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DAPIER-VERARBEITUN G ■ Buchs e w e r ese ö Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 9. Februar wurde in Abwesenheit des ersten Vorsitzenden von dem zweiten Vorsitzenden Herrn Schmiedchen geleitet. Herr Erler teilte mit, daß Herrn Könitzer ein harter Schicksalsschlag betroffen habe, indem sein Sohn einen schweren Unfall in der Buchdruckerei der Deutschen Tageszeitung erlitt. Die Versammlung beauftragte Herrn Erler, dem Vorsitzenden ihre aufrichtige Anteilnahme auszusprechen. An Eingängen waren zu verzeichnen: Vom Deutschen Lehrer verein einige Exemplare der Broschüre: »Der Lehrermangel nach seinen Ursachen und Wirkungen«, von der Buchdruckerei Ernst Marcks in Mülheim a. d. Ruhr eine geschmackvoll aus gestattete Reklameschrift, von den Berliner Elektrizitätswerken das Februarheft ihrer »Mitteilungen«. Als neue Mitglieder wurden vom Vorsitzenden begrüßt die Herren Wilhelm Klenke, SO 26, Waldemarstr. 6t III, Wilhelm Kratz, SO, Eisenbahnstr. 9 bei Otto, Bruno Lilge, Rixdorf, Kaiser Friedrichstr. 2/3 (Buchdruckerei Trowitzsch & Sohn), Otto Mattha, N, Demminerstr. 28, und zur Mitgl edschaft angemeldet die Herren Richard Fritsch, Rixdorf, Schillerpromenade 36 und Otto Wundersee, 1. Akzidenzsetzer in der Schriftgießerei Thein- hardt, Schöneberg, Feurigstr. 54. Hierauf berichtete Herr Hermann Zehnpfund über die Er örterungen zur Herbeiführung einheitlicher Linienbilder Der Redner wiedernolte zunächst die von unserer Gesellschaft bezw. von deren technischer Kommission gemachten Vorschläge und gab sodann einen Ueberblick über die von anderen Gesell- schatten z. B. Leipzig, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt gemachten Gegenvorschläge. Mit letzteren habe die Berliner Technische Kommission sich eingehend beschäftigt und habe ihre eigene Skala in einigen Punkten geändert. So könne man von der Einzehntelpunktlinie für den Druck absehen, weil sie sich in dieser Feinheit nicht drucken lasse, sie sei aber als Kontrollinie für die Messinglinienfabrikation notwendig. Bei der punktierten Linie sei zugegeben, daß man 24 Punkte auf den Konkordanz beibehalte, man müsse aber davon abstehen, daß jeder Punkt auf der Mitte einer Viertelpetit sitze, weil die Schwierigkeiten der technischen Herstellung der Linien diese dann derart ver teuern würden, daß sie den Preis der Musterlinien erreichen würden. Im übrigen habe man an den früheren Vorschlägen festgehalten. Von Wichtigkeit sei noch die bisher nicht be- rühite Frage nach dem Konus der Linien. An der Tafel ver anschaulichte Redner, daß der flache Konus einer Linie dazu beitrage, die Linie Im Druck stärker erscheinen zu lassen, als sie wirklich sei. Darum müsse ein steiler Konus gewählt werden, über den man sich einigen möge. Auch hinsichtlich der an den Linien anzubringenden Signaturen müsse Einheitlich keit erzielt werden, welche das Ablegen verschiedenartiger Linien erleichtere. Die Versammlung war mit den vorgetragenen Vorschlägen der Technischen Kommission einverstanden. Ein lebhafter Meinungsaustausch entwickelte sich über die Frage, in welcher Weise die aus den Erörterungen über das Linienbild In zahl reichen typographischen Gesellschaften hervorgegangenen Vor schläge praktisch verwertet werden sollen. Es wurde mit geteilt, daß gerade jetzt eine von der Vereinigung der Schrift gießereien und Messinglinienfabriken gewählte Kommission sich In Leipzig mit der Linienbildfrage beschäftige. Herr Schmiedchen führte aus, daß curch Veröffentlichung der Sitzungsberichte der anderen typographischen Gesellschaften in der Fachpresse die Angelegenheit verfahren worden sei. Nachdem man die wichtige Frage zu einer Verbandssache gemacht habe, sei es Pflicht der angeschlossenen Vereine gewesen, zunächst ihre Berichte an die Verbandsleitung zu schicken. Aus der Gesamtheit dieser Be richte hätte dann das Wertvolle herausgenommen und den Messingltnienfabrikanten als Vorschlag aus den Kreisen der Buchdrucker mitgeteilt weiden sollen. Durch die In der Fach presse veröffentlichten Berichte sei aber manches ganz Unaus führbare in weitere Kreise getragen worden. Es sei nicht un möglich und doch sehr bedauerlich, wenn hierdurch etwa die ganze Angelegenheit, die von erheblicher Bedeutung für das Buchdiuckgewerbe sei, geschädigt würde. Herr Erler wies darauf hin, daß der verstorbene Herr Filzhuth mit seinen Vor schlägen keineswegs erreichen wollte, daß diese in der von ihm gewählten Form zum Gesetz erhoben werden; ihm sei es ledig lich darauf angekommen, Einheitlichkeit und vernünftige Be schränkung in der Linienbildform herbeizufChren. Dieser Standpunkt müsse auch jetzt festgehalten werden; es komme weniger darauf an, wie die einzuführende Skala der Linienbilder beschaffen sei, wenn sie nur allgemein als Grund lage für die Linienfabrikation anerkannt und beachtet werde. Und dies liege ja auch im Interesse der Schriftgießereien und Messinglinienfabriken. Die Versammlung beschloß, die Angelegenheit auch ferner als Verbandssache zu behandeln und das aus dem von der Technischen Kommission nachgeprüften Material hervorgegangene Ergebnis in einer demnächst erscheinenden Nummer der »Mit teilungen des Verbandes« zu veröffentlichen. Allen deutschen Schriftgießereien und Messinglinienfabriken sollen Exemplare dieser Mitteilungen zugestellt werden. Sodann berichtete Herr Karl Kleinknecht über die im Buch gewerbesaal ausgestellten Drucksachen aus Hannover Redner wies darauf htn, daß die Anfertigung dieser Arbeiten zum Teil schon einige Jahre zurückliege; so sei das prächtig ausgestattete Goldene Buch der Firma Edler & Krische zum 50jährigen Jubelfest itn Jahre 1906 hergestellt worden. Bei einem Rundgang durch den Saal ging der Vortragende näher auf die einzelnen Arbeiten ein und bemerkte dabei, daß viele derselben besser zur Geltung kommen würden, wenn sie nicht so eng zusammengedrängt aufgeklebt worden wären. Der Vorsitzende dankte Herrn Kleinknecht für seine Aus führungen und bemerkte dabei, daß es für den Vorstand immer mit besonderen Schwierigkeiten verbunden sei Redner zur Be sprechung solcher Rundsendungen zu gewinnen. Es sei wün schenswert, daß sich die im Kreise der Mitglieder in genügender Zahl vorhandenen Kräfte freiwillig hierzu zur Verfügung stellen. Herr Zehnpfund regte an, die Mitglieder selbst, die größten teils Sammlungen eigener Arbeiten besitzen, möchten diese aus stellen, damit auch einmal eine Rundsendung mit Berliner Drucksachen hinausgehen könne. Herr Wagner teilte mit, daß er versucht habe, einige größere Berliner Druckereien zur Her gabe von guten Druckmustern zu veranlassen, indessen sei er überall abschlägig beschieden worden; es bleibe aber zur Er langung einer Berliner Rundsendung nur der Weg, daß jedes Mitglied sich bemühe, gute Arbeiten heranzuschaffen. Herr Kleinknecht klagte darüber, daß die Rundsendungen vielfach auswärts nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt würden, denn sie kämen öfter schon nach elier kurzen Tour in stark beschädigtem Zustande wieder hier an. Herr Lehfeldt wollte die Referentenfrage dadurch gelöst wissen, daß ohne besondere Vorbereitung aus der Mitte der Versammlung über die ausgestellten Arbeiten gesprochen werde. Herr Wagner war entgegengesetzter Meinung; er hielt genaueres Studium der Arbeiten für erforderlich, bevor man darüber sprechen könne. Die Besprechung ausgestellter Rundsendungen wurde nicht am Schluß, sondern am Anfang der Sitzungen gewünscht, weil zu dieser Zeit das Interesse reger sei. Größere Vorträge, die später folgen, würden stets noch die.notwendtge Aufmerksamkeit finden. Die weiteren Punkte der Tagesordnung wurden der vor gerückten Zeit wegen vertagt und schließlich nur noch die Frage, wie man den Druck auf Zelluloid haltbar bewirken könne, dahin beantwortet, daß man statt gewönnlicher Buch- drucktarbe die strengere Buchbinderfarbe mit hartem Druck verwenden möge, dann sei auch Vordruck mit Firnis nicht er forderlich. Von anderer Seite wurde empfohlen, der Farbe Nitrobenzol oder Azeton zuzusetzen; hierdurch werde das Zellu loid im Augenblick des Drucks an der Oderfläche aufgelöst, und die Farbe verbinde sich unlösbar mit dem Zelluloid, das sogleich wieder erhärte. Zu berücksichtigen sei aber, daß dies Ver fahren nur bei guten, aus Ruß hergestellten Farben anwendbar sei; der Druck müsse dabei ganz leicht sein. Schluß der Sitzung 121/4 Uhr. Stand der Maschinen. Wesentlichen Anteil am Blühen eines Geschäfts hat die Anordnung im Maschinensaal. Eine sehr wichtige Frage bildet dabei die Stellung der Maschinen, ent weder so, daß die Form, oder so, daß der Auslegetisch nach dem Fenster liegt. Meist ist man der Ansicht, daß die Form nach dem Fenster zu stellen sei, das ist aber falsch. Wer nicht aus eigener Erfahrung weiß, daß die meiste Zeit des Bedienungs personals am Auslegetisch bezw. am Zylinder zugebracht wird, der wird es bei Beobachtung sicher bestätigt finden. Am Aus legetisch ist gutes Licht notwendiger als beim Arbeiten in der. Form. Die Maschinen sollten nicht in der Reihenfolge der An schaffung, sondern nach Größe, Art und Verwendung zusammen gestellt sein. Es ergeben sich dann Vorteile, wenn mehrere Maschinen an der Erledigung eines Auftrags arbeiten. O. P.