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Zellstofffabrik Waldhof in Mannheim. Diese Gesellschaft hielt dieser Tage in Mannheim eine außerordentliche Haupt- Versammlung ab, in welcher die Erhöhung des Aktienkapitals um 6 Mill. M., auf 25 Mill. M. einstimmig nach den Vorschlägen des Vorstandes (s Nr. 99 von 1908 S 3876) angenommen wurde. Vor der Abstimmung teilte Direktor Frank mit, daß Aktionäre angefragt haben, welchem Zweck die Erhöhung dienen soll; sie stellten anheim, der Versammlung dies wenigstens in weiten Umrissen kundzugeben. Generaldirektor Geh. Kommerzienrat Karl Haas sprach sich dahin aus, daß der größte Teil dieser Summe schon in Bauten für Vergrößerung in Waldhof, Tilsit und Pernau festgelegt sei. Die Fabrik in Pernau soll weiter ausgebaut werden, um dem Bedarf gerecht zu werden. In Wald hof sind ebenfalls Vergrößerungen vorgenommen worden, um den Bedarf der Papyrus A.-G. zu decken können, was sonst bei der voranssichtlichen großen Abnahme durch diese Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. In Tilsit aber soll die Herstellung weiter ausgebaut werden, damit ein richtiger Betrieb durchge führt werden kann. Auf eine weitere Anfrage, ob auch für das erhöhte Kapital die gleiche Dividende in Aussicht gestellt werden könne, er klärte Geheimrat Haas, dies sei wohl möglich, wenn nicht un vorhergesehene Fälle eintreten, obgleich die Lage der Papier hersteller allgemein ungünstig sei. (Kölnische Volksztg.) Leipziger Buchbinderei Akt.-Ges. vorm. Gustav Pritzsche in Leipzig. Das Unternehmen hat seit einiger Zeit die Arbeiten eines großen Berliner Wochenschrift-Verlags über nommen. Die Wochenschrift ist in über 100000 Exemplaren zur Ausgabe gelangt, doch sind die daran geknüpften Er wartungen nicht erfüllt worden. Jetzt ist geplant, jenen Verlag in eine Gesellschaft mit beschränkter Haltung um zuwandeln. An dieser will sich die Leipziger Buchbinderei Akt.-Ges. vorm. Gustav Fritzsche beteilgen. Herr Kom missionsrat Fritzsche, der Vorbesitzer und Generaldirektor der Gesellschaft, hat infolge innerhalb der Verwaltungs organe entstandener Meinungsverschiedenheiten seine Stellung gekündigt und sofort einen Urlaub angetreten. Da auch der zweite Direktor Sievers bereits vor einigen Monaten ausgeschieden ist, so wurden die bisherigen beiden Prokuristen zu Mitgliedern des Vorstandes bestellt. Wie wir bereits in Nr. 105 S. 4089 mitteilten, beruft die Gesellschaft, die die ausstehenden Dividenden für 1907/08 nicht ausschütten kann — gegen die Ausschüttung hatte bereits ein Aktionär Protest erhoben — eine Generalver sammlung ein, auf deren Tagesordnung steht: Beschluß fassung wegen Abänderung des in der Generalversammlung vom 21. September 1908 testgestellten Rechnungsabschlusses zum 31. Mai 1908, und zwar nach dem Antrag des Auf sichtsrats unter Vorbehalt weiterer Entschließung zunächst dabin, daß der ausgewiesene Gewinn in Wegfall gestellt, der Betrag einem zu bildenden Delkrederefonds überwiesen und mithin der Beschluß auf Auszahlung einer Dividende aufgehoben wird. pk. f Am 27. Dezember starb nach langem Leiden der Xylograph Herr Rudolf Hugo Meyer in Schöneberg Berlin im 44 Lebensjahre Er hat seine Kunst in den bedeutendsten xylograpbischen Anstalten Deutschlands ausgeübt und sich auch als Fachschrittsteller betätigt. Unser Blatt verliert in ihm einen bewährten Mitarbeiter. f Am 26 Dezember starb Herr Richard Grimm, Teil haber der Großbuchbinderei Grimm & Bleicher in München. f Am 28. Dezember starb in Greiz der frühere Hof- drucktreibesitzer Otto Henning, gegen Ende der 80er Jahre. f Am 28 Dezember starb in Leipzig im Alter von 72 Jahren Herr Buchdruckei eibesitzer Gari C. id^agner. Der Verplichene war bis vor einigen Jahren Mitinhaber der be kannten Leipziger Buchdruckerei Frankenstein & Wagner, pk. f In Bilsen staib am 29. Dezember im 64. Lebensjahre Herr Leo Küche, der Gründer und Verwaltungsrat der Ersten Westböhmischen Druckindustrie-Aktiengesellschaft in Pilsen, vorm. Leo Küche. Auszeichnung. Dem Verlagsbuchhändler Herrn Hermann Herder in Preiourg ist vom Großherzog von Baden das Ritterkreuz 1. Klasse verliehen worden. Hoftitel. Der Inhaber der Graphischen Kunstanstalt Georg Aipers jun. in Hannover ist vom Fürsten zu Schaum burg Lippe zum Hoflieferanten ernannt worden. K. (Schaumbg.-Lipp. Landesztg.) Vermächtnis. Herr Ernst Markert in Firma C Grumbach, Buch- und Kunstdruckerei in Leipzig, stiftete anläßlich des Heimganges seiner Ehefrau seinem Personal eine Summe von 5000 M. Die Zinsen dieses Legats sollen alljährlich am Todestag (7 Dezember) zunächst an in Not befindliche Mitarbeiter verteilt werden, pk. Anerkennung treuer Mitarbeit. In der Firma A. Foerste, Patent Album-Fabrik in Berlin, Prinzenstr. 33, wurde dem 35 Jahre dort tätigen Werkmeister Herrn August Schaper und dem 41 Jahre beschäftigten Bachbinder Herrn Hermann Foerster das »Allgemeine Ehrenzeichen« verliehen. Fabrik Besichtigungen. Am 12 November fand unter Leitung des Herrn Dr. Hans Wrede, Dipl. Ing. von der Papierabteilung, ein Ausflug von Hörern des Friedrichs ■ Polytechnikums in Köthen nach der Papierfabrik und Holzschleiferei Ammendorf, sowie der Papier- und Holzstoflabrik Cröllwitz statt. In Ammendorf bekamen die Studier-nden die neuesten und breite sten schnelläufer für Druckpapier zu Gesicht. Zwei Dampf maschinen mit insgesamt 5000 PS liefern die Kraft für die Holz schleiferei, die unabnängig von Wasserkräften gleichmäßig große Mengen von Holzschliff erzeugt. Erzeugnisse der neuen Anlage in Ammendorf sind holzhaltige Druckpapiere. Da die Ammendorfer Maschinen zu den am schnellsten laufenden Papiermaschinen Deutschlands gehören, sie laufen mit 170 bis 175 m minütlich, so ist die Erzeugung sehr bedeutend. Die An lage ist vorzüglich eingerichtet. Nach Besichtigung der Fabrik fand im Hotel zum goldenen Schiffchen ein gemeinsames Mahl statt, wob-i Herr stud. ing. Kummer die edle Papiermacherzunft hochleben ließ. In der Papierfabrik Ciöllwitz wurden die Ausflügler von Herrn Direktor Ottens trotz Anmeldung in letzter Stunde freund lichst empfangen, und die Papierfabrik wurde eingehend gezeigt. Von besonderem Interesse war die Strohstoffabrikation nach dem Natronsulfatverfahren. Zur Beseitigung und Uaschädlich- machung der Abgase sind hier umfangreiche und wirk-ame Vorrichtungen geschaffen. Die Erzeugrisse der Cröilwitzer Papiertabrik sind holzfreie mittlere und feinere Sorten von Druckpapieren, Schreibstoffen und Kartonen; die Erzeugung ge schieht auf 5 Papiermaschinen. (Nach Dr. Wrede im »Polytechnikum«) Arbeitsmarkt im November 1908 Nach dem Reichs-Arbeitsblatt Der Arbeitsmarkt wies im Monat November dem Vormonat gegenüber eine Verschlechterung auf. Diese war zunächst be dingt durch eine Reihe von Saisoneinflüssen, die alljährlich um diese Zeit in die Erscheinung treten. Hierzu trat die Fortdauer der rückläufigen Bewegung in einer Anzahl Großindustrien. Die Papier- und F.ellstoffabriken waren nach der Mehrzahl der vorliegenden Berichte nicht ausreichend mit Aufträgen ver sehen. Einerseits wird -über zu wenig Ausfuhr-Aufträge, ander seits über den ausländischen Wettbewerb geklagt, welcher zu ungewöhnlich billigen Preisen in Deutschland Absatz sucht. Die Erzeugung mußte teilweise durch Abstellen von Papier maschinen verringert werden. Die Tapetenjabnkation arbeitet nunmehr an der Herstellung der Frühjahrsaufträge; die Aufträge, die sonst größtenteils bereits im September gegeben waren, verschleppten sich in diesem Jahre bis Ende November. Dem Bericht zufolge hat die Gründung einer großen Aktiengesellschaft die Industrie in einen verlustbringenden Preiskampf gestürzt, der durch die allgemeine Konjunktur noch verschärft wird. Die Buchbindereien hatten vor allem infolge der Weihnachts aufträge gut zu tun. Auch auf die Buchdruckereien übte das Weihnachtsgeschäft seine belebende Wirkung aus. In Berlin hat sich demgemäß die Zahl der arbeitslosen Setzer und Maschinenmeister gegen den Vormonat erheblich vermindert. Sie beträgt im Wochen durchschnitt 590 (gegen 76t im Vormonat) Von diesen wurden durch den paritätischen Nachweis 75 Setzer und 38 Maschinen meister im Wochendurchschnitt untergebracht, 38 Setzer und 11 Maschinenmeister fanden im freien Verkehr Beschäftigung. In Leipzig erreichte das Angebot von Arbeitskräften, namentlich Setzern, eine außerordentliche Höhe. Von 367 beim Arbeits nachweis für Buchdrucker im Laufe des Monats angemeldeten Setzern erhielten 197 Beschäftigung, von 88 Druckern 56. Abzüglich der Abgereisten und Erkrankten blieben am Schlüsse des Monats 161 Setzer und 31 Drucker arbeitslos, gegen 90 Setzer und 2 Drucker zur gleichen Zeit des Vorjahres. Beilage. Dieser Nummer liegt eine Beilage der Firma Chn. Mansfeld, Maschinenfabrik und Eisengießerei in Leipzig, bei.