Volltext Seite (XML)
Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Der Verein veranstaltete für seine Mitglieder und deren Familien am Dienstag, 15. Juni, einen Ausflug nach Potsdam und Umgebung. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Emil Mann aus Potsdam, hatte die Vorarbeiten auf sich ge nommen. Schon vor 6 Jahren, als der Deutsche Papier- Verein seine Jubiläumsversammlung in Berlin abhielt, hatte Herr Mann einen äußerst gelungenen Ausflug nach Potsdam für die Mitglieder vorbereitet, und die Erinnerung an den damaligen höchst genußreichen Ausflug mag dazu beigetragen haben, daß am Dienstag Nachmittag um 2 Uhr 70 Personen der Einladung gefolgt und an der Dampferanlegestelle in Potsdam erschienen waren. Sie fuhren mit dem fahrplan mäßigen Dampfer nach Caputh und ließen sich von Herrn Mann und seiner Familie die auf der Fahrt auftauchenden bedeutenderen Punkte und Baulichkeiten erklären. In Caputh wurde die Gesellschaft auf einer Fähre nach dem andern Havelufer gebracht und gelangte nach kurzem Spaziergang zum Bahnhof Caputh-Geltow der vor kurzem in Betrieb ge setzten Bahnlinie Wildpark-Jüterbog. Hier harrten blumen geschmückte Tafeln der Ankommenden. Es gab Kaffee und Kuchen in reicher Fülle und bester Beschaffenheit, wobei Frau Mann dafür sorgte, daß niemand zu kurz kam. Nach dem der erste Kaffeedurst gestillt war, hielt Herr Neißer einen Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Wasser künste im Park von Sanssouci. Bald fuhr ein Eisenbahnzug heran, welcher die Gesellschaft nach Station Wildpark brachte. Hier wurde umgestiegen und mit einem Zuge der Bahn Werder—Berlin die Station Charlottenhof erreicht. Von hier nach dem Eingang des Parkes von Sanssouci ge langte man in viertelstündigem Spaziergang durch einen schönen Teil Potsdams. Der Park, in welchem der große Springbrunnen ging, wurde durchwandert, und mit der elektrischen Bahn ging es nach dem Schultheiß-Restaurant an der Havel. Nach kurzer Rast und Erfrischung wurde dort um 3/,7 Uhr ein Dampfer des Kreises Teltow bestiegen. Die Fahrt ging zunächst an altertümlichen Häusern vorbei, dann auf der sich weitenden Havel zur Glienicker Brücke und am Schloß Babelsberg vorbei, wohin sich prächtige Blicke öffneten, nach dem Griebnitz-See. Um 3/,8 Uhr war man vor dem Bahnhof Neu-Babelsberg angelangt, wo man sich im Garten wieder an geschmückte Tafeln setzen konnte. Jeder hatte schon in Caputh-Geltow nach der Speisekarte der Bahnhofswirtschaft von Neu-Babelsberg sein Abendessen bestellt, die Bestellung war durch einen Eil boten überbracht worden, also brauchte niemand aufs Essen zu warten. Nach Schluß der Mahlzeit wurden die Ver dienste des Herrn Mann und seiner Gattin um den äußerst gelungenen Verlauf des Ausflugs von vielen Seiten ge priesen, sogar an dem herrlichen Wetter, welches den Aus- ilug begünstigt hatte, wurde ihm ein Anteil zugeschrieben. Die Erwiderung des Herrn Mann, daß er auf Wunsch gern wieder für eine ähnliche Veranstaltung zur Verfügung stehe, fand allgemeinen Beifall. «8. F. Zur Bekämpfung der Schundliteratur. Der Augsburger Jugendfürsorgeverband stellte an die Stadtschulkommission den Antrag, zu gestatten, daß er den Kindern durch die Lehrer auf klärende Flugblätter aushändigen lasse mit der Weisung, die selben im geschlossenen Kuvert den Eltern zu überbringen, da mit die Eltern davon Kenntnis nehmen und auf die Gefahren dieser Literatur aufmerksam werden. Die Stadtschulkommission nahm nach kurzer zustimmender Debatte den Antrag ein stimmig an. Was einem in einem Bauernwirtshause passieren kann. »Also, Frau Wirtin, was haben Sie denn zum Essen?« »Nix.« »Und zum Trinken!« »A nix.« »Ja, was kann man denn dann bei Ihnen bekommen?« »Ansichtskarten!« (Aus dem österr. Touristenwitzblatte »Mir zwa«) Kalender von 1910 Die Freude am Bild, welche die Gegenwart kenn zeichnet, hat auch dem Kalender zu größeren bildlichen Darstellungen verholfen, die oft die ganze erste Seite der Buchform beanspruchen. Die Osnabrücker Papierwarenfabrik hat alle graphischen Verfahren in Bewegung gesetzt, um Wiedergaben zu er zielen, die der künstlerischen Originale würdig seien. "Die feinen Tonstufen des Lichtdrucks, welche unmerklich in einander übergehen, geben den verschiedenartigen Motiven ' lebensvolles, plastisches Aussehen, auch da, wo nur ein Farbenton angewendet wird. Frauen- und Kinderbilder, Harems- und Karnevalszenen, Landschafts- und Sportbilder bewegen sich auf weißer, glatter Fläche oder rauhem engli schen, hell- oder dunkelgetöntem Karton. Hervorragende Leistungen sind: Der Hirsch, nach einem Bilde von H. Bohn, die Eberjagd, die Köpfe edeler Rassepferde. Für Jagdsport wird auch gern roter Karton oder bräunlicher Lederkarton als Rahmen ein- oder mehrfarbiger Licht- und Kupfer drucke verwandt, sodaß sich die feinen Kompositionen in scharfen Umrissen und lebhaften Farben kräftig abheben. Gemsledernaht schmückt den Rand der Block- und auch der Buchkalender; diese werden in allen Größen vom großen Wandkalender bis zum kleinsten Taschenkalender gezeigt. Zu Mäuschenleder passen graue geprägte Mäuse, die ein photographisches Katzenbild umspielen, aber auch Frauen bilder und Sportszenen im Vierfarbendruck wählen den weichen Grundton des sanften, hellfarbigen Leders. Dunk leres Leder wird durch Hochprägung und Spritzverfahren zu einem kräftig schattierten Relief. Der Rand erhält durch die Nachahmung von Rissen einen eigentümlichen Schmuck, der durch eine hellere Seidenschnur vervollständigt wird. »Bilieken« lautet der Name eines amerikanischen Glücks gottes, dessen vergnügtes Schmunzeln uns ein frohes Jahr verkünden soll. Es ist ein zartes Reliefbild, das weiß auf roten Karton oder bronzefarben auf Leder geprägt ist. Die 'Radierung als Stimmungsmalerin weiß uns auch den Winter begehrenswert zu machen. Die hellen Tagesfarben und das nächtliche Blau stehen gut zu dem hellgrauen, dämmrigen Ton des englischen Kartons. Der Kalender soll sich der Farbe und dem Muster der Tapete einordnen. Am besten gelingt dies den Kalendern, »die aus dunklem, poliertem Holz gefertigt scheinen. Die (Bilder im Vierfarbendruck, Reproduktionen bekannter Ge mälde, die von glattem oder verziertem Goldrahmen um- schlossen sind, nehmen die obere Mitte ein; sie sind der «Form der Block- oder Zugkalender angepaßt. Die Hochprägung, welche wir in Reliefs bewunderten, ■ wird auch in wirkungsvollen Bildern von der Kunstanstalt »Novitas«, Berlin, Ritterstr. 76, verwendet. Hochgeprägt ist ein Eulenpaar unter überhängendem Tannenzweig, eine Spatzenschar auf dem Sims eines rotdurchglühten Kirchen fensters, das sich aus beschneiter Mauerfläche hebt, auf weich getöntem, winterlichem Landschaftsbild die Gestalt eines Nachtwächters, der durch Hornruf den Anbruch des neuen Jahres verkündet. Aus Federn gebildet ist ein Papagei am Fenster, ein balzender Auerhahn auf dem Zweige eines Lärchenbaumes. Rötlich angehauchtes, marmorartiges Geäder auf grünlich blauem Himmel soll Morgenstimmung andeuten. Wird die Prägung für Rahmen verwendet, so vertieft sie das Bild und läßt die Gesichtsformen, welche der Lichtdruck ein- oder mehrfarbig wiedergibt, gerundeter und lebensvoller er scheinen. Die Farbe des Kartons, in hellen oder dunklen Tönen, ist zu dem Bilde abgestimmt. Der Rahmen ist kreis förmig oder länglichrund, flach geprägt oder gerillt, gold- oder bronzefarben; bisweilen mischen sich Gold- und Farben prägung. Reicher und zu Rokoko- und Empiretracht passend ist ein Rahmen in Form eines Rosenkranzes, der nach oben schmaler wird. Die Blumenformen sind in Farben oder Alt gold zierlich geprägt. Handmalerei veranschaulicht die Freuden des Sports in