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Nr. 13 PAPIER-ZEITUNG 473 den Wünschen seiner Gesellschafter Rechnung zu tragen, wenn Reibereien vermieden werden sollten. Und nun der Grundbesitz! Die Firma B. war natürlich bei dem Hauptgesellschafter A. zur Miete. A. sah die Zeit kommen, wo seine Anteile sich unter den Erben ze splittern würden, wo seine Söhne und Gesellschafter nicht mehr im Geiste des Gründers fortarbeiten konnten, wo angeheiratete Dritte nach seinem Tode Gesellschafter rechte bekamen, die leicht das Ganze zertrümmern konnten, um früher Geld zu machen. Inzwischen war das bürger liche Gesetzbuch für das Deutsche Reich herausgekommen und damit das Erbrecht auf gleiche und für manchen Bundesstaat neue Grundlagen gestellt worden. Das Gesetz über die G. m. b. H. war umgearbeitet, aber nicht verbessert worden. Der Unfug mit wertlosen Sacheinlagen nahm jetzt eine geradezu tolle Ausdehnung an. Durch all dies war unserem Freunde A. die G. m b. H. mit allen ihren schönen Beinamen gründlich verleidet, er ließ die G. m. b. H. in Liquidation treten, ging mit seiner Frau die Gütergemein schaft nach bürgerlichem Recht ein und verwandelte die alte Firma ohne den Beisatz G. m. b. H. wieder in eine offene Handelsgesellschaft, in die er zwei Söhne als Teil haber aufnahm. Aber die Firma war immer noch bei den A.'sehen Eheleuten zur Miete. Da wurde auch der letzte Schritt getan und das Fabrikgrundstück mit allem Zubehör an die offene Handelsgesellschaft verkauft — mit 10000 und 400 Mark Staatsgebühren Welche Fallstricke einer weisen Stempelsteuerpolitik: Vater A. nimmt seine Söhne in die Handelsfirma auf, die nur aus Familienangehörigen des Gründers besteht, und bezahlt nun noch Zuschreibgebühren in eigener Sache! Denn die Handelsfirma ist eine juristische Person, sie bildet ein neues Substrat für den Steuerfiskus, wie wir uns so rein deutsch ausdrücken wollen. Vater A. zog nun die letzten Konsequenzen, gab sich selbst, nein, seiner Firma, eine angemessene Amortisationshypothek zur ersten Stelle und schied aus der Firma aus. So haben nun die Söhne das Geschäft auf langen Umwegen übernommen, die gerühmte G. m. b. H. versagte vollkommen, und der Staat hat eine schöne Summe an Gebühren eingesteckt; zu erst Erwerb der Grundstücke: Abgaben; Bildung der G. m. b. H.: Abgaben; Verkauf der Fabrikgrundstücke: Abgaben wie oben. An Abgaben ein Kapital, das schon manchem den Kommerzienrat Titel eingebracht hat. Karl Kempe sen., Nürnberg. Wasserdichte Pappen In den Fachzeitschriften konnte man in letzter Zeit vielfach Fragen über wasserdichtes Papier lesen, was mir zu beweisen scheint, daß man in dieser absatzlosen Zeit überall bestrebt ist, für Papiere und Pappen weitere Verwendungs- oder Absatz gebiete zu suchen. Ein solcher Verwendungszweck ist durch die Aufhebung des Freigepäcks auf der Bahn geschaffen, da es sich in vielen Fällen empfiehlt, das Gepäck im Postkarton zu versenden, statt es in schweren Koffern mit sich zu führen. Bemißt man das Gewicht der Sachen, sodaß der Karton nicht mehr als 5 kg wiegt, so kann man auf diese Weise sein Gepäck am billigsten und bequemsten an Ort und Stelle befördern. Folgendes Verfahren, Schachtelpappe ohne Anwendung schwer wiegender Wachstücher oder dergl. widerstandsfähiger und wasserdicht zu machen, hat sich bewährt: Man löst fettreiche Seife in 10 oder 20 1 Wasser bis zur Sättigung auf, sodaß so genannte Seifenlauge entsteht. Ferner stellt man eine Lösung von einem Teile Zinnsalz in fünf Teilen Wasser her. Man be streicht die Pappen mittels Schwammes zuerst mit der Zinnsalz lösung, bis sie gut durchtränkt sind, darauf in gleicher Weise mit der Seifenlösung und trocknet möglichst schnell in der Pappentrockenkammer oder in der Nähe von Dampfrohren. Für größere Pappenmengen ist es sehr einfach und bequem, die Lösungen in zwei flache 20—25 cm hohe Holzkästen von 90X120 cm Grundfläche zu geben, die Pappen in den Lösungen etwa 3 Minuten unterzutauchen und dann sofort in die Pappen hängerei zum schnellen Trocknen zu hängen. Schneider Papiermarkt in Brasilien Papier zählt trotz der hier bestehenden zwei größeren und einer kleineren Papierfabrik zu den bedeutendsten Einfuhrwaren Brasiliens, wovon im Berichtsjahre für 2388103 Milreis gegen 1646408 Milreis im vergangenen Jahre eingeführt wurden. Die Haupteinfuhr davon findet (insbesondere für Zeitungen) in Druckpapier statt, von welchem für 892750 gegen 500566 Mil reis im Vorjahre eingeführt wurde. Hauptbezugsländer hierfür sind Deutschland, Norwegen und die Vereinigten Staaten. Auch Oesterreich-Ungarn beteiligte sich in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres mit 28 658 Milreis an der Einfuhr. Bel der Einfuhr von Schreibpapier steht Oesterreich Ungarn an vierter Stelle. Es wurde für 282549 Milreis Im Vorjahr ein- geführt. Die feinsten und teuersten Sorten liefern Frankreich und England, gute Mittelware Oesterreich-Ungarn und Italien. Fast zwei Dritttel der Einfuhr fallen Deutschland zu. Die deutschen Bezüge stellen sich dem Preise nach auf durch schnittlich 725 Reis, das sind rund 95 Pf. cif Santos. Nach der brasilianischen Zollstatistik erscheint die österr.-ungar. Einfuhr von Papier verhältnismäßig klein, weil viele österr.-ungar. Fabriken ihre Erzeugnisse der billigeren Fracht zu Liebe die Elbe hinunterscblcken und die Ware sodann durch die Ham burger Ausfuhrhäuser in ihrem eigenen Interesse als deutsches Papier in den Handel gebracht wird. Pappe und Kartonnagenpapier wurde für 181116 Milreis in den ersten neun Monaten des Jahres 1907 gegen 110765 Milreis in derselben Zeit des vorhergehenden Jahres eingeführt, und zwar hauptsächlich aus Deutschland und Holland. So stellen sich Pappe und Kartonnagenpapier Im Preise durchschnittlich auf 256 Reis das Kilogramm cif Santos An verarbeitetem Papier (bedrucktes Papier, Spielkarten, Notenpapier, Etiketten usw.) wurde in der Berichtszeit für 479418 Milreis eingeführt gegen 349697 Milreis im Vorjahre. Hauptlieferanten waren Deutschland und Frankreich. Papier von keinem bestimmten Gebrauche, darunter Seidenpapier, allerlei Sorten von Packpapier, farbige Papiere, Löschpapier usw., wurde für 471141 Milreis gegen 341543 Milreis eingeführt. Außer Deutschland, dem Hauptlieferanten, beteiligten sich daran Schweden, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Italien. Sao Paulos Papier-Erseugung ist erst in langsamer Ent wicklung begriffen. In diese® Amtsbezirke bestehen zwei Papierfabriken : die Companhia de Melhoramentos de Sao Paulo in Cayelres (Sao Paulo Railway) und Klabin Irmaos in Salto d’Iiü (Linha Ituana); außerdem besteht die Karton- und Pappen fabrik von Sturlini, Matarazzo & Co. in Agua branca bei Sao Paulo. In Cayeiras werden monatlich 2200 bis 2500 dz, in Salto d’Itü 600 bis 800 dz hergestellt. Die Errichtung einer großen modernen Papierfabrik wird geplant. (Bericht des österr.-ungar. Konsulats In Sao Paulo) Kontor und Fabrik In welchem Verhältnis soll das Kontor zur Fabrik stehen? Soll man den Kontorangestellten Zutritt zur Fabrik lassen oder nicht? Viele Fabriken gehen in diesem wichtigen Punkt fehl, indem sie die Kontorangestellten vom Fabrikbetrieb fernhalten. Mancher Fabrikbesitzer trifft solche Anordnung, um etwaige Ge heimnisse zu sichern, aber diese Vorsicht hat auch ihre Schatten seiten. Heutzutage sind nämlich wirkliche Geheimnisse im ge wöhnlichen Gang der Fabrikation so selten, daß es nicht mehr viel auszuplaudern gibt. Zudem ist es für einen Laien schwierig, etwas Wichtiges auszutüfteln, wenn er nicht beständig in der Fabrik tätig ist, um sich gleichfalls zum technischen Fachmann auszubilden. Vor kurzem traf ich 2 Leute im Alter von etwa 25 Jahren. Der eine besorgte in einer Papierfabrik alle einlaufenden Auf träge, der andere hatte den Briefwechsel zu erledigen. Im Ver lauf unserer Unterhaltung sagten mir beide, daß sie bereits etwa 4 Jahre bei der Firma beschäftigt seien, doch seien sie noch nicht in der Fabrik gewesen, sie wüßten nicht einmal, wie eine Papiermaschine aussähe, wenn sie eine solche nicht schon ab gebildet gesehen hätten. Also die Kontorbeamten, die über alles in der Fabrik unterrichtet sein müßten, wissen noch nicht einmal, wie ihre Fabrik aussieht, geschweige, was darin vorgeht. Wie ist es möglich, daß ein Korrespondent seine Briefe fachgemäß schreibt, wenn er nicht weiß, wodurch dies oder jenes entsteht, woran das eine oder andere Hegt? Wenn auch rein technisch gehaltene Briefe vom Geschäftsherrn oder Direktor diktiert werden, so gibt es doch In einer Fabrik viele Einzelheiten, um die sich der Direktor nicht kümmern kann, die der Korrespondent selbständig erledigen muß. Wie kann ein Expedient um ordentliche Erledigung der Auf träge besorgt sein, wenn er nicht ab und zu sehen kann, wie diese ausgeführt werden, wenn er nicht hinter den Arbeitern her sein kann, denen selten etwas an ordentlicher und schneller Ausführung liegt? Er ist doch der Einzige, der mit allen Auf trägen eingehend vertraut ist. Manchen Fehler könnte er ver hüten, wenn er bei der Ausführung zugegen wäre. Dazu kommt, daß er die Verantwortung für die Aufträge hat; kommen Rügen, so wird er zur Recnenscnaft gezogen. Die Fabrikanten sollten daher in ihrem eigenen Interesse ihre Korrespondenten und Expedienten in den Betrieb lassen.