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Nr. 15 PAPIER-ZEITUNG 569 Export-Adreßbuch von Deutschland und Oesterreich-Ungarn Rechnung über unbestellte Anzeige Frankjurt a. M., 12. Februar 1909 Ludwgstraße 17 In Ihrer geschätzten Zeitung wurde im Vorjahre öfters in Sachen ^Weltadreßbuch der Importeure — Exporteure^ berichtet. (Siehe zuletzt Nrn. 63, 76, 85 und 89 von 1908.) Am 8. Februar ging mir mittels Briefpost ein Schriftstfick (Halboktavgröße) zu, lautend: W. J. Schmidt, Cronenreuth Verlag des Export - Adreßbuches von Deutschland u. Oesterr. Ungarn Oesterr. Postsparkassenkonto No. 81126 Wien yi/i, 30. Januar 1909 Magdalenenstraße 14 Rechnung (zahlbar und klagbar in Wien) An die Firma Emil Plarre, Frankfurt a. M. Laut gefl. Bestellung vom 22 Juli 1908 1 Inserat im Export-Adreßbuch, Ausgabe 1909 . . 10 M. Nach Ablauf von 10 Tagen gestatte ich mir, den Be trag und Nota mittels Postauftrag einzuheben. Von der angeblichen Bestellung habe Ich erst durch die vorgenannte Rechnung Kenntnis erhalten. Ich habe Indessen die Bestellung nie gemacht, weder direkt noch indirekt. An die Wiener Verlagsfirma ist daher am 8. Februar von mir geschrieben worden: »Ihre heute bei mir eingegangene Rechnung über 10 M. wird hiermit beanstandet. Weder direkt noch indirekt ist von mir für Sie die angegebene Bestellung gemacht worden. Auch Ihr Inserat für mich ist mir garnicht erwünscht. Sparen Sie sich daher jede weitere Mühe oder gar Kosten.« Ich habe hierauf bis zur Stunde Weiteres nicht erhalten. Emil Plarre Buch- und Steindruckerei Welligwerden des Papiers in steif broschierten Schreibheften Zu Nr. 10 S. 358 Ich kann der Antwort in Nr. 10 nicht zustimmen. Nach der Frage in Nr. 10 der Papier-Zeitung liegt der Uebel stand des Welligwerdens von Schreibheften bei broschierten Kladden keinesfalls in der Verarbeitung der Bücher. Es muß dem Papier ganz gleich Sein, ob mit Kleister oder Lelm ge arbeitet wird — auf alle Fälle müssen die Kladden später innen glatt sein. Ich selbst habe früher auch Kladden mit Kleister fertigstellen lassen und auch Leim gebraucht, wohl in ähnlicher Weise wie Fragesteller es getan hat, aber niemals kamen der artige Mängel vor. Heute lasse ich sämtliche Kladden und Schreibhefte nur mit Lelm fertigstellen, aus dem Grunde, weil Leim bedeutend weniger Zelt zum Austrocknen beansprucht als Kleister. Auch lasse ich Stroh, Holz und Speltdeckel je nach Wunsch meiner Kunden verarbeiten, und wird da garnicht nach gesehen, ob die Ware ausgetrocknet ist, sondern sofort nach Ankunft werden die Pappen verarbeitet. Der Uebelstand des Welligwerdens der Kladden, wie In Nr. 10 vom Fragesteller an gegeben Ist, liegt ausschließlich am Papier. Ich rate dem Mann In Zukunft, dem Papierhändler nur Papier für broschierte Kladden abzunehmen, welches der Länge nach, aus den Ma schinen laufend geschnitten ist, sodaß, wenn die Papiermaschine 2,15 m Arbeitsbreite hat, es also 5 Bg. Doppel-Propatria im Format 68X43 em ergäbe. Jedes Papier, welches nicht so aus den Rollen geschnitten wird, ist für die Verarbeitung von Kladden, ob mit Kleister oder Leim gearbeitet, unbrauchbar, weil die Dehnung des Papiers verkehrt läuft. Die Sache ist zu wenig bekannt in unserem Fach, daher die vielen Klagen. Ich bestelle meinen Lieferanten nur Papier in 68er Bahn laufend. L. E. * * * Die Antwort des Fachmannes ist nicht ganz richtig. Die Deckel wurden nicht mit Kleister aufgeklebt, vielmehr das ganze Buch mit prima, säure- und geruchfreiem Lederleim verarbeitet, mit welchem ich bis jetzt sehr zufrieden war. Nur der schmale, weiße Leinwandfalz am Rücken ist mit Kleister aufgeklebt, da gegen der schwarze Kalikorücken mit Leim. Kann ein größerer Temperaturwechsel am Welligwerden schuld, sein? Die Tem peratur wechselt in meinem Loka], da die Heizung des Nachts ausgeht, von 5 auf 13 Grad. Die Pappen liegen schon seit Sommer auf Lager und könnten demnach ausgetrocknet sein. Papienerarbeiter Antwort des Fachmanns: Verschiedene Anzeichen sprachen dafür, daß die Deckel des mir vorgelegenen Schreibbuchs mit Kleister angesetzt waren, möglich, daß dies nur bei einigen geschah. Wenn der weiße Falz nicht nur um den äußeren Bogen, sondern um den ganzen Buchblock mit Kleister geklebt wurde, so kann dies auch welliges Aus sehen hervorrufen. Die wechselnde Temperatur fördert ebenfalls das Welligwerden. Ob die Kälte großen Einfluß haben kann, läßt sich ohne genaue Kenntnis der Oertlich- keit nicht sagen. Obgleich die Pappen seit vorigem Sommer lagern, können sie doch, wenn sie in ungeheiztem Raum untergebracht sind, in den Wintermonaten soviel Feuchtig keit angezogen haben, daß dies die Wellung des Papiers beeinflußt. F. K. * * * Ich bin nicht der Ansicht, daß sich bei einem Buch, welches mit Kleister angesetzt und mit Leim überzogen ist, der Deckel Pappe . • nach außen wölbt, also so: । 1 Es ist nämlich y Buchblock allgemeine Buchbinder-Regel, daß man die Bücher mit Kleister anpappt, d. h. das innere weiße Blatt mit Kleister anklebt und mit Leim überzieht, damit sich der Deckel nicht nach außen zieht. Ich habe in meiner langen Erfahrung noch kein wie oben gearbeitetes Buch gesehen, an welchem die Pappe nach außen gewölbt gewesen wäre. Denn beim Anschmieren des Papiers mit Kleister längt sich dieses, was es bei Leim viel weniger tut; infolgedessen kann das Papier sich auch nicht so zusammen ziehen, wenn es getrocknet ist wie bei Kleister; im übrigen bin ich mit den Ausführungen des »Fachmannes« einverstanden. E. F. S. * * * Die Erklärungen des Herrn F. K. in Nr. 10 S. 358 über diese Frage treffen insofern das Richtige, daß es unter Umständen am besten ist, bei großen Partien gewisser Bücher überhaupt nur mit Leim zu arbeiten, wie ich das vor kurzem in dieser Zeit schrift für Durchschreibebücher auch empfohlen habe. Wenn man die Bücher aber 5-6 Stunden einpressen kann, ist es durch aus nicht falsch, die Deckel mit Kleister aufzupappen, wenn nur dabei richtig verfahren wird und das Einpressen zur rechten Zeit geschieht. Beim Aufpappen muß das Vorsatzpapier und nicht der Deckel angeschmiert werden (letzterer nur schmal an der hinteren Kante, und zwar mit recht dünnem Kleister), und die Bücher dürfen nicht zu lange stehen, ehe sie in die Stock presse kommen. Später werden die Rücken und das Ueberzug- papier mit Lelm verarbeitet. Da sich im vorliegenden Falle aber die vorderen Deckel nach außen ziehen (die hinteren nicht, weil sie durch das Buch beschwert werden, vielleicht aber wirklich mit Leim überzogen wurden), müssen diese mit Kleister überzogen worden sein, weil beim Aufpappen mit Kleister und Ueberziehen mit Leim ein Werfen der Deckel nach außen bei ausgetrockneten Vorsetzen unmöglich ist, die Bücher müßten denn gerade unbeschwert hoher Wärme ausgesetzt werden. Denn Herr F. K. unterschätzt die Spannkraft erweichten Papiers gegenüber der des dünnen Leims. Wird von zwei Papierblättern gleicher Art während gleicher Zeit das eine durch dünnen Kleister, das andere durch dünnen Leim erweicht, also aus gedehnt, und werden die Blätter dann in gleicher Papierlauf richtung zusammengeklebt, so zieht das durch Kleister erweichte das mit Lelm bestrichene Pelm Trocknen unfehlbar zu sich her um, weil es mehr ausgedehnt wurde und sich deshalb nun wieder stärker zusammenzieht, und die Spannkraft des Lelms kommt demgegenüber garnicht mehr in Betracht. Dieser Um stand aber ist in vorliegendem Falle von Bedeutung, denn er erklärt das Werfen der Deckel entweder nach innen oder außen, ganz gleich, bei welcher Pappensorte. Wurde nun beim Aufpappen und Ueberziehen der Bücher, so wie ich beschrieb, verfahren, und wurden die Bücher nach dem Trocknen des Ueberzuges nochmals einige Stunden ein gepreßt, dann aber noch möglichst lange beschwert gehalten, und es zeigen sich doch noch Wellen im Papier, dann ist nur dieses selbst daran schuld, weil seine größere Dehnung nicht nach der Breite, sondern nach der Höhe der Bücher verläuft; es ist für Folio und Oktav richtig, für Strazze und Quart aber falsch aus der Rolle geschnitten. Da ist nichts mehr zu machen. Wurden die fraglichen Bücher aber bei ihrer Anfertigung nur falsch behandelt, so verspreche ich mir von einem nochmaligen starken Einpressen mit vielem Bretter-Durchschuß mehr als vom bloßen Beschweren mit Pappeinlagen. Nach einigen Stunden Presse halte man die Bücher noch solange wie möglich beschwert. H. Sclröder