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PAPIER-ZEITUNG 653 Nr. 17 Zelluloid auf Karton kleben Zar Frage 9799 Ich mußte zu besonderem Zweck einige Male Zelluloid auf Karton kleben und habe dabei mit Erfolg nachstehendes Ver fahren angewandt. Zuerst muß der Karton mit einer hellen Gelatinelösung gleichmäßig vorgeleimt werden. Die Gelatine darf dabei nicbt warm und flössig, sondern mnß kalt im Zustand beginnenden Erstarrens sein. Das Aufträgen muß sehr gleichmäßig ge schehen, am besten mit einem breiten, weichen Pinsel, womit der Aufstrich sich gut verscblichten läßt. Als Klebemittel ist nur Amylacetat-Kollodium — am besten sechsprozentiges — ver wendbar, und es muß sowohl auf die Zelluloidplatte als auch auf den gelatinierten Karton dünn und gleichmäßig aufgestrichen werden. Nach Auflegen des Zelluloidblattes wird dieses von der Mitte nach den Rändern zu mit dem Handballen fest gerieben. Zum Schutz lege man ein Blatt Papier Ober. Aether-Kollodium ist für den Zweck unbrauchbar, da das Lösungsmittel zu schnell verdunstet, und die bestrichene Fläche trocknen würde, bevor man Zelluloid und Karton aufeinander gelegt bat. Sollen nur einzelne Stellen des Kartons mit Zelluloid über zogen werden, so schneidet man sich eine Schablone aus Wachs papier, durch welche hindurch das Aufstreichen der Gelatine und des Kollodiums zu erfolgen hat. F. Neue Papierschneidemaschine Unter den Maschinen der Papierverarbeitung ist gerade die Schneidemaschine als gefährlich iür die daran Arbeitenden be kannt Das Rädervorgelege, der Messereinlauf, die Vertiefungen und Schlitze des Messerbalkens verursachten bereits viele Ver letzungen, sodaß die verschiedenen Stellen nach Vorschrift der Papierverarbeitungs - Berufsgenossenschaften durch besondere Vorrichtungen und Umhüllungen nach Möglichkeit gefahrlos gemacht werden müssen. Schutzvorrichtungen sind aber nichts erstrebenswertes, denn sie können beseitigt oder beim Reinigen der Maschine abgenommen werden und man vergißt dann oft sie wieder in gehöriger Weise zu befestigen. Außerdem glaubt der Arbeiter auct häufig durch diese Ummantelungen und dergl. in seiner Leistung-fähigkeit behindert zu sein und empfindet sie als lästig und störend. Die beste Maschine ist demnach die, welche zu gefahrlosem Betrieb keiner besonders anzubringenden Schutzvorrichtungen bedarf. Diesen Anforderungen entspricht eine neue Papierschneide maschine der Maschinenfabrik von August fomm in Leipzig- Reudnitz, die in nachstehendem Bilde in perspektivischer An sicht gezeigt wird. Zum Unterschiede von andern auf dem Markte befindlichen Maschinen zeichnet sich diese Bauart dadurch aus, daß der ganze Mechanismus in einer Kapsel eingeschiossen liegt. Nicht nur das Räderwerk, sondern auch die vor und hinter der Ma schine sich sonst frei bewegenden Zug-tangen, als auch zum Teil der Messerbalken selbst sind gänzlich verdeckt, sodaß Ver letzungen irgend welcher Art unmöglich werden. Bei ununterbrochener Umdrehung des Schwungrades nach ein und der selben Rich tung läuft das Messer ziehend auf und nieder; eine Ausrück vorrichtung veranlaßt, daß es in seinem höchsten Standpunkte festgenalten wird und das Schwungrad alsdann leer weiterläuft. Sie gewährt mithin völlige Sicherheit da für, daß das Trlebwerknach jedem erfolgten Schnitte ohne irgend welches Zutun stets im geeignetsten Moment zum Stillstand kommt, und daß freiwilliges Herab gleiten des Messerbalkens, das sehr leicht Veranlassung zu Unfällen geben kann, vermieden bleibt. Die Maschine kann auch in jeder anderen Stellung durch einen Handhebel zu so fortigem Stillstand gebracht werden. Bei Kraftbetrieb kann die Maschine in der Minute mit 320 und mehr Touren laufen, was in der gleichen Zeit über 20 Schnitte ergibt. Fest- und Los- scheibe für den Antrieb liegen hinter den Maschinengestell- wänden, wodurch der die Maschine Bedienende vor dem Riemen geschützt ist. Der Preßbalken wird mittels eines vorn links sichtbaren Handrades auf- und abwärts bewegt, und diese Vorrichtung be währt sich im Gegensatz zur Einpressung durch ein über der Maschine liegendes Handrad, da sie viel festere Zupressung er reichen läßt. Alle Räder sind gefräst, wodurch lautloser, stoßfreier und leichter Gang ermöglicht wird. Ein weiterer Vorzug der neuen Bauart besteht darin, daß beim Schmieren und Oelen der Maschine keine Schutzvorrich tungen abgenommen werden müssen und daher auch ihre Wiederanbringung nicht vergessen werden kann. Außerdem wird die Zeit iür die sonst erforderliche Abnahme und Wieder anbringung der Schutzvorkehrungen er-part. Endlich wird durch die neue Bauart vermieden, daß Irgend welche Gegen stände z. B. Messer, Schlüssel, Scheren usw., welche auf den vorderen Gestellrahmen gelegt werden, zwischen gleitende Teile der Maschine gelangen, was bei andern Bauarten häufig genug Maschinenbruch herbeigeiührt hat. Z. Alte Druckerei. Die Zeitungsdruckerei von C. L. Krüger, G. m. b. H. in Dortmund, Verlag der Dortmunder Zeitung, wurde im Jahre 1908 achtzig Jahre alt. Aus diesem Anlaß wurde in den Historisch-biographischen Blättern, Ecksteins Verlag in Berlin, eine größere Abhandlung über die Ge schichte dieses Betriebes abgedruckt, die u. a ein Facsimile der ersten Ausgabe des »Dortmunder Wochenblatt« vom 18 Oktober 1828 und ein ebensolches vor »Dortmunder Anzeiger« aus dem Mai 1848 bringt. Außerdem ist eine mit mehreren Bildern ausgestattete Beschreibung des jetzigen Standes der Druckerei vorhanden. Deutscher Buchgewerbeverein. Im Saale des Deutschen Buchgewerbemuseums zu Leipzig ist vor einigen Tagen eine Ausstellung geschriebener und graphischer Arbeiten von Rudolf Koch in Oifenbach a. M eröffnet worden, welche die Beachtung aller Facbangehörigen und Freunde des Buchgewerbes verdient. Jede Koch’sche Arbeit zeichnet sich durch Großzügigkeit, eigen artige Textanordnung und überaus sorgfältige Schrittbehandlung aus. Koch’s Schrift lehnt sich an gute alte Vorbilder an und wirkt Infolge ihres kräftigen klaren Bildes wuchtig und schmuck. Dies kommt nicbt nur bei den Buchtiteln, Adressen, Diplomen und Plakaten, sondern auch bei den vielen Akzidenzen wie Adreßkarten, Einladungen, Exlibris, Briefköpfen, vor allem aber bei den Besuchskarten zum Ausdruck. Eine Anzahl Pergament bände, sowie verschiedene unter Anwendung vorhandener Schriften entworfene Drucksachen ergänzen die geschriebenen Arbeiten aufs Beste. Graphische Ausstellung. Im Berliner Kupferstichkabinett sind gegenwärtig Buchminiaturen, Misssalen usw. ausgestellt. Die alten byzantinischen Schriften aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind darunter die ältesten und strengsten Werke; persisch orientalische Kultur hat hier stark mitgewirkt, und in dem normannisch arabischen Sizilien findet man gleich starke An klänge an den Orient. Auf prächtigem starkem Pergament sind die Farben mit jener Sauberkeit und liebevollen Sorgsamkeit aufgetragen, die eben nur das ruhige Mönchsieben zustande bringen kann. Schwere Metallschlösser halten diese kräftigen Bände zusammen, damit sich das Papier nicht verziehen und werfen kann. Außer durch den orientalischen Einschlag ist das Buchgewerbe hauptsächlich aus Irland, dem Vorlande früh christlicher Kultur, befruchtet worden. Gewiß gab es auch im Mittelalter einen Unterschied zwischen freier und angewandter Kunst, aber keineswegs konnte zu der Zeit, wo der Mönch nicht nur Bücher schrieb und illustrierte, sondern auch frei malte, wo der Künstler-Maler die Grade der Malergilde durchlaufen mußte, ein Gegensatz zwischen beiden Kunstrichtungen entstehen. So sehen wir das Bücherschmuckwerk namentlich im 14. Jahr hundert sich frei-naturalistisch auflösen. Die Initialen sind Bild halter geworden, und lustig schwingen sich Liniamente und Tierchen um den Satzspiegel. Es ist ein Stil, der dem Nichtalles- können entsprang und in seiner Beschränkung flächige, echt typo graphische Wirkungen ausübt. Weiter folgen die Bichschmuck- malereien um bereits gedruckte Satzspiegel. Vielerlei wichtige Beobachtungen lassen sich an diesem überaus kostbaren, selten der Oeffentlichkeit zugänglichen Bücherschatze machen. f. M. S.