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236 PAPIER-ZEITUNG Nr. 7 Die Tiegeldruckpressen Von Franz Bauer, Fachlehrer an der k. k. Graphischen Lehr und Versuchsaastalt, Wien Schluß zu Nr. 101 von 1908 Eine Verbindung der Tiegeldruckpresse mit der Präge presse bildet auch die von der Maschinenfabrik Friedr. Heim & Co. in Offenbach a. M. gebaute »Universal Druck- und Präge Schnellpresse« oder wie sie besonders bezeichnet wird, der Prägedrucker „Josef Heim“, (vgl. Bild 106). Es ist dies eine mit Farbwerk ausgestattete Kniehebel-Tiegeldruck presse, welche für den feinsten Farbdruck, ferner für schwerste Prägungen mit oder ohne Farbe und schließlich auch für Blattgoldprägung bestimmt ist. Die Druckform oder Prägeplatte wird hier ebenfalls an dem auf- und nieder schwingenden, mit Heizanlage versehenen Druckkopf ange bracht, also mit dem Bilde nach unten. Der Druckkopf Bild 106 klappt bis zu 60° über die Basis des wagereebten Tiegels auf, so daß letzterer für den Druck gut zugänglich wird. Die Schwingung des Druckkopfes erfolgt ohne Anwendung einer zwangsweisen Führung und selbst bei der raschen Bewegung von 15 Touren in der Minute vollkommen stoß frei. Die Ausübung des Druckes vollzieht sich bei dieser Presse in der Weise, daß der Druckkopf niederschwingt und hierauf gegen flache, stählerne Säulenanker verriegelt wird, dabei hebt sich der Tiegel in paralleler Führung und preßt gegen den Druckkopf Nach dem Drucke schwingt der Druckkopf wieder in die Hochstellung und bleibt während eines gewissen Zeitraums ruhig stehen, während anderseits der Tiegel sich senkt, dabei für die An- und Ablage gleichfalls unbewegt ist. Die Druckstellung ist am Tiegel durch Ver schiebung eines Keiles vorzunehmen. Besonders erleichtert wird das Anlegen an der Maschine dadurch, daß es nicht am Tiegel ausgeführt werden muß, da für diesen Zweck ein eigener ein und ausfahrender Tisch vorgesehen ist, welcher beim Einfahren sich stets genau am Tiegel einpaßt. Die interessanteste Einrichtung an der Universal-Druck- und Präge-Schnellpresse ist jene für die Bewegung des schweren Druckkopfes, welche wie schon erwähnt, einer zwangsweisen Führung entbehrt, an deren Stelle tritt jedoch eine sinnreiche Ausbalanzierung. Letztere bewirkt eine vollkommene Ausgleichung in der Bewegung des Druckkopfes, welche also ruhiger wird, ein weiterer Vorteil besteht aber noch darin, daß diese Konstruktion des Druck kopfantriebes zugleich eine Schutzvorrichtung bietet, die sowohl die Hand des Anlegers vor Verlegung bewahrt, als auch eine Zertrümmerung der Maschine verhindert, wenn irgendwelche Gegenstände bei bewegter Presse am Tiegel liegen gelassen werden. Treten solche Fälle ein, die entweder körper lichen oder materiellen Schaden bringen würden, dann äußert sich die Wirkung der durch den Druckkopfantrieb gegebenen Schutzvorrichtung derart, daß sich der Druck kopf mit der, in seiner tiefen Stellung nur noch schwachen Federkraft auf das sich ihm entgegenstellende Hindernis bloss auflegt, sodaß kein stärkerer Druck ausgeübt werden kann, die Hand oder der Gegenstand werden vielmehr beim folgenden Hochschwingen des Kopfes wieder frei und können dann entfernt werden. Um das Drucken von Maku latur zu verhüten, kann auch die Bewegung des Druckkopfes augenblicklich, und ohne dabei die Maschine abstellen zu müssen, durch einfaches Umlegen eines Sperrhebeichens ausgeschaltet werden. Die Heim-Presse verfügt über ein vorzügliches Farb werk, welches aus vier Auftragwalzen, einem umfangreichen Farbzylinder (32 cm Durchmesser), drei Masse- und zwei Stahlreibwalzen, sowie dem Farbkasten mit Duktor und Heber besteht. Die Massereibwalzen haben auch seit liche Bewegung. Die Einfärbung der Form geschieht in der Weise, daß sämtliche Auftragwalzen beim Auf- und Abwärtsgehen die Form berühren. Gegen besondere Be rechnung wird aber auch der Walzenwagen so eingerichtet, daß beim Hinaufgehen nur zwei Walzen, beim Herabgehen jedoch alle vier einfärben. Im Walzenwagen sitzen die Walzen nicht in federnden, sondern in festen Lagern, die in äußerst gelenkigen Hebeln gelagert sind. Die Presse kann mittels einer einfachen Vorrichtung auch so eingestellt werden, daß bei jedem Druck doppelt eingefärbt wird, es schwingt dann der Druckkopf bei zweimaliger Hin- und Herfahrt des Walzenwagens blos einmal. Die Universal- Druck- und Präge-Schnellpresse »Josef Heim« wird in einem Format — 45X33 cm Druckfläche — gebaut. Nachtrag Letzte Verbesserungen an Tiegeldruckpressen Der Maschinenfabrik Rockstroh & Schneiders Nachfg. ist es in letzterer Zeit gelungen, eine neue Vorrichtung für die seitliche Bewegung des Wechselreibers und der Farb zylinder an den Viktoriapressen (siehe Nrn. 79 u. 84, 1907) auszuarbeiten. Es wird hierfür ein patentierter, sinnreicher Mechanismus verwendet, welcher aus einem Zahnkegel getriebe in Verbindung mit einer Pleuelstange besteht und durch verschiedene Einstellung der letzteren ist die seit liche Verschiebung vom Farbzylinder und Wechselreiber regelbar. Diese Einrichtung hat den Vorzug, daß die seit liche Farbeverreibung den jeweiligen Arbeiten beliebig an gepaßt werden kann und ist besonders wertvoll für den Irisdruck. Die Maschinenfabrik J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig hat an ihren Phönixpressen (Siehe Nr. 97 u. 98, 1907) neuer dings einige Verbesserungen vorgenommen. So wird an Stelle des Pedales zum Umlegen der Greifer jetzt ein Hand hebel angewendet. — Die niedergeklappten Greifer ver harren in ihrer Lage am Tiegel und können selbst beim Einrücken der Maschine liegen bleiben, weil sie selbsttätig ihre richtige Stellung wieder einnehmen. — Sehr bequem ist es auch, daß nun die Schrauben zum Einstellen der Walzenlaufschienen nicht mehr am unterenEnde der Kulissen, sondern oben angebracht sind. — Eine willkommene Er leichterung für den Irisdruck, sowie für das Nebeneinander drucken mehrerer Farben bietet der neue Teilfarbkasten, der für die größeren Nummern der Phönix gegen besondere Berechnung geliefert wird. Er besteht aus in der Breite von 11/2—16 Cicero verschieden weit gehaltenen, aus Stahl blech verfertigten Teilkästchen, die auf einer Grundplatte an Stelle des gewöhnlichen Farbkastens befestigt werden. Anstatt des vollen Duktors wird bei dieser Einrichtung eine Spindel mit beliebig zu verschiebenden und aus wechselbaren Ringen verwendet, wobei die Breite der Ringe