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haben trotz des Ausstands gedruckte Ausgaben von 1 bis 2 Seiten kleineren Formats herausbringen können, z. T. mit Hilfe schnell eingeübter Journalisten, und außerdem auf Schreibmaschinen, Hektographen und (besonders aus Nor wegen eilig angeschafften) Duplikatoren. Ihre Verteilung machte freilich Schwierigkeiten, da auch die Zeitungs austräger sich dem Ausstand anschlossen. In Gothenburg konnte die »Göteborgs Handelstidning« sogar ihre gewöhn liche 8—i2seitige Nummer fertigstellen, da ihre Arbeiter ihre guten, pensionsberechtigten Stellungen durch Arbeits niederlegung nicht aufs Spiel setzen wollten. Verschiedene Zeitungen wollten ihre Nummern in Dänemark drucken lassen, der dänische Typographenverband hat jedoch den Satz und Druck schwedischer Zeitungen in Dänemark ver boten. Die Chemigraphen-Abteilung des Typographenverbands hatte bei diesem angefragt, ob er dafür bürgen könne, daß die Mitglieder nach einem Ausstand trotz des Tarifvertrags bruchs zu den alten Bedingungen zur Arbeit zurückkehren könnten. Der Verein der graphischen Reproduktions anstalten Schwedens (Grafiska Reproduktionsanstalternas Förening) hat jedoch einen Antrag des Typographen verbands, den Vertrag für die Dauer des Generalausstands aufzuheben, einstimmig abgewiesen. Berührt sind etwa 15 Klischee-Anstalten in Stockholm, 2 in Göteborg, 1 in Malmö und 1 in Oerebro. . Wie Oekonomiedirektor Arvid Sohlman einem Zeitungs berichterstatter mitteilte, hat der Schwedische Buchdrucker verein den Typographenverband bereits auf Schadenersatz wegen Tarifbruchs verklagt. Während des Ausstandes erhalten die Typographen aus ihrer Verbandskasse keine Unterstützung, solche tritt erst ein, falls sich ihr Streik länger hinziehen sollte. Mehrere schwedische Wochenschriften stellten ihre Nummer vom 15. August schon 5—6 Tage früher her, als dies noch möglich war, so z. B. das reich illustrierte 10 Oere-Familienwochenblatt »Hvar 8. Dag« (Göteborg), das interessante Bilder von den ersten Tagen des »Storstrejken« bringt, bg. Der Füllner-Park in Warmbrunn Am 18. Juli wurde in Warmbrunn der von Kom merzienrat Eugen Füllner, Inhaber der Maschinenfabrik H. Füllner in Warmbrunn, erbaute Füllner-Park feierlich eröffnet und seiner Bestimmung überwiesen. Kommerzienrat Füllner hatte vor 3 Jahren ein 15 Hektar großes Gelände in der Nachbarschaft seiner Fabrik und Arbeiterkolonie und angrenzend an den Warmbrunner Kurpark angekauft, um dort einen Erholungspark für die Einwohner von Warmbrunn und Umgebung zu schaffen. Durch ein Preis ausschreiben erlangte er vorzügliche Pläne für die gärt nerische Anlage dieses Parks und ließ diese Pläne durch ihren Verfasser, Garten-Ingenieur Fritz Hanisch aus Breslau, ausführen. Dem Park konnten abwechslungsreiche An lagen gegeben werden, weil durch das vor kurzem erbaute Stauwehr des Heidewassers ein Wasserlauf mit Gefälle zur Verfügung stand. Dieses wurde benutzt, um im Park eine Anzahl von Weihern und Wasserfällen und einen 1 Hektar großen Teich anzulegen. Baumgruppen und Wiesen sind die Bestandteile dieses Parks; auf Blumenschmuck wurde verzichtet, um der schlichten Riesengebirgslandschaft ge recht zu werden. Fast von jedem Punkte genießt man einen herrlichen Ausblick nach der einen Seite auf die Kette des Riesengebirges von der Schneekoppe bis zur Schnee grubenbaude, nach der andern Seite auf das Isergebirge. An einem erhöhten Punkt des Parks neben dem Ufer des großen Teiches ließ Herr Kommerzienrat Füllner ein großes und schönes Blockhaus errichten, als dessen Vorbild das Blockhaus Frognersaeteren (Frogner Sennhütte) in Holmen- kollen, Norwegen, diente. Das Haus wurde jedoch aus schlesischem Holz von schlesischen Meistern gebaut, die der Bauherr nach Norwegen zum Studium des genannten Blockhauses gesandt hatte, und die reizvolle innere Aus rüstung wurde zum Teil von der Warmbrunner Holz schnitzerei-Schule geschaffen, deren Förderer der Bauherr ist. Ein hübsch ausgestattetes Druckwerk, betitelt »Der Füllner-Park und das Blockhaus in Warmbrunn«, wurde dem Bauherrn anläßlich der Eröffnung überreicht; dieser war tags vorher durch hervorragende Regierungspersonen, Warmbrunner Bürger und die am Bau Beteiligten besichtigt worden. Hierbei wurde im Blockhaus, welches als Restau ration eingerichtet ist, den Gästen ein Festmahl gegeben, und im Verlauf dieses Mahles hielt der Regierungspräsident von Liegnitz, Freiherr v. Seher-Thoß, eine Ansprache, in welcher er die Gründung dieses Volksparks als eine hoch anerkennenswerte soziale Tat feierte. Kasein-Patente Die amerikanischen Patente Nr. 11811 und Nr. 626537 der Casein Company of America wurden dieser Tage durch das Bezirksgericht von Philadelphia für ungiltig erklärt und damit ein vierjähriger Rechtsstreit vorläufig beigelegt. Beide Patente waren ursprünglich an William A. Hall, den Gründer der Casein Co. of Amerika, erteilt und sind für die Herstellung von Kunstdruckpapier wichtig ge worden. Das Patent Nr. 11811, das sogen. »Formaldehyd- Patent«, war seinerzeit verlängert worden, Patent Nr. 626537 war als das »Freisäure-Patent« bekannt. Den Rechtsstreit gewann die A. M. Collins Mfg. Co., die von der Casein Co. of Amerika wegen Verletzung der erwähnten Patente verklagt war. Gegen die Entscheidung des Bezirksgerichts wurde Berufung eingelegt. (Paper Trade Journal) Pergamentpapier in Rußland Die russischen Butter-Hersteller leiden unter Mangel an Pergamentpapier, das für die Verpackung ihrer Ware unent behrlich ist. Die Papierfabrik von Howard, die fast alle russi schen Butterfabriken mit Pergamentpapier versorgt, hat nämlich infolge einer Arbeiterkrisis die Ausfuhr dieser Ware zeitweilig einstellen müssen. Deutsches Pergamentpapier, das in Rußland 5 Rubel 50 Kopeken das Pud kostet, ist durch den Zoll mit 12 Rubeln f. d. Pud belastet, sodaß die Meiereibesitzer sich eine so grosse Ausgabe für Verpackungsstoff nicht leisten können. Die Notlage auf diesem Gebiet hat die Preise schon so weit hinaufgetrieben, daß an einzelnen sibirischen Handelsplätzen augenblicklich 56 Rubel f. d. Pud Pergamientpapier verlangt wer den. An rasche Beschaffung einer neuen russischen Pergament papierfabrik ist bei der herrschenden Finanzlage nicht zu denken, und so beabsichtigen die Butter-Großfirmen im sibirischen und europäischen Rußland, die Regierung zu einer Zollermäßigung für ausländisches Pergamentpapier zu veranlassen. In der Be gründung des Antrags soll u. a. auch darauf hingewiesen werden, daß der Butter-Industrie durch den demnächst in Kraft tretenden erhöhten Eisenbahntarif, von den sibirischen Stationen bis nach Riga, Windau und Libau, ohnehin Schwierigkeiten erwachsen. Z. Neue Papierfabrik in China. Nach einem britischen Konsularbericht ist in der Provinz Tschinkiang eine Papier fabrik im Bau begriffen, deren Inbetriebsetzung für den Juli oder August 1909 geplant war. Ein schottischer Ma- schinen-Ingenieur kam im Oktober 1908 in Tschinkiang an, um die Maschinen aufzustellen. Diese sind britischen Ur sprungs; nach scharfem Wettbewerb zwischen einem eng lischen und deutschen Haus entschied nämlich der chinesische Fabrikdirektor, der in London die nötigen An ordnungen traf, zu Gunsten des britischen Hauses, weil dieses für ihn bereits früher einmal eine Lieferung nach Kanton befriedigend ausgeführt hat. Die Fabrik in Tschinkiang wird feinstes dünnes Lumpenpapier her stellen. Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie in Wien. Am k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien wird am 1. Ok tober 1909 der XX. Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie er öffnet, welcher den Zweck hat, jungen Papiertechnikern Ge legenheit zu bieten, sich theoretisch fortzubilden. Die Auf nahmebedingungen in diesen Kurs sind: das zurückgelegte 20. Lebensjahr und der Nachweis jener Vorbildung, welche not wendig erscheint, um .den Unterricht in diesem Kursus mit Erfolg genießen zu können. Da nur eine beschränkte Zahl von Personen Aufnahme finden kann, werden diejenigen vorgezogen, welche eine mehrjährige Praxis in der Papierfabrikation nach weisen können. Mit den Besuchern des Speziallehrkurses werden alljährlich vielfach Exkursionen in Papier- und Zellstoff-Fabriken unter nommen. Das Programm und der Lehrplan dieses Unterrichts-Kurses sind bei der Direktion des Museums erhältlich.