapier wie auch das überstehende Futterpapier und versehen beide mit Kleister. Falls kein Beutelschlauch auf dem Formatblech ist, kann dieses nicht verschmiert werden, da sich nur die beiden Bodenklebstempel berühren. • Nach dem Kleistern der Bodenkanten und Zipfel treten beide Klebstempel L wieder zurück und ziehen durch die Klebkraft des Kleisters die beiden Schlauchwände etwas auseinander, sodaß sich in diesem Augenblick die schaufel förmigen Vorfalzkeile von oben in den halbgeöffneten Boden hineinschieben können. Hierbei öffnen sich diese und falzen das Bodenquadrat in einer halbkreisförmigen Auswärtsbewegung auseinander, während zwei Seiten schieber die schrägen Bodenkanten scharf andrücken. Vor falzkeile und Seitenschieber sind bei Veränderung der Beutelbreite, welche ja auch Veränderung der Bodengröße hervorruft, auszuwechseln. Bei Längen-Veränderung des Beutels und gleichbleibender Breite ist Auswechselung der Boden-Kleb- und Falzteile nicht erforderlich. Ist das Bodenquadrat gefalzt, so wird der Beutel nach Station V geschoben, wo er geschlossen wird. In diesem wichtigsten Arbeitsvorgang wird der Boden so ineinander geschoben und die beiden Bodenhälften so eng verbunden, daß Futter- und Außenpapiei' völlig pulverdicht mit ein ander verklebt sind. Dadurch gelangt nichts von der Ware zwischen Futter- und Außenpapier oder die beiden Boden hälften und der Klebstoff nicht auf die Innenseite des Bodens, wodurch der Beutel verklebt werden würde. Bei diesem Arbeitsgang werden die auf Station IV ge kleisterten und vorgefalzten Bodenhälften durch einen von oben kommenden Falzkegel so zusammengelegt, daß die eine Bodenhälfte sich unter die andere schiebt. Hierauf legen sich zwei Mittelbleche, welche die Breite des Bodens angeben, von beiden Seiten auf das Bodenquadrat, dann legen zwei Seitenschieber die beiden Bodenzipfel über einander und verleihen damit dem schon vorher vollständig geschlossenen Boden einen weiteren sicheren Verschluß und gleichmäßige, symmetrische Faltung. Die Mittel- und Seitenbleche sind der Bodengröße entsprechend auszu wechseln und der Bodenkegel nach der Marke zu ver schieben, wie überhaupt alle Stellungen der auszu wechselnden Teile schon seitens der Fabrik aufs genaueste durch markierte Linien-Einschnitte festgelegt sind. Der fertig geklebte und geschlossene Beutel wird jetzt nach Station VI geführt, wo der Boden einen weiteren Druck zum besseren Zusammenhalten durch den Stempel G (Bild 180 in Nr. 75) erhält, welcher zum besseren Abdrücken des Bodens beim Hochgang des Stempels in der Mitte einen federnden Druckstift hat. Hierauf wird der Beutel nach der letzten Station VII geschoben, woselbst das Umlegen des Bodens auf die Beutel-Rückseite erfolgt. Zu diesem Zweck ist auf der Schablonenführung N an der Station VII eine Erhöhung, welche dem Boden beim Aufschieben Neigung nach unten gibt, worauf er durch eine Wende- Vorrichtung flach an die Beutel - Rückseite gelegt wird. Hiernach wird die hochstehende Bodenkante von einer Zange erfaßt und der Beutel nach oben gezogen, bis er von dem Formatblech frei ist. Auf dem höchsten Punkte läßt die Zange den Beutel los, und dieser fällt in eine Wende-Vorrichtung, welche ihn mittels Rechens, mit dem Boden nach unten, in den Sammelkasten H befördert. Bewegliche Seitenhalter schieben sich hinter ihn, damit er nicht zurückfällt. Kommt durch irgend einen Fehler im Papier oder dem Arbeitsvorgang ein mangelhaft gefalzter Beutel an, welchen die Auswerferzange am Boden nicht erfassen kann, so wird