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PAPIER-ZEITUNG 518 der Centralverband auf die Preispolitik seiner Mitglieder gänz lich ohne Einfluß. Wenn sein Geschäftsführer, Herr General sekretär Bueck, hin und wieder für das Kohlensyndikat ein getreten wäre, so hätte er dies im Interesse der Einigkeit der deutschen Industrie getan; auch wäre hierin keine offizielle Stellungnahme des Centralverbandes zu erblicken. Die anderen Verbände hätten mit ihrer Agitation gegen das Kohlensyndikat nichts erreicht und lediglich die Einigkeit in der deutschen Industrie untergraben. Der Geschäftsführer ging sodann zur Stellungnahme des Centralverbandes zur Finanzreform im allgemeinen und be sonders zur Anzeigensteuer über. Er wiederholte im großen und ganzen die Ausführungen, die vorher bereits wiedergegeben worden sind, und wies nach, daß der Centralverband allein von allen großen Verbänden eine großzügige Politik in der Finanz reformfrage getrieben hätte. Es wäre nichts leichter, als das Wohlwollen der beteiligten Kreise durch Widerspruch gegen die sie drückende Steuern zu gewinnen, wie es beispielsweise der Bund der Industriellen durch Aufnahme des Kampfes gegen die Brau-, Tabak-, Anzeigen- und Spritsteuer getan hätte. Der Bund hätte sich aber wohl gehütet, irgendwelche Vorschläge zu machen, wie er sich die Aufbringung der erforderlichen Mittel dächte. Der Geschäftsführer ging sodann auf die Tätigkeit des Bundes der Industriellen und des Handelsvertragsvereins ein, die ja die Gründer der in Süddeutschland bestehenden Landes verbände sind, und stellte sie im Vergleich zur Tätigkeit des Centralverbandes Deutscher Industrieller. Er erkannte die Nützlichkeit von Landesverbänden ausdrücklich an, aber nur unter der Voraussetzung, daß durch sie die einheitliche Zu sammenfassung der Gesamtindustrie nicht verhindert würde. Die deutsche Industrie sollte sich ein Beispiel an den Land wirten und an ihren eigenen Arbeitern nehmen, die bedeutende Erfolge durch ihr einheitliches Vorgehen erzielt hätten. Unter den augenblicklichen Verhältnissen aber könnte die Industrie mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß sie bei der Vorbereitung der neuen Handelsverträge, die demnächst beginnen müßte, den agrarischen Interessen gegenüber wieder ins Hintertreffen ge raten würde. Der Geschäftsführer schloß mit einem warmem Appell an den Vorstand, dem Centralverband Deutscher Industrieller treu zu bleiben und auch in der Frage des An zeigensteuergesetzes seiner Führung zu folgen. Demgegenüber verwies Herr Dr. Scheujelen auf die in Württemberg und überhaupt in Süddeutschland bestehenden besonderen Verhältnisse, die die Zusammenfassung in Landes verbänden notwendig machten. Die geographische Lage drängte zur Ausfuhr der Fabrikate; solche Sonderverhältnisse könnten nur in Landesverbänden ihre besondere Berücksichtigung finden. Ein Teil der württembergischen Papierfabrikanten wäre dem württembergischen Industrieverein beigetreten, um vermittelnd zu wirken. Von einer hierdurch zum Ausdruck gebrachten Stellungnahme für den Handelsvertragsverein könnte nicht die Rede sein. Im übrigen begründete Herr Dr. Scheufeien die Notwendigkeit, gegen die Anzeigensteuer Stellung zu nehmen, von der er eine starke Beeinträchtigung der gemeinsamen Vor teile der Papierverbraucher und ihrer Lieferanten befürchtete. Im großen und ganzen wiederholte er die Ausführungen, die vorstehend bereits wiedergegeben worden sind. Ueber diesen Punkt entwickelte sich eine lebhafte Aus sprache, in der namentlich Herr Kommerzienrat Zanders warm für eine großzügige nationale Schutzpolitik im Sinne des Centralverbandes Deutscher Industrieller eintrat. Die über wiegende Mehrzahl der Vorstandsmitglieder schloß sich diesen Anschauungen an. Es wurde mit 12 gegen 2 Stimmen be schlossen, die Abwehr der Anzeigensteuer den Interessen vertretungen der unmittelbar betroffenen Industrien zu über lassen. Wenn man sich auch darüber einig war, daß vorüber gehende Schädigungen der Papier-Industrie durch die Anzeigen steuer nicht zu vermeiden sein würden, so glaubte man doch, diese Opfer im allgemeinen nationalen Interesse auf sich nehmen zu sollen. Errichtung einer gemeinsamen Harzeinkaufsstelle für die Mitglieder des Vereins Hierzu überreichte der Geschäjtsliihrer eine ausführliche Denkschrift, deren vertrauliche Behandlung aber vorläufig noch geboten erscheint, wenn sich nicht der Errichtung der Ein kaufsstelle unvorhergesehene Schwierigkeiten entgegenstellen sollen. In der Denkschrift werden die Zustände auf dem amerikanischen Harzmarkt eingehend geschildert, und sodann die bisherigen Versuche des Vereins Deutscher Papierfabrikanten dargestellt, wodurch den bestehenden Uebelständen abgeholfen werden sollte. Es wird hervorgehoben, daß der Plan, eine Harzeinkaufsstelle zu gründen, solchen Erwägungen entsprungen sei. Die vom Verein veranstaltete Statistik hat ergeben, daß sich der jährliche Durchschnittsverbrauch der deutschen Papier fabrikation an Harz und Harzseife auf rund 25 Millionen kg im Werte von 41/. Millionen M. stellt. Der Verbrauch von Rohharz stellt sich zur Verwendung von Harzseife wie 13,3 zu 11,7. Der Durchschnittspreis für den Doppelzentner Rohharz betrug im Nr. 14 Jahre 1908 17 M., der für Harzseife 17 M. 30 Pf. Sodann schildert die Denkschrift die bisher stattgehabten Verhandlungen, die zu einem abschließenden Ergebnis noch nicht geführt haben. Schließlich wird auf das Vorgehen der österreichisch-unga rischen Papierfabrikanten hingewiesen, die anscheinend durch das Beispiel ihrer deutschen Eachgenossen veranlaßt worden sind, gleich falls die Bildung einer Harzeinkaufsgenossenschaft anzustreben. Der Vorstand beschloß, einen Ausschuß, bestehend aus den Herren Kommerzienrat Erjurt, Willi Schacht, Direktor Alfons Müller und dem Geschäflsjührer zu bilden, der mit der weiteren Bearbeitung der Frage beauftragt wurde. Die geplanten Zollerhöhungen in den Vereinigten Staaten von Amerika Ueber diesen Punkt fanden sehr eingehende Verhandlungen statt, in denen beschlossen wurde, möglichst bald in eine Widerlegung der von den amerikanischen Interessenten vordem Committee of Ways and Means gemachten Angaben über die Erzeugungsverhältnisse in der deutschen Papierfabrikation ein zutreten. Die zu diesem Zwecke vom Geschäftsführer bereits getanen Schritte wurden gutgeheißen; im besonderen wurde das Zusammengehen mit den Interessenvertretungen der Papierverarbeiter einstimmig und lebhaft begrüßt. Mit Rücksicht auf die kurze Zeit, die noch zur Verfügung steht, wurde dem Geschäftsführer in der Weiterbearbeitung der Angelegenheit freie Hand ge lassen; er wurde aber beauftragt, eine Denkschrift unter Zugrunde legung möglichst zuverlässigen Materials zu verfassen, die den Mitgliedern zur vertraulichen Benutzung übersandt werden soll. Schaffung von Merkmalen für echte Büttenpapiere Herr Kommerzienrat Hans Zanders hat darauf hingewiesen, daß es notwendig sei, Merkmale für die Beurteilung festzu stellen, ob ein Papier als imitiertes Büttenpapier oder als Büttenpapier schlechthin zu bezeichnen sei. Er hat infolge dessen beantragt, dem Königlichen Materialprüfungsamt nach stehende Frage vorzulegen: »Ist es möglich, mit der Hand ge schöpfte Büttenpapiere von solchen Papieren sicher zu unter scheiden, die mit der Maschine geschöpft oder auf andere maschinelle Weise hergestellt sind?« Das Materialprüfungsamt hat sich bereit erklärt, die Be arbeitung der gestellten Frage zu übernehmen, falls der Verein die Kosten trägt und das erforderliche Probematerial beschafft. Diese Kosten würden sich unter der Voraussetzung, daß zu nächst je fünf verschiedene Papiersorten in drei Gruppen ge prüft würden, auf rund 250 M. belaufen. Der Vorstand bewilligte diesen Betrag. Die Herren Zanders und Ebart erklärten sich bereit, das erforderliche Material zu liefern. Auch eine weitere deutsche Büttenpapierfabrik soll noch um Proben angegangen werden. Beteiligung an der Weltausstellung in Brüssel 1910 Der Geschäftsführer berichtete über die Ergebnisse der Rundfrage betreffend die Beteiligung der Papierfabrikanten an der Weltausstellung in Brüssel 1910. Hiernach sind die Aus sichten für eine würdige und wirksame Vertretung der deutschen Papierfabrikation auf der Ausstellung nicht ungünstig. Am 23. Januar 1909 hat in Leipzig eine Sitzung des Deutschen Buchgewerbevereins stattgefunden, an der auf Einladung hin Herr Schröder, Leipzig, als Vertreter des Vereins Deutscher Papierfabrikanten teilgenommen hat. Das Buchgewerbe erhält eine Abteilung für sich. An dieser Ausstellung sollen sich die deutschen Papierfabrikanten beteiligen. Ueber die Größe des für die Papierfabrikation zur Verfügung stehenden Raums konnten Mitteilungen noch nicht gemacht werden; sie sollen jedoch dem Verein demnächst durch die Leitung des Buch gewerbevereins zugehen. Der Geschäftsführer wurde beauftragt, nochmals an die Mit glieder heranzutreten, sobald solche Angaben vorliegen. Schluß folgt. Tunesiens Papiereinfuhr 1907 Die Gesamteinfuhr von Papier -- ohne Berücksichtigung von Büchern, Drucksorten usw. (etwa 2000 dz im Werte von 162000 Frank) — weist im Berichtsjahre sowohl in der Menge als im Werte eine Steigerung gegen das Jahr 1906 auf, indem 2635002 im Werte von 960000 Frank (gegen 20926 dz im Wert von 712000 Frank) bezogen wurden. Eingeführt wurde: Packpapier 14913 dz (gegen 11830 dz) hiervon aus Frankreich und Algier 13870 dz, der Rest aus Italien, Belgien und Deutschland 218 bezw. 563 und 110 dz. Schreibpapier 2584 dz, wovon fast zwei Drittel aus Frankreich, 530 dz aus Italien, 192 dz aus Belgien und 142 dz aus Oester reich Ungarn sind. Druckpapier 5210 dz (gegen 3446 dz), aus Frankreich 4234 dz, aus Belgien und Deutschland 445 bezw. 336 dz. Phantasiepapiere 85 dz und verschiedene Papiere 522 dz, wovon der weitaus größte feil auf Frankreich fiel. Tapetenpapier 70762. Frankreich und Deutschland lieferten hiervon 361 bezw. 290 dz. Verschiedene Kartone 1700 dz im Werte von 58 000 Frank, wovon aus Frankreich 1220 dz; der Rest verteilt sich auf andere Staaten. Kartonschachteln 586 dz, wovon 344 dz auf Frankreich, je 75 dz auf Italien und Malta und je 20 dz auf England und Deutsch land entfallen.