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PAPIER-ZEITUNG 1487 Zweckmäßige Anzeigenklischees Daß sich Autotypien für den Abdruck in Zeitungen nicht eignen, das ist so klar wie die bekannte »dicke Tinte«. Ebenso klar dürfte Fachleuten sein, was der Zeitungsdruck erfordert, wenn Bilder gute Wirkung haben sollen: Nicht zu enge Zeichnung, tiefer Schnitt oder tiefgeätzte Platten, bei denen die erste Aetzstufe fortgenommen ist, und die größeren Flächen noch besonders tiefgelegt sind. Die Zeichnungen großer Modehäuser geben für die Aus führung an Illustrationen treffliche Beispiele. Es wird dabei auf kräftige Schwarz-Weißwirkung hingearbeitet; Mitteltöne fehlen, die Lichter sind offen, nur durch Konturlinien be grenzt, die Schatten werden durch wenige schwarze Flächen bewirkt. Auf diese Weise sind lebendige Bilder entstanden, die sich auch auf der Rotationspresse bis zum letzten Bogen tadellos ausdrucken lassen. Wer diese Illustrationskunst nicht heraus hat, der versucht sie durch Schraffierungen und andere Ueberflüssigkeiten zu ersetzen. Für den Anzeigenden ist von großer Bedeutung, daß Wort und Zeichnung seines Angebots in bester Weise in die Augen des Zeitungslesers fallen. Umsomehr muß man sich wundern, daß im Zeitalter der Anzeige noch so manche Mißgeburt von Abbildung in den Zeitungen erscheint. Nur ein Beispiel: In einer häufig bemerkten Anzeige eines Dresdener Hauses wird ein Kochapparat abgebildet, der ein Muster von Einfachheit und Bequemlichkeit sein soll. Die »geehrte Hausfrau« steht in Pelzjacke und Federhut un beschäftigt daneben. Der Gedanke ist gut,- die Ausführung schlecht. Infolge dicht gelegter Schraffierungen ist nämlich das Bild so verschmiert, daß es aussieht, als ob der Apparat gerußt hätte. Man wird also eher abgeschreckt, als günstig gestimmt. Ein wenig Ueberlegung sollten beide beweisen: der, welcher die kostspieligen Anzeigen veranlaßt, und der, welcher sie druckt und seinen Auftraggeber beraten sollte. R. Aktenzeichen Fabrikanten und Geschäftsleiter, die viele Angelegen heiten nicht sofort erledigen können, sondern diese einige Zeit in der Schwebe lassen müssen, pflegen Aktenstücke anzulegen, die jederzeit einen Ueberblick über die Sachen gewähren sollen. Ob dies nun in Form eines Shannon geschieht oder in Art der Aktenbündel von Rechtsanwälten, — immer ist eine gewisse Unübersichtlichkeit die Folge solcher gleich aus sehenden Sammelpakete. Man versieht die Shannon-Apparate zwar mit Aufschriften und die Aktenmappen mit Schwänzen zu dem gleichen Zwecke; es ist aber nicht leicht für den vielbeschäftigten Leiter, die gerade gewünschte Sammlung ohne Suchen zu finden, und der beliebte »junge Mann«, der das Gesuchte heranzuschaffen hat, ist nicht immer zur Hand. Außerdem ist jedes Suchen Zeitvergeudung, ob es nun den Chef be trifft oder den Diener. Durch aufgeklebte Etiketten in verschiedenen Farben kann man dem suchenden Auge angenehm zu Hilfe kommen. Ein rotes Etikett bedeutet z. B. »Fabrikbau«, ein grünes »Steuersachen«, ein gelbes »Lieferung S. & Co.« usw. Doch ist die Auswahl an auffälligen Farben nicht groß, und es bedarf bei vielen Sammelpaketen, denen zuliebe die Ein richtung doch gebessert werden soll, jedesmal der Ueber legung, welche Farbe bei einem bestimmten Fall in Frage steht. Es ist also rätlicher, Farben zur Unterscheidung nur in Ausnahmefällen anzuwenden, z. B. Rot für eine gewisse dringende Angelegenheit, Grün für eine Sache, die dauernd in der Schwebe bleibt, wie etwa die Korrespondenz mit Agenten oder Filialen. In solchen Fällen würde die grüne Farbe z. B. den Shannon oder das Aktenstück »Filiale Berlin« bedeuten, das rote Etikett die Korrespondenz mit der Agentur Bremen usw. Die Farbe dient demnach hier dazu, aus vielen Sachen die im Augenblick gewünschte mit einem Griff herauszuholen. Ein anderes bewährtes Unterscheidungsmittel sind Zeichen, die auf den Inhalt eines Paketes Bezug haben, z. B. ein in kräftigen Strichen ohne jede Kunst auf das Etikett oder den Schwanz gezeichnetes Haus für »Neubau«, ein Geldbeutel oder eine Zahl im Kreis für Geld-Anlagen, ein Helm für eine Militärlieferung u. dgl. Es wird sich für viele Sachen leicht ein Stichwort finden lassen, das sich zur Ausführung einer Stichmarke in diesem Sinne eignet. Die übrigen Sachen, für die auch farbige Bezeichnung nicht anwendbar oder nicht tunlich erscheint, können dann leicht in der sonst üblichen Weise durch Aufschrift be zeichnet werden, wobei indes ebenfalls auf Augenfälligkeit Bedacht genommen werden sollte. Die Sache »Bernheim & Söhne, Dresden« kann durch kräftige Buchstaben »B & S«, die Angelegenheit »Streichers, Potsdam« durch »Str« kennt lich gemacht werden, vorausgesetzt, daß es sich um be kannte Dinge handelt, die gewählte Marke also ohne Weite res verständlich ist und sofort ins Gedächtnis kommt. Denn wenn man, statt einfach zuzugreifen, erst überlegen und sich erinnern müßte, welche Maße man für den bestimmten Fall eingeführt hat, dann wäre das System keine Ver besserung. Aehnliche Erwägungen stellen sich ein, wo es sich um eine vielfältige Korrespondenz mit festen Agenten oder Zweiggeschäften handelt. Die Briefe laufen manchmal wochenlang durch den Betrieb, werden häufig gesucht, und es ist erwünscht, sie unter einer Menge anderer Schrift stücke irgendwie auffällig zu machen. Hier sind farbige Unterscheidungsmerkmale, z. B. eine große rot gedruckte Firma, ein grünes Feld am Briefkopf u. dgl., ferner farbige Briefpapiere gute Hilfsmittel, die sich in geeigneter An wendung immer bewähren werden. R. Entwertung der Postwertzeichen Seit einiger Zeit werden bei einer Anzahl von Post ämtern, namentlich in Berlin, die Briefe, Postkarten usw. auf maschinellem Wege dadurch abgestempelt, daß über die ganze Länge des oberen wagerechten Randis ein System von mehreren gleichlaufenden Strichen, welche mit dem Datumstempel abwechseln, aufgedrückt wird. Der Papier industrie-Verein hat das Reichspostamt unter Ueberreichung einer größeren Zahl von abgestempelten -Briefumschlägen und Postkarten darauf aufmerksam gemacht, daß diese Ent wertungsmethode eine Reihe von erheblichen Uebelständen im Gefolge hat. Der im geschäftlichen Verkehr übliche Firmenaufdruck auf den Briefdecken wird sehr häufig un kenntlich gemacht, die lang gezogenen Striche des Stempels machen nicht selten die Adresse oder bei Postkarten den Inhalt der Karte unleserlich, Briefsendungen geraten ver kehrt in die Stempelmaschine, sodaß der Bestimmungsort unleserlich gemacht wird, die Stempelmaschine bringt den Aufdruck so kräftig hervor, daß auch der Inhalt der Brief decken, z. B. Wunschkarten, Bilder u. dgl. sämtliche Striche und Kreise als kräftige Tiefprägung aufweist, schließlich entsteht durch das Verwischen und Abfärben der frischen Stempelfarbe eine sehr starke Verunreinigung der Post sendungen. Papierverarbeitung und Druckgewerbe haben sich seit jähren bemüht, das Publikum zur Verwendung praktischer Briefumschläge aus gutem Material und mit ge schmackvollem Firmenaufdruck zu erziehen, und Absender wie Empfänger von Postsendungen haben den augenfälligen Vorteil eines derartigen Korrespondenzmaterials durchaus erkannt. Diesem Erfolg droht jetzt eine Einbuße, wenn die Handhabung der neuen Abstempelungsmethode beibehalten wird. Der Papier-Industrie-Verein hat deshalb das Reichs postamt gebeten, eine Besserung der jetzigen Abstempelungs methode anzuordnen. 40 Jahre Deutscher Buchdrucker-Verein. In Mainz, wo die Wiege Gutenbergs und der Buchdruckerkunst stand, wurde vor 40 Jahren der Deutsche Buchdrucker-Verein begründet, der sich inzwischen stolz entwickelt hat. Zur Erinnerung an dieses Er eignis fand eine Sektionsversammlung der Berufsgenossenschaft Sektion 3 (Main) und eine Versammlung des Kreises 3 (Rheinh.) statt, die von Frankfurt, Kassel, Darmstadt, Worms, Offenbach, Gießen, Wiesbaden usw. gut besucht war. Den geschäftlichen Verhandlungen folgte ein Bankett im Kasino-Hof zum Guten berg. Eine Festschrift des Vorstandes des Kreises 3 (Main) hat Herrn Mahlau-Frankfurt zum Verfasser. Von den 38 Gründern des Vereins sind noch zwölf am Leben, und vier dieser Vete ranen wohnten der Festlichkeit bei: Forger-Offenbach, Kranz böhler-Worms, Passet-Mainz und Walter-Mainz; die übrigen sind: Mahlau-Landschlacht, Kühler-Darmstadt, Liebrich-Berlin, Prickarts-Mainz, Rudolph-Kassel, Winter-Darmstadt, Wittich- Darmstadt und Volkmann-Amorbach. (Köln. Ztg.)