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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-04
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.12.1888
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Nr. 282. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum dcS folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LandcS-Anzctger" ,»it täglich einem Extra-Beiblatt: l. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische Gerichtszcitimg 4. Sächsisches Allerlei 6. JllilstrlrtcS UiiterhaltmigSblatt 6. SonntagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch tostet bei den Ausgabestellen monatlich 7V Pin., bei den Post-Anstalten 75 Psg. (Post-Zeitnugs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdrnckerei, Ehsmnitz, Theaterstratze Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes.Anzeiger, Chemnitz Dienstag- 4. December 1888. Bon den Hanptblättern des „Sächsischen LandeS-AnzeigcrS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billiger« Sondcr-Ansgqbe unter dem. Titel: , ^ Chemnitzer General-Anzeige» sür monatlich nur 50 Psg. mit Znlragen, außerhalb Chemnitz monatl. 57 Ps. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr. Nr. 1350a.) FürAbonnenten erscheint je einmal imJahr. Souimer-Liseuimlinsahrplnichtft für Sachse«: Winter-Eiseiibahnsahrpianlirft für Sachse«. Jllustr. Kalender des Sächsischen Lnndbotea, Jsiustrirtes Jahresbnch des itandeS-Anzeiger-. AnzcigrnprriS: Nanm einer schmalen Corpnszeile l5 Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaliige Petitzeile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man de» Eimncknngsbctrag (in Bricsmarlen) beifüge» sie 8 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» »nr bis Vormittag angenommen werde», da Drnck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tic Anzeigen finde» ohne Preisaufschlng gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe dcr Hauvtblätter des „Sächsischen Landes »Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtsnerichtliche Bekanntmachungen. Im Landclsiegistcr sür de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde beule aus Folium 1840 verlantbart, daß dcr Kaufmann Herr Julius Carl Wilhelm Hoch! in Chemnitz aus dcr Handelsgesellschaft unter der Firma Chemnitzer Tapetenfabrik, Carl Hoehl, Max Langhammer daselbst als Mit inhaber ansgeschiedcn ist, daß dcr seitherige Thcilhaber, der Kaufmann Herr Max Clemens Laughammer daselbst, da» Geschäft dcr ausgelösten Handels gescllschaft künftig unter der Firma Chemnitzer Tapetcnfabrik Max Lang Hammer fortführt, sowie, daß den Kauflcnteii Herrn Julius Carl Wilhelm Hoehl »nv Herr» Carl Schmvock für die genannte Firma Prokura erthcilt worden ist. Chemnitz, am 27. November 1888. Königliches Amtsgericht. Auf dem die Actieugcsellschaft unter der Firma Sächsische Stickmaschinew zarik in Kappel betreffenden Folium 153 des Handelsregisters für de» Land bezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute verlantbart, daß laut Beschlusses der Generalversammlung vom 15. November 1888 die 88 1, 4, 5, 13 nnd 15 des revidirlcn GesellschaftSstatuts vom 17. Dcccmber 1885 ab- aenndert worden sind, daß die Firma der Gesellschaft künftig Maschinenfabrik Kadpcl lautet, sowie, daß zur Gültigkeit der Firmenzcichnnng stets die Hand- ze'chlinng zweier Personen erforderlich ist, welche Direktoren, Stellvertreter d rselüen, Prokuristen oder Bevollmächtigte dcr Gesellschaft sind. Chemnitz, am 39. November 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute anf Folium 3195 die Firma Eugen Hößclbarth in Chemnitz (Sonnenstraße Nr. 7) und als deren Inhaber dcr Kaufmann Herr Clemens Eugen Hößclbarth daselbst, Besitzer eines Garn-Agenturgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 22. November 1888. Königliches Amtsgericht In dem Coucurlvcrsahren über das Vermögen des Uhrmachers nnd Bijoutericmaarenhäudlers Friedrich Julius Schrödter in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Eiuweud- »ugcu gegen das Schlußvcrzeichniß dcr bei dcr Vertheilung zu berücksichtigen den Forderungen und zur B-fchlußfassung dcr Gläubiger über die nicht ver- werthbarcn Vcrmvgensstückc der Schlußtermin auf den 3g. Dccember 1888, Vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 29. November 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen 1. des Fürbereibesihcrs Friedrich Wilhelm Schönefeld, Inhabers der Firma C. L. Ocrtcl Nachfolger in Ncnkirche», 2. der Handelsgescllschast in Firma Gebrüder Bohne in Chemnitz, 3. der Handelsgesellschaft i» Firma Schusscuhaucr lL Saupe daselbst, 4. des Strumpsfactors Johann Franz Moritz Willisch in Grüna ist zur Prüfung der nachträglich angcmcldclcn Forderungen Termin anf den 14. Teccmbcr 1888 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrselbst anberaumt. Chemnitz, den t. Dccember 1868. Königliches Amlsgcricht. Neueste Nachrichten. Petersburg, 2. Deccmber. Einer offiziösen Kundgebung zufolge läßt man sich in den hiesigen leitenden Kreisen dahin ver nehmen, daß den Kundgebungen bei dem Bankett dcr Patriotenliga in Paris, wie sympathisch dieselben auch die offizielle und politische Welt Rußlands berühren mußten, keine derartige Tragweite zuge- standcn werden kann, welche zu einer Schlußfolgerung auf die künf tigen Beziehungen Rußlands zu Frankreich oder auf einen bereits vollzogenen Umschwung in den bestehenden Beziehungen Rußlands znr Regierung dcr französischen Republik einen begründeten Anlaß dielen könnten. Wien, 2. Dccember. Die „Zeitschrift für Eisenbahnen" meldet, daß das Ministerium des Aeußeren anläßlich der von Deutschland nnd England in Aussicht genommenen Blokirung der ostafnkanischcn Küste einen Erlaß an den österreichisch-ungarischen Lloyd richtete, worin dessen Aufmerksamkeit besonders darauf gelenkt wird, den Sklavcntranspvrtcn durch strenge Maßnahmen vorzubeugen, schon oeshalb, weil voransznsehen sei, Saß England in Zukunft a»ch in anderen Gewässern auf Grund des ihm gemäß dem Vertrage von 1841 znstchendcn Rechtes den Sklavcntransport zu verhindern trachten werde. Ferner wird dcr Lloyd angewiesen, alle Waffentransporle nach den blokirten Gewässern zurückznweisen. Belgrad, 3. Dccember. In der Stadt Aranjelovatz fanden gestern zwischen der Bürgerschaft und der Polizei blutige Auftritte statt. Letztere tvütcte hierbei drei Bürger und verwundete mehrere. Der Sohn des Eberwirths. Crimiual-Novclle von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Gvlt steh' uns bei!" hatte sie einmal gerufen, als ein gewaltiger Donncrkrach das Haus erschütterte, „solch' ei» Unwetter Hab ich mein Lebtag nicht erlebt. Das muß irgendwo herum Angeschlagen haben! Ter liebe Gott inag's gnädig mit de» armen Leuten machen." Seitdem war's aber still geblieben. Liese hatte das Buch zngcklappt und den Strickstrumpf bei Seite gelegt. Von unten herauf ans dem Gastzimmer klangen die Schläge dcr alten Wanduhr. Es fehlte noch eine Stunde bis znr Mitternacht. „Ich Hab' mein Tagewerk gethan," tröstete sie sich mit zu friedener Miene, indem sie an die alte Lade unter dem Fenster trat nnd eine Nachthaube hcrvornahm, „und das Gewitter ist auch vorüber. Nun kann ich mich ruhig zu Bett legen!" Die alte Magd schickte sich an, in» Bett zu gehen, da war es ihr, als ob ein Pochen an der Hausthür laut würde. Gleich darauf Hölle sic die Thür öffnen und leichte und doch wieder schwere Tritte zweier Männer schlugen an ihr Ohr. „Noch Gäste!" sagte sic und zog das wollene Tuch fester um sich, nahm die Lampe nnd trat zur Thür hinaus. Dcr Lichtschein erhelle in schwankenden Streifen die finstere Treppe. Die Gestalten dcr beide» Männer traten voll ans dcm Dunkel heraus Marlin mit der Laterne schritt voran. Die alte Liese warf einen scharfen Blick auf seinen Begleiter. Es war allerdings ein verspäteter Gast. Ter derbe, mit eiserner Spitze versehene Wander- stab, die Touristcnlasche vcrricthen den Fußrcijenden. Er war sorg fältig, der neuesten Mode entsprechend, gekleidet, trug einen hellgraue» Sommcranzug nebst Ucbcrzieher und Panamahiit. Dcr untere Theil des kühn und edel geschnittenen Gesichtes wurde von einem blonden Barte bcdcckt. „Um des Himmels willen . . . Herr Bcrklitz!" schrie die Alte auf. „Sic sind cs wirklich, mein junger Herr? Ach das ist schön, daß Sic den alten Vater noch cinmnl besuchen komme»! ... so spät in dcr Nacht nnd bei dem Unwetter kvmmcii Sic?" Das Gesicht dcr alten Dienerin glänzte in freudiger Rührung. Sic hob die Lampe empor und leuchtete dcm Fremden in das ein wenig blasse Gesicht. „Io. Sie sind es! Na . . . der Herr wird sich freuen. Glauben — Am Montag beginne» die neuen Wahlmänncrwahlen unter dcr Aufsicht der Controllcure. Paris, 3. Decbr. (Drahtnachricht unseres Anzeigers). Bei einer Antiboulangisten-Conferenz in Revers wurde eine Resolution gegen cäsaristische Umtriebe angenommen, worin Bonlanger als Verrii- ther des Vaterlandes (Gladiator Bonapartes) erklärt wurde. Bei einem Bankett in Revers erklärte Boulanger, die gegenwärtige Lage sei ähnlich derjenigen vom 2. Decbr. 1851, aber kein Mensch sei so thöricht, das anivritäre Regime von damals wicinrherstellcn zu wol len. Es lägen dieselben Bedürfnisse im Innern vor und dieselbe Nothwcndigkeit wie 1789, die nationale Verthcidignng zu organisiren. Die Revision der Verfassung sei ein Mittel, um die nationale Republik herzustcllcn. Politische NNndschan. Chemnitz, den 3. Deccmber. Deutsches Reich. Der Kaiser hat die Unpäßlichkeit der vorigen Woche überstanden, sein Befinden ist wieder ganz zufrieden stellend. Am Freitag Nachmittag wohnte der Monarch schon wieder einem zu Ehren des Großfürsten Wladimir von Rußland gegebenen Gala-Diner in: Schlosse bei. In der Tafelmusik gelangten zum ersten Male einige Musikstücke auf den ans Italien nach Berlin gesandten Musikinstrumenten, wie solche bei den Alpini-und Bcrsaglieritruppcn geführt werden, zum Vortrag, wobei der Kaiser Gelegenheit nahm, der vom Garde-Füsilier-Regiment gestellten Capelle seine Anerkennung ausznsprcchen. Abends 11 Uhr reiste der Großfürst nach Petersburg zurück. — Die Wiener „Pol. Corr." schreibt, daß zwischen der deutschen und österreichischen Negierung die bisherigen Beziehungen vollständig unverändert fortbestehen. Selbst von der Gefahr einer Erkaltung derselben sei keine Rede. Ebenso total aus dcr Lust gegriffen sind die Gerüchte über ei» Zcrwürfniß zwischen dcm deutschen Botschafter Prinzen Reuß und dem Grafen Taaffe. In der öffentlichen Meinung Deutschlands sei allerdings ein gewisses Unbehagen über den Feldzug dcr Tschechen und ihrer Verbündeten gegen die Deutschen in Oester reich bemerkbar. Dieses Unbehagen sei in deutschen Zeitungen zum Ausdruck gelangt, zum Theil freilich in recht taktloser Weise. — Fürst Bismarck befindet sich, wie aus Friedrichsruhe be richtet wird, vortrefflich. Auch zu den im Reichstage bei der Etats- berathung bevorstehenden Colonialdebatten wird der Reichskanzler nicht »ach Berlin kommen, die Vertretung vielmehr Herrn v. Bötticher und seinem Sohne überlassen. — Die von der „Köln. Ztg." kürzlich von Neuem hcrvorgeholtc Frage der Thcilung der Interessensphäre» zwischen Oesterreich und Rußland auf der Balkauhalbinsel hat in Wien und Pest kein Echo gefunden, der Gedanke ist von der Regierungspresse sogar entschieden zurückgewiesen worden. Es hat die» darin seinen Grund, daß man eben in Oesterreich an dem bekannten Programme dcr selbständigen Entwickelung dcr Balkanländcr festhält. Außerdem wird gesagt, daß die Erwägung dieser Frage Mißtrauen in den Balkanländern hervo r. rufen und den Regierungen derselben Verlegenheiten bereiten könnte — Die Nachrichten von einer schon im kommenden Herbst statt- fiudenden Reichstags»cuwahl sind wieder verstummt und mit großem Nachdruck wird behauptet, cs werde im Gegcutheil dcr regelrechte Ablauf der Legislaturperiode zum Februar 1890 abgewartct werden. Man hofft bis dahin das Gesetz über die Alters- und Jnvaliden- versorgnng der Arbeiter sertigzustellen. — Im „Berliner Börsencourier" war letzterer Zeit in ziemlich derber Weise dem Bureau-Direktor des Reichstages der Vorwurf gemacht worden, er behandele die Zeitungen parteilich. Hierüber hat der Präsident des Hauses eine Untersuchung angcstellt, wobei si> Sie mir, er meint cs im Grunde seines Herzens doch gut! . . . wie cs mir scheint, hat er sich schon manchmal nach Ihnen gesehnt. Wissen Sie, Ihr Papa wird alt, da ändert sich Manches." „Also Herr Bcrklitz junior?" brummte Martin. „Das ist ja ein recht großes Wunder! Noch gar nicht dagewesen, so lange ich im braunen Eber bin." „Es ist immer mein Vater, Ihr lieben Leutchen!" ließ dcr Fremde sich jetzt vernehmen, „und wenn die Verhältnisse auch eine gewisse Schranke zwischen uns anfgcthürmt haben, so halte ich cs doch für meine Pflicht, das Meinigc zur Beseitigung derselben zu ihn». Der Papa wird alt! . . . man kann nicht wissen, ob nicht heute oder morgen die Natur ihre Rechte fordert, und ich möchte doch nicht gern, daß der Vater unversöhnt von hinnen scheidet." Die alte Liese lauschte ansmerksam dem Klange dcr Stimme. Es war, als wolle sie mit den stnmpfen Sinnen jede im Laufe dcr Zeit statlgefundcne Veränderung im Wesen des junge» Herrn er gründen, den sie auf ihren Armen getragen hatte. Dann nickte sie eifrig mit dem Kopfe und sagte: „Ja, ja, mein lieber junger Herr, da haben Sie vollkommen Recht! und ich finde es sehr schön uns edel von Ihne», daß Sie gekommen sind! Nun will ich Ihnen aber ein Süppchen bereiten, wie Sic's in der großen mächtigen Hauptstadt nie und nimmer anf- gctischt bekommen haben. Sie wissen doch: ein Weinjüppchen mit Gries, und dazu Beefsteak von frisch gehacktem Rindfleisch. — Martin, alter Esel, was stehst Du da und sperrst das Maul auf? Führ' den jungen Herrn in die Putzstubc und weck' den Herr»! . . . Du siehst doch, daß ich in die Küche muß!" Marlin wachte eine Wendung und wollte mit der Laterne vor- anschreilc». Dcr junge Mann hielt ihn jedoch mit den Worten zurück: „Macht nicht zu viel Umstände, ihr lieben Leutchen! und vor allen Dingen stört mir den Papa nicht, wenn er schon schläft. Morgen, wen» er ausgeruht nnd neu gestärkt erwacht ist, will ich ihm entgegen treten. Ec wird mich dann mit freundlicherem Gesicht empfange», als jetzt in später Nacht." . . Wieder lauschte die alle Liese gespannt anf des Doktors Stimme nnd dann blinzelte sie wieder mi halbe», Lächeln und ei'gcnthüni- lichem Forschen dein Sprecher in's Gesicht. „Ein wenig haben Sie sich doch verändert, Herr Berktitz . . . ein ganz klein wenig. . . an der Stimme merkt's man . .. aber das Gesicht ist noch ganz ergab, daß diese Behauptung nicht begründet war. In Folge dessen ist Seitens des Reichstagspräsidiums der bisher »och nicht dagewescne Beschluß gefaßt worden, dem Vertreter des „Berliner Börsen- couriers" das Recht zum Besuche des Reichstags zu entziehen. — Der Gesetzentwurf betreffend die Erwerbs- und WirthschaftS- genvssenschaften ist jetzt beim Reichstage eingegangen. Die Vorlage ist eine umfangreiche Arbeit von 157 Paragraphen, welche " ausführliche Begründung beigegeben ist. Im 8 2 wird best, daß Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht errichtet wV können dergestalt, daß die einzelnen Mitglieder (Genosse») für Verbindlichkeiten der Genossenschaft mit ihrem ganzen Vermöge haften, oder mit beschränkter Haftpflicht dergestalt, daß diese Ha^ Pflicht im Voraus auf eine bestimmte Summe begrenzt ist. — Bor einiger Zeit hat das Naumbnrger Oberlaudesgericht ein Urtheil erlassen, wonach die einer Innung nicht angehöreiiden Hand werker nicht berechtigt sein sollen, den Meistertitel zu führen. Alrst Bismarck als preußischer Handelsminister hat sich nunmehr dahin ausgesprochen, daß er den Ausführungen des Naumburger Erkennt nisses nicht beizupflichten vermöge. — Die „Freisinnige Zeitung" schreibt: „Das Eigenthumsrecht des Kaisers Wilhelm 11. an dcm Tagebuch des Kaisers Friedrich ist in dem Nachdrucksproccß gegen die „Freis. Ztg." Seitens des ver antwortlichen Redakteurs dieser Zeitung bestritten worden. Derselbe hat behauptet, daß das Eigcnthnm an dem Tagebuch der Kaiserin Friedrich schon zu Lebzeiten des Kaisers übertragen worden ist. Zur näheren Begründung dessen hat der verantwortliche Redakteur ein Beweisanerbieten gemacht, daß sich das gesanunte Tagebuch des . Kaisers Friedrich verschlossen mit den Privatsiegcln dcr Kaiserin Friedrich im Hausarchiv befindet." Von dem genannten Blatte wird bestätigt, daß Professor Gcffcken vor seiner Verhaftung in Helgoland ein in seinem Besitze befindliches zweites Tagebuchstllck verbrannt hat. — Die Berliner Socialdemokraten haben eine große Demon stration vvllfnhrt. Freitag Abend fand in der im nördlichen Theil der Friedrichstraße gelegenen Tonhalle eine Versammlung statt, in welcher dcr Abg. Singer sprach. Mehrere tausend Personen konnten keinen Zutritt mehr finden und blieben deshalb auf der Straße stehen. Als endlich die Versammlung ausgelöst wurde, gab die ganze Menschen- maffe Singer bis zu seiner Wohnung das Geleit- In langen Kolonnen, die Arbeiter-Marseillaise singend, zogen die Socialdemo- kratcn die Friedrichstraße und Lcipzigerstraße entlang, von berittenen Schutzleute» eskortirt. Ruhestörungen kamen nicht vor. — Ein neuer, unangenehmer Vorfall von Dcutschenhetze in Frankreich wird durch die „Köln. Ztg." bekannt. Die Sache liegt folgendermaßen: „Dcr preußische Schaffner Heinecke, welcher am 2. November in Eiscnbahnbcamtenuniform den Extrasalonwagen des Hvfzuges zu begleiten Halle, in dem Großfürst Michael von Rußland von Berlin nach Nizza fuhr, war infolge eines Unfalles, der den Salonwagen auf der Fahrt betroffen hatte, genöthigt, mit diesem Wagen zum Zwecke der Untersuchung desselben durch Ingenieure der Paris-Lyvn-Mittclmeerbahn vom 2. bis 5. November in Besantzvn znrückznblciben. Bei diesem unfreiwilligen Aufenthalt wurde er auf einem Gange in die Stadt von französischen Soldaten zweimal ange halten und nach dem Bahnhofe znrückgebracht, wo er durch Militär und zuletzt noch durch einen Capitän wie ein Verbrecher strengsten- überwacht wurde. Als am 5. November die französischen Ingenieure noch kein Urtheil über die Lanffähigkeit des Salonwagens abgegeben hatten, wurde derselbe von Besantzvn nach Vesoul zurückbefördert. In Vesoul, wo Hcinecke nochmals drei Tage bleibe» mußte, bis der Wagen durch Ingenieure der Ostbahn untersucht war, wurde der preußische Beamte von einem Manne beschimpft und konnte weiteren Angriffen nur durch Beschützung der französischen Ostbahnbeamten entgehen. Der Bahnhofvorsteher von Vesoul ersuchte Heinecke, den Schlafwagen nicht mehr zu verlassen, da er anderenfalls für nicht- cinstehcn könne. Heinccke befolgte diesen Rath und verließ den dasselbe, wie damals, als Sic von dem Vater gingen mit den Worten: „Ich muß wirken, wie mein Geist mich treibt, Vater!" — O! ich weiß es noch, als wär's gestern gewesen! aber sonst hat sich nichts a» Ihnen geändert! .... nichts! nichts! es ist das alte Gesicht und auch das herzige Gemüth, das dem Vater nicht ba dischen Nachtruhe rauben will! . . . kommen Sie! ich führe Sie in die Putzstube! es soll nicht lange dauern, dann haben Sie Ihr Abend essen, und schlafen sollen Sie wie ein Prinz!" Sichtlich angenehm berührt von dem warmherzigen Empfang der allen Dienerin, folgte dcr Ankömmling ihr i» das sauber aufgeräumte »genannte Pntzzimmcr. Es war ein großes, mit dunkler Tapete geschmücktes Gemach. Möbel von schwerem Eichenholz hoben sich in freundlichem Schimmer von dem schattendnttklen Hintergründe ab. Von dcr Decke herab hing ein mit Glasprismen verzierter Kande laber. Die eine Ecke dcsZimmers wurde von einem mit blauseideue» Gardinen drapirtc» Himmelbette eingenommen. Ein Paar Oelge- mälde mit goldenen Rahme», die lebensgroßen Brustbilder eine- Mannes und einer Frau darstellend, waren die einzigen Dinge, welche den ernsten, beinahe düsteren Charakter des Zimmers ein Wenig milderten. „Ja, ich bin derselbe geblieben!" wandte dcr junge Mann sich in seltsam gedämpstcm Tone an die Magd, welche soeben das Licht auf den Tisch stellte, „nnd auch hier im Hause scheint alles beim Alten geblieben zu sein. Da hängcn die Bilder meiner guten Eltern! dort steht das Himmelbett!" „Das ist erst nach dem Ableben Ihrer seligen Frau Mama hierher geschafft worden", berichtete Liese, „früher stand cs im Schlaf zimmer meiner guten Frau!" „Richtig!" bestätigte dcr Gast, „im Schlafzimmer meiner lieben Mutter, da stand cs! Also Ihr habt cs hcrausschassen müssen? Der Papa fürchtet sich wohl vor dem Geiste dcr Seligen? Nein! das nicht! ... es sieht ihm ähnlich! ... es geschah ans Pietät!" „Ja wohl! ja wohl!" kicherte Liese, „dcr Herr Bcrklitz hatte damit sagen wollen, cr würde sich nicht wieder vcrhcirathcn! o! sie haben wunderbar einig zusammcngelebt, der Herr nnd die Frau! so etwas findet man selten!" „Nnd min schläft er ganz allein, der Vater?" DcrFrager warf dabei einen scheuen Blick im Gemache umher. „Gewiß thut «das!" klang cs treuherzig aus dem Munde der Alten. „Hier nebenan ist ja —" tz, rem kört ^hr- and iirte jtav ihre els, tzte lser iuse hat res iter Hu- hen Ihr gen »er Ine Io» ielt lich 1162 rüh ö T. (Fr. dem . ru Ider hrer Be- die iert. ist fers, anse lcden der Hs-ch. sene Iben lund ftige Idem Istcs- lhat. , liten Itcrn fGe- 1er- lsei». lurde vrige Itzen- Iver- keine »'gen lohn- sich iDaS in lsicht- - es die hem I»em oirk- dcii > ent- ooh- z« ^urch daß Hlbcn r in Wtern- eser- ucn- ver- I'.deS:
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