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1974 PAPIER-ZEITUNG Nr. 50 Die Firma Friedr. Müller, Potschappel-Dresden hat mit dem Bau ihrer neuesten Rollenschneidemaschine das bis dahin allgemein übliche Verfahren der Papierabwickelung durch den Zug der auflaufenden geschnittenen Rolle gänzlich verlassen. Das Papier wird hier von der ablaufenden Papierrolle durch zwei Zugwalzen abgezogen, und der Wickel dorn durch die beiden Tragewalzen angetrieben, deren Ge schwindigkeit um ein Geringes größer ist, als diejenige der Zugwalzen. Damit bleibt der Lauf des Papieres immer gleich und in der erforderlichen Spannung zum festen Wickeln. Der Wickeldorn läuft im Anfang des Aufwickelns der Rolle schneller und vermindert seine Umdrehungszahl mit dem Dickerwerden der Rolle. Der Einfluß der Bremse zur Regelung des Papierlaufes ist ausgeschaltet; die ablaufende Rolle wird nur entsprechend der gleichmäßigen Papier abnahme durch die Zugwalzen gespannt. Das Schneiden erfolgt hier gleichfalls durch Scherenschnitt mit Tellermessern. Eine weitere Art von Rollenschneidern, besonders zur Herstellung von Tütenrollen, wird von der Firma Wind möller & Hölscher, Lengerich i. W., gebaut. Die Papier bahn wird über eine dicke Eisenwalze geführt, auf welcher verstellbare federnde Kreismesser laufen, die das Papier auf die erforderliche Breite schneiden. Man unterscheidet also heute hauptsächlich fünf Arten von Rollenschneide- und -Wickelmaschinen: 1. Rollenschneider (System Bischof). Das Papier wird durch flache Kreismesser im Augenblick des Auf wickelns geschnitten, und die Messer laufen in der zer schnittenen Papierrolle. 2. Rollenschneider (System Jagenberg) mit Scheren schnitt. Das Papier wird vor dem Aufwickeln durch umgebördelte Tellermesser zertrennt. 3. Rollenschneider (System Haubold) mit Scherenschnitt durch Kreismesser. Das Papier wird während des Schneidens und Aufwickelns über ein geteiltes pa tentiertes Rohr geleitet. 4. Rollenschneider (System Friedr. Müller) mit Scheren schnitt. Das Papier wird durch zwei Zugwalzen von der ablaufenden Rolle abgezogen und der Wickeldorn durch die entsprechend schneller laufenden Trage walzen angetrieben. 5. Rollenschneider (System Windmöller & Hölscher) mit Führung des Papiers über eine dicke Eisenwalze, auf welcher es durch federnde Kreismesser zertrennt wird. Die Firma Grahl & Hoehl, Dresden-A, baut Rollen schneidemaschinen System Bischof in bedeutend ver besserter Form, welche sich sehr gut zum Schneiden von Tüten- und Rotationsrollen eignet und sehr verbreitet ist (Bild 158). Die Maschine besteht in ihren Hauptteilen aus der Rollenstange mit der ablaufenden Papierrolle a mit Bremse a 1 und Reguliervorrichtung i, der verstellbaren Leitwalze b, der Belastungswalze c mit dem Schlitten c s und Entlastungs- Gewichten c', ferner aus der Wickelstange d' mit der auf laufenden Papierrolle d, welche mit dem Schlitten d 2 beim Dickerwerden auf der Schlittenbahn c* des Maschinengestells nach oben gleitet; zu nennen sind noch der Wickel zylinder e, die Kreismesser f und die Hülsenpapierrolle g. Der Arbeitsgang der Maschine ist folgender: Zuerst ist zu berücksichtigen, ob fertige Hülsen als Kern der ge schnittenen Rollen verwendet werden sollen, oder ob man diese Hülsen selbst erst zu fertigen hat. In den meisten Fällen werden fertige, auf der Hülsenwickelmaschine ge klebte Papphülsen verwendet, doch kann man sich auf dem Rollenschneider die Papphülsen auch selbst herstellen. Zu diesem Zweck wird in die Lager g' eine Rolle Stroh- oder Schrenzpapier eingelegt, welches als Hülsenpapier dient. Dieses Papier wird über die Belastungswalze c geführt und um die Wickelstange d' gelegt. Hierauf bestreicht man das Hülsenpapier gleichmäßig in seiner ganzen Länge mit Kleister und dreht mit der Hand die Maschine unter stetigem Anstreichen des Papiers mit Kleister so oft herum, bis die gewünschte Stärke der Hülse erreicht ist. Hierauf schneidet man das Hülsenpapier ab und läßt die Maschine einige Male mit der geklebten Hülse unter der Belastungs walze durchlaufen, damit sie fest genug wird. Dann erst wird das Papier eingezogen. Werden fertige Papphülsen als Kern der Rolle ver wendet, so muß ihre Lochweite genau zum Durchmesser der Wickelstange passen. Diese ist meist dreiteilig und besteht aus der inneren vierkantigen Kernstange, welche nach einer Seite konisch verläuft und zwei auf ihr be festigten halbrunden Schalen. Die Kernstange ist konisch, um die Schalen in der fertigen Papphülse festklemmen und die fertig aufgewickelte Papierrolle leichter abnehmen zu können. Schlagen gegen das konische Ende der Rollen stange erleichtert das Herausziehen. Die beiden Schalen werden in der Papphülse dadurch lose und lassen sich dann ebenfalls leicht entfernen. Die Papphülse wird auf die Mitte der beiden zusammen gelegten Schalen geschoben und dann die Kernstange durchgesteckt. Durch einen Stoß mit ihrem dickeren Ende auf einen Holzklotz wird sie weiter in die Schalen hinein getrieben und preßt diese fest gegen die innere Wandung der_Papphülse, die dann unverrückbar festsitzt. Bild 158. Rollenschneide- und Wickelmaschine von Grahl & Hoehl in Dresden-A. Die mit Papphülse versehene Wickelstange d' wird in die aufklappbaren Lager des Schlittens d 2 eingelegt und ruht dann auf dem Wickelzylinder e. Die ablaufende Papierrolle a wird auf die Rollenstange gesetzt und mit Konen auf deren Mitte gut befestigt. Am Ende der Rollenstange sitzt die Bremse a' zum Straff halten der Papierbahn während des Laufes. Diese ist am Anfang des Wickelns stärker anzuziehen, damit sich der innere Kern der auflaufenden Papierrolle fest aufwickelt, sonst läuft diese beim Dickerwerden dadurch auseinander, daß sie sich in sich selbst dreht. Während des Ganges ist die Bremse allmählich immer mehr zu lösen, besonders wenn die auflaufende Papierrolle dicker wird, als die ab laufende, und daher bei einer Umdrehung mehr Papier heranzieht als diese abgibt. Die ablaufende Papierrolle muß sich dann schneller drehen, wodurch an sich schon stärkere Spannung des Papiers entsteht. Ferner ist die Rollenstange mit der Seitenreglung i versehen, welche Verschiebung des Rollenlagers mittels Handrades ermöglicht. Sie soll stets nur in geringem Maße bei etwaigen Ungleichheiten in der ablaufenden Rolle be tätigt werden unter genauer Beobachtung des dadurch seit lich verschobenen Papierlaufs. Die Papierbahn wird in der Pfeilrichtung über die Leit walze b und die Belastungswalze e gezogen, gleichmäßig straff um die Papphülse auf der WickeIstange gelegt und an ihr festgeklebt. Die Leitwalze b ist zur Reglung des Papierlaufs in ihren Lagern verstellbar und soll genau gleichmäßig zur Breite der Papierbahn stehen. Verläuft das Papier nach einer Seite, so muß auf dieser die Leitwalze