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Frankfurter Papier-Verein General-Versammlung am 12. März 1909 im Restaurant zur „Stadt Ulm“ Die Versammlung wird um 91/2 Ubr eröffnet. Anwesend sind am Vorstandstische: die Herren Görisch, Wolff, Hauß ecker und Trauner; außerdem zahlreiche Mitglieder. Der erste Vorsitzende, Herr Görisch, gedenkt mit warmen Worten der jüngst verstorbenen Vorstandsmitglieder des Deutschen Papier-Vereins, Herren Reinhold Tetzer, Bruno Engel, Schartiger und Kommerzienrat Schwanhäußer, deren Andenken man durch Erheben von den Sitzen ehrt. Ferner erwähnt Herr Görisch, daß der Frankfurter Verein in diesem Jahre sein 2ojähriges Bestehen feiert, und erinnert daran, daß auch in unserer Gemeinschaft eine ganze Reihe verdienter Mitarbeiter im Laufe dieser Zeit dahingegangen seien. (Oppel, Staudt, Zehner, Borniger, Dülfer, Freund, Damann.) Er bemerkt, daß in den ersten Jahren recht schwierige und zerfahrene Verhältnisse ge herrscht hätten, und daß es keine leichte Arbeit gewesen sei, nach und nach geordnete Zustände zu schaffen. Ueber das verflossene Jahr sei nicht viel Neues zu be richten; man habe die Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins beschickt, worüber nachher berichtet werden soll, und auch wieder gegen die Neujahrsablösung gewirkt. Das Verhältnis zur Schulbehörde sei wie stets recht gut gewesen, was dazu beitrug, zahlreiche Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Hierauf erstattet der erste Kassierer, Herr Haußecker, Bericht über den derzeitigen Kassenbestand, welcher in jeder Beziehung recht befriedigend genannt werden kann. Auch die Mitgliederzabl hat sich vermehrt, der gegenwärtige Stand beträgt 48, darunter 10 Listenempfänger. Herr Th. John bestätigt, daß die in Gemeinschaft mit Herrn Haas vorgenommene Kassenprüfung, Ordnung und Richtigkeit der Kasse ergeben habe, und bittet, wie üblich, dem Kassierer Entlastung zu erteilen, was hierauf geschieht. Satzungsgemäßhaben aus dem Vorstand auszuscheiden: die Herren Görisch und Trauner, welch letzterer für ein Jahr als Ersatzmann gewählt war. Die vorgenommene Neuwahl hatte folgendes Ergebnis: Die Herren Görisch und Trauner werden wiedergewählt und für den wegen Wegzugs aus getretenen Herrn August John wird Herr Th. John neu in den Vorstand gewählt. Den Bericht über die Jahresversammlung in Breslau er stattet hierauf der z. Z. als Delegierter dorthin entsandte Herr Haußecker. Dort wurde u. a. wieder die für den Kampf gegen die Warenhaus-Schleudereien sehr wichtige Markenschutz frage verhandelt, welche jedoch leider immer noch nichts Günstiges ergeben habe. Man hat ferner in Breslau vorgeschlagen, die Berichte der Generalversammlungen der Zweigvereine in der Papier- Zeitung zu veröffentlichen, um auf diese Weise gegenseitige Anregungen zu geben und die räumlich getrennten Vereine einander näher zu bringen. Die übrigen umfangreichen Verhandlungen, welche noch in manchen Punkten Interesse bieten, sind ausführlich behandelt in Nrn. 46, 47 und 48 des Jahrgangs 1908 der Papier-Zeitung. Zu Schulangelegenheiten wird mitgeteilt, daß in den Lehrmitteln keine Aenderung eingetreten ist. Dagegen hat eine auswärtige Firma versucht, das Geschäft mit Schul heften an sich zu reißen. Sie bot nämlich Schulhefte samt Umschlag und aufgeklebtem Schild zu einem Preise an, der sich nur bei Verwendung minderwertigen Stoffs recht fertigen läßt. Um die Händler leichter zur Abnahme seiner Ware zu veranlassen, behauptete der hiesige Ver treter außerdem, sein Haus beziehe das Papier von der gleichen Fabrik wie die Frankfurter Firmen Jaeger’sche Papierhandlung und Adolf Freund. Hierauf wurde sofort durch Rückfrage bei der in Frage stehenden Fabrik diese Behauptung als unzutreffend festgestellt. Um den Unter schied des bei diesen Heften verwendeten Papiers gegen über dem bisher üblichen genau festzustellen, wurden un verzüglich Proben an das Kgl. Material Prüfungsamt in Groß-Lichterfelde-W gesandt. Das Ergebnis war folgendes: »Das Frankfurter Normalpapier hat Lumpenzusatz, das Konkurrenzpapier keinen; die Falzzahl beträgt beim Frank furter Papier 87, bei dem Konzeptpapier 3; die Reißlänge rund 4400 gegenüber 3200. Es wurde unverzüglich zu dieser Sache Stellung ge nommen und eine Eingabe an die Schulbehörde gemacht, deren Ergebnis wohl noch aussteht, aber kaum zweifelhaft sein dürfte. Herr Bender führt Beschwerde, daß auch in Kolonial warengeschäften Normalhefle verkauft werden dürfen. Er wird darauf aufmerksam gemacht, daß Normalhefte kein Verlagsartikel seien und auf Grund der Gewerbefreiheit so wie auf Wunsch der Schulbehörde auch solchen Händlern abgegeben werden müssen, doch müßten diese des geringen Bedarfs wegen die Dutzend- oder Hundertpreise bezahlen. Herr Trauner äußert in der Angelegenheit der oben erwähnten Konkurrenzhefte Besorgnis, daß auch eine von der Behörde getroffene, für die Frankfurter Hefte günstige Entscheidung den Vertrieb der minderwertigen Ware inm den Warenhäusern nicht unterbinden werde. Herr Görisch setzt das Vertrauen in die Schulbehörde, daß sie durch geeignete Schritte einem solchen Verkauf entgegentreten werde. Herr Trauner meint noch, man solle hinsichtlich des Hefteverkaufs den Warenhäusern das Handwerk zu legen suchen, worauf Herr Haußecker entgegnet, daß man am richtigsten gehandelt hätte, s. Zt. den Warenhäusern die Normalhefte zum Verkauf freizugeben, gegen deren Ver pflichtung, solche nicht zu verschleudern. Ein dahin gehender Antrag sei jedoch damals abgelehnt worden, und seitdem die Warenhäuser andere der ministeriellen Ver fügung entsprechende Hefte aufgenommen hätten, sei ihr Interesse an den Wasserzeichen-Heften erloschen. Zur Neujahrskarten-Ablösung bemerkt Herr V/olff, daß neuerdings nicht nur der Armen-Verein, sondern auch andere Vereinigungen durch Herumschicken von Zirkularen für die Ablösung wirken; durch diese Bestrebungen habe sich leider das Kartengeschäft schon erheblich verringert. Wegen Freigabe des Sonntags vor Neujahr werde man auch in diesem Jahre wieder eine Eingabe an die zuständige Behörde richten. Hierauf wird zur allgemeinen Kenntnisnahme ein im Warenhaus an einem 95 Pf.-Tage gekauftes Kopierbuch mit 500 Blatt und auslegbarem Register vorgezeigt. Die Wahl der Delegierten für die Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins, welche in diesem Jahre in Halle oder Eisenach stattfinden soll, wird, wie früher, dem Vorstand überlassen, jedoch ein Antrag des Herrn Haußecker angenommen, daß der Verein einen Reisekosten- Zuschuß von 150 M. bewilligt, dergestalt, daß bei Ent sendung von 2 Delegierten jeder 75 M., bei 3 jeder 50 M. erhält. Auch der Antrag findet Annahme, daß auf dem Papier tag die Frage aufgeworfen wird, auf welche Weise man einer Reklame, wie die nachfolgend wiedergegebene, wirk sam entgegentreten könne: Hingerichtet seit ganz kurzer Zelt ist das Augenmerk eines jeden Rechtsanwalts und Bureau vorstehers auf die verblüffende Anpreisung von Kohlenpapier in der Juristen-Zeltung, Sonderausgabe Cassel, von der Papier-Großhandlung J. Wilhelm Aubreville, Cassel Großer Nutzen für die Herren Bureauvorsteher und die Herren Chefs. 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