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2010 PAPIER-ZEITUNG Nr. 51 Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Rollenschneide- und -Wickelmaschinen Fortsetzung zu Nr. 50 Rollenschneide- und Wickelmaschine System Jagenberg (Bild 159). Die Bauart dieser Maschinen ist von der vor beschriebenen grundverschieden. Vor allem ist die Schneide vorrichtung so umgestaltet, daß das Papier, ehe es über die Belastungswalze läuft, mittels Tellermesser scherenartig in die bestimmten Rollenbreiten zerteilt wird. Maschinen mit Scherenschnitt bieten den wesentlichen Vorteil völlig grat- und staubfreier Schnitte, besonders günstig sind sie für schmale Rollen. Sie dienen in sehr vielen Tütenfabriken und Papierfabriken außer zum Schneiden und Wickeln von Tütenrollen vornehmlich zum Herstellen von Ladenrollen. Sie sind auch geeignet zur Fabrikation von Telegraphen-, Wurfrollen usw., wie von Bild 159. Rollenschneid-und Wickelmaschine Modell VII Nr. 62 von Ford. Emil Jagenberg, Düsseldorf schmalen Buntpapierrollen für Anleim-, Einfaß- u. a. Ma schinen. Die Maschine besteht aus 1. der Abwickelvorrichtung mit Abrollstange b, Bremse b', Seitenstellung b 1 und Leitwalze c, 2. der Schneidevorrichtung mit den Ober- und Unter messerwellen und den Schnittrennern, 3. der Aufwickelvorrichtung mit der Aufwickelstange g, der Belastungswalze f, den Entlastungsgewichten der automatischen Meterzähluhr und der selbst tätigen Regelung der Rollendicke. . Herstellung von Tüten-Rollen. Die ablaufende Papier rolle a wird auf die vierkantige oder runde Abrollstange b geschoben und mit zwei Konussen befestigt. Starke Ge winde auf der runden Stange ermöglichen, die Konusse fest in die Rolle einzuschrauben, daß sie unbedingt festsitzt. Neben die Konusse gesetzte Stellringe verhindern sie, sich während des Ganges zu lockern. Auf der rechten Seite der Abrollstange sitzt eine Sattelscheibe, welche in eine senkrechte Stellgabel zur seit lichen Rollcnreglung eingelegt wird. Die Stellgabel der Seitenreglung wird durch Schneckenräder bewegt, welche mittels einer langen Stange vom Handrad b‘ vorn rechts an der Maschine betätigt werden. Die auf der linken Seite der Abrollstange befestigte Bremse b' wird ebenfalls durch eine lange Stange mit Handrad 6’ (links vorn) betätigt. Das Papier wird über die in ihren Lagern verstellbare Leitwalze c unter der Verbindungsstange hindurch über die zweite Leitwalze hinweg zwischen die Scherenmesser, und dann über die Belastungswalze f nach unten geführt. Die Schneide-Vorrichtung. Auf der oberen Messerwelle sitzen die Obermesser d', welche größer sind als die dar unter befindlichen Untermesser. Die Schcrenmesser sind tellerförmige Stahlscheiben mit als Schneideflächen dienen dem umgebördeltem Rand. Jedes Ober- oder Untermesser ist an einem Stellring verschraubt, welcher auf der Welle verschoben werden kann. Zum Einstellen der Schneidevorrichtung addiert man die Entfernung der linken Außenkante der Rolle von der inneren Kante des Maschinengestelles und die Breite der zu schneidenden Papierrolle und mißt die so gewonnene Strecke auf der oberen Messerwelle ab. Auf den End punkt werden die Schneideflächen der Ober- und Unter messer eingestellt und alle weiteren Rollenbreiten von ihm aus abgemessen. Die Messer sollen so zu einander stehen, daß sie leicht schließend an einander vorbeilaufen; stehen sie einander zu nahe, so springen sie leicht über einander und brechen aus. Auch dürfen sie sich gegen seitig nur etwa 2 mm überdecken, sonst wird das durch laufende Papier zu sehr gedrückt, seine Schnittkante wird rauh, es platzt ein und wickelt sich ungleichmäßig auf. Die Höheneinstellung der Messer zueinander wird mit Stell schrauben an den Seitenlagern geregelt. Beide Messerwellen ruhen mit einem Ende in einem nachstellbaren Lager. Die Schrauben d* zum Nachstellen sind so gegen die eine Lagerschale einzustellen, daß die Messerwelle leicht schließend an die gegenüberliegende Lagerschale gedrückt wird. Diese Nachstellung ist not wendig, weil die Bunde an den Wellenzapfen sich allmählich ablaufen, denn ohne sie würden dann die Messer hin- und herschwanken, schlecht schneiden und übereinander springen, wodurch leicht die Messer wie auch die Zahn räder der Messerwellen zerbrechen. Ferner laufen infolge ungleichen Messerstands die geschnittenen Rollen inein ander und lassen sich nachher schlecht trennen. Um vor zeitigen Verschleiß der Reibungsstellen an den Stell schrauben d* zu vermeiden, sind diese stets zu schmieren und öfters muß nachgesehen werden, ob keine Nachstellung notwendig ist. Die Gegenmuttern sind gut nachzuziehen. Ueber der Obermesserwelle in der ganzen Breite der Ma schine befindet sich eine Holzleiste mit Filzstreifen (auf der Abbildung weggelassen). Dieser dient zur leichten Oelung der Messerschnittflächen und darf nur so viel Oel abgeben, daß ein Hauch davon auf die Obermesser kommt, sonst wird das durchlaufende Papier ölig. Nach genauer Messerstellung werden die Schnitttrenner auf die Schnittspur gestellt, damit sie die Schnittkanten etwas nach oben auseinanderbiegen. Dadurch wird das Ineinanderlaufen der einzelnen Rollen vermieden und diese lassen sich nachher leichter von einander lösen. Die Trennzungen sitzen auf einer dreikantigen Schiene, deren Höhe durch Stellschrauben an ihren Seitenlagern verändert werden kann; man hüte sich vor zu hohem Stand, der Ein platzen des Papiers an den Kanten verursacht. Dann zieht man das Papier über die Belastungswalze f nach unten und besorgt die Einstellung der Wickelvorrichtung, welche aus der drei- oder zweiteiligen Wickelstange g und der Belastungs walze f einerseits und den Entlastungsgewichten /' ander seits besteht. /und/' 1 sind durch starke drehbare Schenkel arme mit Zahnsegmenten verbunden, von denen der obere 71' die Schneidevorrichtung d mit der Belastungswalze f trägt, während an dem unteren h die Entlastungs gewichte f' hängen. Diese Einrichtung gestattet, die Be lastungswalze beim Dickerwerden der auflaufenden Rolle nach oben zurücktreten zu lassen und ferner den ganzen oberen Teil hochzuheben, wenn an der auflaufenden Rolle gearbeitet wird, also beim Hülsen wickeln, Herausnehmen der fertigen Rollen usw. Die Wickelstange g gleicht der vorbeschriebenen. Trennen der Hülsen auf die bestimmten Rollenbreiten wird hier mit Hilfe eines Hülsendurchschneiders bewirkt, einer in die Maschine passenden Stange mit glatten Auflage flächen, auf der ein verstellbares Messer angebracht ist. Diese Stange wird auf die beiden Seitengestelle der Ma schine vor die Papphülse gelegt und das auf die Schnitt spur eingestellte Messer mit der Hand gegen die Papp hülse gedrückt, bis sie durchschnitten ist. Wenn das Trennen der Papphülsen versäumt wird, können die ge schnittenen Rollen nicht auseinandergetrennt werden. Nach dem Trennen der Papphülsen wird durch Hoch heben der Entlastungsstange/' die Wickelpartie geschlossen, die Papierbahn angeklebt und in der früher beschriebenen Weise fortgearbeitet. Folgender Uebelstand tritt besonders bei älteren Maschinen nach längerem Gebrauch auf: Der Bund an den Lagerzapfen der Wickelstange schließt sich allmählich ab, diese läuft infolgedessen nicht mehr schließend