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Englische Papier- und Schreibwaren Allenthalben vernimmt man Klagen über die schlechten Zeiten, von denen die zunehmende Arbeitslosigkeit nur zu beredtes Zeugnis ablegt. Die Verkäutli bkeit eines beträcht lichen Teiles der Schreibwaren und verwandten Gegen stände hängt, weil er nicht zur Befriedigung unbedingten Bedarfes dient, davon ab, daß ein gewisser Geldüberfluß besteht. Von solchem ist aber gegenwärtig keine Rede. Aber auch der Verbrauch gewöhnlicher Schreibwaren leidet schwer unter der Ungunst der Verhältnisse, wie schon ein einzelnes Beispiel darzutun vermag. Ungefähr 4000 Häuser befassen sich allein in London mit Börsengeschäften und versenden in guten Zeiten regelmäßig Wochenberichte. Namentlich die sogenannten »outside brokers« pflegen solche in Posten von fünf bis zehntausend Stück in aller Herren Länder zu schicken, sodaß ihr Verbrauch von Um schlägen und Papier ungeheuer ist. Infolge des Darnieder- liegens der Börse haben die meisten die Berichte nach und nach völlig eingestellt und andere versenden nur noch ge legentlich eine kleine Anzahl. In den übrigen Geschäfts betrieben herrschen ähnliche Verhältnisse. Was Wunder, daß zahlreiche Umschlagmaschinen schon lange außer Be trieb gestellt wurden. In den Fachblättern wurden ge brauchte Briefumschlagmaschinen schon seit einiger Zeit stark angeboten; neuerdings waren sie auch gesucht, und zwar von — Wohltätigkeitsvereinen. Diese sind eifrig be müht, Beschäftigung für die Arbeitslosen zu finden, und so kamen einige auf den Gedanken, Briefumschläge herzustellen, die unter Umgehung des Zwischenhändlers billig an den Mann gebracht werden. Unter den großen Häusern der City findet man Kunden in Hülle und Fülle, denen es auf diese Weise leicht gemacht wird zu Wohltätern darbender Mitmenschen zu werden. Jede von den Vereinen betriebene Maschine raubt aber wahrscheinlich mehr als zwei andern die Beschäftigung. Auch das Geschäft mit Weihnacbtskarten leidet unter dem gedankenlosen Treiben der Wohltäter. Einer der Vereine sammelte 40000 alte Karten, deren Rei nigung eine Menge wohltätiger Damen unternahm. Es bandelte sich um Doppelkarten, die auf einer Einlage den Namen usw. des Senders zu enthalten pflegen. Die alten Einlagen wurden durch neue ersetzt, und die Karten, deren viele von Haus aus 1 Schilling gekostet hatten, für einen halben Penny zum Besten der Arbeitslosen verkauft. Die Geber der alten Karten, die Reiniger und die Käufer glauben Wohltäter zu sein, und die Käufer finden, daß ihnen diese Art des Wohltuns sogar Vorteil bringt. Dessen ungeachtet sind unsere Schreibwaren fabrikanten, nach dem Grundsatz, daß Stillstand Bild 1 Rückschritt bedeutet, unablässig bemüht, die Kauflust durchs Hervorbringen E. nützlicher und anmutender Neuheiten anzuregen. Die beifolgend ahgebildete Ver einigung von Schreibmappe und Arbeitskörbchen (Bild 1) erscheint als ein recht guter Gedanke. Es handelt sich da um ein Muster, das mit Atlas überzogenen wattierten Boden, nach Art der gewöhnlichen Arbeitskörbe hat, im übrigen mit Leder ausgeschlagen ist und für 21 Schilling verkauft wird. An der Innenseite des Deckels sind Taschen für Schreib geräte, Papier usw. und auch eine für Schlüssel angebracht. Ein besonders ansprechendes Muster ist so eingerichtet, daß der Deckel mit den Schreibgeräten einebesondere ver schließbare Mappe bildet und auch die Schreibunterlage aufnimmt. Es ist dann noch ein Zwischendeckel für den eigentlichen Arbeitskorb vorhanden, der ebenfalls mit einem Schloß versehen ist. In solcher Ausstattung kostet der Korb 22 Schilling. Je nach Größe und Einrichtung wird dieser nützliche Gegenstand zu Preisen von 10 Schilling 6 Pence an, bis zu mehreren Pfund Sterling geliefert. Schreibmappen sind in England stets einer der gang barsten Gegenstände, besonders die für das Mitnehmen auf Reisen geeigneten. Je gediegener und zweckmäßiger, um so mehr Anklang finden sie, und der Preis spielt dann ge wissermaßen eine Nebenrolle. Von einfacher Vornehmheit ist das in Bild 2 dargestellte Muster. Dieses wird mit Vor- Bild 2 liebe in dunkelrotem Marokko-Leder ausgeführt, und alle Metallteile, einschließlich der Schlösser sind aus Silber. Silber ist ja heutzutage so billig, daß seine Verwendung für bessere Erzeugnisse keine nennenswerte Verteuerung der Herstellung bedeutet. Wie mir wiederholt erzählt wurde, leidet die Verkäuflichkeit ausländischer Waren oft dadurch, daß sie nur versilberte, oder garnurandereweiße Metallteile aufweisen, deren baldige Abnutzung oder Ver färbung dem Gegenstand vorzeitig schäbiges Aussehen gibt. Der papierne Papierkorb, dessen Herstellung s. Zt. zu erst in der Papier-Zeitung angeregt wurde, hat sich in zwischen vollständig eingebürgert, und spielt in etwas ver änderter Form, auch als Schirmständer, in Läden wie in den Vorsälen der Wohnhäuser eine Rolle. Er wird vielfach mit einer Holzeinlage verstärkt und mit Metallbescblägen ver ziert. Vielleicht ließe sich die Idee auch für Behälter aus nützen, in die man Blumentöpfe mit Zimmerpflanzen zu stellen pflegt. Gegenwärtig sind tönerne Gefäße allgemein gebräuchlich, und die papiernen Blumentopfhüllen von ehe dem haben sich wegen ihrer leichten Vergänglichkeit als so unzweckmäßig erwiesen, daß sie fast Vollständig vom Schauplatz verschwunden sind. Zum Teil waren sie aber such gar zu unschön und mit geläutertem Geschmack un vereinbar. Dies gilt namentlich von den steifen, oft mit schrecklichen Blumenbildern geschmückten Hüllen. Ein röhrenförmiges gradwandiges Gefäß mit einem oberen und unteren metallnen Randreifen und vielleicht auch Metall henkeln würde vor tönernen Gefäßen den Vorzug der größeren Leichtigkeit haben. Allerdings wäre es auf der anderen Seite jenen gegenüber im Nachteil, weil es an eine einzige Form gebunden ist, doch ließe es sich künstlerisch ausstatten. Zur Verdeckung des oberen Randes des einge setzten Blumentopfes könnte eine in den Zwischenraum eingelegte volle Rüsche aus geknittertem, moosgrünem ge-