Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG 2900 Nr. 75 Wasserkräfte in Bayern Von den durch die Wasserkraft-Abteilung der Kgl. Obersten Baubehörde nach Stärke und Ausnutzbarkeit festgestellten Wasserkräften hat das bayrische Verkehrsministerium für die Zwecke des elektrischen Bahnbetriebes 7 bedeutende Gefälle belegt, und die Verkehrsverwaltung beabsichtigt, diese Wasser kräfte in dem Maß, als es die Einführung des elektrischen Bahn betriebes erforderlich macht, auf ihre Kosten auszubauen und den Betrieb der Kraftwerke zu übernehmen. Die übrigen staatlichen Wasserkräfte in Bayern sind sohin für andere Zwecke verfügbar; dabei darf er wartet werden, daß sich die Verkehrsverwaltung an dem Ausbau • einiger größerer Wasserkräfte beteiligen und im Bedarfsfälle von Privatkraftwerken elektrische Energie ab- nehmen wird. Hierbei kommen als bauwürdig nach den bis herigen Aufnahmen der Obersten Baubehörde besonders in Be tracht: Gefällestufen der Iller (Unterlauf), der Donau (bayerischer Oberlauf), des Lechs (von Lechbruck abwärts), der Wertach, der Isar (oberhalb des Walchensees und unterhalb Moosburg), der Ammer, der Loisach, des Inns, der Leitzach, des Spitzing sees bei Schliersee, des Aubachs bei Niederaudorf (Inntal), der Alz (die untere Stufe), der Saalach (unterhalb des künftigen staatlichen Bahn Kraftwerkes), der Salzach, der Sur (Waginger- See) und der Weißach bei Oberstaufen (Algäu). Die Wasserkraft - Abteilung der Obersten Baubehörde ist gern bereit, Aufschluß zu erteilen, auch können bei ihr die Entwürfe für die einzelnen Kraftwerke eingesehen werden. (Zeitschrift des Bayer. Revisions-Vereins) Papiermacher-Berufsgenossenschaft Sektion I (Bayern r. d. Rh.) Dem uns vorliegenden Jahresbericht für 1908 entnehmen wir folgendes: Die Sektion umfaßte am Jahresschluß 107 Gesamtbetriebe (einschließlich Zweig- und Nebenbetriebe) mit 7473 ver sicherten Personen (1907: 109 Betriebe mit 7286 Arbeitern), für welche 6298000 M. (6048000 M. im Vorjahr) Löhne nach gewiesen wurden. An Entschädigungen wurden seitens der Sektion 112207 M, (106800 M.) verausgabt. Die Zahl der gemeldeten Unfälle be trug 494 (gegen 415 i. V.), von welchen 5 den Tod zur Folge hatten und 97 sich entschädigungspflichtig gestalteten. Die Kosten der Betriebsbesichtigung (Unfallverhütung) be trugen 916 M. (1031 M.), die Kosten der Unfalluntersuchung 3643 M. (3011 M ), während die eigentlichen Verwaltungskosten sich auf 8059 M. beliefen. Rentenempfänger zählte die Sektion im ganzen 705, darunter 611 Invaliden, 36 Witwen, 55 Waisen, 3 Ascendenten. Der auf die Sektion entfallende Anteil an der Gesamtbelastung der Ge nossenschaft betrug 143 826 M. Die Zahl der erlassenen Bescheide war 205 gegen 160 im Vorjahr und 124 im Jahre 1906. Von 44 (37) Fällen, welche die Schiedsgerichte beschäftigten, wurden 26 (20) zugunsten der Sektion, 8 (7) zugunsten der Verletzten, 4 durch Vergleiche er ledigt, während 6 in das neue Jahre übergingen. Von 8 (9) Re kursen, welche gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte eingelegt wurden, sind 6 zugunsten der Genossenschaft ent schieden, 2 in das neue Jahr übertragen worden. Aus dieser Statistik geht hervor, daß, obwohl die Ent schädigungsleistungen für Schadenfälle aus den Vorjahren bedeutenden Rückgang aufweisen, erfreulicherweise die Zahl der Berufungen und Rekurse keineswegs im gleichen Ver hältnis mit der stark gewachsenen Zahl der Bescheide zu genommen hat. Man darf wohl diese Erscheinung als einen' Erfolg der sich verbreitenden Einsicht betrachten, daß die Berufsgenossenschaft nicht Prozeßpartei ist, sondern im' Geist des Gesetzes gerechte Unfallentschädigungen ge währen will. Gegen den neuen Entwurf einer Reichs-Versicherungs ordnung hat sich auch die Sektion I unter eingehender Be gründung erklärt, insbesondere gegen die in dem Gesetz entwurf zum Ausdruck kommenden Beschränkungen der Rechte der Berufsgenossenschaften und gegen die beab sichtigten einschneidenden Veränderungen im Verfahren die mit Erschwerung des Geschäftsganges und außerordent licher Vermehrung der Streitfälle verbunden sein werden- Es ist zu wünschen, daß die aus allen Kreisen vor gebrachten ebenso zahlreichen wie wohlbegründeten Be denken seitens der maßgebenden Kreise volle Würdigung finden. K. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Auszüge aus der Literatur der Zellstoff- und Papier-Chemie verfaßt und zusammengestellt im Auftrage des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker von dem Geschäftsführer Prof. Dr. Carl G. Schivalbe, Darmstadt Fortsetzung zu Nr. 74, S. 2863 4. Kochung Selenbeimengung in der Sulfitkochlauge. P.-F. 7, Fest heft S. 40. [1909] Schweflige Säure in einer Sulfitlösung, mit Spuren von Selen versetzt und auf 135 0 C. erhitzt, wird durch katalytische Wirkung des Selens binnen 4 Stunden zu 8/, in Schwefelsäure verwandelt. Bei Verwendung selenhaltiger Kiese erhält man häufig braungraue Zellulose; erstklassige Zellulose läßt sich mit selenhaltigen Kiesen nicht herstellen. Ein Fortschritt in säurefesten Auskleidungen. Paper Trade Journal, Convention Number 1909 S. 158. Die für Auskleidung von Kochern verwendete »Panze«masse hat sich durch Zusätze so verbessern lassen, daß sie auch stärkeren Säuren widersteht. W. H. Philippi, Verwendung von Sulfitzelluloseablauge zum Gerben, DR 348. Kl. 28. Zusatz zum DRP 195643. Nach P.-Z. 34, 2294. [1909] Nach dem Hauptpatent ist die mit Soda und Alaun be handelte Ablauge zu Gerbzwecken verwendbar. Um jedoch das Mißfarbigwerden des Leders durch das beim Gerbprozeß frei werdende Alkali zu verhüten, ist es zweckmäßig, beim Gerben Salzsäure zuzusetzen. Herstellung von Alkohol aus Sulfitablauge. P.-Z. 34, 1682. [1909] In Schweden soll Alkohol aus Sulfitablauge nach Ekström hergestellt werden. Ein weiteres Verfahren rührt von Wallin her. Man hofft in Schweden, 30 Millionen Liter Alkohol ge winnen zu können, wenn alle Sulfitzellstoffabriken das Ver fahren aufnehmen. (Ueber die Alkoholausbeute aus Sulfitlaugc vergleiche man diese Referate Heft 3, S. 56. Anni, des Ref.) Max Müller, Ueber die Lage der deutschen Sulfät-Holz- zellstoff-Industrie. W.-B. 40, 1982—1986. [1909] In Deutschland sind 13900000 ha Waldfläche, davon 6000000 ha Kiefernhölzer, die für Sulfatstofferzeugung bevorzugt werden, wenn auch alle übrigen Holzarten mit .Sulfatlaugen auf geschlossen werden können. Trotzdem hat sich die deutsche Sulfatzellstoffindustrie außerordentlich schleppend entwickelt (1907 nur 3,65 v. H. der Zellstofferzeugung). Grund für diese zurückgebliebene Entwicklung ist vor allem die bisher noch un gelöste Geruchsfrage. Wird diese völlig gelöst, so erscheint die Zukunft der Sulfatzellstoffindustrie in sehr günstigem Licht. Holz und Schälabfälle lassen sich nach dem Sulfatverfahren anstandslos verarbeiten. Die Ausarbeitung des Verfahrens hin sichtlich der Regeneration der Laugen ist in vollendeter Weise durchgeführt, dagegen ist der Frage des Ausbringens an Zell stoff noch nicht genügende Beachtung geschenkt. Von bleich fähigem Sulfatstoff werden oft nur 60 v. H. der Ausbeute an Kraftstoff erhalten. Die Ursache ist weniger in der Verwendung von Zellstoff lösenden Alkalien als in hohen Betriebsdrucken und -Temperaturen zu suchen. Es hat sich gezeigt, daß man mit 5 Atmosphären bei geeigneter Apparatur auskommen kann. Man wählt die hohen Kochtemperaturen und Drucke, um bei Verarbeitung von Holzgemischen sicher Weichkochung zu er reichen. Bei sorgfältiger Holzsortierung wird man besseres Ausbringen erreichen. Die Herstellung weißen Sulfatzellstoffs, der ungebleicht verwendet werden kann, ist ein weiteres Problem der Sulfatzellstoffindustrie. Von den Nebenprodukten werden Kalk und Chlorkalkrückstände bereits nutzbringend ver wendet. Die Gewinnung von Kienöl aus dem Kocherabdampf wird zurzeit bearbeitet. Die Nutzbarmachung der organischen Substanz der Ablauge ist bisher nicht gelungen. A. Klein, Deutsche Kraftpapiere. P.-F. 7, Festheft S. 24 bis 25. [1909] Kraftzellstoff wird mit Lauge von 8° bis 15 0 B. gekocht. Die Laugen haben beim reinen Sulfatverfahren 20 bis 25 v. H Schwefelnatriumgehalt, beim gemischten Sulfatverfahren (Ersatz teilweise durch Soda, teilweise durch Sulfat) 6 bis 10 v. H. Schwefelnatrium. Während das erste Verfahren billiger arbeitet, zeichnet sich das zweite durch geringere Geruchsentwicklung