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Nr. ii PAPIER-ZEITUNG 397 bandähnlichen Verzierungen deririschenMönchskunst(Bild9). Diese Handschrift wurde vor kurzem für 10000 Sterling an den amerikanischen Kunstsammler Pierpont Morgan ver kauft. Der Vortragende zeigte mehrere solcher kostbaren Einbände mittels Projektionsapparats. In der Zeit der Spät gotik wurde der Einband zugleich mit der geringeren Kost barkeit des einzelnen Buches einfacher, und von jetzt ab werden die Ledereinbände häufiger. Die Inkunabeln oder Wiegendrucke tragen ebenso wie die spätgotischen Hand schriften des 15. Jahrhunderts vorwiegend Ledereinbände. Ein wegen seiner Größe bemerkenswerter Lederband ist der eines Antiphonars in Raab in Ungarn. Der Band ist 80 cm hoch und an den Ecken und in der Mitte mit schweren Bronzeverzierungen ausgestattet. Als Verzierung des Ein bands tritt bereits im XI. Jahrhundert die Blindpressung in Bild 9. Reichverzierter Irischer Bucheinband Leder auf. Sie wird mit heißen Metallstempeln in das Leder gepreßt. Diese Metallstempel stellen kleine Verzierungen, Linien, Rosetten und ähnliches dar, und es erforderte schon bedeutende Geschicklichkeit, um sie gleichmäßig mit dem zweckdienlichen Hitzegrade auf dem Leder so abzu pressen, daß ein gleichmäßiges und schönes Muster entstand. Einbände mit solcher Blindpressung und solchen Messing ecken und Buckeln sind für die Mitte des XV. Jahrhunderts typisch. Unter diesen Blindpressungen finden sich aber auch hin und wieder eingeprägte Inschriften, aus Einzel stempelabdrücken zusammengesetzt, in denen der Buchbinder seinen Namen, mitunter auch die Jahreszahl angibt. Solcher Art ist ein Nürnberger Einband, den Frater Conrad Forster im Jahre 1436 gefertigt hat, also vor der Erfindung Gutenbergs. Der Lederschnitt ist eine fast ausschließlich deutsche Verzierungsart der Lederdecke. Die Umrisse der anzu fertigenden Zeichnung werden mit dem Messer in Rindleder geritzt und dann ein Relief von der Rückseite des Leders herausgedrückt, während der tiefe Grund durch feine Punzen niedergeschlagen wird. Der Vortragende zeigte einen be sonders schönen Einband aus Wien in Lederschnitt (Bild 10), nebst dem Kupferstich, der demBuchbinder als Vorlage gedient hatte. Als Eigentümlichkeit wurden noch die kleinen Buch beutel erwähnt. Der Ueberzugsstoff ist bei diesen Bänden am unteren Rande des Buches nicht eingeschlagen, sondern man ließ ihn lang hängen und faßte den Stoff schließlich mit einem Lederknoten zusammen, so daß das Buch in der Hand und am Gürtel getragen werden konnte. Abschnitt II Die Erfindung der Buchdruckerkunst und ihre Ausbreitung in Deutschland im 15. Jahrhundert. Die Erfindung der Buchdruckerkunst um 1440 durch Johannes Gutenberg in Mainz soll an dieser Stelle haupt sächlich vom künstlerischen Standpunkt betrachtet werden. Gutenbergs Verdienst bestand hauptsächlich darin, daß er Buchstabenstempel durch Metallguß vervielfältigte, sie zu sammenfügte und davon Abdrücke machte. Der Abdruck von Holz- und Metallformen und -Stempeln auf alle mög lichen Stoffe war lange vor ihm allgemein bekannt und Bild ro. Wiener Lederschnitt-Einband wurde in vielen Gewerben geübt. Wie vorher erwähnt, waren auch Metallbucbstaben zum Abdruck auf Leder schon vor Erfindung des Buchdrucks in Gebrauch. Gutenberg war, wie jetzt feststeht, Metallarbeiter, Metallschneider und Steinpolierer und besaß als solcher die notwendigen Vor kenntnisse, um den Guß vieler, ganz gleichartiger Buch staben aus einer Legierung von Blei und Zinn zu erfinden. Die Ausnutzung dieser einen Erfindung für den Druck von Büchern machte aber eine ganze Reihe weiterer Erfindungen notwendig. Die erste ist das Gießinstrument, dann der Schließrahmen, in dem der Satz gleichmäßig zusammen gepreßt wird, die Farbe, die sich für den Auftrag mittels Ballen auf die Form und den Abdruck auf das Papier eignet, die Presse, die das Papier fest auf die eingeschwärzte Form drückt usw. Zuverlässige Nachrichten über Ausbreitung und Wirkung der neuen Erfindung auf das öffentliche Leben sind äußerst spärlich, und wir sind fast ausschließlich auf die noch vor handenen Erstlingswerke und deren eingehendes Studium angewiesen. Das früher schon vorhandene Material hat van der Linde in seiner Geschichte der Buchdruckerkunst zusammengetragen. Erst seit dem Jahre 1900 beginnt ein neuer Abschnitt der Gutenbergforschung. In diesem Jahre feierte man in Mainz den 500jährigen Geburtstag Gutenbergs und gründete dort die Gutenberg Gesellschaft mit dem Gutenberg Museum. Diese Gesellschaft hat sich die Guten-