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Nr. 6o PAPIER-ZEITUNG 2351 Rus den Typographischen Gesellschaften HItenburg. Graphische Vereinigung. Am 10. Juli sprach Herr C. Kunze über den Satz des Russischen. Diese siavische Sprache erlangt in neuerer Zeit immer größere Verbreitung; sowohl in militärischen Kreisen wie im Handel und der Industrie bürgert sich die Erlernung der russischen Sprache immer mehr ein. Auch die Gelehrtenwelt widmet sich neuerdings mit besonderem Eifer dem Studium der slavischen Sprachen und Literatur. Daher wird es für den Werksetzer oft notwendig, mit den Grundregeln des Russischen vertraut zu sein und die Schrift zeichen sowie die Einteilung des Setzkastens zu beherrschen. Durch Erläuterung an der Hand von Tafeln bot der Vortragende einen Einblick in das Wesen der russischen Sprache und machte hierbei besonders auf die Eigentümlichkeiten der Kurrentschrift aufmerksam, die bei flüchtiger Schreibweise leicht zu unlieb samen Verwechslungen führt. Herr Kunze verstand es, den trockenen Stoff recht interessant zu gestalten, wofür ihm am Schluß seiner Ausführungen lebhafte Anerkennung zuteil wurde. Am 4. Juli traf aus Leipzig die dortige Typographische Ver einigung in Stärke von etwa 80 Mitgliedern hier ein, um nach Besichtigung der städtischen Sehenswürdigkeiten einige frohe Stunden mit den Altenburger Berufsgenossen zu verleben. A—z. Bremen. Typographischer Klub. Am 4. Juli besichtigten etwa 30 Mitglieder das hiesige Telegraphenamt. Sie wurden durch einige Beamte geführt. Alle Anlagen erweckten das lebhafte Interesse der Besucher. Nach längerer Pause fand am 19. Juli wieder eine Sitzung statt, in der eine umfangreiche und inter essante Rundsendung des V. D. T. G. »Dresdener Skizzen« aus gestellt und besprochen wurde. Ferner gab der Vorsitzende das Ergebnis der Bewertung der Skizzen für die diesjährigen Johannisfestdrucksachen, von der Typographischen Vereinigung Hannover ausgeführt, bekannt. Es erhielten Herr Blosfeld den I. und II. Preis und Herr W. Schmidt den III. Preis. Die aus geführten Drucksachen gingen nicht aus dem Ausschreiben her vor. Herr Miller besprach sodann eine Anzahl neuer Eingänge. Neben verschiedenen Bremer Drucksachen aus der täglichen Praxis hob er besonders den Jahresbericht des Bremer Ge werbemuseums und eine Broschüre der Delmenhorster Linoleum fabrik hervor, die als mustergiltige typographische Arbeiten zu bezeichnen seien. Die letztere, bei J. Bruckmann in München gedruckt, veranschaulicht die vielfache Verwendung des von der Firma hergestellten »Anker Inlaid« und zeigt prächtige Ge bäude und Gemächer, daneben auch die farbigen Abbildungen des verwendeten Linoleums, wozu namhafte Künstler die Ent würfe lieferten, ff. Breslau. Typographische Gesellschaft. Der Vorsitzende Herr •Schultes eröffnete die Sitzung vom 7. Juli mit der Bekanntgabe der Neueingänge. Darunter befanden sich: ein Werberund schreiben des Hansabundes, das Heft 9 der »Monatshefte«, Nr. 5 des »Archivs« und das »Fehlerbuch«. Zum Punkt »Mitteilungen der Technischen Kommission« nahm Herr C. Schmidt das Wort und besprach eine Sendung der Schriftgießerei Flinsch (Frank furt a. M.) betr. die »Ehmke-Antiqua«. Er führte aus, daß es heute bei dem großen Andrang sehr schwer sei, eine neue Schrift einzuführen. Aus Oer reichhaltigen Sendung, die ihm zugegangen, rage die Ehmke-Antiqua hervor. Diese Schrift ist an und für sich sehr schön, hat nicht viel Verzierungen, und man kann aus den vorliegenden Katalogen ersehen, daß sic auch nicht viel Verzierungen braucht. Infolge ihrer Zartheit wird sie allerdings eine Mischung mit einer halbfetten Schrift schlecht vertragen. Die Initialen sind nicht sehr schön. Im allgemeinen kann man sich mit dieser Schrift befreunden, da sie für bessere Arbeiten wie geschaffen ist. Ueber den nächsten Punkt, »Beschlußfassung über das Sommerfest«, entspann sich eine längere Aussprache. Vor geschlagen wurden: eine Dampferfahrt nach Masselwitz und eine Bahnfahrt nach Deutsch-Lissa. Von letzterem Ort aus kann man in kurzer Zeit nach dem für einen Vereinsausflug sehr geeigneten Ort Goldschmieden gelangen. Es wurde beschlossen, das Sommerfest am 1. August in Goldschmieden zu feiern. Zur Vorbereitung wurden 4 Herren in die Vergnügungskommission gewählt. Der Vorschlag von Herrn Schultes, einen Wettbewerb zur Erlangung eines Festliedes für das Sommerfest zu veranstalten, wurde angenommen. Bei dem Fest sollen Mitglieder die Fahrt frei haben, Herrengäste 25 Pf. Festbeitrag zahlen. Die Karten ausgabe erfolgt am 30. Juli im Vereinslokal. Hierauf wurde be schlossen, die nächsten zwei Sitzungen ausfallen zu lassen und erst am 18. August wieder zu tagen. Im Fragekasten befand sich die Frage: »ob es nicht möglich sei, 2 Herren nach Dresden zur Photographischen Ausstellung zu entsenden«, da diese sehr viel Interessantes biete und für mehrere Sitzungen Vortragsstoff geben würde. Nach längerer Aussprache wurde beschlossen, von einer Entsendung der hohen Kosten wegen Abstand zu nehmen. Nach einigen Neuaufnahmen wurde die interessante Sitzung geschlossen. G—e. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Da im Laufe der letzten Zeit durch Entgegenkommen zahlreicher Schriftgießereien und anderer Firmen eine Menge Probenhefte, Jubiläumsschriften usw. eingegangen waren, wurde in der letzten Sitzung eine Be sprechung dieser Drucksachen vorgenommen. Zunächst be richtete Herr Otto Schmidt über die Erinnerungsschrift des Langensalzaer Kreisblatts, über die Festnummer der Ost preußischen Zeitung und eine Erinnerungsgabe des Düsseldorfer Generalanzeigers. Vorgenannte Unternehmen sind Tages zeitungen, und dem Referenten schien es angebracht, hierzu auf die Entwicklung des Zeitungswesens näher einzugehen. Die Langensalzaer Veröffentlichung zeigt grobe Verstöße gegen all gemeine Setzregeln. Man verkennt nicht die Schwierigkeiten, mit denen in der Provinz zu rechnen ist, aber auch mit be scheidenen Mitteln lassen sich bessere Resultate erzielen. Hierauf sprach Herr E. Wetzig über die Probenhefte der Haiduk- Antiqua, Langschrift und Nordischen Antiqua, indem er Aus züge aus den beigegebenen Vorworten zum besten gab. Ob wohl die Urteile tüchtiger Fachgelehrter über neue Erzeugnisse teilweise auseinandergehen (Dr. Willrich gegen Dr. Kautsch), muß der Praktiker doch die für seine besonderen Zwecke ge eigneten auswählen und anschaffen. — Zu dieser Sitzung waren Arbeiten der Züricher Fachschule ausgestellt, die sich durch gute und geschmackvolle Ausstattung auszeichneten, dt. Die Innung Dresdner Buchdruckereibesitzer hielt am 20. Juli ihre Vierteljahrsversammlung ab. Zunächst trug der Vorsitzende einige Personalfragen vor, ferner gedachte er des Besuchs der englischen Buchdrucker in Dresden, die von einer Kommission der Innung begrüßt und geleitet worden sind. Ein Schreiben des Rates zu Dresden, wonach künftig die Vordrucksachen nur alle 5 Jahre ausgeschrieben werden, wurde verlesen. Die Ostern neu aufgenommenen 80 Lehrlinge wurden durch Handschlag verpflichtet und Einschreibung derselben in die Lehrlingsrolle angeordnet. Herr Valentin Protze berichtete von der notwendig gewordenen Teilung zweier Klassen der Fachschule in vier Klassen und den Zeugnissen der neu aufgenommenen Schüler. Vom Direktor der Hamburger Gewerbeschule, welcher die Innungsfachschule besucht bat, sind die Arbeiten derselben sehr günstig beurteilt. Dem Bericht des Herrn Otto Franke über Arbeitsverhältnisse, Lehrlingswesen usw. war zu entnehmen, daß die Zahl der Arbeitslosen bei dem gelernten Personal zur zeit hoch ist, während weibliches Hilfspersonal knapp ist. Es wurde daher erneut Anlernen von Anlegerinnen empfohlen. Ueber die diesjährigen Versammlungen des Deutschen Buch drucker-Vereins und der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossen schaft referierten die Herren Heinrich Seyffert, Woldemar Ulrich und Richard Becker Die Besichtigung der in der Buch druckerei der Dr. Güntz’schen Stiftung an den Tiegeldruck pressen angebrachten Schutzvorrichtungen wurde den Mitgliedern zugestanden. Buchdruckmaschinen in China Der »Ostasiatische Lloyd« berichtet, daß Druckerei- und Buchbindereimaschinen besonders in Mittel- und Nord-China begehrt sind, und daß damit ein regelmäßiges Geschäft zu machen sei. Da für kleinere Maschinen mit Handbetrieb haupt sächlich nur das Platzgeschäft in Frage kommt, haben die führenden deutschen Maschinenfabriken fast durchweg große deutsche Firmen in China als Platzvertreter bestellt und sich deren sachverständige Kenntnis des Marktes gesichert. Diese Firmen unterhalten sämtlich angemessenes Lager, und dieses Geschäft, dem recht gute Erfolge leicht, vorauszusagen sind, wird in einem Jahrzehnt die Mißerfolge zum Teil ausgleichen helfen, die bei der Eigenart des chinesischen Marktes leider in anderen technischen Zweigen nicht ausbleiben können. Der Anfangsbedarf an Druckerei- und verwandten Maschinen ist meistens nicht groß, aber die Erfolge der Drucker sichern bald Nachbestellungen, und die vermehrte Anzahl von kleinen Be trieben führt sicher zur Bestellung von mittleren Maschinen. Zeitungsdruckereien, bei denen mit einer Tagesauflage von 1000 Exemplaren zu einem bis zwei einseitig bedruckten Blättern gerechnet werden muß, wollen noch nicht über die einfache Presse hinaus und falzen noch mit der Hand. Die Schrift zeichen werden meistens in Shanghaier Schriftgießereien von Chinesen angefertigt. Das Schriftmaterial kommt vielfach von Deutschland, aber auch von England und Japan. Die Druck farbe wird gleichfalls von diesen Ländern eingeführt. Japanische Druckerpressen, die sich zuerst unangenehm bemerkbar machten, sind infolge ihrer Minderwertigkeit wieder ins Hintertreffen gekommen. Heute sind die Maschinen der modernen chinesi schen Druckereien zur Hälfte, wenn nicht noch mehr, deutschen Ursprungs. Die größte englische Zeitung in Shanghai wird auf deutschen Maschinen hergestellt, die französische Druckerei be sitzt eine deutsche Presse, und auch die treffliche und sehr große Druckerei der .Seezollverwaltung, die in den letzten Jahren neugebaut worden ist, verwendet, abgesehen von zwei älteren, noch nicht ausrangierten englischen Hilfsmaschinen, aus schließlich deutsche Maschinen.