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DDAPIER-VERARBEITUNG — BUCHGEWERBE(N.S"- Vereinigung für die Zollfragen der Papier verarbeitenden Industrie und des Papierhandels Diese Vereinigung versendet soeben ihren vom Syndikus Eugen Hager, Berlin, erstatteten Geschäftsbericht über das X. Geschäftsjahr (1908/09). Danach hat die Vereinigung im letzten Geschäftsjahr eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltet, um ihre Mitglieder in Zollschwierigkeiten zu unterstützen, die durch die Unklarheiten in den neuen Zolltarifen und Handelsverträgen verursacht wurden. Derartige Zoll schwierigkeiten sind vorwiegend in Oesterreich-Ungarn, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Schweden, Rußland ent standen. Zollauskünfte wurden bei der Vereinigung in stark vermehrtem Maße eingeholt, und demgemäß wurde auch das Zollauskunftswesen sowie die Vermittlung handels politischer und geschäftlicher Nachrichten weiter ausgestaltet. Die Tarifrevision in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Frankreich hat die Vereinigung in sehr erheblichem Maße beschäftigt. Auch in bezug auf den Abschluß von Handelsverträgen mit Dänemark, Portugal usw., sowie in bezug auf Bewilligungen des zollfreien Lohnveredlungs verkehrs hat die Vereinigung entsprechende Eingaben und Gutachten fertiggestellt. Als allgemeine wirtschaftliche Interessenvertretung von Papierverarbeitung und Papier großhandel hat die Vereinigung auch zu einer Reihe von anderen als handelspolitischen Angelegenheiten Stellung genommen, so insbesondere zur Reichsfinanzreform, Ab änderung der Fernsprechgebührenordnung, Novelle zur Ge werbeordnung, Errichtung von Arbeitskammern usw. — Die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung der Ver einigung, welche dieser Tage in Hamburg, Hotel »Atlantic«, unter dem Vorsitz des Herrn Fabrikbesitzers B. Kaufmann, Fürth, stattfand, wählte die Herren Dr. Dessauer i. Fa. Aktiengesellschaft für Buntpapier- und Leimfabrikation, Aschaffenburg; Gustav Jährig i. Fa. Dr. Trenkler & Co., Leipzig; Max Krause jun., Berlin; Albert Oesterreicher, Leipzig; Hermann Richter i. Fa. Carl Schimpf, Nürnberg, in den Vorstand. Dem am 26. Mai 1909 verstorbenen Mit begründer und bisherigen Vorsitzenden, Herrn Kommerzien rat E. Nister in Nürnberg, der sich um die Vereinigung außerordentliche Verdienste erworben hat, wurde ein warm herziger Nachruf gewidmet. Das Amt des 1. Vorsitzenden wurde mit Rücksicht auf schwebende Verhandlungen vor läufig unbesetzt gelassen. Wertpapier-Vordrucke vor Fälschung schützen Von Fritz Hansen, Berlin Es ist noch kein Jahrzehnt her, da bildeten die Bank- noten-Fälschungen des Oberfaktors Grünenthal das Tages gespräch. Jetzt hat die Hartmann’sche Maschinenfabrik in Chemnitz unter der Folge ähnlicher Fälschungen zu leiden. Wie nämlich das »Berliner Tageblatt« berichtet, hat sich gegen Ende des Jahres 1908 herausgestellt, daß sich ge fälschte Aktien der genannten Maschinenfabrik im Betrag von 120000 M. im Umlauf befanden. Die Fälschung war, wie die Verwaltung damals mitteilte, von einem früheren Direktor der Gesellschaft in der Weise vorgenommen worden, daß er auf echten Aktien-Vordrucken mit einem Vervielfältigungsstempel die Unterschrift »Richard Hart mann« angebracht hatte. Ausreichende Klärung der Frage, ob der Aufsichtsrat wegen mangelnder Sorgfalt bei der Aufbewahrung der Aktienvordrucke, die bei den meisten Aktiengesellschaften nur mehreren Direktoren gemeinschaft lich zugänglich sind, für den der Gesellschaft erwachsenen Schaden verantwortlich sei, ist bisher noch nicht erfolgt. Wie schützt man sich nun vor Piraten im eigenen Lager? Der Aktienvordruck ohne Unterschrift gewährt augen scheinlich keinen genügenden Schutz. Daraus folgt, daß der Schlußaufdruck ein solcher sein muß, den nur ein Drucker mit besonderen Vorrichtungen ausführen kann. Dahin gehört in erster Linie das Ein drücken, Einpressen eines besonderen künstlichen Wasser zeichens, ferner der Druck mit einer Kontrollfarbe und ähnliches. Als Kontrollfarben kann man sogen, »sym pathetische« Farben anwenden. Der Farbenchemie gelingt es nämlich, Druckfarben, die den an Wertpapierfarben zu stellenden Anforderungen genügen, herzustellen, die z. B. in der Kälte gelb sind, beim Erhitzen aber schwarz werden. Um derart bedruckte Wertpapiere zu fälschen, müßte der Fälscher und Nachahmer einen Drucker ins Vertrauen ziehen. Man könnte auch andere drucktechnische Kunst griffe hierzu verwerten. Bedingung bliebe, den letzten Auf druck so zu gestalten, daß er nur in vorzüglich ein gerichteten Fachwerkstätten vorgenommen werden kann, in diesen aber nicht zu lange Zeit in Anspruch nimmt. Dann müßte das Publikum auf das Echtheitsmerkmal des Wertpapiers hingewiesen werden, z. B. durch die Bezeich nung auf der Aktie selbst: »Nur echt, wenn beim Erhitzen der Adler in der Mitte der Zeichnung schwarz wird, beim Erkalten aber seine vorherige gelbe (oder rote oder blaue) Farbe annimmt. Sache des Druckers ist es, dem Besteller von Wert papieren entsprechende Vorschläge zu machen. Sechswöchige Kündigung Entscheidung des Stuttgarter Gewerbegerichts Der Buchbindermeister J. Sch. klagte gegen die Hofbuch druckerei G. auf Zahlung von 195 M., weil er am 17. Mai nach vorausgegangener Kündigung entlassen wurde, während er unter Berücksichtigung des innegehabten Vertrauenspostens die in der GO für Meister usw. vorgesehene sechswöchige Kün digung beanspruchte. Die Vertrauensstellung bestand darin, daß der Kläger, welcher mit 30 M. Wochenlohn und Bezahlung etwa anfallender Ueberstunden nach den Bestimmungen des Buch bindertarifs mit 25 v. H. Aufschlag angestellt war, der im Betrieb der Buchdruckerei eingerichteten Buchbinderei vorzustehen hatte; auch die Listen der ihm unterstellten Arbeiter und Arbeiterinnen wurden von ihm geführt. Besondere Vereinbarungen wurden bei der Einstellung des Klägers nicht getroffen, und die Firma glaubte sich nur zu einer 14tägigen Kündigung ver pflichtet, während der Kläger behauptet, er habe die Stellung in dem guten Glauben angetreten, daß ihm bei Stellungswechsel die auch anderwärts zugestandene sechswöchige Kündigungszeit gewährt würde. Das Gericht wies die Klage kostenpflichtig ab, da die dem Kläger gewährte wöchentliche Lohnzahlung und die tarifmäßige Bezahlung der Ueberstunden keinen festen Bezug im Sinne der Bestimmungen der Gewerbeordnung bilden. —s— Der Verband deutscher Buchbindereibesitzer hielt Mitte Juni im Buchgewerbehaus zu Leipzig seine Hauptversammlung ab, in der zunächst Herr Schriftführer Graubner den Geschäfts bericht erstattete. Das wichtigste Ereignis war der Rücktritt des Kommissionsrats Fritzsche von seinem Amt als Vorsitzender wegen Berufswechsels. Der Bericht erkennt die großen Ver dienste des Genannten um den Verband, besonders während der großen Ausstandsbewegung, an. Besondere Störungen sind im Gewerbe nicht zu verzeichnen gewesen. Das Ehren- und Schiedsgericht hat in einigen unbedeutenden Fällen einzu schreiten gehabt, während das Tarifamt im letzten Halbjahr des Geschäftsjahres keine Gelegenheit hatte, einzugreifen. Es sind Bestrebungen im Gange, die eine würdige Vertretung des deut schen Buchbindereigewerbes auf der im nächsten Jahr in Brüssel stattfindenden Weltausstellung ermöglichen sollen. In den Vor stand wurden die Herren Köllner als 1. Vorsitzender, Enders als 2. Vorsitzender, Friedrich als Kassierer und Knaur als Schrift führer (sämtlich in Leipzig) gewählt. (Tageblatt, Leipzig) Postankunftsstempel. Das Reichspostamt hat dem Central verband Deutscher Handlungsagenten-Vereine (Sitz Berlin), der wegen Wiedereinführung des Postankunftsstempels vorstellig geworden war, ablehnenden Bescheid erteilt.