Volltext Seite (XML)
0) API ER-VERARBEITUNG ä Bu CH G EWER HE — Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straßes, III Vorsitzender: G. Köniteer, Steglitz, Arndtstraße 35 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III Schriftführer: E. Baumeister, SW 29, Belle Alliancestr. 28 II Die Arbeiten im neuen Vereinsjahr beginnen wir nach §§ 13 und 14 unserer Satzungen mit Abhaltung der Ordentlichen Generalversammlung am Dienstag, 12. Januar 1909, abends 9 Uhr, im Buch gewerbesaal, Dessauer Straße 2. Etwaige Anträge bitten wir uns möglichst vorher ein senden zu wollen. — Wegen der Wichtigkeit der zu er ledigenden Tagesordnung bitten wir um zahlreiches Er scheinen der Mitglieder. Der Vorstana Tages-Ordnung: 1. Geschäftliches. — Aufnahmen. 2. Erstattung des Jahresberichts seitens des Vorstandes. 3. Erstattung des Kassenberichts und Entlastung des Kassierers. 4. Wahl des Vorstandes. 5. Wahl der technischen Kommission. 6. Neuwahl des Arbeitsausschusses des Verbandes der Deutschen Typographischen Gesellschaften. 23823223 7. Erledigung der folgenden und etwaiger weiterer Anträge: a) Die Generalversammlung der B. T. G. wolle be schließen, »der vierteljährliche Beitrag wird vom 1. Januar 1909 ab von 2 M. auf 2 M. 50 Pf. erhöht und der § 6 des Statuts dementsprechend ab geändert«. Lehfeldt b) In Anbetracht unserer geringen Mitgliederzahl und des schlechten Besuches unserer Versamm lungen wird der Vorstand ersucht, eine größere Agitation zur Gewinnnng neuer Mitglieder zu veranstalten. Lehfeldt * * * Um eine möglichst umfangreiche Ausstellung von Kalen dern und Neujahrskarten im Berliner Buchgewerbesaal ver anstalten zu können, die später zu Rundsendungen für den Verband der Deutschen Typographischen Gesellschaften Verwendung finden sollen, bitten wir sowohl unsere Mit glieder als auch weitere Kreise um freundliche Ueberlassung von diesjährigen Kalendern und Neujahrskarten und Ueber- sendung an die Geschäftsstelle, Dessauer Str. 2. Der Vorstand Neujahrs-Bettelei Unter dieser Ueberschrift brachten wir in früheren Jahren öfter Mitteilungen über Betteleien der Angestellten von Kunden deutscher Fabriken in Rußland, Galizien usw. Heute erhalten wir von einer deutschen Briefhüllenfabrik folgenden an sie gerichteten Brief: Leipzig, am 31. Dez. 1908. Geehrter Herr Direktor. Unterzeichneten Markthelfer der Firma Wild & Laue, Leipzig erlauben sich Ihnen zum Jahreswechsel zu gratulieren und wünschen daß Sie auch in diesem Jahre mit denselben Auf trägen beehrt werden wie im vorigen Jahre. Hochachtungsvoll (folgen vier Namen) Tauchaerstr. 36III. Die Briefhüllenfabrik schreibt uns dazu: Auf die Gefahr hin, in diesem Jahre weniger mit Aufträgen beehrt zu werden, schenke Ich diesem zarten Wink — vielleicht eine aus dem Buchhandel überwucherte Unsitte — keine Be achtung, sondern überlasse solchen Ihnen zur gebührenden Würdigung. Buchausstellung im Berliner Kupferstichkabinett Zurzeit befindet sich im Berliner Kupferstichkabinett (Neues Museum) eine Ausstellung von Miniaturen, Stichen, Schnitten und Büchern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, eine Ausstellung, die deshalb ganz besonderes Interesse bietet, weil gerade die für Buchgewerbler und Bücher freunde wertvollsten Bücher schwer zugänglich in den Bibliotheken lagern und dort auch nur den Wissenschaftlern, keineswegs aber sehr bereitwillig Graphikern in die Hand gegeben werden. Albrecht Dürers Theuerdank ist u. a. dort in einem kostbaren Exemplar vertreten. Die Vorsicht der Verwaltung ist also gerechtfertigt, nur sollte die einseitige Benachteiligung des Buchgewerblers dem Wissenschaftler gegenüber fallen. Sonnder cac61 ein atndern sn 8c 6cen liefe &r firen Aufein hohen pergin ein wande Darinen rvi Gembfen fandt Gar freunden Er 6ü 3m fpracs Schriftprobe aus dem Theuerdank Der Theuerdank ist ein Markstein in der Entwicklung der deutschen Schrift, er zeigt die erste Fraktur und wurde 1517 in der von Dürer entworfenen Type mit den Holz schnitten des Altmeisters zugleich herausgebracht. Seine Type entspricht genau den übrigen Werken seiner Zeit: der deutschen Renaissance unter italienischem Einfluß. Die Strenge der bis dahin gebräuchlichen gotischen Schrift ist weicheren biegsamen Formen gewichen, die in ihrer ge schwungenen dünnen Ornamentik zum deutlichsten Ausdruck gelangen. Doch wahrt die Type in ihren Breiten- und Längenverhältnissen etwas von der Gotik, und deren ge strecktem Charakter gemäß ist folgerichtig auch der stehende hohe Satzspiegel in die lange Seite gesetzt. Eine Harmonie für das Auge sind die beiden Seiten des aufgeschlagenen Werkes. Das Gleichgewicht der Seiten ist dadurch er reicht, daß man das schwere Bild oben auf der rechten Seite durch schmalen Text auf der linken, der in einen rozeiligen breiteren Prosaabschluß endet, aufwog. Der Theuerdank ist auf schwerem Pergament gedruckt, ein Schreibmittel ist verwendet, das nicht wie das oft schlechte Papier unserer Prachtwerke schon in kurzer Zeit zerfällt. Das von Dürer, Burgkmair, Baldung und Altdorfer mit Zeichnungen versehene Gebetbuch Kaiser Maximilians zeigt stark romanische Einschläge, so z. B. weist es das Linien system der Mönchshandschriften auf, und läßt die Initialen sich in allen möglichen Formen in diesem strengen Zeilen netze tummeln. Bemerkenswert ist, daß verschiedene Formen desselben Buchstabens und viele Ligaturen existieren, um möglichst lückenlosen Satz zu erreichen. Für die Gegenwart wäre eine solche Belastung des Setz kastens undurchführbar. Als drittes großes Werk bemerken wir dann noch den von Burgkmair herausgegebenen Weiß- künig. Er ist bereits in einer bei weitem ruhigeren Fraktur gehalten; wohl abgewogen steht der kleinere aber dunklere Holzschnittspiegel der rechten Seite zu der linken, deren