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Nr. 54 PAPIER-ZEITUNG 2129 Ziel 30 Tage mit 2 v. H. Kassaskonto oder 3 Monat netto Wohl keine Bedingung wird häufiger vereinbart oder Still schweigen häufiger anerkannt als diese. Aber wohl keine andere Bedingung wird weniger beachtet. Für viele scheint es ein Vergnügen zu sein, dem Lieferer bei Inanspruchnahme eines Ziels von mehr als 8 Wochen noch den Kassaskonto zu kürzen. Dabei hat man die wohl berechtigte Ausrede, daß sich die meisten Lieferer dies gefallen lassen. Oft werden nach Ablauf von 6 bis 8 Wochen noch Wechsel von 2 bis 3 Monaten Lauf zeit in Zahlung gegeben, dabei noch Kassaskonto abgezogen. Und doch lassen die äußerst gedrückten Preise, die mit den hohen Arbeitslöhnen in Widerspruch stehen, einen ungerechten Zinsverlust des Lieferers nicht zu, und deshalb sollten diese auf Zahlungsbedingungen mehr achten. Wenngleich das Gesetz Schutz gibt, so will man doch nicht der Skontoabzüge wegen, die in unserem Fach meist keinen hohen Betrag ausmachen, klagen, da man den Kunden zu verlieren fürchtet. Aber da sich die Zahlungsweise immer verschlechtert, ist es höchste Zeit, da gegen gemeinsam vorzugehen, indem die Großhändler und Ver arbeiter die schon so lange bestehenden Bedingungen beachten und von ihrer Kundschaft das gleiche verlangen. E. Aus den Typographischen Gesellschaften München. Typographische Gesellschaft. In der Generalver sammlung am 23. Juni waren die im Skizzier-, Zeichen- und Kolorierunterricht gefertigten Arbeiten ausgestellt. Hierüber sprach in einem längeren Vortrage der Kursleiter Herr Friedrich Sommer. Das Ergebnis des Unterrichts wurde als sehr be friedigend bezeichnet; die ausgestellten Arbeiten umfassen farbige skizzierte Umschläge, Briefköpfe, Titel, Textseiten usw. Der Vorsitzende, Herr Paul Gunkel, berichtete über das ab gelaufene Vereinsjahr, und betonte, daß sämtliche Vorträge und Berichte von Vereinsangehörigen ausgearbeitet und gehalten wurden. Der Rechnungsabschluß ergab einen Saldo von 676 M., Mitgliederstand 350. In den Ausschuß wurden neu bezw. wiedergewählt die Herren Paul Gunkel, Hans Welsch, Eduard Roß, Hugo Gumpert, Gustav Händler, Karl Hübel, Joseph Markert, Karl Vogl, Joseph Liedl, Adolf Wolfmüller, Rupert Weiß. Die Wahl für ein bestimmtes Amt im Ausschuss wurde dem Ausschuß selbst überlassen. Ein Antrag auf Verstärkung der technischen Kommission auf 11 Mitglieder mußte wegen vorgeschrittener Zeit zurückgestellt werden. Nach Verteilung der Diplome des Mitgliedskarten-Wettbewerbs und Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten wurde die Versammlung ge schlossen. Die Vereinstätigkeit ruht auf einige Monate, um mit frischen Kräften im September in ein neues Vereinsjahr ein zutreten. Berliner Hilfsarbeiter-Tarif. Nach dem zwischen dem Verein Berliner Buchdruckereibesitzer und der Hilfsarbeiterorganisation vereinbarten Lohntarif traten am 1. Juli 1909 für einzelne Arbeiter-Kategorien erhöhte Lohnsätze in Kraft. Demnach sind jetzt zu zahlen: a) weibliches Personal: An Anlegerinnen 18 M. 50 Pf., Punktiererinnen 19 M. 50 Pf., Tiegeldruckpressen-An- legerinnen 17 M. 50 Pf. An männliche Anleger im Alter von 18 19 Jahren 21 M., von 19—20 Jahren 23 M., von über 20 Jahren 26 M., für Nachtarbeit 36 M., für Saalarbeiter gelten am Tage dieselben Lohnsätze wie für Anleger, für Nachtarbeit aber nur 34 M. Abzieher am Tage 26 M., nachts 30 M. Rotations maschinenarbeiter am Tage 26 M., nachts 29 M. Falzer am Tage 24 M. 50 Pf., nachts 27 M. 50 Pf. Gießer für Rundstereotypie am Tage 27 M. 50 Pf., nachts 31 M. 50 Pf. Die Gutenberg-Gesellschaft zu Mainz hielt am 27. Juni im Stadthaus unter Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Göttelmann ihre 8. ordentliche Mitgliederversammlung ab. Der Vorsitzende widmete den im Berichtsjahre verstorbenen Mitgliedern Worte ehrenden Andenkens. Prof. Dr. Binz erstattete den Jahres bericht, in welchem er hervorhob, daß der Zuwachs zum Gutenberg-Museum sehr erfreulich sei. Den Geschenkgebern sprach er seinen Dank aus. Der Kassenführer, Herr Kom merzienrat Scholz, erstattete den Kassenbericht für das Jahr 190809. Die Mitgliederbeiträge betrugen 5010 M., von Herrn Dr. Theod. Toeche-Mittler-Berlin wurden 300 M. und von Frau Anna Woerishoffer, New York, 500 M. als Beitrag zu den Kosten der Herstellung der Tafeln zum Zedler'schen Aufsatz gestiftet. Das Vermögen beläuft sich auf 21373 M. 84 Pf. In den ge schäftsführenden Ausschuß wurde an Stelle des zum hessischen Gesandten ernannten Freiherrn v. Gagern Provinzialdirektor v. Hombergk gewählt. In den Ehren-Ausschuß wurde der Direktor der Reichsdruckerei in Berlin berufen. Prof. Dr. Binz hielt einen Vortrag über den englischen Dichter und Sozial politiker William Morris als Buchdrucker. Lieferung von Drucksachen nach Japan. Wer in Japan auf Ausschreibungen von Drucksachen, Büchern, Formularen und ähnlichen Artikeln zu bieten wünscht, muß eine Buchdruckerei oder Buchbinderei besitzen, die von einem oder mehreren Dampf-, elektrischen oder Gasmotoren getrieben wird und über 30 Arbeiter beschäftigen, sein Besitzrecht auf derartige Fabriken muß mindestens 3 Monate ‘vor dem Datum der Ausschreibung eingetragen sein. (Verordnung des japanischen Finanzministeriums) Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in der Bücherei des Papierhauses, Dessauer Str. a, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Das Volk der Denker. Eine Betrachtung der deutschen Geschichtsentwicklung von Fr. Naumann. Preis kartonniert 25 Pfennig. Buchverlag der »Hilfe«, G. m. b. H., Berlin- Schöneberg. Auf dem evangelisch-sozialen Kongreß hat Naumann diese Rede gehalten, die in knappen Zügen, in wundervoller An schaulichkeit, die Denkergeschichte des deutschen Volkes auf zeichnet. Ein paar tausend Menschen hat Naumann an jenem Abend in atemloser Spannung gehalten und zu stürmischer Begeisterung fortgerissen; der Graf Posadowsky, der unter den Zuhörern war, nannte die Rede eine Tat. Sie ist jetzt als kleine schmucke Broschüre herausgekommen und wird jedem, der sie zur Hand nimmt, Anregung bringen und tiefen Eindruck wecken. In aller Kürze eine klassische Betrachtung der deutschen Ge schichtsentwicklung. L. Westendorp, Die Kunst der alten Buchbinder auf der Russtellung von Bucheinbänden im alten Schloß zu Straß burg im Oktober 1907. Verlag von Wilh. Knapp in Halle a. S. 1909. Preis 5 M. 40 Pf. Dieses hochinteressante Buch ist vor kurzem erschienen, sein Erscheinen muß von jedem Buchhändler, Buchbinder und Bücherfreund mit Freuden begrüßt werden; durch 133 Ab bildungen, die durch den Herausgeber eingehend beschrieben wurden, werden die schönsten Einbände dieser bedeutsamen Ausstellung weiteren Kreisen vor Augen geführt, die bildliche Wiedergabe der Einbände ist eine wunderbar getreue, es sollte niemand versäumen, dieses Werk, das in die Buchbindekunst vergangener Zeiten so vortrefflich einführt, sich anzuschaffen, zumal der Preis niedrig ist. P. K.