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Nr. 9 PAPIER-ZEITUNG 303 wärmen, also reichlich mit trockener Luft versehen, welche die aufsteigende Feuchtigkeit anzieht und von ihr soweit ge sättigt wird, daß möglichst normale Luftfeuchtigkeit entsteht. Die Luft darf nicht mit Feuchtigkeit übersättigt werden, denn sonst entstehen doch Tropfen. Die zu rascher Auf nahme der Dünste erforderliche starke Erwärmung der Decke kostet aber viel Dampf, und Dampf will Kohle haben. Deshalb arbeiten Deckenheizungen, die mit Frischdampf gespeist werden, sehr teuer. Hin und wieder wird auch Abdampf verwendet; dieser reicht aber nur in wenigen Fällen aus, bei mehreren Maschinen in einem Raume jeden falls nicht. Sparsamkeit ist es, die Decken mit heißer Luf zu erwärmen. Zur Erhitzung der nötigen Luftmengen braucht man dann Lufterhitzer, deren Anschaffung sich aber in kurzer Zeit bezahlt macht. Mittels solcher Anlage wird die notwendige Warmluft fast kostenlos gewonnen. Im Lufterhitzer, einem siederohrkesselähnlichen, walzen förmigen Körper, wird mittels Ventilators angesaugte Luft mit dem Abdampf einer Dampfmaschine nach Belieben er wärmt. Gut ist, bereits vorgewärmte Luft, z. B. aus dem Kesselhaus oder Dampfmaschinenraum, anzusaugen. Dies geschieht auch meist, weil der Lufterhitzer mit Vorliebe über einer Dampfmaschine aufgestellt wird. Nur wenn dies unmöglich ist, nimmt man Frischluft. Der an einem Ende des Lufterhitzers angebrachte Ventilator befördert die er hitzte Luft durch eine Rohrleitung aus Eisenblech bis nahe unter die Decke des Papiermaschinen-Raumes. Es ist vorteilhaft, vom Hauptrohre offene Nebenrohre abzuzweigen, welche die warme Luft gleichmäßig, ohne zu starken Zug, in genügender Menge über der Papiermaschine verteilen. Diese Entneblungsanlage arbeitet sehr sparsam und zu verlässig Solche Lufterhitzeranlage kann auch zum Heizen von Fabrikräumen, Kontoren usw. und zum Trocknen von Papier und Pappen dienen. Sie erspart bedeutende Mengen von Kohlen, mit welcher sonst der nöiige Heizdampf erzeugt werden müßte. Ich arbeite seit Jahresfrist mit einer solchen »Patent-Reform-Lufterhitzeranlage« der Firma »Reform« G. m. b. H. in Görlitz, welche zum Trocknen von Pappen dient und auch zur Raumbeheizung im Winter, sowie zur Entneblung über der Papiermaschine verwendet werden kann, und spare dadurch ganz bedeutende Mengen Kohlen. Dabei wird nicht einmal der gesamte Abdampf einer 70 PS- Auspuffmaschine angewandt, sondern es bleibt hiervon noch ein großer Teil zur Speisewasser Anwärmung und dergleichen übrig. Gas oder elektrisches Licht? Hierüber hielt Prof. Dr. C. Heim in Hannover vor einiger Zeit einen Vortrag im Hannoverschen Bezirksverein des Vereins Deutscher Ingenieure, der im Verlag von Max Jänecke in Hannover im vollen Wortlaut erschienen ist. Die Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure bringt über den Vortrag folgenden Auszug: Das Jahr 1906 hat zwei beträchtliche Fortschritte im Be- leuchtungswesen gebracht: das nach unten brennende (»hängende«) Gasglühlicht, das eine Verbesserung der Lichtausbeute und der Lichtverteilung in der Gasbeleuchtung bedeutet, und die Wolf ramlampe, deren spezifischer Stromverbrauch nur noch ein Drittel von dem der heute noch am meisten benutzten elek trischen Glühlampe mit Kohlenfaden beträgt und um etwa 30 v. H. geringer ist als der der vorangegangenen anderen »stromsparenden« Glühlampen (Nernst-, Osmium-, Tantal-Lampe). Angesichts dieser wichtigen Neuerungen sei es angezeigt, zu er wägen, wie sich nunmehr die Anwendung der Gas- und der elektrischen Beleuchtung unter Berücksichtigung der Kosten frage und der beiderseitigen Vorzüge und Nachteile voraussicht lich gestalten werde. Nach einem Rückblick auf die Entwicklung des Beleuch tungswesens In den letzten 25 Jahren werden das hängende Gasglühlicht und die elektrische Wolfram Glühlampe eingehend beschrieben und vorgeführt. Aus den gemachten Zahlenangaben gebt hervor, daß das nach unten brennende Gasglühlichlt für gleichen Gasverbrauch mehr als die zehnfache Lichtstärke der alten Gasbrenner mit offener Flamme (Schnittbrenner, Argandbrenner) liefert und daß für gleiche Leuchtkraft die Kosten des Gasverbrauchs höchstens 14 von denen des Oelverbrauchs bei Petroleumlicht betragen. Dabei ist die Verteilung des Lichts wesentlich günstiger als beim aufrechten Gasglüblicbt, da nach unten hin keine schattenwerfenden Teile vorhanden sind, sodaß die Licht strahlen ungehindert nach unten fallen. Die Wolfram-Lampe verbraucht nur noch 1,1„Watt@auf die Hefner Lichteinheit und hat eine Lebensdauer von mindestens 1003 Brennstunden, während welcher ihre Lichtstärke noch nicht um 10 v. H. abnimmt. Der höhere Preis gegenüber der gewöhn lichen Kohlenfaden-Glühlampe ist schon nach etwa 100 Brenn stunden durch Stromersparnis wieder eingebracht. Gleiche Lichtstärke vorausgesetzt kostet der Stromverbrauch dieser Lampe nur etwa 1. von dem, was Gaslicht vor dem Jahre 1890 verlangte, und nicht viel mehr als die Hälfte vom Oelverbrauch der heutigen Petroleumbeleuchtung. Diese Zahlen sowie zwei durchgerechnete Beispiele zeigen, daß für Stadtbewohner, welche Gas und elektrischen Strom aus zentralen Erzeugungsstellen geliefert erhalten, auch heutzutage Gasbeleuchtung bei gleicher Lichtstärke noch nicht die Hälfte des elektrischen Lichtes der vorteilhaftesten Glühlampen kostet. Der Vortragende betont jedoch nachdrücklich, daß man auf dem Gebiete der Beleuchtung nicht nur den Kostenpunkt ent- seheiden lassen soll. Wie man beim Essen und Trinken nicht nur den Nährwert, sondern auch den Wohlgeschmack bewertet, so ist es gerechtfertigt, überall, wo es nicht unbedingt auf die billigste Beleuchtung ankommt, auch die Vorzüge und Annehm lichkeiten jeder Beleuchtungsart voll zu berücksichtigen. Norwegische Ausfuhr nach Ostasien Zur Förderung der Ausfuhr von Papierzellstoff und Holz schliff von Norwegen nach Ostasien beantragt die Regierung für das laufende Jahr eine Unterstützung von 35000 K. zu be willigen. Begründet ist die Vorlage damit, daß Norwegen keine eigene Dampfer-Verbindung mit dem fernen Osten hat, und die norwegischen Fabrikanten deshalb schlechter gestellt sind als ihre schwedischen Mitbewerber, die eine mit 370000 K. jährlich unterstützte unmittelbare Dampferlinie nach Ostasien haben. (Hamburger Fremdenblatt) Austrocknen eines Neubaus Wir haben einen Neubau errichtet, der im April in Angriff genommen und der jetzt nahezu fertiggestellt ist. Die Böden und auch der Keller sind indessen noch nicht so trocken, um mit der Einlagerung der Papiere (es kommen alle Arten, auch Briefhüllen in Frage) beginnen zu können, da zur Probe ein gelagerte Papiere wellig und feucht wurden. Gibt es ein empfehlenswertes Verfahren, die Böden und Keller zu trocknen? Der Bau ist massiv, die Böden sind mit Asphalt und der Keller mit Beton belegt. Großhändler Der Beschreibung nach haben wir es hier mit einem Lagergebäude mit mehreren Stockwerken zu tun, hergestellt aus: Stein, Eisen, Glas Um die einzelnen Räume derart trocken zu bekommen, daß man Welligwerden des in ihnen lägernden Papiers nicht zu befürchten hat, und daß die Brief hüllen mit der offenen, gummierten Klappe nicht zusammen kleben sollen, ist auf nachstehende Art zu verfahren: Man stellt in die Mitte der Längsachse der-Räume je nach deren Größe einen bis zwei Koksöfen auf und unterhält beständig mäßige Glut bei offenen Fenstern. Man beginnt damit in den oberen Räumen, da die Feuchtigkeit, weil schwerer als Luft, senk recht heruntersinkt, die Wärme hingegen, des leichteren Gewichtes wegen, nach obensteigt. Bei dieser Wechselwirkung und bei mäßigem Durchzuge trocknen Wände und Fuß böden am besten aus. Hat man genug Koksöfen und Auf sichtsmannschaft zur Verfügung, so kann man, von oben anfangend, gleichzeitig ein bis drei Stockwerke mit Koks öfen heizen, aber man heize mäßig, denn wenn man mit Macht heiße Luft erzeugen würde, so würden wohl die Außenflächen der Wände, Decken und Böden schnell eine trockene Kruste erhalten, aber innerhalb der Wände bliebe die Feuchtigkeit stecken und würde sich nachher Durch bruch verschaffen. Das etwa eingelagerte Papier würde dann wellig, die Briefhüllen-Klappen würden zusammen kleben, und man müßte von neuem mit Ausräumen und Trocknen beginnen. Der Durchzug der einzelnen Räume ist so zu regeln, daß kein den Koksöfen gerade gegenüber stehendes Fenster offen ist, besonders wenn es außen stark bläst, sondern daß die Luft schräg durch den Raum zieht. Die Nächte hindurch kann das Koksfeuer abgeschwächt und einige (nicht alle!) Fenster geschlossen werden, es muß stets ein leichter Durchzug aufrecht erhalten bleiben. Mit dem Einlagern von Papier usw. beginne man stets in den oberen Räumen und versehe die Böden mit etwa 10 cm von ihnen abstehenden Latten- oder durchlöcherten Bretter Gestellen, damit unten Luft durchstreichen und etwa aus den Böden tretende Feuchtigkeit keinen Schaden ver ursachen kann, auch der Reinlichkeit wegen. Die Koksöfen sind etwas erhöht vom Boden zu stellen, und ihre Lage ist täglich etwas zu verändern. J. H'ilh. Gebhardt, Görlitz