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5 68 PAPIER-ZEITUNG Nr. 15 Fertigkeit, Schnelligkeit und Genauigkeit zeigt, was geübte Hände und gute Augen schaffen können. Beim Zählen eines Pakets wird die obere rechte Ecke jeder Banknote hochgehoben. Wenn dies nacheinander mit den 4000 Bank noten eines Pakets geschehen ist, so sind sie nicht nur gezählt, sondern auch ihre Stempel geprüft und jeder Fehler entdeckt worden. Auch hier werden täglich im Durchschnitt 320000 Banknoten im Betrage von 4000000 M. geprüft. Auf jedem Paket wird die Richtigkeit seines In halts durch jede Zählerin bescheinigt, die es in Händen gehabt bat. Ein beträchtlicher Teil des Papiergeldes wird ab gegriffen und beschädigt von den Banken in versiegelten Paketen in die Einlösungsstelle des Schatzamts zum Um tausch gegen neues Papiergeld zurückgeschickt. Bei dieser Papiergeldeinlösung muß die größte Vorsicht angewendet werden, um das Schatzamt vor Verlusten zu bewahren. Die Stückzahl wird von geübten Zählerinnen geprüft; jede Zählerin erhält von dem Leiter der Dienststelle ein ver siegeltes Paket und quittiert darüber unter Angabe des Bild 2 Betrages. Die Zählerinnen haben besonders auf die Echt heit der Banknoten und auf Echtheit ihres Wertbetrages (z. B. ob von 2 auf 20 Dollar geändert) zu achten. Die geübten Augen der Zählerinnen entdecken jede Fälschung mit einem flüchtigen Blick. Jede gefälschte Banknote wird durch das Wort »Counterfeit« in ausgestanzten Buchstaben gekennzeichnet, dann erhält sie der Absender mit dem Er suchen zurück, die Spur des Fälschers zu verfolgen und die Banknote mit näheren Angaben dem Schatzamt zur Eröffnung der Untersuchung zurückzusenden. Wenn die Zählerin die Anzahl und Beschaffenheit ihrer Banknoten geprüft hat, fertigt sie daraus Pakete zu je 100 Stück und schreibt auf jedes Paket oben und unten den Anfangs buchstaben ihres Namens und den Betrag. Dann werden die Pakete in einer Entwertungsmaschine so mit vier Löchern versehen, daß jede obere und jede untere Hälfte aller Banknoten je zwei Durchlochungen enthält. Jede Zählerin liefert die Pakete mit dem entwerteten Papiergeld an einen Beamten zurück, dessen Verzeichnis am Tages schluß genau mit der Liste des Leiters der Dienststelle übereinstimmen muß. Da hier mit großer Sorgfalt und Ge schicklichkeit gearbeitet wird, ist eine Unstimmigkeit außer ordentlich selten. Am nächsten Tage erhält jede Zählerin die am vorhergehenden Tage geprüften Pakete, um sie mit einer Vorrichtung in zwei Längsteile zu zerschneiden. Jede Hälfte trägt die Anfangsbuchstaben der Zählerin und den Betrag des Inhalts. Die obere Hälfte kommt in die Registratur und die untere in das Geschäftszimmer des Staatssekretärs des Schatzamts. In jeder Dienststelle werden die halben Banknoten gezählt, und wenn diese letzte Zählung mit den früheren übereinstimmt, wird das Papier geld vernichtet. Wenn nun noch Fehler im Betrage oder in der Stückzahl festgestellt oder Falschstücke gefunden werden, so ist die erste Zählerin mit ihrem Gehalt für den fehlenden Betrag haftbar. In einer besonderen Abteilung der Einlösungsstelle werden verbrannte Banknoten, Fetzen und kleine Stücke von Papiergeld untersucht. Wenn dabei drei Fünftel einer Banknote nachgewiesen werden, so wird der volle Betrag ersetzt, wenn weniger als drei Fünftel, aber mehr als zwei Fünftel vorliegen, so wird die Hälfte des Betrages gezahlt Die Einlösung einer Banknote, von der weniger als zwei- Fünftel vorgelegt wird, ist nur zulässig, wenn bewiesen wird, daß der Rest vernichtet ist. Die zerschnittenen Banknoten werden im Zerfaserer (Bild 2) vollständig zerstört; er besteht aus einem großen kugelförmigen ungefähr 900 kg Faserbrei fassenden Stahl- behälter, der mit Wasser gefüllt ist und 156 dicht neben einander stehende Messer enthält, die den Inhalt außer ordentlich fein zermahlen. Der Deckel ist mit drei ver schiedenen Yale Schlössern gesichert. Der Schatzmeister, ein Sekretär und der Kontrolleur haben einen Schlüssel. Um 1 Uhr nachmittags öffnet jeder dieser drei Be amten oder sein Vertreter am Zerfaserer sein Schloß und zwar in Gegenwart eines vierten Beamten, der die Banken und das Volk vertritt. Dann wird der Zerfaserer mit dem zer schnittenen und entwerteten Papiergeld gefüllt und wieder verschlossen. Nach vier oder fünf Tagen ist die Ver nichtung beendet. Die drei Beamten öftnen einen Auslaß und der Brei fließt durch ein Sieb in ein Gefäß. In der Druckerei werden daraus Pappen hergestellt und zum un gefähren Preise von 16 M. für 100 kg verkauft. Aus diesem Pappenstoff werden auch Nachbildungen der Freiheitssäule als Briefbeschwerer, kleine Zylinderhüte als Federschalen usw. hergestellt, und für einen Teil eines Dollars kann man ein Zierstück erhalten, wozu Scheine im Wert von Tausenden von Dollars verwendet worden sind. Der Zerfaserer zer stört täglich im Durchschnitt Banknoten im Betrage von 4000000 M. Schluß folgt. Arbeitgeber-Schutz-Verband tür 'das Deutsche Buchbinder-Gewerbe und verwandte Berufe Aufruf an die Kollegen zum Eintritt Mit dem Beginn des neuen Jahres soll auch die Agitation für unsern Schutzverbaud neu ins Leben treten. Die wenigen Monate werden vergehen, und wir stehen vor unserer zweiten Hauptversammlung. Kollegen, rüstet Euch, gründet Bezirksverbände in allen Städten Deutschlands. Befreit vom Eintrittsgeld sind diejenigen Kollegen, welche bis zur Hauptversammlung ihren Beitritt erklärt haben. Die dringende Notwendigkeit des Schutzverbandes sollte allen Kollegen bewußt sein. Der Anfang ist gemacht, den un berechtigten Forderungen unserer Arbeitnehmer ein Halt zu bieten. Kollegen, durch das feste Zusammenhalten anderer Hand werksmeister in ihren Schutzverbänden ist viel Wandel ge schaffen in der gesamten Arbeiterbewegung, weshalb stehen wir noch abseits? Treten wir mit ein, unterstützen wir alle Kollegen In den andern Berufsverbänden mit unserer Tätigkeit, auch unser Merkwort muß lauten: »Einer für Alle, Alle für Einen!« Kein Kollege sollte die geringen Beiträge, welche doch auch für den kleinsten Betrieb zu erschwingen sind, scheuen. Kollegen, Mittel müssen vorhanden sein, um die gegen seitige Unterstützung, wenn Gefahr vorhanden, aufzunehmen. Unserer Hauptkasse sind von den Bezirksverbänden schon namhafte Beträge zugeflossen, das genügt aber noch lange nicht, es bedarf noch weiterer Geld- und Macntmittel. Schon viele Kollegen haben Ihre Mitgliedschaft erklärt, aber viele Arbeit ist noch zu leisten, um alle zusammenzurufen, und dann erst kann von einer Organisation der Arbeitgeber in unserm Gewerbe gesprochen werden. Kollegen, weshalb so zögern, auch wir wollen zeigen, daß wir die Herren in unsern Betrieben noch sind. Wo ein Bezirksver band vorhanden, mögen sich die noch Fernstehenden anschließen, wo nicht, gründen sie neue Bezirksverbände, wo dies nicht an gängig, erklären sie ihre Mitgliedschaft als Einzelmitglied un mittelbar beim Zentralvorstand in Berlin. Der Zentralvorstand ist jederzeit bereit, Auskunft zu erteilen- Mit kollegial. Gruß Der Vorsitzende: I. A.: F. Sackmann, Berlin S 42, Luckauer Straße 331