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312 PAPIER-ZEITUNG Nr. 9 Da aber das Buch auch im broschierten Zustande seinen Zweck zunächst erfüllt, bleibt es vorläufig in diesem Zustand. Weshalb sieht nicht jeder Sortimentsbuchbinder die Bücher auf ihre Heftart an und richtet den Preis danach ein? Jede Mehrarbeit muß bezahlt werden, und wenn man den Kunden darauf aufmerksam macht, so wird er sich nicht weigern, die Mehrarbeit zu bezahlen. Die Verleger brauchen im allgemeinen keine Rechenbeispiele, denn sie wissen oft besser als mancher Buchbinder, was die Arbeit kosten kann. Ja sie haben sich vielfach die einschlägigen Lohntarife verschafftt, und rechnen dem Buchbinder vor: das kostet Dich die Arbeit, so und soviel verdienst Du also daran! Somit wird der Wunsch des Herrn K. nur ein »Wunsch« bleiben. Das einzige, was Bibliotheken und Buchliebhaber er reichen können, um unbeschädigte Exemplare für ihre Samm lungen zu erhalten, ist das Zugeständnis der Verlagsfirma, eine Anzahl Exemplare in losen Bogen zur Verfügung zu halten. t—s, Buchbinderei-Werkmeister * » » Wir legten diese Ausführungen Herrn Paul Kersten vor, der darauf folgendes erwidert: Im Schlußworte meines oben angezogenen Artikels, der bereits vor 3 Jahren in der »Papier-Zeitung« und tm »Allgem. Anzeiger für Buchbindereien« erschien, sagte ich wörtlich: »Und wenn es gar nicht anders geht, als die Broschüren geheftet herauszugeben, dann bitte wenigstens die einfachste und auch billigste Heftart, das Holländern, anwenden su lassen.* Ich bin also so vernünftig gewesen, nichts Unmögliches zu verlangen. Daß es endlich einmal Zeit war, gegen die übermäßige Heftung von Broschüren Front zu machen, haben mir viele aus allen Teilen Deutschlands zugegangene Zuschriften bewiesen. Auch der Vorstand des »Bundes deutscher Buchbinder-Innungen«, der in diesem Sinne einen von mir verfaßten kurzen Artikel an das »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel« zur Veröffentlichung gesandt hat (die Veröffentlichung dort ist bereits erfolgt), hat damit seine Zustimmung zu meinen Worten gegeben. Daß durch unsinnige Heftung (und auch durch übermäßiges Leimen) die Bogen oft ruiniert werden, habe ich durch in meinem Artikel angeführte Beispiele, deren ich noch viele hätte anfügen können, bewiesen. Mein Wunsch (nur Holländerheftung) ist übrigens nicht ein »Wunsch« geblieben, wie Herr t—z [der wahrscheinlich in einem Buchbinderei-Großbetrieb tätig ist] meint. Es gibt heute eine Anzahl Verleger, die meine Worte beherzigt haben, und ich weiß, daß damals vor 3 Jahren, als mein Aufsatz das erste Mal erschien, einige Verleger am selben Tage noch mit ihrem Buchbinder darüber verhandelt haben. Es freut mich von Herrn t—z, daß er die Gründe, die mich zu den »Worten an die Herren Verleger« bewegten, selber anerkennt. Der Besitzer eines wissenschaftlichen Buches von 30 bis 40 Bogen, wie Herr t—z sagt, wird es nur einmal ungebunden zum wochenlangen Studieren benutzen, nie wieder, er wird aber das nächste gekaufte Buch vorher einbinden lassen, und das soll er eben. ich meine selbstverständlich unter Holländerheftung eine Maschinenholländerheftung; es gibt ja Falzmaschinen mit Hol länderapparat, und diese Heftung genügt für Broschüren vollauf. P. Kersten Der hier erwähnte, von Paul Kersten verfaßte Aufruf des Bundes der deutschen Buchbinder-Innungen an die Verleger lautet: Einige Worte an die Herren Verleger Der unterzeichnete Vorstand des Verbandes »Bund Deutscher Buchbinder-Innungen« richtet die Bitte an die Herren Verleger, ihre broschiert erscheinenden Werke nur mit einfacher, so genannter Holländerfadenheftung herauszugeben. Dies ist nicht nur der Wunsch von Tausenden von Buchbindermeistern, sondern auch von Bibliophilen. Wie oft findet man broschierte Bücher, deren Bogen ent weder durch Draht- oder sonstige Maschinenfadenheftung furcht bar durchlöchert sind; andere Broschüren wieder sind unnötiger weise sogar noch auf Gaze oder ähnliche Stoffe, ganz wie ein gebundenes Buch, geheftet und geleimt. Bekommt der Buch binder solch ein Buch zum Einbinden, so hat er oft unsägliche Mühe, das Buch auseinander zu nehmen, zerrissen werden die Bogen eines solchen Buches an den durch die Heftung durch löcherten Stellen fast immer, zur großen Betrübnis der Bücher besitzer. Nicht allein Tausende von Buchbindern und Bibliophilen würden es als eine Wohltat empfinden, wenn die broschierten Verlagsexemplare nur mit einfacher Holländerfadenheftung auf den Markt gebracht werden. Auch die Verleger selbst würden oft Hunderte von Mark in einigen Monaten sparen. Nehmen wir als Beispiel ein Werk im Format 13X18 cm, 10 Bogen stark im Umschlag broschiert (unbeschnitten), so würden ioco Exemplare zu broschieren kosten: mit Maschinen fadenheftung 39—40 M., mit Drahtheftung auf Gaze 40—41 M., mit Holländerfadenheftung 26—27 M., ohne jede Heftung 22 -23 M. Wir glauben, daß diese Ausführungen jeden Verleger zum Nachdenken veranlassen werden und ihn bereitwilliger als bisher finden werden, seine Verlagsbroschüren nur einfach geholländert und schwach geleimt in den Handel zu bringen. Der Vorstand des Verbandes Bund Deutscher Buchbinder-Innungen I. A.: gez. G. Slaby, Vorsitzender, M. Grell, Schriftführer, Berlin SO 26, Skalitzerstr. 142. Berlin SW 13, Neuenburgerstr. 2. Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter. Herstellung von Flachbeuteln mit Kreuzboden auf der Maschine DH von Windmöller & Hölscher, Lengerich in Westfalen Fortsetzung zu Nr. 1 Entstehen Falten in den Ecken des Bodenquadrates, so steht entweder das Falzblech k1 schief, der Falzfinger k hebt zu hoch, das Papier ist zu lappig, oder auch die Falz rädchen f vor den Zugringen g stehen zu nahe an der Schlauchkante und drücken das Papier in Falten. Ist das Bodenquadrat gefalzt, so dreht man die Maschine vor; jetzt geht der Falzfinger zurück, das Falzblech hebt sich, und die wieder gesenkten Zugringe schieben den Beutel nach vorn zwischen die geteilten Transporlwalzen b h und b'". Diese vermitteln den Weitertransport des vorgefalzten und abgeschnittenen Beutels, und in dieser Bewegung legen sie gleichzeitig das gefalzte Bodenquadrat glatt zusammen. Die untere Transportwalze b5 ist geschlossen, während die obere b w in der Mitte geteilt ist und aus zwei gleichen Hälften besteht; der mittlere freie Zwischenraum dient zum Durch lässen des vorschiebenden Falzfingers k. Sie werden be wegt an den älteren Maschinen mit Uebersetzungsrädern durch das große Zahn-Segment g*. Während des Boden falzes wird die geteilte obere Transportwalze b' a hoch ge hoben, und sofort nach Beendigung desselben, wenn der Falzfinger wieder zurückgeht, senkt sie sich und schiebt den Beutel weiter. Durch kleine Zugstangen ist sie mit den Hebelarmen der Zugringe verbunden und daher machen beide Transportwalzen die Vor- und Zurückbewegung der Zugwalze g l und Zugringe g mit. Durch Schrauben ist der Hochstand der geteilten Walze an deren Zugstange dahin zu regeln, daß sie im Vorlauf den Boden genügend glatt anlegt, aber im Hochgehen und Rücklauf, dem dazwischen liegenden Beutel freien Durchgang gewährt und nicht da rüber streicht, sonst wird Letzterer wieder zurückgezogen und verschoben. Die Schrauben sind so zu setzen, daß, wenn die geteilte Walze auf der unteren Walze aufliegt, dieselben lose auf dem Lager-Arm sitzen; durch Gegen- Muttern ist diese Stellung festzuhalten. Ferner muß diese Schraubenstellung auf beiden Seiten gleich sein; dies pro biert man dadurch aus, daß man den zwischen den ge schlossenen Walzen liegenden Beutel vorzieht, dann fühlt man schon, ob beide oberen Walzenhälften gleichmäßig auf drücken; ist dies nicht der Fall, so befördert die weniger stark drückende Walzenhälfte den Beutel nicht so schnell vorwärts, als die anderen und dieser wird schief gezogen. An den Maschinen neuerer Bauart ist der Lauf der Transportwalzen b^ und b ,n ununterbrochen nach vorn zum Beutel-Lauf. Ihre Verbindung mit den Hebelarmen der Zugringe ist weggefallen und sie erhalten ihren Antrieb durch Riemen b" und b'^ von der Hauptwelle c aus. Ihre Bewegung ist schneller geworden zwecks schnellerer Be förderung des Beutels. Diese Einrichtung ist vorteilhafter als die vorbeschriebene. Durch den ununterbrochenen schnellen Lauf der Walzen wird der Beutel während des Abschnittes straffer gehalten und läuft dann sofort glatt zwischen die Bänderfübrung. Auch ist das störende Ver schieben und Zurückziehen des Beutels während der Rückwärtsbewegung der Transportwalzen vermieden. Damit die geteilten Walzen bei den Ungleichheiten des Beutelbodens nachgeben können, sowie wegen der ver schiedenen Papiersorten sind dieselben nach oben beweglich gelagert. Hinter den beiden Transport walzen befindet sich die beschriebene Beutel-Zuführung zur Bodenklebung, bestehend aus den beiden Bänderführungen b' und b 2 und den Leit schienen b'.