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2872 PAPIER-ZEITUNG Nr. 74 Offenbach a. M. Graphische Vereinigung. Am 13. Januar waren im Vereinslokal die Neujahrskarten ausgelegt; gleich zeitig kam auch der Neujahrskarten-Austausch vom V. D T. G., an dem sich etwa 26 Vereine, darunter auch unsere Vereinigung, beteiligten, zur Ausstellung. Herr Heinrich Neu und Herr Julius Wernicke hatten in bereitwilligster Weise die Be sprechung der Arbeiten übernommen. Die folgende Aussprache war rege und der Besuch ausnahmsweise gut. Ferner wurden die Wettbewerbsbedingungen zur Erlangung eines Quartbrief bogens, eines dazu passenden Umschlags und einer Postkarte vom V. D. T. G. ausgegeben. Am 11. Februar sprach Herr Maler und Photograph Oswald Zieger über »Die verschiedenen Druckverfahren in der Photographie«. Unterstützt durch reich haltiges Ausstellungsmaterial gelang es dem Vortragenden, den Anwesenden ein klares Bild von der fortschreitenden Kunst in der Photographie zu geben. Einige praktische Erläuterungen ergänzten die Ausführungen. Hauptsächlich wurden die Salz-, Albumin-, Zelloidin-, Bromsilber-, Platin-, Pigment- und Gummi druckverfahren erklärt, sowie auch über Autochrom, Malerei und Photo-Skizze gesprochen. Ferner wurde die Farbenphoto graphie erklärt, und Vortragender gab am Schluß seines Referats noch auf verschiedene Anfragen Auskunft Am 3. Februar wurden Arbeiten von verschiedenen Offenbacher Druckereien ausgelegt, die in Satz und Druck mustergiltig waren. «Ferner sandte die Firma Dornemann & Co. in Magdeburg »Ferrotypen«, die besonders für Zeitungs-, Plakat- und Tütendruckereien zu empfehlen sind. Am 3. März sprach Herr Franz Fischer über den Normal-Druckpreis-Tarif. Am 7. April: Auslage von Arbeiten der fachlichen Fortbildungsschule für Buchdrucker in München sowie schlechter Druckarbeiten aus der Praxis und deren Verbesserungen. Das beigegebene Referat verlas der Vorsitzende, eine lebhafte Aussprache schloß sich an. Am 14. April wurde in einer geschäftlichen Sitzung u. a. eine Ein ladung der Frankfurter Typographischen Gesellschaft zu einem Ausflug nach Frankenthal verlesen. Gleichzeitig wurden einige Schriftgießererei-Neuheiten ausgelegt. Am 5. Mai veranstaltete unsere Vereinigung eine Ausstellung von Heidelberger und Wormser Drucksachen. Die Entwürfe unserer Vereinigung wurden der Sendung beigefügt. Am Sonntag, 8. Mai, unter nahmen unsere Mitglieder in Gemeinschaft mit der Frankfurter Typographischen Gesellschaft einen Ausflug nach Frankenthal zur Besichtigung der dortigen Maschinenfabrik. Es wurden ver schiedene Rotations- und Mehrfarben-Rotationsmasehinen in Be trieb vorgeführt. Auf der Rückfahrt besuchten wir noch die Wormser Kollegen und verweilten kurze Zeit bei Musik- und Gesangsvorträgen. Am 26. Mai hielt unser Mitglied Herr Karl Adam einen Vortrag über das »Aetzen«. Der Vortragende er läuterte seine Ausführungen durch praktische Vorführungen. In der Aussprache wurden noch manche Unklarheiten be richtigt. Mittwoch, 16. Juni, wurde eine Rundsendung Essener Drucksachen sowie Wettbewerbe der Typographischen Ver einigung Essen im Vereinslokal ausgelegt. Bei den Arbeiten aus der Praxis kann man sehen, daß dem Setzer weniger freie Hand gelassen wurde undderBesteller größtenteils ein gewichtiges Wort mitzureden hatte, sonst wäre sicher manche Arbeit nicht so bunt ausgefallen und das Ornament nicht so überreich zur Anwendung gekommen. Die Wettbewerbsarbeiten sind mehr der modernen Richtung angepaßt. Die Schnittarbeiten lassen eine geübte Hand erkennen. Mittwoch, 16. Juli: Auslage von Druckarbeiten von verschiedenen Typographischen Ver einigungen sowie einiger Neuheiten hiesiger sowie auswärtiger Schriftgießereien. —Re. Lohn- und Hrbeitsverhältnisse im Steindruckgewerbe. Der Vorstand des Zentralverbandes der Lithographen und Stein drucker hat über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der An gehörigen dieses Verbandes im Jahre 1908 Erhebungen veran staltet und dem Ergebnis derselben das einer gleichen Statistik aus dem Jahre 1903 gegenübergestellt. Danach waren an der Aufnahme beteiligt im Jahre 1903 2956 Lithographen und 4878 Steindrucker, zusammen 7834 Gehilfen, im Jahre 1908 3921 Litho graphen und 7720 Steindrucker, zusammen n 641 Gehilfen. Der Durchschnittswochenlohn betrug bei den Lithographen im Jahre 1903 27 M. 56 Pf., im Jahre 1908 30 M. 22 Pf, er stieg also um 2 M. 66 Pf. oder 9,69 v. H. Die Steindrucker hatten einen Durchschnittswochenlohn von 26 M. 30 Pf. im Jahre 1903 und einen solchen von 28 M. 47 Pf. im Jahre 1908, der Lohn nahm also um 2 M. 17 Pf. oder 8,21 v. H. zu. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit ging bei den Lithographen von 51 Stunden 12 Minuten im Jahre 1903 auf 49 Stunden 6 Minuten im Jahre 1908, also um 2 Stunden 6 Minuten oder 4,10 v. H., bei den Steindruckern von 55 Stunden 15 Minuten auf 54 Stunden 6 Minuten, demnach um 1 Stunde 9 Minuten oder 2,08 v. H. zurück. Entsprechend der Verkürzung der Arbeitszeit und der Erhöhung des Wochenlohnes stieg der durchschnittliche Stunden lohn bei den Lithographen von 53,9 auf 61,6 Pf., also um 7,7 Pf. oder um 14,29 v. H., bei den Steindruckern von 47,6 auf 52,8 Pf., demnach um 5,2 Pf., oder um 10,92 v. H. (Leipziger Neueste Nachrichten) Einheitliche Schriftformen für Schulbücher. Nr. 29 des bayr. Kultusministerialblattes veröffentlicht eine Ministerial entschließung über die Einführung einheitlicher Schriftformen für den Schreibunterricht an den Volks- und Mittelschulen. In der Anlage folgen Schriftmuster für deutsche und lateinische Schrift, die nach übereinstimmenden Gutachten des Obersten Schulrats und der Landesschulkommission als Weisung zu gleichmäßiger Darstellung der Schriftformen beim Schreib unterricht in den Schulen dienen und die störenden Ver schiedenheiten beseitigen sollen, die bisher beim Uebergang von einer Klasse oder von einer Schule zur andern oder beim Wechsel der ersten Schulbücher nicht selten wahrgenommen wurden. Die Anlage gibt ferner Schriftformen für griechische Schrift, die beim Schreibunterricht für die griechische Sprache an den humanistischen Gymnasien anzuwenden sind. Nach Ab lauf des Schuljahres 1911/12 sollen in den Volksschulen nur mehr Lehrmittel mit den neuen Schriftformen benutzt werden. Einzelne Abdrücke dieser Ministerialentschließung sind um 15 Pf., einzelne Abdrücke der Beilage um 10 Pf., fünf Abdrücke der Beilage um 40 Pf., zehn Abdrücke der Beilage um 75 Pf. bei der Hofbuchdruckerei Kastner & Callwey in München, Finkenstr. 2, portofrei zu erhalten. M. Signalstab für Maschinenmeister. Die Buchdruckschnell pressen werden immer größer gebaut, und ihre Leistungsfähig keit wird immer mehr gesteigert, damit wächst der Lärm im Maschinensaal. Er ist in vielen Buchdruckereien so groß, daß es manchem Maschinenmeister schwerfällt, sich mit seinem An leger schnell zu verständigen, besonders wenn er wegen »Spießen« oder dgl. oft »Halt« rufen muß. Ein Maschinen meister, der sehr unter dieser Unzuträglichkeit leiden mußte, hat sich an einem ungefähr 50 cm langen Stecken eine etwa 13 cm große runde weiße Papptafel befestigt; auf den beiden Seiten dieser Tafel steht ein fast die ganze Fläche füllendes H, das aus schwarzem Papier hergestellt ist. Diese kleine Vor richtung befindet sich beim Bogenfänger. Sowie dieser sieht, daß etwas an der Druckarbeit nicht ordnungsmäßig ist, hält er den Signalstab so hoch, daß der Anleger ihn sehen muß. Die Vorrichtung hat Aehnlichkeit mit den Signalstäben, womit die diensthabenden Beamten auf der Berliner Stadt- und Ringbahn das Abfahrtzeichen geben. X Ortsübliche Tagelöhne für Berlin. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg hat auf Grund des § 8 des Krankenkassen gesetzes den Betrag der ortsüblichen Tagelöhne für Berlin folgendermaßen festgesetzt: für erwachsene männliche Personen über 16 Jahre 3 M. 60 Pf. (bisher 2 M. 90 Pf.), für erwachsene weibliche Personen 2 M. 20 Pf. (bisher 1 M. 60 Pf.), für jugend liche männliche Personen unter 16 Jahren 1 M. 80 Pf. (bisher 1 M. 40 Pf.), für jugendliche weibliche Personen 1 M. 40 Pf. (bisher 1 M. 10 Pf. Diese Tagelohnsätze bilden den Maßstab für die Bemessung des Krankengeldes und der Beiträge bei der Gemeinde-Krankenversicherung und des Krankengeldes der freien Hilfskassen, welche dem § 75 des Krankenkassengesetzes entsprechen und damit die Befreiung ihrer Mitglieder vom Bei tritt zu einer Ortskrankenkasse erreichen. Gleichzeitig wird das Dreihundertfache der Tagelohnsätze für erwachsene Personen der Berechnung der Unfallrente bei solchen Personen (Lehrlingen, Arbeits- und Laufburschen, Lehrmädchen, Bogenfängerinnen) als Jahresarbeitsverdienst zugrunde gelegt, deren Lohn geringer war als dieser Betrag. Die neuen Tagelohnsätze treten am r. April 1910 in Kraft. Demnach würde die Rente eines vollständig erwerbs unfähigen Lehrlings, die jetzt im Monat 48 M. 35 Pf. beträgt, sich von dieser Zeit ab auf 60 M. stellen, und ein gering ent lohntes Lehrmädchen würde unter den gleichen Verhältnissen 36 M. 70 Pf. erhalten, während sie jetzt nur 26 M. 70 Pf. monat lich erhält. Büchertisch Deutsche Kunst und Dekoration, herausgegeben von Alexander Koch in Darmstadt. Jährlich 12 Hefte. Preis 24 M., Einzelpreis des Heftes 2 M. 50 Pf. Das Septemberheft beschäftigt sich in der Hauptsache mit kirchlicher Kunst und deren Ausgestaltung im Sinne der neueren Kunstanschauungen. Es bringt zahlreiche Bilder von der Aus stellung für christliche Kunst in Düsseldorf. Tafelbilder, Wand malereien, Zeichnungen, Holzschnitte und Typendrvcke, Fenster verglasung, Statuen, alle Zweige kirchlicher Kunst sind durch gute Bilder veranschaulicht. Unter ihnen sind auch Entwürfe von Kolo Moser für die Ausmalung der Heiligen Geist-Kirche in Düsseldorf, die mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurden. Daneben sind die preisgekrönten Plakatentwürfe aus dem Wett bewerb der Firma Günther Wagner, japanische Vasen und englischer Schmuck abgebildet. Diesem Bilderteil schließt sich der gleich wertvolle Text an, sodaß dies Heft den Jahrgang würdig abschließt.