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D)APIER-VERARBEITUNG ■ Bu CH GEW E R B E Elä Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2, III Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, Arndtstraße 35 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III Schriftführer: E. Baumeister, SW 29, Belle Alliancestr. 28, II Am Dienstag, 6. April, abends 9 L/hr (pünktlich!), wird im Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2 III, ein Vortrags-Abend abgehalten, zu dem wir die verehrlichen Mitglieder mit dem Ersuchen um zahlreiches Erscheinen höflich einladen. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Aufnahmen neuer Mitglieder. 3. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Ludwig Gurlitt: Ueber Er ziehung zu künstlerischem Geschmack und das Fort bildungsschulwesen. 4. Technische Neuerungen: a) Westrumit, ein neues Fußbodenöl, b) Zelluleum, ein neues Tonplattenmaterial. 5. Fragekasten. * * * Ausgestellt sind die Eingänge des Wettbewerbs für die Geschäftsdrucksache des Verbandes der Deutschen Typo graphischen Gesellschaften. Die Arbeiten des Malers und graphischen Zeichners, Herrn Carl Zander, bleiben bis zum 15. April im Buch gewerbesaal zur Schau gestellt.“ Rafael Boll + Herr Buchdruckereibesitzer R. Boll aus Berlin erkrankte auf der Rückreise von der Riviera in Meran und verstarb nach wenigen Tagen im Alter von 78 Jahren am 30. März. Nahezu 40 Jahre war der Verstorbene im Berliner Buch druckgewerbe ehrenamtlich tätig; seit der Begründung des Deutschen Buchdrucker-Vereins gehörte er dem Kreis vorstande des Kreises VIII an, und seit Errichtung der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft war er auch hier ehrenamtlich tätig, zunächst als Vertrauensmann und Delegierter zur Genossenschaftsversammlung, sowie als Vor standsmitglied und vom Jahre 1899 an als. Vorsitzender des Sektionsvorstandes. Weiter noch reicht seine Tätigkeit als Vorsitzender des Ausschusses für die Gebilfenprüfungen zurück. Dieses Amt hat er mit seltenem Pflichteifer und unermüdlicher Arbeitsfreudigkeit sowohl bei den sich im Laufe der Zeit ablösenden Prinzipalsorganisationen Berlins als auch im Auftrage der Handwerkskammer bis zum Jahre 1906 ausgeübt. Der Verein der Berliner Buchdruckerei besitzer ernannte ihn, als er dieses Amt niederlegte, im Jahre 1908 zu seinem Ehrenmitgliede. Ueber die Berufs kreise hinaus hat er als Bezirks- und Armenkommissions- Vorsteher 32 Jahre gewirkt und wurde in dieser Eigenschaft im Jahre 1908 mit dem Kronenorden ausgezeichnet. In diesem Jahre konnte er in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische das 60jährige Berufsjubiläum feiern. Die Liebe zu seinem Beruf beseelte ihn bis ins hohe Alter und machte ihm den Verkehr mit gleichgesinnten Kollegen zum Bedürfnis. Stets war er dafür zu haben, wenn es galt, die Interessen des Gewerbes zu vertreten und zu fördern. In weiten Kreisen der Kollegenschaft, mit der er als Vertreter bei den Hauptversammlungen seit Jahrzehnten in Berührung kam, erfreute er sich besonderer Wertschätzung und Hoch achtung. Mit seinem Wirken hat er sich ein Denkmal ge- setzt, das ihn dauernd als ein leuchtendes Vorbild treuer F flichterfüllung und Berufstüchtigkeit erscheinen lassen wird. Faltschachtel-Fabrikation So einfach die Fabrikation von Faltschachteln bei ober flächlicher Betrachtung auch erscheint, so mannigfaltig ist sie in Wirklichkeit. Faltschachteln sind zusammenfaltbare Schachteln, welche flachliegend versandt werden und vom Verbraucher ohne maschinelle Hilfe und ohne Anwendung von Klebstoff in kürzester Frist zusammengesetzt werden können. Bedeutende Raumersparnis und äußerst geringe Anschaffungskosten sind die wichtigsten Vorzüge dieser Ware. Man unterscheidet in der Hauptsache 3 Arten von Falt schachteln: 1. einfache, mittels Biegemaschine und Faltschachtel stanze hergestellte; 2. sogenannte Automaten-Faltschachteln; 3. bessere Waren, welche zum Teil in mehrfarbigem Buch- oder Steindruck ausgeführt und häufig auch mit Reliefprägung versehen sind. 1. Einfache Faltschachteln. Diese Sorten werden im allgemeinen zu Versand- und Verpackungszwecken benutzt und sind der Haltbarkeit wegen meist aus starker Lederpappe angefertigt. Ihre Herstellung vollzieht sich wie folgt: Die Schachteln werden an der Kreisschere in Streifen vorgeschnitten, diese Streifen an der Biegemaschine gebogen oder gestaucht, dann quer geschnitten und die Quer-Brüche zum Schluß einzeln nachgebogen. Bei diesem Verfahren kann man mehrere Schachteln gleichzeitig biegen, wodurch die Her stellungskosten erheblich vermindert werden. Beim Anfertigen einseitig beklebter Schachteln, zu denen die Pappe vorher im Ganzen beklebt wird, ist besonders darauf zu achten, daß beim Biegen die Biegezunge der Maschine tief genug gestellt wird. Wird dies versäumt, so kann die Biegung zu flach aus fallen und der Ueberzug später beim Umbrechen der Schachtel an der Biegekante aufplatzen, wodurch die Schachteln sehr an Aussehen verlieren. Die fertig gebogenen Schachteln werden an der Falt- schachtelstanze ausgestanzt. Besondere Sorgfalt muß beim Stellen des Stanzmessers beobachtet werden. Zu jeder Maschine werden in der Regel 3 Stanz-Ein sätze gebraucht, je einer für kleine, mittlere und große Faltschachteln. Jeder Einsatz besteht aus 4 Messern, welche von links nach rechts fortlaufend numeriert sind. Beim Einstellen der Messer verfährt man folgendermaßen: Nach dem die Schlitzmesser der Schachteltiefe entsprechend ein gestellt sind, werden die Obermesser in den Querbalken (auch Messerbalken genannt) der Maschine eingeschoben und nach genauer Regelung der Entfernungen (welche sich aus der Länge und Tiefe der Schachtel ergeben) mit dem Schraubenschlüssel sorgfältig angezogen. Durch Drehen des an der linken Seite der Maschine befindlichen Handrades bringt man dann den Messerbalken in seine höchste Lage. Erst dann kann man die Unter messer einsetzen. Diese werden einzeln von links nach rechts eingesetzt und zwar die Untermesser müssen genau senkrecht zu den Obermessern ausgerichtet werden. Dies bewerkstelligt man wie folgt: durch langsames Drehen des Handrades wird der Messerbalken in seine tiefste Lage gebracht, und während des Niederganges des Messerbalkens regelt man die Lage des Untermessers so lange, bis die Schnittfläche und die Schlitzmesser des Oberteils genau in die Stanzform und den Schlitz des unteren Teils des Stanz- Einsatzes eingepaßt sind. Dann schraubt man bei tiefster Stellung des Messerbalkens den unteren Teil des Stanz- Einsatzes fest. Nachdem man sich nochmals überzeugt hat, daß sämtliche Teile, insbesondere die Schlitzmesser, fest angeschraubt sind, kann man mit dem Stanzen be ginnen.