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970 PAPIER-ZEITUNG Nr. 25 Dadurch, daß die typographischen Gesellschaften dem guten Werksatz größere Aufmerksamkeit schenken, werden sie Verständnis dafür bis in die kleinste Buchdruckerei und demzufolge auch mehr in das große Publikum tragen. Dann wird man vielleicht manches Buch wieder durch Handsatz herstellen lassen, und es wird so Arbeit für viele Hand setzer bleiben, die jetzt alles Heil im Akzidenzsatz suchen. Hermann Smalian Farbblatt-Prägeverfahren Das von Johannes Stäcker in Hamburg, Rathausstr. 13 erfundene Farbblatt - Prägeverfahren unterscheidet sich von dem bisherigen Verfahren nur durch die Art des Einfärbens der Stempel und durch die hierzu ver wendete Prägefarbe. Zum Einfärben des Stempels bedient man sich nicht wie früher eines Pinsels oder einer Bürste, sondern eingefärbter Prägeblätter. Zur Herstellung der Prägeblätter nimmt man von der zum Gebrauch fertigen besonderen Prägefarbe soviel, wie ungefähr für die Druck zahl nötig ist, (für 100 Druck eines kleinen Stempels etwa 1 Gramm) und verreibt diese Farbe mit einer kleinen Auftragwalze, wie sie in Buchdruckereien gebraucht wird, gleichmäßig auf einer Fläche von etwa r2X12 cm auf eine etwas größere Glasplatte. Dann nimmt man mit derselben Walze von der Glasplatte Farbe ab und rollt sie auf ein Präge- oder Farbblatt zwei- bis dreimal bis das Prägeblatt gleichmäßig mit einer dünnen Schicht Farbe bedeckt ist. Für saubere Arbeit ist er forderlich, daß die Farbe nicht zu nabe an die Ränder des Prägeblattes gebracht wird, weil sonst bei schneller Arbeit in die Farbe hineingegriffen wird. Der Stempel muß in der Maschine oben, mit der Gravierung nachuntenzeigend, befestigt werden und gegen eine scharf prägende Patrize stehen. Man legt nun das Farbblatt, mit der Farbseite nach oben, zwischen Stempel und Patrize, gibt einen Druck, worauf sich die Gravierung durch Eindrücken des Farbblattes vermittels der Patrize einfärbt, wischt hierauf den Stempel wie früher, auf mit Terpentin gefeuchtetem Druckpapier rein und prägt dann. Beim Farbenehmen ist darauf zu achten, daß die Abzüge möglichst dicht nebeneinander zu stehen kommen, damit das Farbblatt gut ausgenutzt wird. Mehrmaliges Farbe nehmen von einer Stelle des Farbblattes ergibt mangel hafte Prägung. Je besser die Patrize ausgeschnitten ist, desto leichter ist das Reinwischen des Stempels, weil das Farbblatt nur an denjenigen Stellen Farbe abgibt, wo die Patrize einen Gegendruck verursacht. Es lassen sich in der gleichen Zeit auf einem Balancier, welcher von einer Person bedient wird, je nach Art des Stempels, mit Farb blatt mindestens die doppelte Anzahl Drucke herstellen, wie bei dem Einfärben vermittels Pinsel oder Bürste. Das Reinigen des Stempels von der überschüssigen Farbe ist bei dem neuen Verfahren spielend leicht, weil nur verschwindend wenig Farbe zu entfernen ist. Der Farbeverbrauch ist sehr gering und trotz bedeutender Be schleunigung der Arbeit werden die Prägungen gleich mäßiger als bisher. Lithographische Harrispresse Seit langer Zeit war man bestrebt, den Rotationsdruck auch beim Steindruck an die Stelle des Flachdrucks treten zu lassen, um ihn ähnlich zu beschleunigen wie den Buch druck durch die Rotationsmaschinen. Diese Versuche scheiterten meist an den Schwierigkeiten des chemischen Steindrucks, sodaß man beim Flachdruck blieb, trotz dem mehrfach Rotationsmaschinen z B. für den Druck von Aluminiumplatten auftauchten. Die große Schnellig keit des Rotationsdrucks bildete gleichwohl steten An sporn zu neuen Versuchen, und so bringt neuerdings Herr S. Kochanski in Berlin SW, Kochstr. 73, eine amerika nische schnellaufende lithographische Rotationspresse in den Handel, die nachstehend abgebildet ist. Im Bilde rechts ist der Papierstapel zu sehen, von dem der ein fache und sicher arbeitende Anlege-Apparat der Maschine einen Bogen nach dem andern abnimmt und in die Ma schine führt. Hier fassen ihn ebenso wie bei der Schnell presse die Greifer und führen ihn zwischen zwei Zylindern hindurch, deren oberer den Bogen bedruckt. Folgt im Anlege Apparat nicht regelmäßig Bogen auf Bogen oder ist durch einen Zufall eine Ecke des Bogens umgeklappt, sodaß der Bogen nicht gleichmäßig von den Greifern er faßt werden kann, so steht die Maschine infolge einer mechanischen Hemmung auch im schnellsten Lauf sofort, es ist also nach Möglichkeit dafür gesorgt, daß kein Papier verdruckt wird. Der richtig angelegte Bogen gelangt zwischen zwei Zylinder, von denen der obere mit Gummituch bezogen ist. Ueber diesem liegt ein weiterer Zylinder, der die Zink- oder Aluminiumplatte mit der Lithographie trägt. Feucht- und Farbwerk sind über und hinter diesem Zylinder gelagert. In Rücksicht auf den schnellen Gang der Maschine muß das Farbwerk besonders vollkommen sein. Dieser Forderung wurde durch ein auch seitlich verreibendes Doppelfarbwerk Rechnung getragen. Das hinter dem Zylinder befindliche Wischwerk läßt sich nach Bedarf an- und abstellen. Beim Gang der Maschine druckt sich die eingeschwärzte Zeichnung auf dem Gummituch des nächsten Zylinders ab und erst von diesem geht sie auf den Bogen über. Hinter der Maschine verläßt der be druckte Bogen die Maschine mit dem Druck nach oben