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Nr. 30 PAPIER-ZEITUNG 1161 Papierfabrikation in Rußland In der Papierfabrikation bleibt Rußland weit hinter den wichtigen Produktionsländern der Welt zurück. Der Papier verbrauch nimmt in Rußland sehr erheblich zu, wie dies in ge wissem Grade die Ziffern über den Versand von Papier auf den Eisenbahnen im Jahrzehnt 1897—1906 zeigen: Im Jahr 1897 wurden auf den Eisenbahnen 8 790000 Pud Papier, 1900: n 733000 Pud und 1906: 15 299 000 Pud befördert. Nicht in dem Maße, wie der Verbrauch an Papier gestiegen, hat aber die russische Er zeugung zugerommen. Sie betrug im Jahr 1897: 10000000 Pud, 1900: 10800000 Pud und 1906: 12500000 Pud, sie hat demnach nur um 25 v. H. zugenommen. Das Land kann also seinen Bedarf im Inland allein nicht decken und muß bedeutende Mengen Papier vom Ausland ein- führen. Außer aus den europäischen Ländern bezieht Rußland auch aus China und Japan von Jahr zu Jahr immer größere Mengen an Papierwaren. Besondere Bedeutung in der russischen Einfuhr von Papierwaren hat aber Finland gewonnen, das sich der Nachfrage in Rußland in jeder Hinsicht anzupassen ver standen hat. Von 1897 bis 1907 hat Finland seine Papiereinfuhr nach Rußland um das 6fache gesteigert. Immerhin zeigt die Erzeugung in einzelnen Gegenden des Landes recht starke Zunahme. Das kann man aus einer Gegen überstellung der Papiererzeugung ganz Rußlands in der Zeit von 1900 bis 1906 und der der einzelnen am meisten entwickelten Erzeugungsgegenden ersehen: Im Jahr 1930 erreichte die Papier erzeugung in ganz Rußland einen Wert von 42500000 Rbl. und im Jahr 1906 einen solchen von 48000000 Rbl. Die Zunahme betrug also in dieser Zeit 5,5 Millionen Rbl. In demselben Zeitraum hat die Papiererzeugung in einigen Gouvernements um 2 Millionen Rbl. abgenommen, in einigen blieb sie unver ändert, während sie in den übrigen Gouvernements eine Zu nahme um 7,5 Millionen Rbl. ergab. Die Mittelpunkte der russischen Papierfabrikation erzeugten im Jahr 1906 Papier in folgenden Werten: Gouvernement St. Petersburg 8873230 Rbl., Gouvernement Livland 4080800 Rbl, Kaluga 3856400 Rbl., Warschau 3673700 Rbl., Twer 3083232 Rbl. und Nowgorod 302*254 Rbl. Diese 6 Gouverne ments erzeugten mehr als die Hälfte des gesamten Papiers in Rußland. Während der Jahre 1900 bis 1906 hat am meisten die Paplerfabrikation im Gouvernement Warschau (um 1,12 Millionen Rbl.) und im Gouvernement Estland (um 0,975 Millionen Rbl.) zugenommen. Gehoben hat sich auch die Fabrikation in den Gouvernements Twer und Nowgorod, dagegen zurückgegangen ist sie im Gouvernement Kaluga und sehr bedeutend im Gou- vernement St. Petersburg, wo die Abnahme sich anf 0,779 Mill. Rbl. beläuft. Auch in der russischen Papierfabrikation werden Lumpen immer mehr durch Holzmasse verdrängt. Dies bringt zwar Aenderung der Ware mit sich, trägt aber zur Erweiterung der Erzeugung und Verbilligung der Ware bei. Holzmasse läßt sich Vie leichter als Lumpen für die Papierfabrikation beschaffen, und in dieser Hinsicht befindet sich Rußland iu besonders günstiger Lage, zumal es reicher an Wäldern ist als irgend ein anderes Land. (Nach »Praw. Wjestnik.«) und be- Schmiergelder Zu Nr. 25 S. 958 Die unausgesetzte Behandlung des Themas Schmiergelder 'n der Fachpresse und den Tageszeitungen führt allmählich in «'nen peinlichen Zustand. Es kann nicht lange mehr währen, und jedem, der nicht selbst Geschäftsbesitzer ist, hängt der Makel oder der Verdacht an, als sei er bestochen oder bestech- ich. Und doch ist für skrupellose Geschäftemacher das Heran- kommen an die Angestellten nicht so leicht, wie es nach den "•gemeinen Erörterungen scheinen muß. Der Geschäftsbesitzer Kennt und prüft meist die Waren oder Rohstoffe, die er kauft; es darf bezweifelt werden, daß er sich gänzlich auf die Ansicht, au. den bloßen Vorschlag eines Lageristen oder Meisters verläßt. Wie scharf muß heute gerechnet werden, und be- sonders beim Einkauf! In jedem halbwegs ordentlich geführten schäft unterrichtet sich der Geschäftsherr über Unterschiede oder Gleichheit der Waren und Preise der verschiedenen Lieferanten immer aufs neue. Der Bildung eines Bestechungs- °nds stehen auch die allgemein gedrückten Preise entgegen. Ist für die Gehilfen eines Geschäftsbesitzers die öffentlich- •gemeine Verdächtigung nicht allzu schlimm, weil ihr durch e tatsächlichen Verhältnisse kein großer Raum zugestanden G so sind doch die Geschäftsführer, Leiter und Direktoren von desesschaftsbetrieben durch das Geschrei von der Ausbreitung Di Schmiergeldunwesens außerordentlich schwer gefährdet. Grü Gesellschaftsform überwiegt längst bei geschäftlichen in pndungen, und zu Verwaltern dieser Unternehmungen werden Diralen, wo nicht hohe Beteiligung mit Kapital den Ausschlag Sch ff änner bestellt, die ein mehr als gewöhnliches Maß an Fähiltenslust, Können und Wissen und auch an moralischen gkeiten nachweisen können. Diese Verwalter sind aber noch stärker als die Besitzer von Geschäften auf Erfolge beim Arbeiten angewiesen, und sie werden darum ihren Lieferanten das äußerste an billiger Preisstellung abnötigen. Sie aber sind es, die, ohne mit eigenem Kapital zu arbeiten, ihre Lieferanten auswählen; sie wird daher der Vorwurf der Bestechlichkeit am ehesten treffen. Diese Kapitäne fremder Schiffe werden zwar in der Mehrzahl gut besoldet, nicht zuletzt deshalb, um sie gegen das Herantreten eigener und vor dem Unterliegen gegen fremde Unlauterkeit zu bewahren. In der Regel aber haben sie auch so starken Anforderungen aller Art zu genügen, daß kleine Gewinne, die sie sich durch Untreue verschaffen könnten, sie nicht verlocken werden, dafür verringerte Leistungsfähigkeit, die Folge eines beständig schlechten Gewissens, einzutauschen. Der Gefahren für Ruf, Ehre und Vermögen, die für Bestecher und Bestochene bestehen, soll noch nicht einmal gedacht werden. Kleine Schäden bestehen hier und da in bezug auf Beeinflussung untergeordneter Angestellter, das geht die Besitzer und Leiter der Geschäfte an, und es ist leicht, sich davor zu schätzen; »großzügige« Untreue in diesem Zusammenhang ist vereinzelt. Die Dinge sind nicht Grund genug, nach einem Gesetz zu rufen, dessen bloßes Bestehen schon den mit Arbeit und Verant wortung am schwersten beladenen Stand zu ächten vermag. C. K. * * * Zu Nr. 27, Titelseite Als weitere Selbsthilfe empfehle ich folgendes wichtige Mittel gegen das Schmiergeldunwesen: Gib dem Angestellten anständiges, ausreichendes Gehalt. Bei uns würde man nämlich einem Lieferanten, der es versuchen würde, zu schmieren, sagen: „Mein Chef bezahlt mich“, und der Lieferant wäre für uns fertig. Ein Angestellter. Englische Arbeitszeit und Wochenschluß Zu Nr. 19 S. 729 Ich habe seit Ende Februar diese Arbeitszeit eingeführt und komme damit bis jetzt äußerst gut zurecht. Meinen Arbeitern und Arbeiterinnen ist diese Einteilung viel angenehmer, und sie freuen sich schon jetzt auf die Sommermonate, wo sie nach Schluß der Arbeitszeit sich noch einige Stunden im Freien er holen können. Auch für mich und meine Familie ist diese Arbeitszeit, soweit sich bis jetzt beurteilen läßt, was körperliche und geistige Erholung betrifft, vorzuziehen. Ohne dem Geschäft stundenlang fern zu sein, ist es mir jetzt möglich, mal einen weiteren Spazier gang zu unternehmen, ein Theater oder Konzert zu besuchen, mit Bekannten und Verwandten zusammen zu kommen usw. Für die Wintermonate habe ich die Arbeitszeit von morgens 71/2 bis abends 53/4 und im Sommer von morgens 7 bis abends 51/. festgesetzt. Pausen finden statt: morgens von 10 bis 101/4 und mittags von 1 bis 112 Uhr. Obgleich ich gegen die frühere Arbeitszeit 12 Stunde weniger arbeiten lasse, glaube ich diesen Verlust durch Fortfallen des Aufenthalts beim Aus- und Ankleiden mittags beim Nachhause- gehen, sowie beim Wiederkommen, sowie durch Lichtersparnis (13/, Stunden täglich) herauszuschlagen, ja dabei noch Nutzen zn haben. Ob ich später auch den früheren Samstagschluß ein führe, kann ich jetzt noch nicht sagen. Max Cahn, Kartonnagenfabrik, Köln * * * Im Wuppertal und in den umliegenden Orten ist der Samstag- Mittag-Schluß fast allgemein eingeführt in den Fabriken sowohl wie auch in Handelshäusern. Auch ich schließe mittags und habe irgendwelche Nachteile noch nicht empfunden. In unserer Gegend haben viele Arbeiter und Angestellte kleine Gärten, und der freie Samstag-Nachmittag wird fast durchweg zu Garten- Arbeiten usw. benutzt. Wer keinen Garten hat, macht einen Spaziergang, und ich habe auf gelegentliche Fragen stets die Antwort bekommen, daß allen Beteiligten der freie Samstag- Nachmittag fast lieber ist als der Sonntag. Man kann diese Antwort auch verstehen, weil man eben am Samstag-Nachmittag das angenehme Gefühl hat: Morgen ist Sonntag. Ich selbst möchte den freien Samstag-Nachmittag nicht mehr entbehren, wenn ich auch den Nachmittag meinerseits dazu be nutze, Arbeiten, die im Laufe der Woche liegen geblieben sind, nachzuholen, oder den Arbeitsplan für die kommende Woche durchzugehen. Der allgemeine Schluß bringt eben eine sehr wohltuende Ruhe. In unserer Gegend beträgt die Gesamt- Wochen-Arbeitszeit 58—60 Stunden. IValter Kellner, Maschinenfabrik, Barmen R. * * * Wir schließen bereits seit einer Reihe von Jahren am Sonnabend-Mittag die Fabrikräume um 11/2 Uhr und die Kontore um 3 Uhr. Bei Einführung der verkürzten Arbeitszeit haben wir die fraglichen Stunden am Sonnabend-Nachmittag weg fallen lassen, und Arbeitgeber wie Arbeitnehmer sind durch diese Arbeits-Einteilung sehr befriedigt. Edler & Krische, Geschäftsbücherfabrik, Hannover