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Nr. 71 PAPIER-ZEITUNG 2749 Auch ist es nicht wahrscheinlich, daß Alaun Jod in Freiheit setzen kann; freie Säuren sind aber in den seltensten Fällen im Papier, ebensowenig Chlor und Hypochlorit. Beadle glaubt vielmehr, daß Sauerstoff und Wasserstoffsuperoxyd Jod aus der Jodkaliumlösung in Freiheit setzen, besonders leicht bei Gegen wart von Feuchtigkeit, Papier und Sonnenlicht. Jod reagiert mit der Stärke; wird das Papier trocken, so hört die Einwirkung auf. Die Tatsache, daß Jodstärke im Licht ausbleicht, ist auf die Zersetzung des Wassers durch Jod unter Bildung von Jodwasserstoff und Sauerstoff zurückzuführen. Die Verwendung von Papieren mit Jod und Jodkalium und Stärke getränkt zum quantitativen Ozonnachweis ist nach dem Vorhergehenden von zweifelhaftem Wert. Paul Klemm, Unschädlichkeit von Papieren für Metalle und Prüfung derselben. W.-B. 40, 1675—1681 [1909]. Oxydationswirkungen kann ein Papier hervorrufen, wenn es, was sehr selten der Fall, freies Chlor oder freie Mineralsäure (Schwefelsäure, Salzsäure, Schwefligsäure) oder häufiger über schüssiges Aluminiumsulfat enthält. Das Rosten von Stahl waren tritt häufig erst bei feuchtem Lagern und Temperatur wechsel auf. Auch bei indifferenten Papieren kann übrigens Rosten durch Kondensation von Wasserdampf auf dem Metall eintreten. Sulfidbildungen können auftreten, wenn Sulfit- oder Sulfat zellstoffpapiere Verwendung finden. Besonders die ungebleichten Stoffe sind gefährlich, da sie Reste von Schwefligsäure verbindungen, Calciummonosulfit, Sulfide, ja Schwefel enthalten können. Gebleichte Stoffe sind weniger gefährlich, da aus den schwefligsauren Salzen im Bleichprozeß schwefelsaure gebildet werden, die keinen Schwefel abzugeben vermögen. Zur Prüfung ist die Stockmeier’sche Probe zu empfehlen, jedoch kann man von der Temperaturerhöhung absehen und also einfach im feuchtigkeitsgesättigten Raum 24 Stunden und länger Stahlwaren im Kontakt mit dem zu untersuchenden Papier belassen. Auf Möglichkeit der Sulfidbildung wird durch Erwärmen von Metall und Papier in inniger Berührung geprüft. Schwefligsaure Ver bindungen können leicht mit jodsaurem Kali-Stärkepapier, Sulfide nach dem Ansäuern des wässrigen Papierauszugs mit Bleipapier, erkannt werden. Schwefel weist man durch Aus ziehen mit Chloroform nach. Zigarettenpapierasche. Paper Making 28, 152 [1909]. Die Asche enthält Magnesiumoxyd oder Calciumoxyd, oder Gemische beider, die aus den absichtlich dem Papierstoff zu gesetzten Karbonaten stammen. Das Bestimmen der Farbtöne. Paper Making 28, 102 bis 110 [1909]. Uebersicht über die vorgeschlagenen Kolorimetertypen. Weiße Kalkpünktchen in gefärbten Zellulosepapieren. W.-B. 40, 2497—2498 [1909]. Erörterung der Entstehungsursachen: Fehlerhafte Sulfitzell stoffkochung, Absatz von Wasserstein in Rohrleitungen und zeitweilige Loslösung desselben. Zur Entfernung wird auf 100 kg Stoff der Zusatz von 3 1 Salzsäure empfohlen. Nachweisen von künstlichem Blau (Anilin) in Kaolin oder Chinaclay. P.-F. 7, 526 [1909]. Ausziehen mit Alkohol oder Ausbleichen durch Belichtung. Leop. Skark, Chromate als Papierfarbstoffe. P.-F. 7, 652—654 [1909]. Die an anderer Stelle bereits referierte Arbeit enthält Aus führliches über den qualitativen und quantitativen Nachweis von Bleichromat in Papieren. Hans Wrede, Quantitative Bestimmung des Aufnahme vermögens von Farbstoffen auf Papierfasem. P.-F. 7, Fest heft, S. 43—46 [1909]. Zur Bestimmung des Aufnahmevermögens verschiedener Fasern für bestimmte Farbstoffgruppen schlägt Wrede vor, 25 g trocken gedachten Halbstoffs mit Wasser zum Brei aufzu schlagen, den Brei in einen 1 Liter Erlenmeyer-Kolben (mit 1 Liter-Marke am Halse) zu füllen, 200 ccm einer iprozentigen Farblösung ‘hinzuzufügen, mit Wasser bis zur Litermarke auf zufüllen, den Kolben zu schließen und gut durchzuschütteln. Man soll [das Ganze genau 1 Stunde stehen lassen, dann durch ein feines Siebfilter absaugen. Vom Filtrat wird ein aliquoter Teil (50 oder 100 ccm, je nach Intensität) in einen 1 Liter messzylinder gebracht. In einem zweiten, aus gleich klarem Glase bestehenden Zylinder befindet sich 1 Liter Wasser, dem so lange Farblösung (iproz. oder o,iproz.) zugefügt wird, bis die Farbintensität der Lösung im ersten Zylinder erreicht ist. Die sich ergebenden Farbstoffmengen werden für 100 g Zell stoff umgerechnet. Bei Ausführung der Methode ist zu berück sichtigen, daß Konzentration, Temperatur und Zeitdauer von Einfluß sind. In einer Tabelle wird die Aufnahmefähigkeit 14 verschiedener Zellstoffmaterialien für Methylenblau und Dianilblau angegeben. A. Steinschneider, Zur Harzbestimmung in Sulfitzell stoffen. Zeitschr. f. angew. Chemie 22, 1410—1411 [1909]. Aether- und Alkoholextrakte der Sulfitzellstoffe sind, nach den Verseifungs- und Harzzahlen zu schließen, identisch. Der Grund dafür, daß bei der Alkoholextraktion mehr gefunden wird, dürfte darin zu suchen sein, daß diese Extraktion bei höherer Temperatur (etwa 60°) vorgenommen wird. Die Extrakte zeigen die Kolophoniumreaktion und lösen sich in heißem Methyl-Aethylalkohol und Eisessig; beim Erkalten scheiden sich kristallinische Niederschläge ab. Absolute Werte für Harz wird man durch die länger dauernde (20—24 Stunden) Alkoholextraktion feststellen; für Vergleichswerte genügt die 5 Stunden dauernde Aetherextraktion. Carl G. Schwalbe, Zur Analyse von Harz und Harzleim. P. F. 7, Festheft, S. 19—23 [1909]. Zur Vereinfachung der Wägungen wird als zweckmäßig die Verwendung größerer Mengen (20 g und mehr) empfohlen. Wünschenswert erscheint Berücksichtigung des Gehalts an un verseifbarem Terpentin und Soda. Zur Wasserbestimmung kann Destillation mit Petroleum dienen; es wird bei dieser Methode nur das entweichende Wasser, nicht aber entweichendes Harz öl und Terpentinöl bestimmt. Leimproben, P.-F- 7, 572 [1909]. Das Kollmann-Verfahren, Auftropfen von Phenolphtalein auf die eine Seite, von 1 prozentiger Natronlauge auf die Rückseite des Papiers, ist brauchbar. Besser noch ist einseitige Färbung mit einem roten Farbstoff, wie sie auch von Klemm empfohlen wird. Fortsetzung folgt. Werkmeister ‘als Samariter Die Zeilen des Herrn Raab in Nr. 62 S. 2448 verdienen alle Aufmerksamkeit. Es wird in diesem Punkt noch viel gesündigt zum Schaden des Arbeitgebers wie des Arbeiters. Besonders verhängnisvoll kann solche Unterlassung werden, wenn sich die Fabrik stundenweit von der Stadt und dem Arzt befindet. Es stände mit den Folgen so mancher Verletzung besser, wenn sofort verständige Hilfe zur Hand wäre. In einer kleineren Fabrik war ein Meister angestellt, der in diesem Punkt sehr gewissenhaft war. Da trotz der berufs genossenschaftlichen Vorschrift Verbandstoff und Verbandkasten fehlte, stand er den Verletzten mit seinem eigenen Notverband kasten zur Hilfe bereit. Als dessen Inhalt so ziemlich auf gebraucht war, bat er den Prokuristen um etwas Ersatz, wurde aber ausgelacht. Ja, man sagte, der Mann kläre die Arbeiter auf usw., und mißtraute ihm deshalb. Da die Fabrik aber viele gefährliche Winkel und Riemen aufwies (einen Aufsichts beamten sah man in dieser Fabrik selten!), hatte der Mann keine Ruhe und ließ sich vom Fabrikszimmermann einenWandschrank bauen, den er als Notverbandkasten herrichtete im guten Glauben, die nötigen Geräte und Verbandstoffe zu erhalten. Er erhielt aber nur alte Wäsche und Bettleinen mit dem Bemerken, hieraus Binden herzustellen. Anderseits habe ich einen Fabrikleiter kennen gelernt, der seinen Unterbeamten auf eigene Rechnung wohlausgerüstete Taschenapotheken übergab, welche diese stets im Dienst bei sich führen mußten. Um zu prüfen, ob diese ihre Apotheken stets ausgerüstet hatten, spiegelte dieser Betriebsleiter zuweilen Unwohlsein oder Verletzung vor und ließ sich etwas verab reichen. Die Ausbildung als Samariter ist jedem Angestellten und Arbeiter zu empfehlen. In einer Fabrik ließen wir Beamte uns sämtlich nach dem Besuch eines Samariterkursus prüfen, und wir haben es nie bereut. Unentgeltliche Verteilung des Heftchens (15 Pf.) »Wie können wir helfen bei Unglücksfällen bis zur Ankunft des Arztes« an die Angestellten und Arbeiter ist jeder Fabrikleitung zu empfehlen. Fr. Schneider