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928 PAPIER-ZEITUNG Nr. 24 Amerikanische Zollerhöhung auf Papierwaren Kabelmeldung des ^Berliner Tageblatts«. Bei der Vorlegung der Tarifbill an den Kongreß er läuterte der Vorsitzende des Tarifausschusses die einzelnen neuen Positionen und führte u. a. aus: Wegen ungenügen den Zollschutzes sei eine Zollerhöhung erfolgt auf Kohlenteerfarben, Papierfabrikate und Erzeugnisse der Lithographie. Die Tarifvorlage siebt Mindest- sowie Höchstzölle vor, die durchschnittlich um 20 v. H. ver schieden sind. Der Mindesttarif soll allen Ländern zugute kommen, die Amerika Meistbegünstigung einräumen. Die bestehenden Handelsabkommen sind nach Maßgabe ihrer Bestimmungen zu kündigen. Nutzbringende Stereotypie Die Stereotypie gilt im allgemeinen als Hülfsabteilung, welche nur indirekt Geld einbringen kann. Ich habe aber durch sie unmittelbar gute Einnahmen erzielt und empfehle andern Anstalten ähnlich zu verfahren. Die großen Kunden der Buchdruckereien und Papierwarenfabriken sind nämlich vielfach auch große Anzeigen-Besteller, die oft viele hundert Zeitungen für ihre Ankündigungen benützen. Diese Firmen nehmen gern statt einfacher Anzeigen mit Textsatz, solche mit bildlichen Darstellungen. Kleine Bild-Anzeigen wirken oft auffälliger wie große Satz-Anzeigen, wenn kräftige Schwarz-Weiß-Wirkung berücksichtigt ist. Was die nötigen Druckstöcke kosten, wird durch geringeren Raum doppelt und dreifach an Einrückungsgebühren ge spart. Früher sandten diese Anzeigen Besteller der Zeitung die Druckstöcke als Galvanos, ich habe sie bei mehreren großen Firmen als Stereotypen, die doch weit billiger sind, eingeführt und regelmäßige Nachbestellungen erhalten, welche mir die Brauchbarkeit bewiesen Besonders Druckereien am Wohnort solcher Anzeigen- Besteller können die Lieferung von Stereotypen erhalten, weil mündliche Besprechung und oft sehr eilige Herstellung wünschenswert ist. Außer Trockenpresse und Gießinstru ment muß auch eine Kreissäge und ein Bestoßhobel vor handen sein. Ich habe die Stereotypen immer grade be stoßen, also ohne schräge Fazette geliefert und unaufge klotzt, meist gehen sie später an Zeitungen mit Rotations druck, sodaß also nicht unmittelbar davon gedruckt wird. Für die Herstellung der Entwürfe kommt jeder tüchtige Steinzeichner in Betracht, sofern er flott in Federmanier zu arbeiten versteht. Aller Kleinkram und dünne Zierlinien sind zu vermeiden, da sie in der Rotationsmaschine schmieren. Der Original-Druckstock wird fast ausnahmslos in Zinkätzung, ganz große Platten auch in Bleischnitt her gestellt. Ich habe um besonders tiefe Platten zu liefern, von der Zinkätzung einen Bleiabguß gemacht und diesen sorgfältig so tief als nur irgend möglich nachschneiden und aussticheln lassen. Kam noch Textsatz hinzu, so ließ ich passende Stellen aussägen und materte dann von dieser Platte mit den eingesetzten Lettern. Ich hatte stets 4, 6 und mehr Entwürfe zu liefern; diese wurden zu einer Form zusammen geschlossen, gematert, gegossen und dann zer sägt. Wenn ich dem Stereotypeur einen Hülfsarbeiter, nur zum Gießen, beigab und ein paar Ueberstunden machen ließ, so wurden schnell viele hundert Platten fertig. Eine Vermittlungsstelle für künstlerische Entwürfe besteht seit 1. Februar in München mit der Aufgabe, die Erfolge, welche auf der Ausstellung »München 1908« durch das Zusammenwirken von Handwerkern, Industriellen und Kaufleuten mit den Künst lern Münchens erzielt wurden, welterauszubauen. Die Schaffung dieser Vermittlungsstelle erfolgte durch die »Münchner Ver einigung für angewandte Kunst e. V.< (gegründet 1903), der fast alle bei der Ausstellung tätig gewesenen Künstler angehören. In der Geschäftsstelle (Konradstr. 5/3, Tel.22743) werden kostenlos Auskünfte und Ratschläge in allen künstlerischen An gelegenheiten an Gewerbetreibende und Künstler erteilt. Auf diesem Wege sollen Behörden und Privatleute in solchen Fällen, in denen die Kleinheit der Aufgabe ein Preisausschreiben überflüssig macht, leicht und rasch künstlerische Mitarbeit in Anspruch nehmen können. Die Kosten der Vermittlungstätigkeit sollen durch Provisionen am Honorar der Künstler gedeckt werden. Die Vermittlung von Entwürfen geschieht an jeder mann in München und auswärts. Buchkunst und Bucherliebhaberei vom Mittelalter bis zur Gegenwart Berichte über eine Reihe von Vorträgen von Prof. Dr. Jean Loubier im Kgl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin Fortsetzung zu Nr. 20 Seite 777 VI. Vortrag Der Buchdruck in Frankreich ist bei weitem nicht so mannigfaltig wie in Deutschland. Denn während es in Bild 35. Geoffroy Tory, Titelblatt. 1535 Deutschland fast in jeder bedeutenderen Stadt und außerdem in vielen kleinen Städten Druckereien gab, die den Ehrgeiz hatten, Mustergiltiges zu liefern, kann man in Frankreich Bild 36. Zwei Selten eines Livre d’heures, gedruckt von G. Merlin In Paris, 1552 während des fünfzehnten Jahrhunderts eigentlich nur von zwei Druckstädten sprechen, dies sind Paris und Lyon. Die Gotik und Renaissance waren in Frankreich im Begriff, einander abzulösen, als im Jahr 1469 Johannes Heinlein, der damalige Rektor der Sorbonne, deutsche Drucker nach Paris berief. Es waren die drei Deutschen Gering, Frei berger und Krautz, die im gleichen Jahr die erste Druckerei in Paris eröffneten und in den folgenden Jahren für die Universität druckten. Sie bedienten sich zuerst einer