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Schwefel! Vor einigen Jahrzehnten waren die Schwefelgruben des Aetna in Sizilien die bedeutendste Bezugsquelle für diesen Rohstoff. Die Besitzer der Gruben verdienten viel Geld, und ein erheblicher Teil der Bevölkerung Siziliens fand bei der Gewinnung auskömmlichen Lohn. Als späterhin die englischen Sodafabriken ihren wiedergewonnenen Schwefel auf den Markt brachten, wurde der entstandene Wettbewerb durch Bildung der AngloSizilian Sulphur-Comp. beseitigt, indem diese den Verkauf beider Arten von Schwefel regelte. Vor etwa io Jahren ist es unserem Landsmann Frasch, dem der Multi-Millionär Rockefeller zur Seite steht, gelungen, in dem südlichen Staat Louisiana der Vereinigten Staaten von Amerika große Schwefelmengen zu Tage zu fördern, die weit unter der Erdoberfläche lagern. Wir haben wieder holt über diese Schwefelgewinnung Mitteilungen gemacht, und Dr. Hans Hofmann hat in Nr. 38 von 1907 seine persönlichen Eindrücke wiedergegeben. Wir wiederholen kurz, daß überhitzter Dampf in Röhren tief in die Erde geleitet wird und dort den Schwefel zum Schmelzen bringt. Der dadurch flüssig gemachte Schwefel wird dann durch heiße Druckluft in fortlaufendem Strom an die Erdober fläche gefördert. Die anscheinend unermeßlichen, aber un sichtbaren Schwefelmengen gestatten das Einsetzen vieler solcher Brunnen, und da die Förderung ohne menschliche Handarbeit erfolgt, so kann dieser Schwefel in beliebigen Mengen sehr billig geliefert werden. Die Tagesleistung eines einzigen Brunnens beträgt bis 600 amerikanische Tonnen (1 amerik. Tonne = 2000 amerik. Pfund zu 454 g). Gepumpt wird so lange, als sich Schwefel im Grunde an sammelt. Die Tagesleistung ist jetzt bedeutend höher als früher, weil der Schwefel auf größere Entfernungen von den Rohren schmilzt, was auf die im Laufe des Betriebes zugeführten großen Wärmemengen zurückzuführen ist. Als große Mengen dieses neuen und sehr reinen Schwefels auf den Markt kamen, entstand ein Kampf mit den bisherigen Lieferanten, die sich bemühten, ihre Preise zu halten. Die italienische Regierung unterstützte die Schwefelgruben- Besitzer, indem sie große Mengen sizilischen Schwefels be lieb und es dadurch den Besitzern möglich machte, ihre Gruben weiter zu betreiben und die große davon abhängende Bevölkerung zu ernähren. Nach langem Kampf kam dann ein Abkommen zustande, wonach der Anglo Sizilian-Comp. Europa und der Louisiana-Comp. Amerika als Markt ver bleiben sollte. Die Anglo Sizilian Sulphur-Comp. hat sich indessen vor etwa 11/2 Jahren aufgelöst, und die sizilische Schwefel-Gewinnung wird jetzt von dem »Consorzio« be trieben, einer Vereinigung sizilischer Grubenbesitzer, welche von der italienischen Regierung finanziell gestützt wird, unter der Bedingung, daß die Gruben unter Aufsicht der Regie rung weiter betrieben werden. Das Consorzio hatte näm lich bei Beginn seiner Tätigkeit so große Vorräte von Schwefel, daß nach kaufmännischer Erwägung Stilllegung der Gruben auf ein Jahr und Entlassung vieler Tausend Arbeiter nötig gewesen wäre. Um die Vorräte nicht weiter anwachsen zu lassen, unterbot das Consorzio die Louisiana- Gesellschaft in Amerika, und diese erwiederte den Einbruch in ihr Absatzgebiet, indem sie einige Schiffsladungen Schwefel in Europa verkaufte. Infolgedessen kamen wieder Ladungen sizilischen Schwefels nach den Vereinigten Staaten und amerikanischen Schwefels nach Europa. Die billige Gewinnungsart der Amerikaner ermöglichte es ihnen anscheinend, die Herr schaft auf dem Schwefelmarkt zu erringen, aber es war gegen ihr Interesse, daß ihnen der heimische Markt durch Einfuhr fremden Schwefels verdorben würde. Die amerikanische Schwefelsäure- und Sulfitstoffabriken brennen bis jetzt beinahe ausschließlich Schwefel, während in Europa sehr viel Schwefel durch Schwefelkies ersetzt wird. Die Vertreter der europäischen Lieferanten stellten nun in Aussicht, daß sie Schwefelkies nach denVereinigten Staaten einführen und dort dessen Benutzung verbreiten würden, wenn die Louisiana Comp. sie auf dem europäischen Markt weiter bedrohen werde. Infolgedessen scheint in letzter Zeit ein neues Abkommen zustande gekommen zu sein, wonach die Konkurrenten sich in der Hauptsache auf ihre Weltteile beschränken. Die anscheinend endlosen Mengen Schwefel, welche in Louisiana zutage gefördert werden können, treiben jedoch die Amerikaner zur Ver größerung ihres Absatzes, und nach einer Blättermeldung wird bereits eine Raffinerie in Marseille (Frankreich) ge baut, von welcher aus der europäische Markt mit amerika nischem Schwefel versorgt werden kann. Hand in Hand damit gehen Bemühungen zur Vergrößerung des Verbrauchs, indem man die Landwirtschaft veranlassen will, mehr Schwefel als bisher zum Schutz gegen Schädlinge zu ver wenden. Neu eröffnete schwedische Sulfitstoff-Fabriken (Nach «Svensk Pappers-Tidning«) Im August 1908 wurde die neue Sulfitstoffabrik Nyhamns Cellulosafabrik, am Ausfluß des Ljungan ins Meer gelegen, in Betrieb gebracht. In Zeitungen von Sundsvali wird ein Besuch, den leitende Männer dieser Stadt kürzlich in der Fabrik machten, geschildert. Der Bau dieser neuen Fabrik wurde im Frühjahr 1907 von Direkt. P. A. Enhörning und Konsul H. Äslund begonnen und das Unternehmen dann von Nyhamns Cellulosa- Aktiebolag mit 1055000 K. Aktienkapital übernommen; dem Vorstande gehören die genannten Herren und Konsul Joh. Ekman in Göteborg an. Disponent und Leiter des Hauptkontors in Sundsvali ist Carl A. Linden. Die von dem früh verstorbenen Ingenieur M. Sieurin entworfene und überwachte Anlage wurde von Oberingenieur J. Hedbäck, dem die Ingenieure D. Arren und A. L. Ahlstedt unterstanden, zu Ende geführt. Die jährliche Er zeugung ist auf etwa 15 000 t trockenen, leicht zu bleichenden Sulfitzellstoffs hoher Qualität berechnet; vorläufig sind Ma schinen für eine Erzeugung von 10—12000 t aufgestellt. Das Kochergebäude aus Eisenbeton ist von der Cement- und Beton baugesellschaft Arcus in Stockholm aufgeführt. Die 4 Lancashire- Dampfkessel stammen aus Jönköpings mekan. verkstad und 4 Dampfturbinen von zusammen 1100 PS, daruntereine »Multipel«- Turbine von A.-B. de Lavals Angturbin. Karlstads mekan. verkstad hat 3 drehbare Kocher von je 150 cbm Rauminhalt, 2 Trockenmaschinen und 2 rotierende Schwefelöfen geliefert. Die Kochmaschinen (?) lieferte Hedemora verkstad, die hy draulischen Pressen, einen Zellstoffreiniger und die Zerfaserer Vagn- och Maskinfabriks-Aktiebolaget Falun. Edsvalla Sulfitsio^ffabrik } nach Zeichnungen von Ingenieur Magnus Hanson erbaut, kam im Oktober 1908 in Betrieb und ist jetzt in vollem Gange mit rd. 130 t wöchentlicher Erzeugung. Besitzer ist A.-B. Edsvalla bruk, deren Aktien aber von The Kellner Partington Paper Pulp Co. erworben wurden. Fabrik leiter ist Ing. Magn. Hanson jun. Im Dezember 1908 eröffnete Vallviks Sulfitstoffabrik, 3 km von der Mündung des Ljusne älf ins Meer, nicht weit von Söderhamn gelegen, ihren Betrieb. Es ist die 12. Zellstoffabrik, die vollständig nach den Zeichnungen und unter Oberleitung des Ingenieurs Magnus Hanson gebaut ist. Wegen hindernder Fischereiverhältnisse kann das Holz nicht ganz bis zur Fabrik geflößt werden, muß vielmehr aus dem See Marmen auf genommen und von dort mit einer 11 km langen Eisenbahn von 90 cm Spurweite, die rd. 400000 K. gekostet hat, zur Fabrik ge schafft werden. Diese ist für eine Herstellung von rd. 40000 t im Jahr berechnet, wozu die Größe des Maschinenhauses und der Holzreinigungsanstalt ausreicht; vorläufig sind Maschinen für 20000 t Jahreserzeugung aufgestellt. Den nötigen Dampf für Kraft und Kochung liefern 6 Dampf kessel von Babcock & Wilcox’scher Art mit je 300 qm Heiz fläche; 4 davon sind mit Kettenrosten versehen, 2 für Heizung mit Spänen und Abfall aus der Holzputzerei eingerichtet. Der Dampfdruck beträgt 9 kg, die Temperatur des Dampfes 250". Die Kraft wird mittels dreier Brown - Boveri - Dampfturbinen erzeugt, die mit elektrischen Generatoren von 1000, 130 und 250 Kilowatt-Leistung gekuppelt sind. Der Rückdampf der Turbine von 250 Kilowatt dient zum Trocknen des Stoffes. Alle Kraftüberführung erfolgt auf elektrischem Wege mit Dreiphasen strom von 380 Volt. Die 4 stehenden Kocher von je 175 cbm Rauminhalt sind nach Ing. Hansons Zeichnungen von Göteborgs mekan. verkstad ausgeführt worden. Das Trocknen des Zellstoffs geschieht auf 2 Trockenmaschinen von 21/2 m Arbeitsbreite. Das erforderliche Fabrikationswasser wird mittels zweier Zentri fugalpumpen für je 8000 1 in der Minute, die mit 80 PS-Motoren gekuppelt sind, heraufgeholt. Vor 22 Monaten wuchs noch auf dem Platze, wo die Fabrik jetzt betrieben wird, Wald. Die Fabrikgebäude aus Stein, Eisen und Beton haben niedrigere Feuerversicherungsprämien erlangen können als irgend eine andere schwedische Zellstoffabrik. Auch ein eigener Hafen für Fahrzeuge bis zu 18 Fuß Tiefgang ist angelegt worden. Die ganze Anlage soll ungefähr 3 Mill. Kronen gekostet haben. Die »Svensk Pappers Tidn.« vorgelegte Zellstoffprobe von der ersten Kochung ist starkfasriger Stoff von hoher Reinheit. Vallviks sulfitfabrik ist im Besitze von Sulfitaktiebolaget Ljusnan, deren Aktien (Mindestkapital 1600000 K.) sich hauptsächlich in Händen von Ljusne-Woxna A.-B., Marma Sagverks A.-B. und Langnäs Sagverks A.-B. befinden. Bis auf weiteres ist Ing. Magnus Hanson technischer Leiter der Fabrik und Herr G. Brolin Verwaltungsdirektor, bg.