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Nr. 63 8 .August * • -- 1909 DAPIER-VERARBEITUNG B Buchgewerbe — - Die Buchdruck-Zylinderschnellpressen Von Franz Bauer, Fachlehrer an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Fortsetzung zu Nr. 56, S. 2205 Das Farbwerk Das Farbwerk umfaßt drei sehr wichtige Einrichtungen: 1. Den Farbkasten und die Leckwalze, welche die Ueber- tragung der Farbe auf die zunächst liegende Walze besorgt. 2. Den Verreibungsapparat, bestehend aus einer Anzahl von Masse- und Stahlreibwalzen und einem oder mehreren Farb zylindern. Diese ganze Anordnung soll den vom Heber A Bild 9 B zugeführten Farbstreifen verreiben und die Farbe fein verteilen. 3. Die Auftragwalzen, deren Name schon sagt, daß sie das Aufträgen der Farbe auf die Form besorgen. Die Einrichtung des Farbkastens ist sehr einfach. Die Rückwand, das Farbmesser oder Farblineal und die sich an dieses anschließende Duktorwalze, sowie zwei Seitenwände bilden den Farbbehälter, welchen ein Deckel vor Staub schützt. Die Duktorwalze, oder kurz auch Duktor genannt, wird bei ihrer Drehung mit Farbe bedeckt, die sie an den sie berührenden Heber abgeben kann. Die Menge der abzugebenden Farbe hängt von der Stärke der versehen, nur wirken hier die Schraubenspitzen nicht direkt auf das Lineal, sondern auf zwischengeschaltete Winkel hebelchen, welche den Druck auf das Lineal übertragen. Dies ist vorteilhaft, weil es verhindert, daß die Schrauben spitzen bei stärkerem Anziehen in das dünne Lineal sich einbohren. Die auf das federnde Farblineal wirkenden Stellschrauben werden nur dann benutzt, wenn bloß einem Teil des Duktors mehr oder weniger Farbe gegeben werden soll. Um die Farbegebung im ganzen leicht und schnell verringern oder vergrößern zu können, sind noch zwei weitere Stellschrauben vorgesehen, mittels deren die Rück wand samt dem Lineal vor- und zurückzuschieben ist. Die Duktorwalze hat an den meisten Maschinen periodische Drehung, an einigen jedoch ununterbrochene. Der Duktor hat seinen Antrieb zumeist auf der Schwungrad seite der Maschine, auf der entgegengesetzten Seite aber ein Handrad. In Bild 10, das drei Arten des Duktorantriebes ver anschaulicht, zeigt A einen Duktor mit vierzahnigem Schalt rad D, dessen Schaltklinke E durch die Hebelstange F ge führt wird. Die Hebelstange wird bei jeder Maschinentour durch eine unten angebrachte Kurbel einmal auf und ab Bild 11 Bild 10 Farblage ab, die den Duktor überzieht. Die Farbschicht am Duktor wird wieder durch die Stellung des Farblineals be stimmt. Je mehr das Lineal gegen den Duktor preßt, desto mehr Farbe wird abgestreift, desto weniger bleibt also auf der Walze; beim Zurückstellen des Lineals ist es umgekehrt. Die Reglung der Farbabgabe ist nicht gleich, sondern bildet den Hauptunterschied zwischen den Farbkästen. In Bild 9 werden drei verschiedene Farbkästen gezeigt, bei allen sind D der Duktor, E das Farblineal und F die Stell schrauben. Farbkasten A hat die ältere und einfachste Ausführung. Das Farblineal ist in zwei Stücke geteilt, welche mittels nur vier Stellschrauben vom und zum Duktor geschoben werden können. Besser ist Farbkasten B, bei dem als Farblineal ein federnder Stahlblechstreifen benutzt wird. Hier wirken die Spitzen der Schrauben auf das Farb messer, welches durch diese an den Duktor angedrückt wird, beim Lockern der Schrauben aber durch Federung zurückgeht. Stellschrauben sind in weit größerer Zahl vor handen und meist in Abständen von etwa 10 cm an geordnet. Farbwerk C ist ebenfalls mit federndem Lineal bewegt, was zur Folge hat, daß der Duktor eine Viertel drehung macht. Bei B hat der Duktor ebenfalls Schaltwerk, nur mit weit mehr Zähnen am Schaltrad, und die Hebel stange ist in einem Schlitz verstellbar gelagert, was ver schiedene Hubeinstellung ermöglicht. Die Drehung des Duktors ist hier nicht unveränderlich, sondern kann in be stimmten Grenzen vergrößert oder verringert werden. So wohl bei Einrichtung A, als auch B ist die Duktorbewegung durch Umlegen der Schaltklinke abzustellen. Bei C wird noch ein Duktor mit stetigem Antrieb gezeigt, den ein Winkelgetriebe bewegt, wobei die Bewegung von einer Längswelle abgeleitet wird. Die Einrichtung A findet die häufigste Anwendung. Zwischen Duktor und dem nächsten Stahlreiber ist ein Abstand, welcher der Schwingung des Hebers entspricht. Um die Leckwalze zum Duktor anzuheben, benutzt- man zu meist die in Bild 11 skizzierte Vorrichtung. Auf der Duktor welle befindet sich ein Stern A, welcher aus vier Daumen gebildet wird. Diese bewirken beim Drehen des Duktors das Zurückdrücken der Rolle B, die am Ende eines Winkelhebels C sitzt, dessen anderes Ende einer der beiden Arme ist, welche die Heberlager tragen, wodurch die Leckwalze zum Duktor gehoben wird. Wenn die Rolle frei ist und in ihre frühere Stellung zurückkehrt, sinkt der Heber infolge seiner Schwere auf den Stahlreiber zurück. Zum Andrücken des Hebers an den Stahlreiber können auch Federn benutzt werden. Bei Verwendung eines vierdaumigen Sterns wiederholt sich dieser Vorgang bei jeder Maschinentour, der Heber nimmt also bei jedem Druck einmal Farbe. Um das Heben der Leckwalze blos bei jedem zweiten Druck zu veranlassen, sind auf der Duktor welle nur zwei Daumen nötig, bei Verwendung einer einzigen erfolgt der Hub erst bei jedem vierten Druck. Viele Ma-