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1776 PAPIER-ZEITUNG Nr 45 Redner führt weiter aus: Wenn er auch nicht wisse, ob es gelänge, mit den vorhandenen Mitteln die wirklich geeignete Persönlichkeit zu finden, so ist er doch der An sicht, daß in dieser Richtung wenigstens ein Versuch ge macht werden müsse, und stellt den ausdrücklichen Antrag die zu schaffende Geschäftsstelle unter den vorher erwähnten Gesichtspunkten öffentlich auszuschreiben. Vorsitzender: Bei der ersten Beratung habe man nicht so optimistisch denken können, als durch die jetzt einge tretene günstige Lage gerechtfertigt gewesen wäre; man dürfe aber zunächst für die Geschäftsstelle nicht mehr als 2000 Mark auswerfen, da das eingegangene Geld für minde stens 2 Jahre reichen müsse, und es fraglich sei, ob die Spender später in derselben Weise wie jetzt zusteuern würden. Justizrat Wilmersdoerffer sei mit seinem Büro im Augenblick der geeignete Mann, zumal auf diese Weise möglich sei, daß der Beamte ständig zur Auskunftserteilung zur Verfügung stehe. Es sei nicht wahrscheinlich, daß ein Bürobeamter des Herrn Wilmersdoerffer die Zeit für die Vereinstätigkeit haben würde, es müsse eine neue Persön lichkeit angestellt werden, welche Herr Wilmersdoerffer Vor schlägen werde. Herr Bergmann: Es zeige sich, daß 2 Ansichten ver treten seien. Er selbst stände auf dem Standpunkt des Herrn Biermer. Die Sammlung habe eine über Erwarten große Summe ergeben, und man habe jetzt die Wahl, ob man das Bessere dem Guten vorziehen solle. Er halte den Vorschlag des Herrn Biermer für den besseren. Eine aka demisch gebildete Kraft sei geeigneter als ein Bürobeamter. Herrn Justizrat Wilmersdoerffers Vorschlag sei gewiß in allerbester Absicht gemacht worden, er halte ihn aber für weniger vorteilhaft. Er vertrete damit übrigens auch die Ansicht des Herrn Schaal. Die Geldfrage spiele keine so große Rolle, weil die Spender ihre Beiträge immer erneuern würden. Die Tätigkeit im Nebenamte sei doch eine recht zweifelhafte Sache. Er empfehle dringend, die Frage noch näher zu erörtern, bitte aber, die Erledigung der Angelegen heit ruhig dem Vorstande zu überlassen und nur größere Mittel, als vorgeschlagen, auszuwerfen. Er sei der Ansicht, daß die Ausschreibung der Stelle am besten durch eine Anzeige erfolge. Er bitte, den Herrn Justizrat Wilmers doerffer nicht zu sehr mit Arbeit zu überlasten, er leiste ohnehin schon Reichliches für den Verein. Vorsitzender glaubt, die Arbeit werde anfänglich nicht so groß sein. Herr Wilmersdoerffer habe vorläufig unentgeltlich die Arbeit übernommen und wünsche nur einen Beamten zu seiner Unterstützung. Mit der Wahl eines Akademikers solle man doch warten, bis genug Arbeit für diesen vorhanden wäre. Herr Müller, Hannover: Der Nordwestdeutsche Papier-Verein in Hannover habeauch den Vorschlag des Herrn Biermer erwogen, daß die Stelle im Nebenamte besetzt werden solle, 2 Mitglieder dieses Vereins, darunter er, hätten an der Vorstandssitzung in Berlin teilgenommen. Damals sei Herr Justizrat Wilmers doerffer als Vorsitzender vorgeschlagen worden: dieser Vorschlag sei zwar nicht durchgegangen, aber Herr Justizrat Wilmersdoerffer sei ihm damals als ein Mann erschienen, der sehr Tüchtiges für den Verein leiste. Er bitte daher, die Arbeit Herrn Justizrat Wilmersdoerffer zu übertragen, zumal man auch fürchten müsse, daß sonst die Mittel bald zu Ende sein würden. Man solle bedenken, daß ein akademisch gebildeter Herr 3—4000 Mark kosten würde. Er bitte, die Errichtung der Geschäftsstelle zu beschließen, alles Uebrige aber dem Vorstand zu überlassen. Herr Richter glaubt nicht, daß die Ansichten auseinander gehen; im wesentlichen handle es sich um die Geldfrage, und tüchtige Leute kosteten immer Geld. Es sei also gleich- giltig, was für einen Beamten man anstelle; wenn er etwas leiste, so müsse er auch entsprechend bezahlt werden. Er sei dafür, die Stelle auszuschreiben. Er glaube nicht, daß die erste Arbeit der Geschäftsstelle unbedeutend sein werde, gerade die erste Arbeit sei besonders schwierig, da neue Anregungen gegeben werden sollten, und die anzustellende Persönlichkeit wahrscheinlich fachlich nicht so ausgebildet sei, wie es für die Vereinstätigkeit notwendig wäre. Der neue Beamte müsse angeleitet werden, und da sich , Herr Justizrat Wilmersdoerffer zu dieser Anleitung erboten habe, so müsse man ihm ganz besonders danken und ihm den Beamten zuführen; heute sei nichts weiter nötig, als dem Vorstand eine gewisse Summe zu bewilligen, deren Höhe sozusagen als Anhaltspunkt dienen soll, wie weit man in den einzelnen Ausgaben gehen könne. Außer der Bezahlung des Beamten müßten noch andere Kosten aufgebracht werden, so für Drucksachen, Reise u. a. Er bitte um Annahme des Antrags Biermer in dem dargelegten Sinne. Herr Garve, Hannover erklärt, daß der Nordwestdeutsche Verein für die Geschäftsstelle gewesen sei und Geld gesammelt habe. Er bitte, die Einrichtung dem Vorstand zu überlassen. Herr Wolff, Frankfurt a. M., pflichtet Herrn Richters Ausführungen bei und bittet ebenfalls, die Angelegenheit dem Vorstande zu überlassen. Herr Goerisch, Frankfurt a. M., findet die ein gegangenen Mittel noch sehr bescheiden; man solle das Bärenfell nicht verkaufen, ehe man den Bären habe. Auch er schlägt vor, die Angelegenheit dem Vorstande zu über tragen. Herr Richter bittet, sich in Zukunft nicht nur auf den Vorstand zu verlassen, sondern selber zu arbeiten: Alle für einen. Herr Justizrat Wilmersdoerffer dankt seinen Vorrednern für die über ihn ausgesprochenen Liebens würdigkeiten. Für die Belebung des Versammlungsbesuchs der Mitglieder sei viel geschehen, aber alles sei vergeblich gewesen, da die Interessen zu sehr zersplittert seien. Es gäbe nur 2 Wege, die Leute zusammen zu bringen; Der erste Weg sei Veranstaltung von Vergnügungen (Zuruf: Sehr richtig!), der zweite, die Berührung von Fragen von materiellem Interesse. Zur Arbeit auf diesem 2. Wege müsse der neu anzustellende Beamte angeregt werden. Auch er habe Be denken gegen die Ausübung dieser so wichtigen Tätigkeit im Nebenamte. Das Entgelt hält er der Leistung für ange messen. Sein eigener Name sei in der Aussprache öfter genannt worden, als ihm angenehm sei. Er dränge sich nicht zur Arbeit, deren er schon genug habe und wolle auch nicht Leiter der Geschäftsstelle sein, er halte es nur für zweckmäßig, wenn der Raum für die Geschäftsstelle bei ihm sei, da er dann den Beamten beraten könne. Man müsse eine selbständige Persönlichkeit für diese Tätigkeit suchen, aber keinen Büroschreiber, und er würde dies nur über nehmen, wenn er der Unterstützung der Vereinsmitglieder sicher sein könne. Herr Bergmann meint, daß das Ein arbeiten in die neue Tätigkeit schwierig sein wird, darum müsse man darauf sehen, daß der Beamte dauernd bleibe. Dies sei bei dem Entgelt zu berücksichtigen. Man könne aber diese Frage ruhig dem Vorstand überlassen, denn zu nächst sei die Frage nach Angeboten zu erledigen. Er sei ferner der Ansicht, daß die Tätigkeit des Beamten überwacht werden müsse. Herr Bienner: Die Herren, welche Beiträge gespendet haben, werden diese nur wiederholen, wenn etwas geleistet wird. Man solle dem Vorstand zunächst 2000 M. für den Geschäftsführer zur Verfügung stellen, damit eine Summe ausgeworfen sei, nach der man sich richten könne. Aus der Versammlung wird der Schluß der Aussprache beantragt. Vorsitzender: Die Höhe der Beträge, welche ein gehen würden, sei noch nicht völlig zu übersehen. Er bitte, vorläufig eine Summe bis zur Hälfte der eingehenden Beträge dem Vorstand für das erste Jahr zur Verfügung zu stellen, damit für 2 Jahre ausgesorgt sei. Der Vorstand würde dann 2000 M. oder auch etwas mehr zur Verfügung haben. Darauf bringt er den schriftlich vorliegenden Antrag Biermer auf öffentliche Ausschreibung der Stelle zur Abstimmung. Der Antrag wird angenommen und mit ihm der Antrag des Vor standes. Darauf wird dem Vorstand eine Summe bis zur Hälfte der eingehenden Beträge bewilligt. Nunmehr tritt eine etwa einstündige Pause von 1—2 Uhr ein, in der kaltes Frühstück eingenommen wird. Nach Wiedereröffnung der Sitzung verliest der Vor sitzende zunächst Telegramme, die von den Herren Rechts anwalt Lederer, Kommerzienrat Soennecken und Elzbacher eingegangen sind, und verkündet die Namen mehrerer Mit glieder, welche für die Geschäftsstelle gezeichnet haben. Dann wird der 2. Antrag des Vorstandes ohne Aussprache angenommen. Zum 3. Antrag des Vorstandes bemerkt der Schatzmeister, Herr Kuhn, daß die zu bewilligenden Reise kosten zwar 3—400 M. betragen würden; er halte aber.die mündlichen Beratungen für so wichtig, daß er mit gutem Gewissen diese Ausgabe befürworten könne. Herr Müller, Hannover, bittet um die redaktionelle Abänderung, daß statt »Vereinskasse« »Hauptkasse« gesagt werde. Mit dieser Ab änderung wird dann auch der 3. Antrag des Vorstandes an genommen. Fortsetzung folgt.