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736 PAPIER-ZEITUNG Nr. 19 Unsauber gewordene Geschäftsbücher reinigen Zunächst reibe man mit dem Weichen von altbackenem Brot den Staub von den Blattseiten und entferne dann etwa vorhandene Fettflecke. Man legt unter betreffendes Blatt ein fettdichtes Stück Papier, auf dieses unter den Fleck ein vierfaches, mit Benzinoform durchtränktes weißes Löschblatt, auf den Fleck ein gleiches, darüber wieder Per gamentpapier und preßt das Buch leicht ein. Man kann in dieser Weise gleich mehrere Flecke auf einmal behandeln. Sind sie in einer Stunde nicht verschwunden, wird das Verfahren mit frischem Löscbpapier wiederholt, so oft, bis das Ziel erreicht ist. Dann wäscht man die Blattseiten im ganzen mit Benzinoform ab. Dieses ist nicht explosiv, seine Anwendung setzt aber gleich der von Benzin voraus, daß die Blattseiten nicht bedruckt sind, da Druckerschwärze ebenfalls aufgelöst und verschwinden würde. Tintenflecke können nicht entfernt werden, weil dabei Liniatur und Tintenschrift auch wegginge. Der Ueberzug des Einbandes kann bis auf Moleskin, welcher es nicht verträgt, mit warmem Wasser abgewaschen, gefärbt und gekleistert, auch dünn lackiert werden, wenn er nicht erneuert werden soll. Moleskin und andere nicht gestärkte Ueberzugstoffe kann man nur mit Benzinoform reinigen, indem man sie mittels eines mit solchem gut durchtränkten reinen Lappens, Schwammes oder Wattebausches tüchtig abreibt. Lappen oder Wattebausch muß oft erneuert, der Schwamm oft aus gewaschen werden. H. Schröder Gesellenprüfung Im Handwerk. Mit Ablauf dieses Viertel jahrs beenden zahlreiche Handwerkslehrlinge ihre Lehrzeit. Aus diesem Anlaß weist der Vorstand der Handwerkskammer zu Beilin darauf bin, daß es für die Auslernenden von großem Vorteil ist, wenn sie sich nach Ablauf ihrer Lehrzeit der Ge sellenprüfung unterziehen. Die Nlcbtablegung der Prüfung hat mancherlei Nachteile. Wer die Gesellenprüfung nicht bestanden hat, ist von der Teilnahme an den Geschäften der Zwangs innung, soweit die Reglung des Lehrlingswesens in Frage kommt, ausgeschlossen, er kann nicht als Gesellenbeisitzer in den Gesellenprüfungsausschuß gewählt werden und kann schließ lich nicht zur Meisterprüfung zugelassen werden, an welche die Befugnis zur Führung des Meistertitels und die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen geknüpft ist. Gleichzeitig macht der Vorstand der Handwerkskammer darauf aufmerksam, daß die Lehrherren verpflichtet sind, ihre Lehrlinge zur Ablegung der Prüfung anzubalten. Es genügt nicht, wenn der Lebrherr den Lehrling nur auf die Möglichkeit zur Ablegung der Prüfung hinweist, er hat vielmehr mit allem Nachdruck darauf hinzuwirken, daß der Lehrling der Prüfung sich unterzieht. Erfüllt der Lehrherr diese Pflicht nicht, so macht er sieb strafbar, und im Wiederholungsfälle kann ihm die Befugnis zum Halten und Anleiten von Lehrlingen dauernd oder zeitweise entzogen werden. Die nächsten Prüfungstermine finden im April 1909 statt. Anmeldungen zu den Prüfungen müssen schleunigst unter Bei- ifigung der erforderlichen Papiere bei den zuständigen Vor sitzenden der Prüfungs-Ausschüsse erfolgen. Internationaler Reiseverkehr der Lithographen und Steindrucker. Vom internationalen Sekretariat obengenannter Berufe, das seinen Sitz in Berlin hat, wurde jetzt eine recht praktische inter nationale Reisekarte in Buchform herausgegeben, die im inter nationalen Reiseverkehr in allen, dem Sekretariat angehörenden Berufsverbänden benutzt werden soll. Dem internationalen Se kretariat sind fast alle in den einzelnen Ländern bestehenden Be rufsverbände angeschlossen. Das Reisebuch enthält gleich lautende Textseiten in 6 Sprachen: deutsch, englisch, französisch, holländisch, italienisch und schwedisch. Der Text ist auf diesen einzelnen Seiten stets an ein und derselben Stelle gruppiert, so daß unter Vergleich mit den in Betracht kommenden Seiten die Eintragungen leicht zu verstehen sind. Wenn z. B. ein Mitglied aus England abreist, so wird die englische Textseite benutzt; kommt es von da nach Deutschland, so wird die deutsche Seite weiter verwendet. Es werden die Personalien des Reisenden eingetragen, seit wann er Mitglied des Verbandes ist, wo er ab reist, zu wieviel Unterstützung er berechtigt ist usw. Zur be sonderen Beachtung für den Reisenden ist ferner ein Auszug aus dem internationalen Statut abgedruckt. Hiernach hat jedes Mitglied, welches in einer Landesorganisation wenigstens 26 Wochenbeiträge bezahlt hat, bei seiner Ankunft in einem fremden Lande Anrecht auf Reiseunterstützung in derselben Höhe wie die eigenen Mitglieder des betreffenden Landes vereins. Auch hat der Zureisende Anrecht auf freie Aufnahme in diesen Verein, wobei ihm die im vorigen Berufsverband be-. zahlten Beiträge und erworbenen Rechte gütgerechnet werden. Veredlungsverkehr Frankreich. Gemäß einem Gesetz vom 30. Januar 1909 kann die zeitweilige zollfreie Zulassung gewährt werden für Paraj/in zur Herstellung von Kerzen und von Glanzpapier für die Ausfuhr. Eine auf Grund eines Gutachtens des Comite consultatif des arts et manufactures zu erlassende Verordnung wird die Bedingungen für diese Zulassung festsetzen. (Journal officiel de la Republique Franaise) Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. In der Generalver sammlung am 31. Januar erstattete Herr Schultes den Jahres bericht. Im Berichtsjahr wurden 24 Sitzungen abgehalten, deren jede einen oder mehrere Vorträge und Referate aufwies. Die gegenwärtige Mitgliederzahl beträgt 172. Der Kassenbericht weist zusammen 1319 M. 58 Pf. Einnahmen und 962 M. 53 Pf. Ausgaben auf, sodaß 357 M. 5 Pf. Bestand verbleiben. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Die Wahl des Vorstandes ergab die Herren: M. Schultes, Breslau IX, Fürstenstr. 21, 1. Vors.; Karl Neugebauer, 2 Vors.; P. Danigel, Kassierer; Gedalje, Schriftführer; P. Hartmann und G. Walter, Bibliothekare, und G. Schneider, Beisitzer. Die technische Kommission be steht aus den Herren: Adamski, Bunke, Milde, Scholz, Schönian, Schmidt, Schwierskott, während als Kassenrevisoren die Herren Milde, Schumann und Schwierskott wiedergewählt wurden. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete die Beratung einiger vorliegender Anträge. Am 3. Februar wurden zwei Rundsendungen von Herrn C. Schmidt besprochen 'Die erste Rundsendung betraf 7 Wett bewerbe aus Liegnitz aus den Jahren 1906—1908, an diese ist nicht die strengste Kritik zu legen, da sie schon etwas zurück liegen. Die zweite Rundsendung enthielt Arbeiten der dem Kreis Leipzig angeschlossenen Vereine, unter denen Braun schweig (Gesellschaft und Vereinigung), Chemnitz (Typogr. Klub), Dresden, Erfurt, Halle a. S., Leipzig (Vereinigung und Gesellschaft) sowie Weimar vertreten waren. Der Referent führte noch aus, daß alle hier gezeigten Arbeiten für graphische Vereine bestimmt waren, daß also jede beengende Grenze fort fiel. Auch der Preis kam nicht oft in Frage, da die meisten derartigen Arbeiten sicher kostenlos gefertigt wurden. Ferner war das Protokoll des 2. Vertretertages des V. D. T. G. zu ver zeichnen. Herr Schultes stellte sodann die Frage, ob es jetzt allgemein üblich sei, Rechnungsformulare ringsum mit Linien einzufassen, oder ob dies nur bei Bankformularen üblich sei. In der Aussprache wurde ausgeführt, daß dies wohl auf den Wunsch des Bestellers zurückzuführen sei. G—e. Frankfurt a. M. Typographische Gesellschaft Zu Beginn des neuen Jahres wurde zu Werbezwecken eine Versammlung im kleinen Saal des Gewerkschaftshauses veranstaltet, in der Herr Ahrndt über »Berufliche Fortbildung« sprach. Redner besprach die Mängel der früheren gewerblichen Fortbildung und schil derte Ziele und Tätigkeit der typographischen Gesellschaften. Die Mahnung des Redners, die Bestrebungen der Gesellschaft durch Beitritt und Mitarbeit zu unterstützen, hatte guten Erfolg, wie die erfreuliche Erhöhung des Mitgliederstandes der Gesell schaft zeigt. In der letzten Januar-Versammlung sprach Herr A. Viertel über Entstehung und Entwicklung der Schriftgießerei- Proben. Als erste Schriftproben sind die Bücher-Anzeigen der ersten Buchdrucker, u. a. auch Peter Schöffer’s, zu betrachten Weitere Schriftproben sind die des Erhard Ratdold, die er nach seiner Rückkehr von Venedig 1486 in Augsburg veröffentlichte, und die des Johann Petreius in Nürnberg aus dem Jahre 1525: Von den Proben der ältesten Frankfurter Schriftgießereien kennt man nur den Titel einer Probe der Egenolff'schen Schritt gießerei von 1591, während einige Proben ihrer Nachfolger sich im Auslande befinden und durch getreue Wiedergabe allgemei bekannt geworden sind. Besonders beliebt war die Anordnung der Schriftproben zu sogen. Formatbüchern, die die Stelle de heutigen Lehrbücher vertraten. So ist z. B. in dem Nürnberser Formatbuch von 1721 die Probe der Schriftgießer Johann Kohle und Georg Albrecht Baumann enthalten, während dem 17 erschienenen Werk über Buchdruckerei und Schriftgießerei d Proben der Leipziger Gießereien Bernhard Christoph BreitsoPe und Erhardt beigegeben sind. Berühmt durch ihre vorzüglich Ausstattung sind auch die Proben von Trattner in Wien u Bodoni in Parma. Mit dem gewaltigen Aufschwung des Schring gießereigewerbes im 19. Jahrhundert hat auch die Ausstatitte der Schriftproben Schritt gehalten. Schriftproben aller -e in Original oder Nachbildung unterstützten die Ausführung des Referenten. — Da das seitherige Vereinslokal bei dem wachsen der Mitgliederzahl der Gesellschaft sich als Hder reichend erwies, wurde dasselbe nach dem im Mittelpunkt Stadt gelegenen »Restaurant Schneider«, Kleiner Kornmardem verlegt, und die regelmäßigen Vereinsabende finden an Je" Donnerstag dortselbst statt, m.