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Nr. 3 PAPIER-ZEITUNG 71 diese Karte unter Kreuzband.) Welche Schwierigkeiten die Zu sammenstellung bereitet haben muß, kann nur beurteilen, wer die hiesigen Verhältnisse und die Gleichgiltigkeit aller Be teiligten kennt. Die amtlichen Angaben reichen z. B. nur bis zum Jahre 1903 und konnten nur durch unmittelbare Umfragen ergänzt und richtig gestellt werden. Der erste Blick auf die Karte zeigt, wie ungleich die Papier fabrikation über das weite russische Reich verteilt ist. Im Osten und Norden nur ganz vereinzelt, im Süden, Kaukasus und Transkaspien vollkommen fehlend, in der Mitte wieder nur ver einzelt und im Westen verhältnismäßig zusammengedrängt. In dem der Karte beigegebenen Verzeichnis sind im ganzen 203 Fabriken aufgeführt, darunter eine Menge kleiner Schleifereien und Pappenfabriken mit einem Jahresumsatz von 10—20000 Rubel, auch mehrere noch kleinere, ja selbst eine Fabrik, die ihren Umsatz auf 2800 Rbl. angibt. Bedeutendere Papierfabriken mit einem Jahresumsatz von über 300000 Rbl. sind nur 37 angeführt. Allen voran die Compagnie Howard in Troizko-Kondrow mit einem Umsatz von über 3 Millionen Rubel, ihr folgt Akt.-Ges. Mirkow mit 2800000 Rbl., dann die Comp. Riga in Ligat mit 2 Millionen Rubel und Fürst Paskewitsch sowie Gebr. Wargunin mit 1 800000 Rbl. Ist schon die Zahl der Fabriken im Verhältnis zur Größe des Reiches verschwindend klein, so kommt noch in Betracht, daß von den angeführten 37 bedeutenderen Papierfabriken sechs sich in Schwierigkeiten befinden, unter Administration sind oder ihre Tätigkeit eingestellt haben. Fabriken, die ausschließlich Zellstoff erzeugen, sind nur 4 angeführt, Papierfabriken mit eigener Zellstoff-Erzeugung sind nur 5 vorhanden, und solche, die ihren Zellstoff und Holzschliff selbst herstellen, nur 2. Sehr bedeutend hat in den letzten Jahren die Holzschleiferei zugenommen; soviel aus den nicht ganz klaren Angaben hervorgeht, bestehen 49 Schleifereien. Verhältnismäßig klein ist die Zahl der Fabriken, die ausschließ lich Packpapiere erzeugen, es sind deren nur 23. _Es kann im allgemeinen Fachinteresse garnicht genug an erkannt werden, daß endlich einmal statistische Daten über die gesamte russische Papiererzeugung gesammelt sind. nn. Die Landkarte der russischen Papierfabrikation ist etwa 55 X 70 cm groß und in der Kartographischen Anstalt von A. Ilina in St. Petersburg hergestellt. Der Text ist in russischer Schrift gedruckt. Durch besondere rote Zeichen sind gekennzeichnet die Orte, in denen hergestellt werden: Papier und Pappe; Pappe; Zellstoff; Holzschliff; Pappe und Holzschliff; Papier und Zellstoff; Papier und Holzschliff; Papier, Zellstoff und Holzschliff. Außerdem hat jeder dieser Orte eine rote Zahl erhalten, die wahrscheinlich auf die gleiche Zahl in der alphabetischen Zusammenstellung der Firmen hinweist Diese Zusammenstellung ist auf der Karte nicht enthalten. Die Papier- usw. Fabriken sind auf der Karte nur im Europäischen Rußland, nicht auch in Finland und im Kaukasus angegeben. Papiermarkt in Norwegen Eigenbericht Kristiania, 1. Januar 1909 Es ist bezeichnend für die Leistungsfähigkeit unseres seit 1905 selbständigen Königreiches, daß sich die Papier- und Papierstoff-Fabrikation trotz der gedrückten Lage des Welt marktes in großem Maßstab weiter entwickelt. Ein treffendes Beispiel hierfür sind die Neuschöpfungen der Kellner-Partington- Gesellscbaft. Die Anlagen dieser Gesellschaft in Borregard und Sarpsborg sind in den letzten Jahren großartig ausgestaltet worden und haben durch Erwerbung der Gesellschaften Möln- backa und Klarafors starken Rückhalt gewonnen. Auch die Union Co. In Skien hat ihre Fabriken ständig vervollkommnet. Weniger günstig erweist sich aber ihre Lage für die Versorgung mit Papierholz. Da infolge des schlechten Geschäftsganges auf dem Bauholzmarkt weniger Holz ge schlagen wird, und da auch die Flößerei schon früher infolge Ausstands und neuerdings durch Einfrieren der Gebirgswässer zu rückgegangen ist, so herrscht in manchen Gegenden Norwegens solcher Holzmangel, daß der Betrieb von Sägewerken und auch manchen Holzschleifereien eingeschränkt werden mußte. Der Bezug russischen und finnischen Holzes wird daher im neuen Jahre bedeutend erweiterten Umfang annehmen. Die Jahreslieferungen 1909 scheinen weder für Papier noch für Zellstoff zu erfreulichen Preisen abgeschlossen zu sein. Nur die Holzschleiferei erfreut sich, unberührt von der schlechten allgemeinen Lage, fortgesetzt günstiger und be friedigender Ergebnisse. F. Papiermarkt in Ungarn Im Organ zur Förderung der ungarischen Industrie »Honi Ipar« (Vaterländische Industrie) berichtet Kommerzialrat Wilhelm Herz, Direktor der Ersten ungarischen Papierfabriks-Aktien gesellschaft, über die ungarische Papier-Erseugung. Er verweist auf die allgemein abflauende Geschäftslage in 1908. Da der Rückgang international war, haben sich insbesondere die öster reichischen Papierfabriken bemüht, in Ungarn Absatz für ihre Uebererzeugung zu gewinnen, was ein Ueberangebot auf dem ungarischen Markte hervorgebracht habe. Die österreichischen Papierfabrikanten befinden sich in günstigerer Lage, da sie bessere Bezugsverhältnisse für Heizungs- und Rohstoffe, billigere Arbeitskräfte und billigere Frachttarife und tüchtigere Arbeiter besitzen. Eine weitere Erschwerung für die ungarische Papier industrie sei es, daß jedes einzelne Amt in Ungarn seinen Papierbedarf selbständig besorge. Dies sowie der Mangel jeder Einheitlichkeit bei der Vergebung der öffentlichen Lieferungen verschulde es, daß vielleicht in allen Papierfabriken der Welt nicht nach Format, Stoff und Gewicht so verschiedenartige Papiere erzeugt werden müssen, wie in den ungarischen. In Ungarn werden im Durchschnitt auf den Kopf der Bevölkerung im Jahr 3 kg Papier verbraucht, in Oesterreich aber 11 kg. Dieses ungünstige Verhältnis hindere die ungarischen Papier fabriken, sich zu spezialisieren. Auch Herr Gza Goldzieher, der über die Verhältnisse im Papierhandel berichtet, klagt über den österreichischen Wett bewerb. Die österreichische Ausfuhr in dünnen Papieren, dem sogenannten Hutpack, und den dünnen Sorten für Japan und China, gehe von Tag zu Tag zurück, weshalb sich Oesterreich mit besonderer Wucht auf den ungarischen Markt werfe. Der einzige Lichtblick, den das abgelaufene Jahr gebracht habe, be stehe darin, daß der Geschmack der breitesten Schichten im Volk merkliche Hebung erfahren habe. Heute sehe schon jedes Schulkind darauf, daß sein Schulheft gefällig und gut aus gestattet sei. Dieser erwachende Schönheitssinn habe den Ab satz besserer Pack- und Ausstattungspapiere gehoben. Ab geordneter Sümegi habe vor kurzem im ungarischen Ab geordnetenhause eine Interpellation eingebracht, worin darauf hingewiesen wurde, daß sich die österreichischen Rotations druckfabriken vereinigen, während Ungarn nicht eine einzige Fabrik für Rotationsdruckpapier besitze und daher auf die Fabrikate der vereinigten Rotationspapierfabriken angewiesen sei. Hierauf habe Staatssekretär Szterenyi geantwortet, daß jedem Unternehmen, das sich zum Zwecke der Erzeugung von Rotationsdruckpapier in Ungarn gründen sollte, weitestgehende staatliche Unterstützung zuteil würde. Zur Deckung nur eines Teiles des in Ungarn benötigten Rotationspapiers könnte eine solche Fabrik jährlich 600 Waggone erzeugen. Ueber Papier- und Schreibwaren berichtet Herr BlaSznsy: Durch Einbürgerung der »Budapester Frühjahrsmesse« sei die einschlägige ungarische Industrie einem einheitlichen Zusammen schluß näher gekommen. Bleistifte werden in Ungarn durch ein einziges Unternehmen hergestellt. Waren dieser Fabrik müsse jeder ungarische Kaufmann auf Lager halten, ohne Rück sicht darauf, ob er von ihr entsprechende Fabrikate erhalten könne, und ohne Rücksicht auf die Bedingungen, die ihm diese Fabrik stelle, ja selbst ohne Rücksicht auf den Umstand, ob diese Fabrik in der Geschäftszeit genügend Waren liefern könne. Die gleichen Verhältnisse herrschen auch bei anderen Schreib waren, ein gesunder Wettbewerb in diesen Waren fehle voll ständig. Auch die Papierausstattung befinde sich in Ungarn in einer einzigen Hand. Gesundung des ungarischen Papier- und Schreibwarenfaches werde erst eintreten, wenn die gegenwärtig noch auf so vielen Gebieten bestehende Alleinherrschaft auf gehoben sein werde. (Papier- und Schreibwaren-Zeitung, Wien) Finnischer Zellstoffverein. Unter dem Namen »Finska Cellulosaföreningen« ist am 15. Dezember 1908 ein Verein der finnischen Zellstoffabrikanten gegründet worden. Dieser Verein, dem sich bereits 7 Zellstoffabriken angeschlossen haben, hat sich zur Aufgabe gemacht, die finnische Zell stoff-Fabrikation zu fördern. In der gründenden Ver sammlung wurde beschlossen, eine fortlaufende Statistik über die Erzeugung, erzielte Preise usw. zustande zu bringen. K. (St. Petersb. Herold) Auflösung des böhmischen Dachpappen-Kartells. Wie aus Tetschen telegraphiert wird, ist das von der Oesterreichischen Länderbank finanzierte böhmische Dachpappen-Kartell aufgelöst worden.