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DAPIER VERARBEITU MG — Buchgewerbe Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2, III Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, Arndtstraße 35 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III Schriftführer: E. Baumeister, SW 29, Belle Alliancestr. 28, II Nachdem in der ersten Sitzung des Jahres die Leitung des Vereins von neuem bestätigt und ergänzt wurde, wird der Vorstand suchen, die Geschäfte auch im 30. Vereins jahre so zu führen, daß die Gesellschaft auf dem Wege zu ihren Zielen vorwärts schreitet. Wir bitten die Mitglieder, in erster Linie für den Anschluß berufsfreudiger Fach genossen wirken zu wollen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit für den Zuwachs neuer Helfer und Förderer un serer Berufe tätig zu sein. Im weiteren ersuchen wir um pünktliche Abführung der Beiträge und bemerken, daß wir denen, die länger als 6 Monate mit ihren Beiträgen im Rückstände bleiben, das Vereinsblatt in Zukunft nicht mehr zustellen können. Endlich bitten wir um guten Besuch unserer Veranstaltungen und um fleißige Benutzung unserer Einrichtungen. 8 Bem’ O Ve Am 26. Januar 1909, abends 9 Uhr (pünktlich!), wird im Bucbgewerbesaale, Dessauer Straße 2III, der erste Vortragsabend abgehalten, zu dem wir unter Hinweis auf die interessanten Vorführungen zahlreichen Besuch erwarten. Tages-Ordnung: 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Vortrag des Herrn Paul Gebhardt, Steglitz: Die photo graphischen Positivverjahren. Mit Vorlagen, insbesondere auch des Autochromverfahrens (Photographie der natürlichen Farben). 4. Die Kalender und Neujahrskarten 1909. Besprechung der im Saale ausgestellten Sammlung. Referent Herr A. Piehler. 5. Technische Fragen und Neuerungen. Mit koll. Gruß Der Vorstand Meisterkurse in Berlin Veranlaßt durch die Erfolge der vorjährigen Meisterkurse veranstaltet die Handwerkskammer zu Berlin auch in diesem Jahre unter der Leitung von Paul Kersten zwei Meisterkurse. Jeder Kursus dauert 2 Wochen, der erste findet vom 21. Juni bis 3. Juli, der zweite vom 5 bis 17. Juli statt. Die Teilnahme ist selbständigen Buchbindern und älteren Gesellen aus dem ganzen Deutschen Reich gestattet. Besonders zu empfehlen sind die Kurse für solche, die sich der gesetzlichen Meisterprüfung unterziehen wollen. Die Gebühr beträgt 5 M. Leder und Gold ist von den Teilnehmern zu bezahlen, alles übrige Material liefert die Handwerkskammer unentgeltlich. Da in jedem Kursus nur 15 Teilnehmer aufgenommen werden, ist baldige Anmeldung geboten, bei der Anmeldung ist die Gebühr von 5 M. mit ein zusenden. Der Lehrplan umfaßt: I. Anfertigung a) eines exakten Halbfranzbandes, b) eines exakten Ganzlederbandes und zwar je nach französischer und englischer Art. II. Anfertigung eines künstlerischen Ganzlederbandes. III. Anfertigung eines modernen Halbleinen-, Ganzleinen-, Pergament- und Pappbandes. IV. Vergolden vorgenannter Einbände mittels Handvergoldung und Ledermosaik. V. Selbstherstellung moderner Ueberzug- und Vorsatzpapiere mittels der Kleistermarmortechnik. VI. Die Technik der Lederpunzarbeit, sowie Färben und Mar morieren von Leder. VII. Kunstgerechtes Ausbessern zerrissener Bogen. VIII. Rezepte und Materialneuheiten. Die Unterrichtszeit ist täglich von 8 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags. Anmeldungen sind zu richten an die Handwerkskammer zu Berlin, Nette Friedrichstr. 4^. Gegen die Plakatsteuer Der Verband Deutscher Steindruckereibesitzer hat an den Reichs tag eine Eingabe betreffend die Plakatsteuer gerichtet, in der auf den verkehrsfeindlichen Charakter dieser Steuer mit der Be gründung hingewiesen wird, daß die Plakatsteuer einen Gegen stand treffen soll, der nicht einen Geschäftsgewinn darstellt, sondern erst dazu dienen soll, die Anbahnung des geschäftlichen Verkehrs zu erreichen. Die Eingabe macht auch auf die allzu große Belastung aufmerksam und beweist dies an der Hand von Beispielen, die dartun, daß in vielen Fällen der Steuerbetrag den Verkaufspreis um das Zwei- und Dreifache übertrifft. Die Eingabe befürchtet von der Verwirklichung des Steuer entwurfs schwere Schädigung des gesamten Wirtschaftslebens und der deutschen Steindruckereibetriebe, von denen ein großer Teil sich ausschließlich mit der Herstellung von Plakaten be schäftigt. Diese Schädigung falle um somehr ins Gewicht, als es sich um eine große Anzabl mittlerer und kleinerer Betriebe handelt, die einen außerordentlich schweren Konkurrenzkampf kämpfen müssen. Außerdem würden die Künstler und Maler sowie die gelernten und ungelernten Arbeiter des graphischen Gewerbes durch die Steuer geschädigt. Der zu erwartende Steuerbetrag werde sich infolge der außerordentlich hohen Er hebungskosten und infolge Rückganges der Reklame entgegen der Schätzung des Gesetzentwurfs auf noch nicht einmal zwei Millionen Mark stellen. Dieser geringe Betrag stehe in keinem Verhältnis zu der Schädigung, die das Steindruckgewerbe und derjenige Teil der Fertigindustrie erleidet, der auf Reklame an gewiesen ist. Briefhüllen-Herstellung in Gefängnissen Seit 30 Jahren besuche ich als Papiergroßhändler meine Geschäftsfreunde selbst. Briefhüllen führten wir stets neben bei — nicht unbedeutend. Die Strafanstalten legen durch ihre Briefhüllenfabrikation dieses Geschäft seit Jahren lahm. Ich komme dabei auf das Urteil »eines der bedeutendsten Briefhüllenfabrikanten« (siehe Papier-Zeitung vom 24. 12. 08) zu rück und verstehe nicht, warum das Briefhüllenfach sich seiner Haut nicht wehren soll und darf. Wenn die Handelskammern, die dazu berufen sind, die Wünsche von Handel und Industrie der Regierung zu unterbreiten, in solchen Fragen vielfach ver sagen, so muß eben der Kreis aller Beteiligten die Sache allein in die Hand nehmen durch Eingaben an den Reichs- oder Landtag, durch Beschwerden bei der Regierung. Den Be schwerden oder Eingaben müssen aber Beweise befgegeben werden. Man muß z. B. anfragen: Wie kann die Strafanstalt Dienstkuverte in Größe 22 oder 29 oder 90 — also das größere Format — im Stoff dünn Esparto oder dünn Manila für 1 M. 60 Pf. das 1000 abgeben? Werden da etwa keine Abnutzungs kosten für Maschinen usw. berechnet? Darf überhaupt eine Behörde der anderen Industrie-Erzeugnisse liefern? Wie kommen die Strafanstalten dazu? Die Justizbehörde ist keine erwerbende Behörde wie Post und Eisenbahn, die uns Steuerzahlern durch ihren Verdienst die Steuern erleichtern helfen sollen! Die Justizbehörde möge Briefhüllen für sich selbst in Gefängnissen anfertigen, wenn es schon nicht anders geht, aber nicht für Andere. Dieser Krämergeist muß bekämpft werden! Dieses laisser faire, laisser aller muß aufhören! Gespart haben wir bei dieser Denkungsart noch nichts. Sch. Der geschätzte Einsender übersieht, daß sich die Brief- umschlagtabrikanten bereits mehrfach öffentlich gegen die Gefängnisarbeit gewandt haben. Ihre begründeten Gesuche an den Minister des Innern wie an den Justizminister hatten indessen nur den Erfolg der Zusage, daß die Gefängnisse ihre Ware nur an Staatsbehörden, nicht aber an Private und städtische Behörden liefern sollten. Diese Zusage ist bis jetzt auch wohl gehalten worden. Sollte dies indessen nach den Erfahrungen des Einsenders nicht zutreffen, so empfiehlt sich offene Berichterstattung an den Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten, damit dieser nochmals vorstellig werden kann.