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Nr. 11 r~ i 7. Februar 1909 s CHRE1BWAREN- HANDEL Deutscher Papier-Verein Die verehrten Mitglieder, welche keinem Zweigverein angehören, ersuche ich um kostenfreie Einsendung des Jahresbeitrages für 1909. Derselbe beträgt 5 M. und bei Bezug der Listen schlechter Zahler 10 M. Gleichzeitig bitte ich bei Bestellungen auf Auskunfts zettel außer dem Bestellgeld für die Postanweisung auch das Rückporto einzusenden. Ernst Kuhn Kassenführer Berlin SIV 61 Belle-Alliance Straße 94. Die Schreibmaschinen auf der Berliner Ausstellung für Bürobedarf 1908 Nachdruck verboten (IVir empjehlen, diese von einem hervorragenden un parteiischen Fachmann verpaßte Au/satzreihe zu sammeln und bei der Beurteilung von Schreibmaschinen zu Rate zu ziehen. Schriftleitung) 1. Wahl der geeigneten Maschine Von allen Gebrauchsgegenständen, die im Büro ver wendet werden, nimmt die Schreibmaschine den ersten Platz ein, und so konnte es nicht Wunder nehmen, daß sie auch die letzte Bürobedarfs-Ausstellung 1908 in Berlin be herrschte. Da traten die älteren bewährten Systeme mit den neueren in Wettbewerb und es zeigte sich in der Fülle des Gebotenen im engen Raum recht deutlich, wie schwer es für den Nichtfacbmann ist, die seinen Zwecken geeig netste Schreibmaschine herauszufinden, da sie alle äußerlich eine, ihrem Preise entsprechende Vollkommenheit zeigten, ihre technischen Vor- und Nachteile jedoch nicht ohne weiteres erkennen ließen. Der Nichtfachmann auf dem Ge biet des Schreibmaschinenbaues war größtenteils auf die Erläuterungen und Vorführungen durch die Vertreter der ausstellenden Firmen angewiesen, von denen jeder nur vom kaufmännischen Standpunkt aus die von ihm vertretene Maschine als die vollkommenste und preiswerteste aller Schreibmaschinen anpries. Eine Schreibmaschine, die alle Vorzüge der Konkurrenzmaschinen in sich vereint, gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Jede Maschine hat ihre eigenen Vorzüge, die sie für Sonderzwecke geeignet macht. Es kommt daher für die Auswahl einer Schreib maschine in erster Linie darauf an, welchem Verwendungs zweck die auszuwäblende Maschine hauptsächlich dienen soll, d. h. ob nur zum Textschreiben oder auch zur Aufstellung von Tabellen, zum Fakturieren oder dergl., ob nur auf Briefbogen oder auch auf Karten geschrieben werden soll, ob gleichzeitig Durchschlagskopien hergestellt werden sollen, ob in verschiedenen Sprachen zu schreiben ist usw. Gemeinsam dürfte allen diesen Forderungen der Wunsch einer guten, klaren und scharfen Schrift sein, technisch verlangen diese Schreibarbeiten aber besondere Einrichtungen der Schreibmaschine. Abgesehen vom Verwendungszweck muß jede gute Schreibmaschine einfach in der Handhabung sein, leichten und möglichst elastischen 7astenanschlag aufweisen. Letz terer wird umso schwerer sein, je verwickelter der Mechanismus der Schreibmaschine ist. Jede Typentaste hat den Typenträger, die Schalt- oder Hemmvorrichtung des Papierwagens oder -schlittens und gegebenenfalls bei Bandmaschinen das Farbband zu bewegen. Wenn auch das Uebergewicht der zu bewegenden Massen dieser Vor richtungen durch Federn oder Gegengewichte ausgeglichen wird, so muß doch die Einrichtung dieser Vorrichtungen so getroffen sein, daß diese den schnellsten Tastenanschlägen zu folgen vermögen, ohne in Unordnung zu geraten. Die Antriebverbindung der Taste mit dem Typenträger muß einfach sein, d. h. aus möglichst wenig Zwischengliedern be stehen, und derart beschaffen sein, daß seitliche oder ein seitig wirkende Kräfte möglichst vermieden sind, um jede kraftverzehrende Reibung in den Gelenken auf ein Geringst maß zu beschränken. Die meiste Kraft beansprucht die Bewegung des Papierschlittens, der unter dem Zuge der Federtrommel steht und bei jedem Tastenanschlag von seiner Hemmvorrichtung ausgelöst werden muß. Je schwerer der Schlitten ist, desto kräftiger muß die Feder der Trommel gespannt sein, und demzufolge wird auch die Auslösung der Hemmvorrichtung des Schlittens durch die jeweilige Taste mehr Kraft erfordern. Durch Führung des Schlittens auf Kugeln oder Rollen wird der Kraftbedarf zu seiner Be wegung erheblich verringert, was für die Leichtigkeit des Tastenanschlags von wesentlicher Bedeutung ist. Da gegebenenfalls auch das Farbband bei jedem An schlag einer Typentaste bewegt werden muß, so erscheint bei Schreibmaschinen mit Farbband der Anschlag unvorteil hafter als bei Schreibmaschinen mit Kissen- oder Band färbung. Diesem Umstande wäre jedoch keine große Be deutung beizulegen, wenn bei Maschinen mit Kissenfärbung die Antriebverbindung der Typenträger eine Erschwerung des Antriebes mit sich bringen würde, was jedoch bei den neuesten Ausführungen der Kissenmaschine nicht der Fall ist. Auch die Färbung der Typen durch Rolle geht nicht ohne Kraftverbrauch vor sich. Der Unterschied in der Mehrbelastung der Bandfärbung gegenüber der Kissen- oder Rollenfärbung ist aber so gering, daß er für die Aus wahl einer Schreibmaschine hinsichtlich der Leichtigkeit des Tastenanschlags nicht maßgebend sein kann. Die größere Verbreitung der Bandschreibmaschinen gegenüber denen ohne Farbband dürfte in der leichteren Herstellung ihren Grund haben. Im allgemeinen weisen Typenradschreib maschinen schwereren Tastenanschlag auf als Typenhebel schreibmaschinen, was durch die unterschiedliche Bauart dieser Maschinengattung verursacht ist. Bei Typenrad schreibmaschinen muß nämlich jede Typentaste die Dreb- einstellung des Rades bewirken, sowie den Abdruck der eingestellten Type herbeiführen oder einleiten. Es sind also für das Schreiben eines Buchstabens von der Taste zwei Arbeitsvorgänge auszuführen, die den Tastenanschlag erschweren. Aber auch die verschiedenen Systeme der Typenhebelschreibmaschinen weisen unter sich Unterschiede in der Schwere des Tastenanschlags auf, sodaß sich nicht jede für außergewöhnliche Leistungen eignet. Bezüglich der Klarheit der Schrift ist den Schreib maschinen mit Kissen- oder Rollenfärbung gegenüber denen mit Bandfärbung der Vorzug zu geben, da die Ränder der Typenabdrücke bei Bandfärbung nicht so scharf sein können wie bei ersteren, da hier der Typenabdruck unmittelbar auf dem Papier erfolgt. Das bei Bandmaschinen durch das Vollsetzen der Typen bedingte Reinigen derselben ist bei Kissenmaschinen nicht nötig. Eine wesentliche Rolle in der Bewertung der Schreib maschinen spielt die Tastatur. Im allgemeinen wird man der Tastatur, die unter dem Namen Universaltastatur be kannt ist, den Vorzug geben, da sie die verbreitetste ist und den Vorteil hat, daß man auf anderen Schreib maschinensystemen gleicher Tastatur sofort schreiben kann. Bei der Universaltastatur sind die Buchstaben gemäß einer besonderen Vereinbarung, d. h. nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in der Sprache (englischen), auf den Tasten angeordnet. Die Durchführung bezieht sich jedoch nur auf die bestimmte Anordnung der Buchstaben, nicht auf die Ziffern und Zeichen. Tastaturen, welche von dieser Ver einbarung ab weichen, nennt man Idealtastaturen, deren Tasten nach verschiedenen Gesichtspunkten, Sonderzwecken entsprechend, angeordnet sind. Außerdem unterscheidet man Tastaturen mit einfacher und mit zweifacher Um schaltung. Bei Maschinen mit Volltastatur ist für jede Type eine Taste vorhanden, während bei Tastaturen mit ein facher und zweifacher Umschaltung die Typentasten auf