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Nr. 27 PAPIER-ZEITUNG 1047 Eingänge Etou-Antiqua, Messingschrift für die Vergoldepresse von Weißbeck 6• Nickol in Leipzig. Die Firma versendet Probe- Abdrücke einer neugeschnittenen Schrift, die den Namen Etou-Antiqua trägt und den Charakter der verzierten Antiqua hat. Sie ähnelt mehreren jüngst erschienenen Buchdruckschriften und gibt dem Buchbinder also Ge legenheit, auch seinerseits dem wechselnden Geschmack in der Schriftenwahl folgen zu können. Da die Etou- Antiqua in 10 Graden von 10 Punkt bis etwa 7 Cicero fertig geschnitten ist, bietet sie auch in der Größe genügend Auswahl, um einheitlich arbeiten zu können. Büchertisch Unter dem Reichsbanner. Ein neuer Vorschlag zur politischen Erziehung des deutschen Volkes. Von Hermann Ehrhard. Berlin 1909, Verlag von Hans Pilger, SW 68, Oranienstr. 119. 52 Oktavseiten. Preis 80 Pf. Verf. legt in klarer Beweisführung dar, daß das deutsche Volk politisch erzogen werden muß, wenn es die Macht, die ihm das allgemeine Wahlrecht verleiht, richtig verwenden soll. Als Mittel zu solcher Erziehung empfiehlt Verf. die Einführung von »Bürgerkunde« in den Fortbildungsschulen. Hierdurch würden die jungen Leute bis zu 18 Jahren über ihre Bürgerpflichten und Rechte, über Reichs- und Landesverfassung aufgeklärt. Während des Militärdienstes könnten diese Kenntnisse er weitert werden. Damit sie aber im Mannesalter des Bürgers nicht verblassen — die Zeitungen mit ihrer Parteipolitik oder Gleichgiltigkeit geben selten die richtige Belehrung in nationalen Fragen — regt Verf. die Gründung eines Wochenblattes auf Reichskosten an, das in jeder deutschen Haushaltung durch die Post unentgeltlich abgeliefert würde. Dieses Wochenblatt soll »Deutsches Reichsblatt« heißen und in 15 Millionen Exemplaren erscheinen. Es soll keine Anzeigen und Tagesneuigkeiten auf nehmen, nm den bestehenden Zeitungen keinen Wettbewerb zu machen. Etwa 5 von den 8 Quartblättern der Nummer sollen Aufsätze über Bürgerkunde u. dgl. bringen und der Reichs- reglerung zu Mitteilungen über ihre Absichten zur Verfügung stehen, d e übrigen drei Blätter sollen für engere Heimatskunde und für Bekanntmachungen der Landesregierungen an die Bürger bestimmt sein. Das D. R. soll in etwa 10 Ausgaben heraus kommen, die über das Deutsche Reich möglichst gleichmäßig zu verteilen sind. Die Hauptschriftleitung wird durch das Reichsamt des Innern in Berlin besorgt. Dieses erhält die Bei träge der 10 Unterausschüsse aus den verschiedenen Reichs gebieten. Die Reichsdruckerei stellt den Satz her und ver sendet Stereotypplatten davon an etwa 150 Druckereien mit Rotationsmaschinen. Jede Druckerei stellt 100000 Exemplare her, die durch die Post an alle Haushaltungen im benachbarten Gebiet ausgetragen werden. Verf. als höherer Postbeamter legt genau dar, wie die Post diese Arbeit ohne zu große Mehrkosten bewältigt. Die Gesamtkosten betragen : Satz 15 600 M. 15,6 Mill, kg Papier (zu 25 Pf. d. kg) . 3900000 „ Druck 1 560 000 „ Verpackung 195000 „ Beförderung 15600 „ Hilfe bei der Bestellung 329000 „ Schriftleitung und Schriftsold .... 146800 „ 6162 oco M. Diese Summe sei gering im Verhältnis zu den Vorteilen, die Verf. von diesem Unternehmen erhofft und ausführlich darlegt. Die Papier- und Druckgewerbe hätten, wie obige Zahlen ergeben, vom Zustandekommen des »Deutschen Reichsblatts« großen Vorteil. Da der Druck auf zahlreiche Druckereien im Reiche verteilt würde, so kämen auch zahlreiche Papierfabriken für die Lieferung des Papiers in Betracht, die sich in die rund 4 Millionen Mark betragenden Aufträge zu teilen hätten. Der größte Widerstand gegen diese Gründung würde der Furcht der Parteien und Fraktionen vor der Machtstärkung der Regierungen entspringen und könnte nur durch das allgemeine Verlangen der Wähler nach Einführung dieses ihnen unent geltlich zu liefernden Blattes überwunden werden. Die Be lebung des politischen Verständnisses im Volke würde aber auch den politischen Tageszeitungen zugute kommen, Indem die Zahl der Leser sich vermehrte. Auch dadurch erwüchse der Papier- und der Druckindustrie neuer Vorteil. Die Reichs regierung hat allen Grund, diesen Vorschlag tatkräftig aufzu greifen. Da das nationale Interesse mit dem geschäftlichen Interesse der Papierindustrie in diesem Falle zusammenfällt, so könnten Papierfabriken und Buchdruckerelen den in der Schrift enthaltenen Vorschlägen durch die Presse, durch Buchhand lungen und durch Verbreitung der Schrift selbst zu allgemeiner Erörterung verhelfen. S. F. Deutscher Normaltarif für Buchbinderarbeiten von H. Steinhäuser, Buebbindermeister in Gießen. Darmstadt, Vereinigung selbständiger Buchbinder in Hessen. 52 Oktav seiten, Einleitung, Tabellen und Text, 30 Seiten Bezugs- quellen-Anzeigen. Preis 1 M. 50 Pf. Das Büchelchen ist auf gutes Schreibpapier gedruckt, als moderne Broschüre gebunden und nach Art der Maschinen- Kataloge mit Register für den Gebrauch praktisch eingerichtet. Der Preis erscheint sehr mäßig. Der Grundgedanke des Tarifs ist: Wo den Gehilfen 22 M. 50 Pf. Wochenlohn gezahlt wird, sollen die Tarifpreise gelten, wo weniger 5—20 v. H. abgezogen, bei höheren Löhnen dagegen ebensoviel Prozente zugeschlagen werden. (Eine Prozent- Umrechnungstabelle erleichtert dies.) Dieser Leitsatz des Tarifs ist Insofern anfechtbar, als nicht an ein und demselben Orte und nicht einmal in ein und derselben Werkstatt allen Gehilfen der gleiche Lohn gezahlt wird. Da die Verteilung der Arbeiten aber nicht so erfolgen kann, daß den Gehilfen immer die gleichen und nicht auch bessere oder geringere Arbeiten zugewiesen werden, ja in den kleineren Werkstätten von allen Gehilfen und Lehrlingen mit den verschiedensten Lohnbezügen überhaupt fast alles was vorkommt, gemacht werden muß, um tunlichst rasch bedienen zu können, läßt sich das Berechnungsprinzip des Tarifs nicht aufrecht erhalten. Denn es würden dabei selbst in derselben Werkstatt für ganz gleiche und gleich gut ausgeführte Arbeiten die verschiedensten Preise gefordert werden müssen, weil einfachere Arbeiten von billigeren Arbeitern eben so gut wie von teureren ausgeführt werden können, manchmal aber auch von letzteren ausgeführt werden müssen, die dafür ge zahlten Löhne dann aber sehr verschieden hoch sind. Ver schiedene Preise für die gleiche Arbeit dürfen aber in der gleichen Werkstatt nicht verlangt und am gleichen Ort wenig stens nicht durch einen Tarif begründet werden. Die Möglich keit der Gleichmachung der Preise durch einen für den Ort an- genommenen Durchschnitts-Lohnsatz läßt aber den verschiedenen Ansichten über letzteren, welcher überhaupt schwer zu bestimmen ist, zu viel Spielraum, als daß der Tarif den beabsichtigten Zweck erfüllen könnte. Dem nach meiner Ansicht verfehlten Grundgedanken des Tarifs gegenüber ist es ohne Belang, ob seine Preise zu den heutigen Löhnen, andern Unkosten und Kosten der eignen Lebenshaltung im Verhältnis stehen, deshalb braucht auf die Preise nicht näher eingegangen zu werden. Ein Gutes wird der Tarif bei seiner Einführung jedenfalls haben; Daß man dann überhaupt rechnen und sehen wird, was man beim Buchbinden verdient oder vielmehr nicht verdient. H. L. Brade’s Illustriertes Buchbinderbuch. Ein Lehr- und Handbuch der gesamten Buchbinderei und aller in dieses Fach einschlagenden Kunsttechniken von Hans Bauer. Fünfte neu verbesserte Auflage. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 16 Lieferungen zu je 50 Pf. In Nr. 27 von 1908 wurde bereits auf den damals fertigen «Teil des Werkes, die Hefte 1 bis 10, hingewiesen, nun sind auch die übrigen, Hefte 11 bis 16 erschienen, sodaß die neue Auflage vollständig ist. Diese Lieferungen beschreiben das Preßvergolden, das Geschäftsbuch, den künstlerischen Bucheinband, andere kleinere Arbeiten des Buchbinders, Berechnungsbeispiele usw. An den Schluß des Ganzen Ist noch ein geschichtlicher Abriß aus der Feder von Paul Kersten gestellt, der in kurzer über sichtlicher Darstellung die Entwicklung der Buchbinderei schil dert. Eine Sammlung kunstgewerblicher Einbände als Beilagen auf Kunstdruckpapier gedruckt, dem »Archiv für Buchbinderei« entnommen, ist als Anhang dem Werke beigegeben, und ein Re gister erleichtert den Gebrauch. Der Postscheckverkehr, Leitfaden für die Geschäftswelt und die Handelslehranstalten, nach amtlichen Unterlagen be arbeitet und erläutert durch E. Bossig, Postsekretär in Freiberg in Sachsen. Leipzig 1909, Thüringische Verlags anstalt, G. m. b. H., Thalstr. 12. Preis 50 Pf. Da die Geschäftswelt bei der Benutzung des Postscheckver kehrs noch häufig Fehler begeht, welche zu Verschleppungen und Geldverlusten führen können, so erscheint folgendes Schrift- eben zur richtigen Zelt. Es gibt in Fragen und Antworten über alle hier auftauchenden Fälle genauen und zuverlässigen Bescheid und enthält auch Muster der verschiedenen im genannten Ver kehr benutzten Drucksachen. Landhaus und Villa. Illustrierte Zeitschrift für Eigen hauskultur und deutsche Wohnungskunst. Herausgegeben von Emil Abigt, Wiesbaden. Jährlich 24 Hefte. Preis des Heftes im Abonnement 50 Pf. Wesldeutsche Verlagsgesell schaft m. b. H., Wiesbaden. Nach dem Eigenhause streben Tausende von Familien, um den Unannehmlichkeiten der Mietswohnung zu entgehen und ihrer Gesundheit zu leben. Für Fachleute und Private, die Eigen häuser bauen wollen, ist diese Zeitschrift von Wert. Jedes Heft enthält Musterbeispiele schöner Häuser Im Bauwert von 5000 M. aufwärts.