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1046 PAPIER-ZEITUNG Nr. 27 Aus den Typographischen Gesellschaften Bremen. Typogr. Klub. Am 8. März wurde die Jahres abrechnung vorgelegt, welche mit einem Kassenstand von 61 M. 35 Pf. abschließt. Die Mitgliederzahl beträgt jetzt 108 bei etwa 450 Buchdruckern am Ort. Die Klubsammlungen sollen auch den kleineren Orten im Nordwestgau zugänglich gemacht werden und zwar fand am 21. März eine öffentliche Drucksachen-Aus- Stellung in Delmenhorst statt; auch in Leer steht eine solche Veranstaltung bevor ebenso wie die GrQndung eines Typogr. Klubs. Am 14. März veranstaltete der Klub eine Ausstellung von Drei- und Vierfarbendrucken. Sie umfaßte Reproduktionen von Gemälden, Buchtitel und -Illustrationen, Plakate, Prospekte, Künstlerpostkarten, Zeitschriften usw. Um n Uhr vormittags hielt Herr Baur einen Vortrag aber die Technik dieses Druck verfahrens. An zum Teil selbstgefertigten Mustern zeigte er die Entwicklung und Anwendungsmöglichkeit des Drei- und Vier farbendrucks. Nach dem Vortrag war die Ausstellung noch bis zum Eintritt der Dunkelheit für die Allgemeinheit geöffnet und wurde von etwa 150 Personen besucht. An den beiden Oster tagen veranstaltet der Klub eine öffentliche Plakatausstellung, wozu von der Behörde ein Gewerbeschulgebäude zur Verfügung gestellt wurde. —ff. Breslau. Typographische Gesellscha/t. Am 17. Februar [be richtete nach Verlesung des Protokolls Herr Schmidt über einige Aufsätze aus den »Monatsheften für graph. Kunstgewerbe« und aus dem »Werkblatt«. Er empfahl der besonderen Beachtung der Mitglieder die Artikel über »Reklame«, »Etwas über die Behandlung der Ziehfeder«, »Papierkorbinhalt«, »Katalog ausstattung«, »Kurorte und Graphik« und verschiedene andere. Hierauf sprach Herr Schultes über »Gedichtsatz«. Den sehr interessanten Ausführungen entnehmen wir folgendes: »Das Gedicht bedingt eine übersichtliche, das Lesen er leichternde Anordnung. Zu dieser gehört 1. das Trennen der einzelnen Verse (der Versabstand beträgt eine Zeilenwelte ein schließlich des oberen und unteren Durchschusses), 2. das Los lösen der einzelnen Versmasse innerhalb der Verse durch Ein rücken, 3. die Vermeidung zu starker Auszeichnung einzelner Worte oder Zellen, 4. möglichst genaue Wortzwischenräume nach der Druckschrift (selten Halbgeviertsatz), und 5. Ver meidung von nach dem Versmaß unnötigen Einrückungen. Die Gewohnheit, jede Reimzeile mit einem Versal zu beginnen, hält das Lesen besonders bei kurzen Zeilen sehr auf. Aehnlich stören auch die Gedankenstriche. Kommen Ergänzungsstellen durch Punkte vor, so sind diese Lücken durch das Abrücken der Punkte um Viertelgevierte zu kürzen. Kommen bei Ge dichten einzelne Abschnitte vor, so sind drei Sterne in Dreieck stellung einem Strich vorzuziehen, da erstere mit der Schrift eine ruhige Verbindung halten. — An diesen Vortrag schloß sich eine recht rege Aussprache, in welcher noch verschiedene auf den Vortrag bezügliche Fragen an den Referenten gerichtet wurden. Im Fragekasten befand sich die Frage: »Was ist zweck mäßiger bei Wechseln und Quittungen, die in Schreibschrift ge setzt werden, die Firma auf der linken Seite in Druckschrift oder auch in Schreibschrift zu setzen (wenn die begleitende Einfassung fortbleiben muß)?« Diese Frage wurde der tech nischen Kommission zur Beantwortung überwiesen. Am 24. Februar veranstaltete die Gesellschaft eine humo ristische Sitzung, die sehr gut besucht war. “ Die Sitzung vom 3. März brachte eine Besprechung des Weihnachtsheftes des »Archiv für Buchgewerbe« durch Herrn C. Schmidt. Er zollte den zahlreichen Beilagen und Muster blättern uneingeschränkte Anerkennung. Ein Antrag des Graph. Klubs Brieg geht dahin, daß von Zeit zu Zeit Delegierten konferenzen von allen angeschlossenen Vereinen am Kreisvorort stattfinden sollen. Man hofft dadurch eine gleichmäßigere Arbeit in den einzelnen Vereinigungen zu erzielen. Es wurde beschlossen, abzuwarten, bis sich alle angeschlossenen Vereine dazu geäußert haben. Die Erledigung einer technischen Frage bildete den Schluß der Sitzung. G—e. EE Am 17. März sprach Herr Schmidt über eine Rundsendung »Hannoverscher Drucksachen«. An Hand eines beigegebenen Berichts besprach Redner die 41 einzelnen Tafeln und kam dabei zu dem Schluß, daß diese Rundsendung zu den besten zählt, die 1 hm bis jetzt vor Augen gekommen sind. An Stelle des Direktors der städtischen Handwerkerschule Herrn Heyer sprach Herr Schultes über »Die Notwendigkeit der Fortbildung für den Buchdrucker«. Er bedauerte, daß die Breslauer Fachklasse an der Handwerkerschule so wenig Zu spruch habe und wünschte Besserung im Interesse der Buch drucker. • Die technische Frage: »Ist bei Rechnungen, Mitteilungen usw. der Ortsname in Schreibschrift oder In gleicher Schrift wie der übrige Text zu setzen« wurde nach ausgedehnter Aussprache von Herrn Schultes dahin beantwortet, daß da, wo hinter den Orts namen geschrieben wird, Schreibschrift oder Kursiv zu ver wenden sei. G—e. Magdeburg. Graphische Gesellschaft. Ueber die Weihnachts hefte und Jahrbücher unserer Fachzeitschriften sprach in der letzten Sitzung der Bibliothekar Herr Daniel Heinrich. — Vom V. D. T G. lagen als Rundsendung die Geschäftsdrucksachen unserer Berliner Schwestergesellschaft aus. — Als Vorsitzender wurde Herr Konrad Schrader wiedergewählt. — Anfang Februar hat für die Mitglieder ein Kursus in der französischen Sprache begonnen. H. Offenbach a. M. Graphische Vereinigung. Am 17. Juni 1908 waren die Entwürfe für unsere Vereinigung, bestehend aus 26 Mit gliedskarten im Vereinslokal ausgelegt. Die Bewertung der selben hatte die Leipziger Typographische Vereinigung über nommen. Vor Verlesung der Kritik wurden vier Kollegen be auftragt, ebenfalls die Arbeiten ihrer Begutachtung zu unter ziehen und hieraus konnte man ersehen, wie verschieden die Auffassung war. Den 1. Preis erhielt Herr Franz Fischer, 2. Preis Herr Karl Adolf Hahn, 3. Preis Herr Karl Adam, 4. Preis Herr Georg Hautsch. Am 1. Juli war eine Rundsendung vom V. D. T. G. betitelt: »Dürener Drucksachen« (Merkantilarbeiten, Johannisfest- und Reklame-Drucksachen) ausgestellt. Das Be gleitschreiben wurde vom Vorsitzenden verlesen, und hieran schloß sich eine rege Aussprache. Aus den Sammlungen des Deut schen Buchgewerbevereins zu Leipzig waren uns zu Aus stellungszwecken etwa 100 Tafeln moderner Druckarbeiten über lassen, die am Sonntag, 23. August, von Vormittags 10 bis 1 Uhr im großen Saale unseres Vereinslokales ausgestellt waren. Der größte Teil der Arbeiten war hinsichtlich Satz-Arrangement, Druck und Farbengebung musterhaft; bemängelt wurden einige Trennungen, doch man beruhigte sich damit, daß dies künstle risch sei und den Künstlern mehr Freiheit in dieser Beziehung gestattet werde. Am 3. September fand eine geschäftliche Sitzung statt, in der über die »einheitliche Stärke der Linienbilder« verhandelt wurde. Man war allgemein der Ansicht, daß man dem Vorschlag der Berliner Typographischen Gesellschaft, die eine Abstufung der Linienbilder in fünf Stärken für genügend hält, zustimmen könne. Am 13. September besuchte die Vereinigung die hessische Landes-Ausstellung für freie und angewandte Kunst in Darm stadt. Die Ausstellung bot so viel Sehenswertes, daß der Besuch unsere Mitglieder sehr befriedigte. Am 23. September sprach unser Kreisvertreter Herr Heinrich Hoffmeister-Frankfurt a. M. über: »Schrift und Ornament Im Buchdruck«. Er führte u. a. folgendes aus: Als die freie Rich tung noch maßgebend war und auf den Drucksachen mit ihren zerrissenen Satzbildern und überladenen Ornamenten die Schrift, die Hauptsache der Druckarbeiten, immer mehr in den Hinter grund gedrängt wurde, konnte man ausrufen: »tiefer geht's nimmer«. Ende des 19. Jahrhunderts trat ein Wendepunkt zum Besseren ein. Durch Hupp, Eckmann, König u. a. entstanden Schriften, die mit der neuen Epoche Schritt halten konnten. Um eine brauchbare Schriit erzeugen zu können, müssen Künstler und Techniker sich mehr verstehen lernen. Der Blocksatz habe insofern seine Berechtigung, da die Buchdruckerkunst eine Flächenkunst sei. Für das Gelingen einer Druckarbeit ist die Raumverteilung von großer Bedeutung und am wichtigsten sind die Räume, die nicht bedruckt werden. Das einfachste Ornament sei die Linie, doch solle man sie nicht bei jeder Arbeit an wenden, da zur Genüge Schwarz-Weiß-Ornamente usw. zur Ver fügung ständen. Die älteren Einfassungen, die in den Setzereien schon jahrelang in den Kästen liegen, seien nicht zu verwerfen, und man könne mit ihnen, richtig angewandt, manch schönes Satzbild erreichen. Nachdem der Vorsitzende dem Herrn Refe renten für seinen interessanten und lehrreichen Vortrag den Dank ausgesprochen, gelangten noch die Bedingungen zu einem Wettbewerb vom Journal für Buchdruckerkunst, Berlin, zur Verteilung. Am 7. Oktober waren die Johannisfestdrucksachen ausgestellt und zum ersten Male eine von mehreren Leipziger Fachleuten ausgearbeitete Kritik beigegeben. Die Arbeiten ließen gegen früher gute Fortschritte erkennen. Von kleineren Druckstädten waren auch sehr gut ausgearbeitete Drucksachen vorhanden. Am 4. November waren die Schriftgießerei-Neuheiten der Firmen D. Stempel, Ludwig & Mayer, Flinscb-Frankfurt a. M. und Aktiengesellschaft Ottenbach a. Main ausgelegt. Gleichzeitig wurden die Bedingungen zu einem Preisausschreiben für eine Neujahrskarte unserer Vereinigung ausgegeben. Am 25. November wurden in der Jahresversammlung folgende Herren In den Vorstand gewählt oder wiedergewählt: J. Reiße, I. Vors.; Hch. Stein, II. Vors.; Frz. Fischer, Schriftführer; Erz Bein, Kassierer; B. Adam, Sammlungsverwalter, sowie G. Küchler, G. Hilscher, B. Zukunft als Beisitzer. Am 16. Dezember waren die Entwürfe für eine Neujahrs karte unserer Vereinigung ausgelegt. Preise erhielten die Herren: Fritz Lechner, 1. Preis; A. Thurm, 2. Preis; Frz. Fischer, 3. Preis. Die Frankfurter Typographische Gesellschaft hatte die Bewertung übernommen, und unsere Mitglieder waren mit der Kritik vollständig einverstanden. , Sonntag, 13. Dezember, fand eine Vorstände-Konferenz de Kreises Frankfurt a. M. statt, auf der unsere Vereinigung durc 3 Vorstandsmitglieder vertreten war. R.