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PAPIER-ZEITUNG Nr. 50 1966 dieser Aufhebung wurden gleichzeitig vielfach geäußerte Wünsche der Papier-Industrie erfüllt, die dahin gingen, • auch für die Papiere 1—2b zur Erzielung besseren Aus sehens, besserer Schreibfähigkeit usw. die Verwendung geringer Mengen Füllstoffe zuzulassen. Bei den hohen Festigkeitswerten aber, die für diese Papiere, namentlich für die Klassen 1 und 2a, vorgesehen sind, wird der Papiermacher von dieser Möglichkeit voraussichtlich nur in bescheidenem Maße Gebrauch machen können. Sollte es ihm aber gelingen, in dieser Beziehung fortzuschreiten und die erwähnten Papiere auch bei stärkerem Zusatz von mineralischen Bei mengungen noch den sonstigen Bedingungen entsprechend herstellen zu können, so wäre dies als ein Fortschritt und nicht, wie vielfach behauptet wird, als ein Rückschritt an zusehen. Von zwei Papieren mit sonst gleichen Eigen schaften, insbesondere gleichen Festigkeitseigenschaften, von denen das eine Füllstoffe enthält, das andere nicht, ist ersteres qualitativ höher einzuschätzen, weil seine Herstellung nur durch Verwendung besserer Rohstoffe und durch bessere Verarbeitung ermöglicht werden konnte.« Wie mir Herr Eurenius mitgeteilt hat, ist die Abweichung der von ihm angeführten Aeußerung von dem wirklichen Wort laut dadurch entstanden, daß einige von ihm in einer Versamm lung gemachte Ausführungen bei der Uebertragung ins Deutsche nicht ganz zutreffend wiedergegeben wurden. Prof. JE. Herzberg, Groß-Lichterfelde Gewichtsschwankungen bei Packpapier In Nr. 44 lesen wir als Beantwortung der Frage 9984 im Briefkasten eine Antwort, die uns nicht zutreffend erscheint Ihre Annahme, daß für Papier, welches 145 bis 150 g schwer bestellt ist, eine Gewichtsberechnung von durchschnittlich 1471/, g zuzüglich 4 v. II. nach oben oder unten in Frage kommt, ist irrtümlich, denn das Papier ist im Gewicht von 145 bis 150 g bestellt worden. In dieser Bestellung liegt, daß das Papier nicht schwerer als 150 g sein darf, mindestens aber 145 g wiegen .muß, daß also nur eine Schwankung von 145 bis 150 g statt finden darf. Hätten die Lieferanten dies nicht annehmen wollen, so hätten sie den Auftrag nicht in dieser Weise be stätigen dürfen. Keinesfalls ist die Annahme, daß dabei das Grammgewicht von 1471/2 zuzüglich 4 v. H. nach oben oder unten anzunehmen ist, richtig, und sämtliche Papiergroßhändler und Papierverarbeiter werden wohl die Beantwortung der Frage in diesem Sinne nicht für richtig halten. Wir bitten, die Angelegenheit zur Aussprache zu bringen und betonen, daß bei unseren Bestellungen, wenn sie in der gleichen Weise erfolgten, von keiner Papierfabrik verlangt wurde, daß wir Papier unter 145 g abzunehmen oder über 150 g zu bezahlen haben. Papierverarbeiter Wir bitten um die vom Einsender gewünschte Aus sprache. Schriftleitung. Papier-Industrie-Verein 32. Hauptversammlung in Hamburg, 11. Juni 1909 Vorbericht (Ausführlicher Bericht wird später veröffentlicht) Die Beteiligung an der diesjährigen 32. Hauptversamm lung — 25 Mitglieder — litt unter der Nachwirkung des Todes des I. u. II. stellvertretenden Vorsitzenden. Auch der Ehren vorsitzende und I. Vorsitzende, Herr Kommerzienrat Max Krause, war infolge seiner angegriffenen Gesundheit am Er scheinen verhindert. An seiner Stelle leitete Herr Max Krause jun. die Versammlung. Er widmete vor Eintritt in die Tagesordnung den verstorbenen Herren Kommerzienrat Nister und Weinberg einen ehrenden Nachruf, und die An wesenden erhoben sich zum Zeichen ihrer Dankbarkeit von den Sitzen. An Frau Kommerzienrat Nister wie auch an Frau Weinberg wurde ein Beileidstelegramm gerichtet. Ueber den Stand des Vereins wurde mitgeteilt, daß die Zahl der Mitglieder zurzeit 885 beträgt. Die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags auf 20 M. hat den Mitgliederbestand nicht erheblich beeinflußt. Da der erhöhte Mitgliedsbeitrag erst vom Jahre 1909 ab in Kraft tritt, ergab der Kassenabschluß für 1908 das erwartete Defizit (2558 M.). Die Einnahmen betrugen 12938 M. Da mit der raschen Entwicklung des Vereins eine Vermehrung der Ausgaben Hand in Hand geht, wurde die Notwendigkeit einer weiteren kräftigen Werbetätigkeit betont. Die von Herrn Leonhardi als Kassenprüfer beantragte Entlastung des Schatzmeisters wurde genehmigt. Ueber die Diplomverteilung berichtete Herr Geheimrat Hofmann, daß seit der letzten Hauptver sammlung 149 Diplome versandt wurden, wozu noch 112 bei der diesjährigen Hauptversammlung beantragte Diplome kommen, zusammen also 261. Die beantragten Diplome wurden einstimmig bewilligt. Auf Antrag des Herrn Ge heimrats Hofmann beschloß die Hauptversammlung, die Diplomverteilung mit der Geschäftsstelle zu vereinigen. Herrn Geheimrat Hofmann wurde für seine Verdienste um die Diplomverteilung der Dank der Hauptversammlung ausgesprochen. Vertrauliche Listen wurden im letzten Jahr 224 und seit Gründung des Vereins 3921, seit dem 1. Januar 1909 schon wieder 134 ausgegeben. Bezüglich des Formats des alphabetischen Verzeichnisses zu den Schutz listen wurden aus der Mitte der Versammlung Anträge ge stellt, die dem Vorstand zur Erwägung überwiesen wurden. Die Auskunftserteilung hat im letzten Jahr wiederum eine Abschwächung erfahren, indem’ 321 Auskünfte gegen 415 im Vorjahr erteilt wurden. Angesichts des in jedem Jahr zu beobachtenden Rückgangs der Auskunftserteilung bean tragte der Vertrauensmann, die Auskunftserteilung ganz fallen zu lassen, und statt dessen mit einer gewerbsmäßigen Auskunftei einen Begünstigungsvertrag abzuschließen. In folge Widerspruchs mehrerer Mitglieder wurde beschlossen, die Frage innerhalb des Vorstandes einer Prüfung zu unter ziehen. Hinsichtlich der Rechtshilfe in Deutschland gab der Vereinsanwalt, Herr Justizrat Holz, ergänzende Be merkungen zu seinen im Jahresbericht veröffentlichten Mit teilungen. Im laufenden Jahr sind bereits über 1200 Rechts sachen vom Vereinsanwalt bearbeitet worden. Ueber die Anregung des Vereinsanwalts betr. Vereinbarung des Ge richtsstandes Berlin wird sich der Vorstand nach näherer Prüfung schlüssig machen; ebenso wird es dem Vorstand überlassen, zu der Anregung betr. Sammlung der Grund sätze der Kaufmannsgerichte Stellung zu nehmen. Hin sichtlich der Rechtshilfe im Ausland wurde auf den ge druckten Jahresbericht verwiesen. Der Geschäftsführer, Herr Eugen Hager, erstattete über die wirtschaftspolitischen Arbeiten des Vereins und über die wirtschaftspolitische Lage einen Bericht, in welchem insbesondere die Kom missionsbeschlüsse - des Reichtags zur Gewerbeordnungs novelle, zum Arbeitskammer-Gesetz und namentlich zur Reichsfinanzreform vom Standpunkt des gewerblichen Unternehmertums beleuchtet wurden. Im Anschluß hieran faßte die Hauptversammlung nachstehende zwei Resolutionen: Zu den Beschlüssen der Gewerbeordnungs-Kommission des Reichstages wurde folgende Resolution gefaßt: Mit lebhafter Besorgnis erfüllt es die im Papier industrie-Verein vertretenen Fachkreise, daß die Ge werbeordnungs-Kommission des Reichstages über den ihr durch die Regierungsvorlage betr. Abänderung der Gewerbeordnung ursprünglich gesteckten Rahmen weit hinausgegangen ist und in sozialpolitischem Uebereifer den Erlaß von Vorschriften befürwortet hat, hinsichtlich deren weder die Bedürfnisfrage bejaht, noch überhaupt das gewerbliche Unternehmertum um seine Ansicht befragt wurde. Namentlich die mit der Errichtung obli gatorischer Arbeiterausschüsse in Aussicht genommene Begutachtung der Gewährung von Ueberstunden seitens der Arbeiterschaft hält der Papier-Industrie-Vcrein für eine in hohem Grade gefährliche Neuerung. Nicht minder bedrohlich erscheint die von der Reichstags-Kommission zur Beratung des Arbeitskammergesetzes zugelassene Wählbarkeit der Gewerkschaftsbeamten und Arbeiter sekretäre, welche das Eindringen rein politischer, d. h. sozialdemokratischer Tendenzen in die Arbeitskammern ermöglicht und so der mit dem Arbeitskammer-Gesetz beabsichtigten »Pflege des wirtschaftlichen Friedens« direkt entgegenwirkt. Der Papier-Industrie-Verein er wartet von der Einsicht des Bundesrates sowie des Plenums des Reichstages, daß sie den in Rede stehenden Kommissions-Beschlüssen, welche allenthalben nur Be unruhigung und Erbitterung erzeugt haben, ihre Zu stimmung versagen werden. Zur Reichsfinanzreform wurde folgende Resolution gefaßt: Der rund 900 Firmen der Papierverarbeitung und des Papiergroßhandels umfassende Papier-Industrie- Verein protestiert mit aller Entschiedenheit gegen die Verschleppung der Reichsfinanzreform durch die von den Mehrheits - Parteien der Finanzkommission des