Volltext Seite (XML)
72 PAPIER-ZEITUNG Nr. 3 Ausschuß-Verhütung Siehe Nrn. 99, 102, 105 von 1908 und Nr. 2 von 1909 Der Ansicht des Verfassers in Nr. 99 über die Wichtig keit des bei der Fabrikation entstehenden Ausschusses kann man nur beipflichten. Während meiner Tätigkeit im Betrieb erster Feinpapier fabriken habe ich besonders gute Gelegenheit gehabt, mich mit der Entstehung von Ausschuß und dessen Beschränkung auf das geringste Maß vertraut zu machen und im Laufe der Jahre gefunden, daß bei scharfer Ueberwachung erheb liche Verminderung des Ausschusses erzielbar ist, daß dieser aber ins Riesige steigt, wenn ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich spreche in Folgendem insbesondere von Verhütungsmaßregeln während der Aus rüstung auf den Kalandern, Querschneidern und Sortier tischen: Nachdem das Papier gut und gleichmäßig gefeuchtet ist (zu trockenes Papier gibt auf dem Kalander ungeheuren Ausschuß) soll jede einzelne Rolle mit Packpapier um wickelt werden, damit das Papier nicht beschmutzt wird, denn wenn beim Anfassen jedesmal auch nur eine Runde verdirbt, so sind bis zum Schneiden mindestens 5 Runden = 25 Bogen auf diese Weise verloren. Die Arbeiter, besonders die am Kalander, müssen wissen, daß sie die Rollen zu heben und zu fahren, nicht zu zerren, rollen und überejnanderzuwerfen haben. Auch nach dem Glätten soll wieder jede Rolle mit dem ursprünglichen Pack papierumschlag versehen und nicht uneingeschlagen dem Querschneider hingelegt werden. Sodann ist der Querschneiderführer genau anzuweisen, wie er das geschnittene Papier anzufassen hat. Er soll unter die Längsseiten der einzelnen, von den Maschinen wegzu tragenden Stöße Papier mit beiden Händen von rechts und links greifen, das Papier gegen den Leib aufrecht halten und es auf diese Weise tragen. Das Papier soll also nicht angefaßt oder zusammengeschlagen, sondern durch Unter schieben der Hände gehoben werden. In jede Hand ist ein Papierfetzen zu nehmen, damit die Bogen durch die nicht immer reinen Hände nicht beschmiert werden. Das Gleiche gilt für die das Papier tragenden Sortiere rinnen. Bei diesen muß außerdem scharf darauf geachtet werden, daß die nur an einer Seite schadhaften Bogen zum Beschneiden ausgelegt werden und nicht in den Ausschuß gelangen. Die Papiere werden nämlich meist in Doppel größen sortiert, sodaß sich solche Bogen auf einfaches Format oder auf halbe Bogen beschneiden lassen. Für diese hat man immer Verwertung. Man überwache be sonders genau die Ausschußkästen der Sortiererinnen, denn gerade hier wird leichtfertig der meiste Ausschuß gemacht. Ueberwachung durch sogenannte Laufzettel bewährt sich vorzüglich. Diese Laufzettel werden auf dauerhaften, farbigen, mittelstarken Karton gedruckt und sollen Vor drucke enthalten zum Ausfüllen der Lauf Nr., Auftrag-Nr., Bezeichnung, Stoff usw., der Menge, des Maschinenführers, Wicklers, der Größe, des Gewichtes usw., ungefähr wie nachstehend angedeutet: Lauf Nr. 1206^ den 12 Dezember. 08. Laufzettel Fein weiß satin. holzfrei velin Post Auftrag Nr.: 374 Menge: 1000 kg Größe: 46^.^ cm Gewicht: 20 kg 1000 Bg. 1314g □m Von age: = Mstr. A v. Auftrag320 Färoung: = B von Auftrag 323 Glätte: scharf satin Schrägschnitt/Grad<cbnitt Rollenbreite: 3A.46 cm Angefertigt: 1220 kg mit/obne bändel Feuchtung: gut feuchten Maschinen fünrer: Biergans Wickler: Quast flach ausgerüstet zu 4 0 Bogen Liniatur einfach zart grau liniiert für 4" ferner genau rechtwinklig beschnitten in Etiketten zu 230 Bogen Verpackung: in Kisten Lieferung: sofort Ergebnis: Verkaufsgewicht [a 30000 Bogen 1000 kg I[a 3000 Bogen 100 kg 1100 kg Angefertigt 1220 kg Ergebnis 1100 kg Ausschuß 120 kg = 10 v. H. Kalander Schneidemaschinen Sortierung 2 v. H. 3 v. H. 3 v. H. An Hand des Laufzettels muß der Saalmeister das Papier ausrüsten lassen und nach Fertigstellung am Fuß des Zettels den Verlust ausrechnen. Dies geschieht in folgender Weise: Aller Ausschuß, wie er zum Schnippelboden gelangt, ist abzuwiegen und zwar jede Sorte für sich, Kalander, Querschneider und Sortierung getrennt. Das Gewicht mit der betr. Auftrags Nr. ist für jeden Haufen Ausschuß auf kleine Blättchen zu notieren und von den betr. Kalander oder Querschneiderleuten oder Sortiererinnen dem Saal meister auszuhändigen. Wenn der Saalmeister den Verlust ausreehnet, zieht er die fertiggestellte Menge von der vom Maschinenführer auf dem Laufzettel als angefertigt verzeichneten Menge ab, und erhält dadurch den Verlust in Kilogramm, den er in Prozent umzurechnen hat. Den festgestellten Verlust, d h. Aus schuß kann er dann an Hand der oben erwähnten einzelnen Wiegenotizen vergleichen und auf Kalander, Schneide maschinen, Sortierung usw. verteilen, sodaß man in der Lage ist, die einzelnen Personen, die zuviel Ausschuß gemacht haben, unmittelbar festzustellen und zur Verantwortung zu ziehen. Sind z. B. vom Maschinenführer 1220 kg als ange fertigt angegeben und es werden 1100 kg fertige Ware er zielt, so bestehn 120 kg = 10 v. H. Verlust. Besitzt der Saalmeister eine Ausschußwiegenotiz über 24 kg vom Kalander, über 36 kg vom Querschneider und über 60 kg von den Sortiererinnen, so verteilen sich die 10 v. H. Ver lust in 2 v. H. für den Kalander, 3 v. H. für den Querschneider und 5 v. H. für die Sortierung. Wirksamere Ueberwachung ist nicht denkbar. Ich habe durch sie in einer Fabrik den Durchschnitt des Ausschusses von 10 bis 12 v. H. auf 5 bis 6 v. H. heruntergedrückt, ein Unterschied, welcher die Mühe verlohnt. Aber auch in anderer Hinsicht ist der Laufzettel sehr vorteilhaft. Zunächst wird mancher Fehler durch ibn ver hütet, da er seinen Auftrag stets begleitet, von der Papier maschine zum Kalander, vom Kalander zum Querschneider, von dort zur Sortierung und Fertigstellung und endlich zum Packer. Die Leute haben den Zettel mit allem Wissens werten immer vor Augen, können daher kaum irren. Aus geschrieben und mit den nötigen Vorschriften versehen, wird der Laufzettel von dem Beamten, der die vorzuneh mende Anfertigung in das Papiermaschinenfabrikationsbuch einträgt. Mit diesem kommt er zur Papiermaschine, der Führer füllt an der vorgedruckten Stelle seinen Namen und den des Wicklers aus und vermerkt auf der Rückseite jede einzelne Rolle mit Nr. und Gewicht. Zuletzt addiert er die Gewichte und füllt die Spalte: »Angefertigte Menge« aus. Die Kalanderleute suchen sich an Hand des Zettels ihre Rollen zusammen und streichen auf der Rückseite jede satinierte Rolle an. Wird z. B. nur ein Teil der Anfertigung satiniert, so hat man eine Uebersicht, welche Rollen noch unsatiniert sind. Der Querschneiderführer streicht die geschnittenen Rollen durch und der Meister rechnet das Ergebnis aus. M. E. sind durchschnittlich 15 v. H. Ausschuß bei Schreibpapier zuviel für eine gut eingerichtete Fabrik. 10 v. H. dürften nicht überschritten werden. Das Gleiche halte ich von nicht zu dünnen, holzfreien Druckpapieren. Dagegen halte ich den Durchschnittsverlust von nur 5 v. H. bei Karton für zu niedrig. Gerade Karton ist sehr schwierig und ergibt bei nicht ganz vorsichtiger Behandlung sehr viel Ausschuß. Durchschnittlich 10 v. H. Verlust habe ich hierbei stets festgestellt. Im Uebrigen schwankt die Höhe der Verluste je nach Einrichtung, Arbeitsweise und Personal so gewaltig, daß sich schwerlich ein allgemeiner Durchschnitt feststellen lassen wird. L.