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558 PAPIER-ZEITUNG Nr.15 Der Rückweg kann beliebig über irgend eine Reiseroute genommen werden ; da sich an den Kongreß eine große Anzahl verschiedener technischer Exkursionen anschließen, ist eine ge meinschaftliche Heimreise nicht durchführbar. Wir beabsichtigen ferner, mit Hilfe von Karl Riesels Reise bureau in einem oder mehreren guten Hotels mittlerer Preislage für die deutschen Teilnehmer Quartier zu belegen. Es läßt sich das aber nur ausführen, und es lassen sich nur Preisermäßigungen abmachen, wenn mindestens 50 Betten bestellt werden. Die Kommission: I. A.: Dr. A. Klein * ♦ * Hauptversammlung am 23. und 24. November 1908 im Papierhaus zu Berlin Stenographisches Protokoll der Verhandlungen Fortsetzung zu Nr. 14 Vorsitsender: Ich erteile das Wort Herrn Prof. Dr. Vogel über Abwässer der Zellstoff-Industrie (Der Vortrag nebst der Aussprache dazu ist in Nrn. 99, 100 und 101 d. Bl. von 1908 abgedruckt.) Vorsitsender: Wir können nun Herrn Dr. Wrede bitten, uns über Die Aufnahmefähigkeit der Papierbestandteile für Indanthrenblau und Algolblau zu berichten. Dr. Hans Wrede, Cöthen: Vor einiger Zeit haben die Badischen Anilin- und Sodafabriken Indanthrenfarbstoffe in Teigform in den Handel gebracht und der Papier-Industrie dieses Farbmaterial als Ersatz für Ultramarin empfohlen. Ehe man ein vielfach bewährtes Mittel zum Nüancleren und zum Blauweißfärben wie Ultramarin aufgibt, um ein neues Farbmaterial einzuführen, muß man die Vor- und Nachteile einer gründlichen Prüfung unterziehen. Bei dieser Gelegenheit soll auch einiges über ähnliche Produkte ge sagt werden, die z. B. von den Elberfelder Farbenfabriken auf den Markt gebracht sind. Die Eigenschaften dieses Algolblaus sind ähnliche wie die der Indanthrene, es eignet sich aber als Ersatz für Ultramarin in der Papierfabrikation nicht so, wie es Indanthren R. S. und G. G. S. tun. Die außerordentlichen Echtheitseigenschaften der Indanthrene und Widerstandsfähigkeiten gegen Substanzen, die bei der Fabrikation des Papiers als Nebenprodukte auftreten, bieten dem Papiermacher bei entsprechender Anwendungswelse solche Vorteile, daß Ultramarin zurückstehen muß. Ueber vergleichende Echtheitsprüfungen dieser Farbmaterialien will ich später be richten, heute nur über den Charakter und die Aufnahmefähig keit der genannten Farbmaterialien sprechen. Zum Schluß sollen über die Anwendung von Indanthrenfarbstoffen auf Grund von Laboratorienversuchen einige Angaben gemacht werden. Den Papiermacher Interessieren zunächst die physikalischen Eigenschaften dieser in Frage kommenden Farbmaterialien, Form, Größe, Färbekraft und Preise spielen eine bedeutende Rolle. (Präparate zur Beurteilung der Färbekraft an quantitativ hergestellten Mischungen werden gezeigt.) Alle fünf in Frage kommenden Blaus sind feste Körper, Ultramarin ein gefärbter Füllstoff, ein blauer Kaolin von der bekannten Größe und dem leuchtenden schönen Blau, Indanthren- und Algolblau sind in Wasser suspendierte feinst verteilte Körper. Indanthren R. S. besteht, unter dem Mikroskop betrachtet, aus unendlich feinen blauen Nadeln, Indanthren G. G. S. aus kleinen Körnchen von der Größe des Ultramarins. Die Form von Algolblau 3 G und C. F. ist etwas unregelmäßig, und die Größe schwankt. Die Farbe ist blau mit einem Stich ins Grünliche. Die im Handel befindlichen und mir zur Verfügung stehenden Pasten hatten folgenden Trockengehalt: Indanthren R. S 16,4 v. H. „ G. G. S. . . . 9,0 „ Algolblau C. F 11,4 » „ 3 G 92 „ Das durch Zusammenschmelzen von Kaolin, Schwefel und Soda unter Zusatz von Kohle und Natriumsulfat hergestellte Ultramarin wird durch Wasser nicht verändert, widersteht auch dem Einfluß von Alkalien, wird aber leicht und schnell von Säuren und Alaun angegriffen, indem es unter Schwefelwasser stoffentwicklung seiner schönen blau leuchtenden Farbe ver lustig wird. Die Indanthrene, die als Küpenfarbstoffe analog dem Indigo eine ausgedehnte Anwendung in der Färberei und Im Zeugdruck finden, sind mit ähnlichen Eigenschaften begabt wie Indigo und seine Farbderivate. (Färbungen mit selbständigen Indanthrenfarben werden ge zeigt.) Indanthren ist ein Hydroderivat des Antrachinonazins Dihydroantrachinonazin = Indanthren S Es wird gewonnen aus 8-Amidoantrachinon N Pco/ oder einer seiner Sulfosäuren durch Schmelzen mit Aetzkali bei 200—300 °. Indanthrenblau Ist in Wasser, verdünnten Säuren und Alkalien unlöslich. Mit Alkali und einem Reduktionsmittel behandelt, geht das Indanthren in eine Leucoverbindung über, die durch Einwirkung der Luft das Indanthren regeneriert. Die bedeutende Echtheit des Indanthrens wird durch die Tatsache erklärt, daß sowohl das Oxydationsprodukt Azin wie das Reduktionsprodukt des Indanthrens unbeständig sind und das Bestreben zeigen, in die Indanthrenform zurückzukehren. Beim Verhalten der Fasern zu den Indanthrenen und Algol blau wurde festgestellt, daß nicht die chemische Beschaffen heit der Fasern, sondern der Mahlungszustand der Fasern materialien allein die Aufnahmefähigkeit des Farbmaterials be dingt. Rösch gehaltene Stoffe nehmen nur wenig Farbstoff auf, während schmierig gemahlener Stoff viel festhält. Ich benutzte für diese Untersuchungen die Kegel vom Sedimentierungs- prüfer und erhielt eine Abstufungsskala, die mit dem Fortschritt der Mahlung Hand in Hand ging. (Zwei solcher Reihen mit vorgeschrittener Mahlung bei gleicher Menge Fasern, gleicher Menge Farbmaterial, unter gleichen Bedingungen hergestellt, werden gezeigt.) Das Verhalten gegen Füllstoffe zeigte, daß die Indanthren- partikelchen In wässeriger Suspension mit zu Boden gerissen wurden und sich gut niedersetzten. Eigenartig verhielt sich Indanthren R. S. gegen Kaolin, Annallne und Blankfix, denn nach einiger Zeit färbte sich die über den niedergeschlagenen Füll- und Farbstoffen befindliche Flüssigkeit schwach rot an, wurde auch nicht von Kaolin absolviert, wie dieses mit ge lösten Farbstoffen geschieht. (Das Verhalten von gelösten Farb stoffen gegen Füllstoffe wird demonstriert.) Annaline und Blankfix stoßen gelöste Farbstoffe ab. Diese Rotfärbung wurde auf das Verhalten gegen Alkali zurückgeführt, denn Behandeln von Indanthren R. S. mit ein wenig Alkali gibt nach einiger Zeit Rotfärbung, die durch überschüssigen Alaun nicht wieder ver schwindet, sie scheint auf den Einfluß von Alkali auf ein in ge ringer Menge vorhandenes Nebenprodukt des Indanthrens zu rückzuführen zu sein. Indem Ultramarin-, Indanthren- und Algolblau je mit Kaolin, Annallne, Blankfix, Asbestine und Talkum in bestimmter Menge In wässeriger Suspension zusammengeschüttelt wurden, zeigte sich beim Absetzen noch folgendes Auffällige: Algol blau C. F. stand über Blankfix und war nicht mit nieder gerissen, Talkum und Indanthren R. S. mischten sich auch nicht. Beim Verhalten der Lelmkörper gegen die Farbmaterialien wurde festgestellt, daß beim Zusammengeben von Leim + Farb material + Alaun in kurzen Zwischenräumen alles Farbmaterial gut elngeschlossen wurde, und farblose Flüssigkeit über den Leimkörpern stand, dabei sich aber Algolblau zu Punkten zu sammenballte. Ließ man den Leim mit den Farbmaterialien erst längere Zelt stehen und setzte dann Alaun zu, so entstand beim Indanthren R. S. die ähnliche Rotfärbung wie bei den alkalischen Füllstoffen. Es wären nun die Vorteile und Nachteile zunächst des Ultramarins nnd des Indanthrens, dessen Marke R. S. sich als Ultramarinersatz amgünstigstengestaltet, nebeneinander zu stellen- Die Vorzüge beim Ultramarin liegen in der schönen uner reicht leuchtenden Farbe, die des Indanthrens in der Chlor- Säure- und Alaunbeständigkeit sowie Licht- und Zylinderecht heit. Auch kommen keine störenden Substanzen wie Schwefel verbindungen ins Papier, die für manche Zwecke energisch zu beanstanden sind. Die Nachteile beim Ultramarin sind schlechte Zylinderecht heit, wodurch einseitige Papiere entstehen, außerdem tritt die Lichtechtheit hinter der des Indanthrens zurück. Durch Chlor, Säure und Alaun wird Ultramarin zerstört, sodaß häufig un regelmäßige Färbungen stattfinden. Indanthren zieht leicht ungleichmäßig ins Papier, wenn es nicht richtig angewendet wird. Bei der Herstellung von Blauweißfärbungen mit Indanthren und zum Nüancleren für Blau würde ich folgende Anwendungs art empfehlen. Nachdem der Stoff gemahlen und geleimt ist, wird dem Holländer oder der Mischbütte etwas verkleisterte Stärke zugesetzt, nachdem sich diese gut mit dem Stoff verteilt hat, wird das in kaltem oder heißem Wasser angerührte Indanthren zugefügt.