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278 PAPIER-ZEITUNG Nr. 8 Verschwindende Farben Eingesandt Durch eine Reihe angesehener deutscher (Zeitungen ist ein Aufsatz Aber »Verschwindende Farben« veröffentlicht worden, in dem behauptet wird, daß die meisten Bilder unserer Galerien, sowohl Aquarell- wie Oel-Malereien, nach kurzer Zeit verblichen sein wraen. Es sei dies zurQckzutahren auf die zur Verwendung kommenden lichtunbeständigen ; Farbstoffe, im besonderen der Anilinfarben. Diese Veröffentlichung kann bei manchem Kunstfreund und KAnstler, die Aber das Kapitel Farben nicht genau unterrichtet sind, falsche Vorstellungen erwecken. »Die Anilinfarben, weiche man im Jahre 1852 zu benutzen begann, können den Einwirkungen der Luft nicht widerstehen«, wird behauptet. Der Verfasser des betr. Aufsatzes verwechselt jedoch Anilinfarben in Wasser oder Alkohol gelöst mit den aus Teerfarbstoifen hergestellten Farblacken, welche z. B. wie die aus obigen Stoffen hergestellten Alizarinkrappe absolut licht echt und haltbar sind. Außer diesen hat unsere moderne Chemie eine große Anzahl von Farben hergestellt, wie z. B. Gelblacke aus Naphtolgelb, ferner echt violette, Helio-echtrote, litholrote und viele andere mehr, die ein absolut zuverlässiges Material darstellen, weitaus lichtbeständiger wie z. B. Carmin, der .nur eine sehr beschränkte Lichtbeständigkeit besitzt. FAhrende Künstlerfarben Fabriken stehen sämtlich unter der Leitung erfahrener Chemiker und geben in ihren Preislisten und auf ihren Farbeneiiketten genau an. ob die Farbe lichtbeständig ist oder nicht. Es sei zugegeben, daß durch die Praxis bedingt, besonders bei Wasserfarben, einige Töne aus Anilin hergestellt werden, doch wird dieser Farbton dann als lichtunbeständig ge kennzeichnet.' Wohl mit wenigen Ausnahmen kennen die KAnstler ihr Material genau und werden solche Farben meiden. Bereits seit Jahren besteht eine Skala von bestimmten Normalfarben, auigestellt von der »Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malveriahren«, München, welche Gewähr für Halt barkeit dieser Farben bietet. Diese Bewegung, die Palette soviel wie möglich einzuschränken, wird unterstAizt von unsern be kanntesten Künstlern, wie Prof. Hans Herrmann und Prof. Liebermann, Berlin, Prof. Karl Marr, Prof. Franz Stuck, MAnchen. und noch vielen anderen. Vor uns liegt mit Bezug hierauf ein Prospekt Aber »Pellkan«-KAnstler-Oeliarben der Firma GAnther Wagner, Künstlerfarbenfabriken, Hannover und Wien, worin aui 30 Farbtöne hingewiesen wird, welche für die Praxis aus- reichen und volle Gewähr tür Haltbarkeit der damit hergestellten Gemälde bieten. Ferner kann die Behauptung, daß mit der Schreibmaschine hergestellte Arbeiten und mit Tinte handschriftlich verfaßte Ur kunden eines Tages verschwinden könnten, als unberechtigt be zeichnet werden. Gibt es doch Akten-Schreibbänder und Normaltinten (Tintenklasse I), welche zum Schreiben von Ur kunden und Gerichtsakten von Behörden vorgeschrieben werden und dauernde Haltbarkeit gewährleisten. Ausführliche Mit teilungen über Tinte, inre Arten, ihre Verwendung und Be handlung sowie über geprüfte schreibbänder sind niedergelegt in Broschüren, welche die Firma Günther Wagner kostenfrei zur Verlügung stellt. Alle Bedenken, die von dem Einsender geäußert woraen sind, müssen als hinfällig bezeichnet werden. Unsere Faroen-Chemie bietet dem schattenden Künstler eine reiche Palette absolut haltbarer Farben. Der Titel »Ver schwindende Farben« ist nichts als ein Schlagwort, mit welchem für ein neueres Fabrikat Stimmung gemacht werden soll. Geschützte Anzeige. Die Firma M. Kragen & Co., Papier- warentabrk in Breslau, hat sich ihre auf unserm Titelblatt in neuer Form erscheinende Anzeige als Geschmacksmuster schützen lassen, um diese eigenartige Anzeige vor Nach bildung zu sichern. Die neue Anzeige besteht in der Haupt sache aus den Anfangsbuchstaben der Firma, und in die weiße Bildfläche der Buchstaben sind die mannigfaltigen Papierwaren, welche die Firma herstellt, in kleinem Maß stabe eingezeichnet, so Musterbeutel, Kaffeebeutel, Versand- und Lohntaschen, Musterumschläge, Säckchen aus allen Papier- und Leinenstoffen, Mehlmarken, Bijouterie-, Nadel-, Andrück-, Stech- und Nickelrand-Etiketten usw. Die An zeige ist gefällig und fällt durch ihre Eigenart auf. Verkauf unzüchtiger Schriften Reichsgerichts-En tscheidung. Nachdruck verboten Wegen Feilhaltens unzüchtiger Schriften ist am 23. Juli 1908 vom Landgerichte Schwerin der Antiquariatsbuchhändler Wilhelm Bülow zu 30 M. Geldstrafe verurteilt worden. Auf Zureden eines Reisenden hatte er folgende Bücher erworben: Chaise longue-Geschichten, Was man nicht laut erzählt, Der schöne Theodor, Das Modell in der Sylvesternacht und Gerda und ihr Hund. Als Verfasserin der einen Geschichte ist Mia Dolorosa genannt. Das Gericht hat die sämtlichen Schriften als un züchtig angesehen. Die Revision des Angeklagten wurde vom Reichsgerichte verworfen. Amerikanische Schreibwaren Bleistifthalter von Joseph T. Haskins in Portland, Maine, Amerik. Patent 864893. Dieser Halter ermöglicht, einen gewöhnlichen Bleistift bis auf das letzte Stück aufzubrauchen. Er besteht im wesentlichen aus einer mit einem Längsschlitz a versehenen Hülse A, in der sich der Bleistift B verschieben kann. Die Festklemmung des Bleistiftes in einer bestimmten Stellung geschieht mit Hülfe einer Stellschraube C, die in einem auf der Hülse A verschiebbaren Ringe D ihr Muttergewinde hat. An dem hinteren Ende des Halters ist mittels einer darüber geschraubten Hülse G ein Stück Radiergummi E befestigt. Probenschau Tintenflaschenhalter von Citographia (F. Kohlschütter) in Betlin S 14. Neue Roßstr. 8. Viele Privatleute bedienen sich beim Schreiben keines eigentlichen Schreibzeuges, sondern benutzen als Tintenbebälter die Flasche, in der die Tinte verkauft wird. Dies hatte den Nachteil, daß das Tintenfläschchen leicht umfällt und durch Ausfließen des Inhalts mehr oder weniger Schaden anrichtet. Eine Vor richtung, die diesen Uebelstand beseitigen soll, ist der unten abgebildete Universal - Tintenflaschen - Halter. Dies ist eine rechteckige vernickelte Metallplatte von 12X11 cm, auf welcher zwei federnde Stahlblechbügel derart befestigt sind, daß sie eine dazwischengeschobene Tinten- oder Tuschenflasche durch Federdruck unverrückbar festhalten. Er ersetzt zugleich ein vollständiges Schreibzeug, da Feder halter und Bleistift auf den seitlichen Rillen der Platte sichere Lagerplätze finden. Auch Tusche, Klebstoff- und Hektographentinten Fläschchen können durch den Halter in gleicher Weise beschützt werden. Infolge seines ge fälligen Aussehens eignet sich der Halter auch zu Geschenk zwecken. Zirkellineal, DRGM 354257 von A. Müller-Fröbelhaus in Dresden. Das über 15 cm lange, in Millimeter eingeteilte Lineal besteht aus einem etwa 20 mm breiten Blechstreifen. Dieser ist in der Mitte der Striche von 5 zu 5 mm so durch locht, daß in das Loch die Spitze eines Bleistifts eingesetzt werden kann. Die Handhabung ist folgende: In das Loch am abgerundeten Ende des Lineals, entsprechend dem Null-Punkt der Teilung, wird über dem gegebenen Mittel punkt des zu schlagenden Kreises die beigegebene Nadel in diesen Mittelpunkt eingesetzt und mit dem gespitzten Bleistifte mit mäßigem Zuge nach außen in der gewünschten Entfernung der Kreis herumgefübrt. Zu dieser Bewegung, die beidhändig ausgeführt wird, gehört Uebung, besonders ist darauf zu achten, daß Nadel wie Bleistift senkrecht ge halten werden. Dieses Zirkellineal kann in einfachen Schul- Verhältnissen den Zirkel ersetzen.