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Nr. 62 PAPIER-ZEITUNG 2441 Geschäfts-Nachrichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntnis zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbekostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. Varziner Papierfabrik Akt.-Ges. in Hammermühle. Der Aufsichtsrat hat am 2. August beschlossen, zum 11. September eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, in welcher über ein der Verwaltung zugegangenes Angebot zum Ankauf sämtlicher Aktien der seit zehn Jahren in Betrieb be findlichen Zellstoff- und Papierfabrik Hammermill Paper Company in Erie (Pennsylvanien) beraten werden soll. Im Falle der An nahme soll vorgeschlagen werden, das Kapital von 2 Millionen M. um 3 Millionen M. zu erhöhen, von denen 21/2 Millionen den Aktionären der Hammermill Paper Co. in Zahlung gegeben werden, während restliche 500000 M. den alten Aktionären zu einem noch festzusetzenden Kurs angeboten werden sollen. Der Erlös dieser Aktien soll zur Abstoßung der noch vorhandenen Schulden und zur Erhöhung der Betriebsmittel dienen. Das an zugliedernde Unternehmen ist von Herrn Kommerzienrat Moritz Behrend aus Varzin gegründet und wird von ihm und zweien seiner Söhne geleitet. Es macht, wie die Verwaltung mitteilt, ungefähr dieselben Papiersorten wie die Varziner Papierfabrik und hat sich seit einer Reihe von Jahren in recht befriedigender Weise entwickelt, sodaß die Verwaltung die Erwerbung für vorteilhaft hält. Die Hammermill Paper Co. arbeitet zurzeit mit einer 6prozentigen Bondsschuld von 750000 Dollar. Das seit dem 1. April 1909 begonnene Geschäftsjahr entwickelt sich be friedigend und ergibt nach Abzug der Bondszinsen in den ersten drei Monaten einen Gewinn von 54649 Dollar. Es ist beab sichtigt, für die Folge das Geschäftsjahr der Hammermill Paper Co. demjenigen der Varziner Papierfabrik gleichzustellen, und so kommt der Gewinn des diesmal nur neun Monate dauernden Geschäftsjahres bereits der Varziner Papierfabrik zu gute. — Der Umsatz der Hammermill Paper Co. betrug im letzten Jahr rd. 1450000 Dollar (rd. 6 Millionen M.). DerUmsatz der Varziner Papierfabrik im Jahr 1908 belief sich auf rd. 3110000 M.; die Verwaltung hofft jedoch, 1910 einen Umsatz von rd. 4 Millionen M. zu erreichen. In Halle a. S. wurde die Radeweller Rohpappenfabrik, G. m. b. H., gegründet. Das Stammkapital beträgt 222 000 M. Geschäftsführer sind die Herren Ingenieur Ernst Röhming in Halle a. S. und Dr. phil. Alexander Malchow in Leo- poldshall. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch mindestens zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer zusammen mit einem Prokuristen vertreten. Für die Firma Kail Lampmann Söhne, Wellpappen fabrik und Papiergroßhandlung in Köln a. Rh., wurde Frau Maria Nöcker, geb. Florack, Prokura erteilt. Die Prokura des Herrn Peter Bungard ist erloschen. K. Für die Firma Schlesische Dachpappenfabriken Gaßmann & Nothmann, G. m. b. H. in Breslau, wurde Herrn Karl Vollpracht Gesamtprokura derart erteilt, daß er gemeinsam mit einem Geschäftsführer zur Vertretung der Gesellschaft und Firmenzeichnung befugt ist. Die Firma Karl Gercke, Kopierblätterfabrik in Hamburg, ist von Herrn Kaufmann Friedrich Alfred Robert Theodor Claus übernommen worden und wird von ihm unter un veränderter Firma fortgesetzt. K. Aktiengesellschaft für Cartonnagenindustrie in Dresden- Loschwitz. Dem Bericht über das am 30. Juni abgeschlossene 21. Geschäftsjahr entnehmen wir zur Ergänzung des in Nr. 61 S. 2404 Gebrachten folgendes: Das Unternehmen hat sich gesund weiterentwickelt. Die Beschäftigung der Werke war befriedigend; den Kartonnagen- Abteilungen kam zu gute, daß ausländische Staaten ihre Munitionsbestände ergänzten, was auch für einen großen Teil des neuen Geschäftsjahres noch Arbeit bringt; die Blech emballagenwerke hatten zum Teil wieder mit scharfem Wett bewerb zu rechnen und mußten wiederholt wegen oft zu billiger Angebote der Konkurrenz auf größere Aufträge Verzicht leisten; ebenso war in der Maschinenbau-Abteilung der Kon kurrenzkampf außerordentlich scharf, was von der weiteren Ausdehnung der Anlagen auf diesem Gebiet abgehalten hat; vielseitig werden Zahlungsfristen auf Jahre hinaus verlangt und auch gewährt ohne Berücksichtigung des Zinsverlustes, und während auf der einen Seite die Verkaufspreise andauernd sanken, stiegen die Fabrikationskosten, wodurch der Gewinn sehr beschnitten wurde. Auf dem Blechmarkt befürchtete man zu Ausgang des Frühjahrs einen Ausstand in den englischen Walzwerken. Diese Beunruhigung ging zwar vorüber, muß aber eine Mahnung sein, solchen Verhältnissen in Zukunft begegnen zu können, ohne in den Betrieben Störungen zu erleiden? Sonst war der Blech markt ruhig und die Preise ausnahmsweise niedrig. Der Ver brauch dieses hauptsächlichsten Rohstoffs überstieg wieder 2000000 M. Der Blechbedarf wurde auch diesmal in der Haupt sache auf dem englischen Markt gedeckt. Die deutschen Werke, welche syndiziert sind, konnten nur einen kleinen Teil liefern, weil sie ihre Erzeugungsfähigkeit nicht entsprechend dem fort während steigenden Verbrauch erweitern. Das Unternehmen beschäftigte durchschnittlich 2067 Arbeiter und 179 Beamte. Die Anlagewerte haben sich fast durchweg erhöht; so durch die bereits im vorigen Jahre erwähnte, inzwischen in Betrieb genommene neue Dampfanlage in Dresden; dann wurde für die Maschinenfabrik in Meißen, welche bisher ihre Kraft aus den Blechemballagenwerken bezog, eine eigene Kraftanlage ange schafft in Form einer 25 PS stationären Heißdampf-Lokomobile. Neue Arbeitsmaschinen wurden u. a. in der Zweigniederlassung in Berlin aufgestellt, welche inzwischen nach der Geneststr. 7-8 verzogen ist und als ein Musterwerk bezeichnet werden kann. Trotz dieser Betriebserweiterungen konnten von der Bankschuld rd. 250000 M; zurückgezahlt werden. Für die Lübecker Blech emballagenwerke wird eine neue 150 PS Dampfmaschinenanlage nebst Kessel aufgestellt und bis Oktober in Betrieb kommen. Für die nächste Zeit steht auch für die Blechemballagenwerke in Meißen die Anschaffung einer nahezu gleich großen Dampf anlage bevor. In Sachen der russischen Forderung hat sich trotz aller Be mühungen nichts von Bedeutung ereignet. Nunmehr vereinigen sich die Hauptgläubiger der Ministerwitwe Maria Petrowna von Kriwoschein geb. von Strukoff in St. Petersburg zusammen mit mehreren russischen Großbanken; man plant, falls die Schuldnerin nicht bald an die Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten • geht, sie zum Konkurs zu treiben und ihren verhältnismäßig bedeutenden, allerdings auch stark belasteten Grundbesitz zur Versteigerung zu bringen. Der durch das Schadenfeuer vom 28, Juni 1907 notwendig gewordene Wiederaufbau des östlichen und südlichen Flügels unserer Dresdener Anlage erfolgte ia verhältnismäßig kurzer Zeit; dabei wurden im unversehrt gebliebenen Teil des Fabrik gebäudes umfangreiche Erneuerungen und Ergänzungen vor genommen, auch der Eisenbau und die Tragsäulen bedeutend verstärkt. Die Folge war ein Mehraufwand an Kosten gegen über der Versicherungssumme um annähernd 30000 M., welche auf Betrieb verrechnet wurden. In bezug auf die König Friedrich August-Stiftung und den Beamten-Unterstützungsfonds hat die letzte Generalversammlung auf Antrag hin genehmigt, daß das Verfügungsrecht über die gesamten Mittel dieser beiden Fonds auf die Dauer ihres Be stehens ausschließlich den Verwaltungsorganen der Gesellschaft zusteht; mit Errichtung und weiterer Dotierung dieser Fonds erfüllen wir die soziale Aufgabe, bewährten und verdienstvollen Angestellten unserer Gesellschaft in Bedarfsfällen über die ge setzlichen Vorschriften hinaus vorübergehend Unterstützungen zu gewähren. Die von uns beantragte Errichtung eines Dividenden-Reserve- fonds begründen wir damit, daß in erträgnisreichen Jahren recht zeitig darauf Rücksicht genommen werden muß, allmählich einen Fonds zu sammeln, damit in künftigen Jahren, wenn wider Er warten die Erträgnisse unserer Gesellschaft geringer werden sollten, immerhin eine gewisse Stabilität der Dividende möglich erscheint. Von dem Betriebsüberschuß haben wir 50 000 M. der Material reserve zugewiesen, welche nunmehr 300000 M. beträgt und uns über die Folgen einer plötzlichen Hochkonjunktur in Weiß blech, wie solche erfahrungsgemäß von Zeit zu Zeit eintritt, hinwegsetzen kann. Dann verbleiben nach Kürzung von rund 203000 M. für Abschreibungen und 100000 M. für Rückstellung auf Dividendenreserve rund 590000 M. Gewinn. Hiervon erhält der Reservefonds 29 500 M., die vertragsmäßigen Gewinnanteile an Vorstand, Direktoren der Filialen, sowie Prokuristen und Be lohnungen an Beamte betragen Ir1ogo M., die Tantieme des Aufsichtsrats beträgt 30400 M., sodaß einschließlich von 10 500 M. Gewinnvortrag aus dem Vorjahr 429500 M. zur Verfügung der Generalversammlung verbleiben, woraus beantragt wird: 9 v. H. Dividende auf das Aktienkapital 234000 M., je 50 M. Gewinn anteil auf Genußscheine Serie A und B 160000 M. zu verteilen, dem König Friedrich August-Fonds 10000 M., dem Beamten- Unterstützungsfonds 10000 M. zuzuweisen und auf neue Rechnung den Rest von 15505 M. vorzutragen. Die Bestellungen, mit welchen die Gesellschaft in das neue Geschäftsjahr eingetreten ist, geben den Werken auf etwa sechs Monate Beschäftigung; auch läßt seitdem der Zugang an neuen Aufträgen nichts zu wünschen übrig. Hauptziffern der Bilanz (abgerundet). Aktiva; Grundstücke 707300 M., Gebäude I 1243900 M., Gebäude II 123 100 M., Neu anlagen 15300 M., Betriebsmaschinen, Werkzeuge, Geräte, Druckerei 554400 M., Vorauszahlungen 5300 M., Vorräte an Waren und Stoffen 1249000 M., Forderungen 993400 M., Bar geld 20700 M., Wechsel 62100 M., Wertpapiere 265800 M. Passiva: Aktienkapital: 1600 Aktien zu 1000 M. nebst 3200 Ge nußscheinen 1600000 M., 1000 Aktien zu 1000 M. ohne Genuß-