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Nr. 67 PAPIER-ZEITUNG 2599 angerichtet werden könnte.« (Schwäbische Chronik 1908 Nr. 600.) Der bewegliche Stau ist an bestimmte Kon struktionsverhältnisse gebunden, indem eben die Wehrlänge einen bestimmten Mindestdurchmesser bedingt, und daher der bewegliche Stau unter Umständen größer werden muß als beabsichtigt war. Für die Anlage in Poppenweiler wurde seinerzeit, ehe man sich für ein Walzenwehr ent schloß, ein beweglicher Stau von 1 m in Aussicht ge nommen, die Ausführung zwang jedoch zur Konstruktion von Walzen mit 3,80 m Durchmesser. Jedenfalls entspricht das Walzenwehr nicht unbedingt dem 1 laupterfordernis be- Bezner dadurch gelöst, d iß eine zwischen den Dachplatten am Flußmauerwerk geführte Stange an mehreren Stellen durch Seile und dergl. mit dem beweglichen freien Platten ende verbunden ist. Durch Längsverschieben der Stange ziehen die Verbindungsseile an oder lassen nach, wodurch im ersten Falle die Wehrkrone erhöht wird, während sie im andern Falle selbsttätig unter dem Wasserdruck sinkt. Die. Wehranlage (siehe schematische Ansichten Bilder 1 3) zerfällt in den Wehraufsatz und eine am Ufer liegende Hebevorrichtung (Windwerk). Der bewegliche Aufsatz kann auf jeder festen Wehrkrone befestigt werden und besteht vreglicher Wehre, daß es sicheren und raschen Abstau ge währleisten soll. Dagegen entspricht ein Hauptvertreter der zweiten Gattung beweglicher Wehre diesem Erfordernis bedingungs los. Dies ist das sogenannte Dachwehr oder Klappcnwehr, das schematisch in Bildern 1—3 dargestellt ist. Das Wehr besteht aus zwei scharnierartig miteinander verbundenen Klappen, von denen die eine an der Flußsohle angelenkt ist, während die andere frei beweglich lagert. Durch Anziehen des freien, beweglichen Endes, zweck mäßig auf schiefer Ebene, wird die Wehrkrone erhöht, während beim Nachlassen des Zuges die Wehrkrone selbst tätig unter dem Wasserdruck niedergelegt wird. Dieses Niederlegen geschieht dann derart, daß dem Treibeis und der Geschiebebewegung kein Widerstand entgegentritt, in dem das Wehr flach und ohne Erhöhung der Flußsohle sich anschmiegt. Das Anwendungsgebiet dieser Wehre er streckt sich hauptsächlich auf die Erhöhung bestehender fester Wehre, falls wegen sonst eintretender Hochwasser gefahr oder wegen sonstiger Auffüllung der Staugraben sohle durch Geschiebe eine feste Erhöhung sich verbietet. Dieselbe Anordnung ist auch bei Gesamtwehren, bei Ab schlüssen von Grundablässen, für Floßdurchlässe, Schleusen und dergleichen mit Vorteil anwendbar, da teure Wasser bauten vermieden werden, und das Umlegen durch steigenden Wasserdruck unterstützt wird. Wasserverhältnisse und Konstruktionseigentümlichkeiten sind also miteinander zur Erfüllung des Zwecks, dem dieses Wehr dient, gemeinsam tätig. Allgemein ist man bestrebt, bei Frost möglichst bald oberhalb des Wehres eine feste, stehende Eisdecke zu er halten, damit das für Turbinen so schädliche Grundeis auf hört, und keine schwimmenden Eisschollen zu ständiger Reinigung des Rechens zwingen. Von der angestauten Eisfläche läßt sich aber das glatte Dach des Klappenwehrs leicht lösen, und geringes Senken des Firstes führt das Eis vollständig ohne Gefälls- und Betriebskraftverluste ab. Das Klappen- oder Dachwehr wirkt bei Frost auch dadurch günstig, daß unter dem Dach dieselbe Wassertemperatur herrscht wie in den tieferen Wasserschichten, und daher hier kein Eis entstehen kann. In dem Aufsatz »Wehranlagen im Ohio und in seinen Nebenflüssen« (Ztschr. d. V. d. Ing. 1908 Nr. 16) ist als Nachteil des sogenannten Chanoine’schen Klappenwehres angeführt, daß insbesondere bei großer Stauhöhe das Auf richten nur unbequem und langsam vor sich gehen könne. Die Aufgabe schneller und bequemer Aufrichtung und über haupt Verstellung in jede Lage ist nun durch das Patent je nach Länge .aus einer oder mehreren Stau- und Stütz tafeln, welche paarweise durch Scharniere verbunden sind. Das untere Ende der Stütztafeln ist durch Seile gehalten, welche über Rollen geleitet und mit dem andern Ende an einer Zugstange befestigt sind. Solange die Zugstange vom Wind werk festgehalten wird, bleibt das Wehr aufgerichtet. Wird die Stange freigegeben, so fällt das Wehr um und legt sich flach in den Fluß. Das Freigeben der Zugstange erfolgt mittels Schwimmers oder — je nach örtlichen Ver hältnissen — einer ähnlichen geeigneten Vorrichtung. Zum Wiederaufrichten wird mit Hilfe des Windwerkes die Zug stange herangezogen. Das Aufrichten kann ganz oder teil weise erfolgen. In Bild 4 ist eine Wehranlage bei Markersdorf bei Chemnitz gezeigt. (Flußbreite etwa 20 m, bewegliche Stau höhe 35 cm.) Eine in Haigerloch für das -städtische Elektrizitätswerk ausgeführte Wehranlage ist in Bildern 5 und 6 dargestellt. (Baulänge rund 22 m, bewegliche Stauhöhe 50 cm.) Wie aus den schematischen Darstellungen und den photographischen Wiedergaben hervorgeht, kann die Bau art sehr einfach sein. Die von der Maschinenfabrik Albert Bezner in Ravensburg ausgeführten wichtigeren Ko:.- struktionsteile gehen aus den Bildern 7 bis 11 hervor.