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tzküg-e. La Ke EinstrLotenen darnach ttachteten, sich unter englischen Schutz zu pellen. Amerika. Ganz kolossale Baarüberschüsse haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika gemacht; man weiß beinahe nicht mehr, Wohin mit dem Gell». 1887 waren 96'/, Millionen Dollars lieber- schuß vorhanden, dies Jahr wird das Plus voraussichtlich 137 Millionen Dollars betragen. Der Finanzminister rechnet aus, daß, falls keine Zölle und Steuern aufgehoben werden, im Jahr 1900 schon die ganze Staatsschuld der Union von 1393 Millionen Doll, getilgt sein wird. Wenn die Staaten in der alten Welt doch auch so weit wären I i Orient. Die Deputirtenkammer in Athen hat sich eingehend mit der Finanzpolitik der Regierung beschäftigt und mit 85 gegen B4 Stimmen dem Ministerium Trikupis ein volles Vertrauensvotum gegeben, welches Herr Trikupis auch völlig verdient hat, denn dir griechischen Finanzen haben sich unter seiner Leitung ganz außer ordentlich gebessert. — Der englische und der italienische Konsul in Sofia hätten sich fast ducllirt. Der Engländer machte bei Tische den ziemlich hahnebüchenen Vorschlag, ein Frühstück am Tage der öffentlichen Hinrichtung mehrerer Räuber zu veranstalten und sich dabei die Execution mit anzusche»! Der Italiener sagte, dazu gehörten denn doch die Nerven eines Engländers, und über diese Aeußernng wurde der edle Brite so wüthcnd, daß er seinen italienischen Kollegen forderte. Dieser behauptete indessen, er habe zu fordern, da er der Beleidigte sei. Durch freundliche Vermittelung wurde die Sache schließlich ausgeglichen. Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, ö. Decembcr, 1 Uhr r Präsident von Levetzow. Vertreter der verbündeten Regierungen: itaatSsecretär von Bötticher, Kriegsunnistcr Bronsart von Schellcndorf, Ad- «niral Gras Monts. Das Haus ist schwach besetzt. — Eingegaugen: Antrag der Socialdemokraten aus Aushebung der Getreidezölle. Die zweite Berathung deS Etats wird bei dem Militäretat fortgesetzt. Bei der Position „Militär- Zustiz-Verwaltung" sragt Abg. Rickcrt (sreis.), ob der vom Reichstage im Jahre 1L72 bereits gewünschte Gesetzentwurf bctr. die Reform der Militär gerichtsbarkeit nicht in Bälde zu erwarten sei, da die Regierung wiederholt entgegenkommende Erklärungen abgegeben habe. In der Bevölkerung wünsche man sehr das Zustandekommen des Gesetzes, selbst wenn man noch eine Exemption für die Offiziere des Beurlaubtenstandcs bewilligen müsse. Thai- sächlich sei diese Eremvtion den Offizieren nur hinderlich bei ihrem Fortkommen im bürgerlichen Leben. Kriegsministcr Bronsart von Schcllendors: Die Controversen auf dem strafprozessualen Gebiete sind »och ein Hinderuiß für das Zustandekommen der Militär-Justizresorm. Genaues lässt sich also nicht sagen. Die zur Disposition gestellten Offiziere würden indessen in jedem Falle der Militär-Gerichtsbarkeit nnterstelll bleiben müssen. Abg. v. Ver- vuth (nat.-lib.): Die Militärstrafprozeßordnung hat von Anfang an an großen Mängeln gelitten; leider lassen die Andeutungen des Herrn Ministers eine solche Reform noch in sehr Weiler Ferne erscheine». Meiner Ansicht nach würde es sich cmpfchleu, eine Resolution um Beschleunigung der Angelegen heit anzunehme». Abg. Rickcrt stellt eine Resolution für die dritte Berathung des Etats in Aussicht. Vielleicht könnte man auch gleich einen vollständigen Gesetzentwurf hier im Reichstage beschließen. Abg. Richter (sreis.): Der gestern erörterte Fall Ehrcnberg beweist sehr deutlich die Nolhwendigkeit der hier angeregten Reform. Redner führt einzelne Fälle vor, in denen Reserve- Offiziere wegen Strafhandlungcn in ihrem bürgerlichen Berufe vor das Kriegs gericht verwiesen wurden, so ein Pferde-Eisenbahndircctor in Elberfeld wegen Polizei-Contraventiou und ein Gutsbesitzer in Altona wegen Milch- Verfälschung. Die Position wird sodann bewilligt. Beim Kapitel „Geld- Verpflegung der Truppen" führt Abg. Hammachcr (nationallibcral) Klage über die Aushebung einzelner Bezirks-Bureaus in der Gegend von Bonn und über die damit verbundenen Unzuträglichkeitcn für Mann schaften und Offiziere. Bundesrathscommissar General von Blume: Die betreffenden Aeudcruugeu sind übereinstimmend mit de» Vorschlägen der Civilbehördcn durchgcsührt. Unzuträglichkeitcn sind wenig bekannt geworden und haben möglichst Abhilfe gefunden. Abg. Hammache r (natlib.) wünscht Auskunft über die in Berlin zu errichtende Militärpostanstalt. Minister von Bronsart: Die Portovergünstiguug besteht sür die Armee nur beim Verkehr von Ort zu Ort. Es besteht nun schon längst cine Militärbricsbesördcr- «ng in Berlin, um eine billigere Versendung zu ermögliche», die nun aber vervollkommnet werden soll, da jährlich ZOO,OOO Sendungen befördert werden und 105 Behörden mit der Heeresverwaltung in Verbindung stehen. Die Position wird bewilligt. Bei dem Capitel „Natural-Verpflegung" bittet der Abg. Böckel (Antisemit), das Princip sestzuhalte», den Bedarf au land- wirthschastlichen Pwducten direct vom Bauer zu entnehmen und sich nicht an de» schmarotzerhaften Zwischenhandel zu wenden. Besonders würden sich die landwirthschastlichen Genossenschaften dazu eignen, Lieserungsverträgc ab- zuschließcn. Wie sehr der Zwischenhandel, »amcutlich der jüdische, die Militär verwaltung schädige, haben verschiedene Gerichtsverhandlungen ergeben, so namentlich der Bctrugsprozcß gegen die Mlitärliefcrantc» Max und Adolf Salomo». Diesem Armeelicferantenwesen müsse entschieden eutgcgcngctrclcn werden. Ein Milchhändler, der wegen Milchfälschung bcstrast war, erhielt die Lieferung sür das Militär wieder übertragen. Freilich werden von der Armceverwaltung vielfach so geringe Preise gezahlt, daß die Lieferanten zu unehrenhaften Mitteln greifen. Abg. Richter (freist): Die Produccuten werden nicht selten ebenfalls wegen Fälschungen bestrasl; ich erinnerte erst vorhin an einen wegen Milchversülschung bestraften alten Offizier in Altona. Es ist vor Allem nöthig, daß die Armee gut und billig kauft, von wem, ist weniger wichtig. Von demselben Lieferanten, den er heute nannte, hat Herr Böckcl schon früher erzählt, der scheint ihm das ganze Material für seine parlamentarische Thätigkeit zu liefern. Hüten Sie sich nur, daß Ihnen der Man» nicht stirbt. Minister von Bronsart: Für mich ist nur der Punkt wichtig, daß einem Milchverfälschcr die weitere Lieferung be lassen wurde. Ich werde diese Sache anszuklären suchen. (Rnfe links: Ano nyme Denunziation?) Ja, meine Herren, solche Dinge kommen leider vor, da bin ich weit weniger ungläubig, als bei Ihren gestrigen Angaben. Abg. Löckel: Herr Richter Lat wett mehr zrr besorgen als ich, daß die Anden sterbe», denn wer sollte ihm dann die Parteikaffe füllen? (Heiterkeit.) Abg. t>r. Frege (kons.) hofft, daß die Landwirthschast von diesen Anregungen Bortheil haben werde. Abg. Richter (sreis): Die konservative Partei hat Krieasminister heute sofort auf die Anregung deS Herr» ist. Unsere gestrigen Mittheilungen sind weit weniger hm behandelt worden. Kriegsmimster von Bronsart: unS, daß der Herr Krie> Böckel eingegangen ist. rücksichtsvoll von ihm „ Die heutige Sache erscheint mir viel wichtiger, als Ihre gestrigen Angabe»; mir ist an der richtigen Unterhaltung eines kranken Soldaten viel mehr ge legen, als an allen Ihre» Wahlangelegenheite». Auf eine Anregung des Abg. von Kardorff antwortet der Minister, daß Klagen über die Lieferungen der Produzenten nicht bekannt geworden sind. Abgg. Rickert und Richter (freist) regen nochmals die gestern erörterte Frage an, ob ein Offizier in Uni form Wahlagitation treiben dürfe. Der Präs ident erklärt, daß diese Frage über de» Rahmen der zur Debatte stehenden Etatsposition hinansgehe- Kriegsminister von Bronsart erklärt, er werde auf diese neuerlichen An regungen der freisinnigen Herren nicht eingehen. Er habe sich gestern darüber ausgesprochen. Abgeordneter Kröbcr (Demokrat) beklagt die Getreide zölle, welche in Bayern wegen der Mißernte einen Nothstand herbei zusühren drohen. Abg. v. Pfctten (Centr.) bestreitet dis Behauptung Kröber's, der ganz erheblich übertrieben habe. Abg. Stöcker (konf.) erklärt eS für unrichtig, daß die Berliner Konservativen 10,000 M. sür den Rücktritt CremerS von Bleichröder genommen hätten. Abg. Richter: Das stimmt nur insofern, als die Konservative» nicht allein, sonder» mit den National- liberalen verbunden waren. Der Posten wird bewilligt. Bei dem Kapitel „Reisekosten und Tagegelder" bittet Abg. Kl e min (kons.) um eine Ausbesser ung der Militär-Aerzte während der Manöverzeit, namentlich nm Erhöhung ihrer Entschädigung sür Vorspann- und Transportkosten. Das Kapitel wird bewilligt. Bei dem Kapitel: „Militär-Erziehnngs- und Bildnngsanstalten" ver breitet sich Abg. Götz (natlib.) über die Heranbildung der Jugend sür den Militärdienst, damit für den Rahmen der Militärgesetze auch das Material geschaffen werde. Redner lobt die Bestrebungen der Turnvereine und wünscht, daß man denselben von Oben her ein regeres Interesse entgegenbringe» möge. Man könnte den turnerisch ausgebildeten jungen Leuten recht wohl eine kürzere Dienstzeit bewilligen oder ihnen ähnliche Vorzüge gewähre». Leider habe ich mit meinen früheren Anregungen keinen Anklang gefunden, ich hoffe, daß dies in Zukunft mehr gestochen wird. Kriegsminister von Bronsart: In der Armee wird den Leibesübungen eine genügende Auf merksamkeit gewidmet. Erwünscht ist es ja, die jungen Leute gut turnerisch vorbereitet in die Armee zu bekommen, aber ans das SchMivesen einzuwirten, ist die Armee nicht in der Lage. Die Position wird bewilligt, ebenso der Rest der ordentlichen Ausgaben des Militäretats. Hierauf vertagt sich um 4"/» Uhr das Haus auf Donnerstag 1 Uhr: Erste Berathung des Gesetz entwurfs betr. die Alters- und Jnvalidcnver>orgung der Arbeiter. ihm einen gewissen Triumph zu bereiten, diesen unerfahrenen jungen Mann zu beobachten, der so wenig für seinen Beruf zu passen schien. Als jener jedoch den Deckel der Waschtoilette emporhob und mit einer Miene in das leere Waschbecken starrte, als gelte es, den Stein der Weisen zu entdecken, konnte Martin sich nicht länger halten, sondern brach in ein lautes Gelächter aus. - Stcrnbcrg wandte sich schnell um. Dann fragte er im ruhigsten und gleichmüthigsien Tone von der Welt: „Wißt Ihr etwa, wohin der Mörder das Wasser gegossen hat, in dem er die Hände vom Blute gereinigt hat?" Martin hielt mit Lachen inne. Nicht die Frage selbst, nur der ernste, würdevolle Ton brachte ihn in Verlegenheit. Obgleich er nicht einsah, wie ein so nebensächlicher Umstand zur Ermittelung des Verbrechers führen könne, fühlte er doch heraus, daß der Poli zeibeamte seiner Pflicht im weiteste» Umfange genügen wollte, und dazu war ja die Sache auch ihrem Wesen nach angethan. „Nein, Herr Kommissarins, wie sollte ich das wohl wissen?" „Wenn Ihr nichts wißt, so habt Ihr auch nichts zu lachen," verwies ihn Stcrnbcrg, worauf er an das Fenster trat, den einen Flügel anfriß und sich hinauslchntc. Das Fenster lag in einer Höhe von ungefähr acht Fuß über dem Erdboden. Der Platz vor dem Hause war gepflastert. Unmittelbar unter dem Fenster zeigte der Erdboden die schwachen Spuren einer daraus geschütteten Flüssigkeit. Da diese Seite des Hauses Vormittags im Schatten lag, durfte es nicht Wunder nehmen, daß die angefcuchtete Stelle noch nicht ganz aufgctrocknct war. „Seht dort hinunter!" rief der Beamte dem Knecht zu. „Der Mörder ist nach der That noch einmal in dieses Zimmer zurückge kehrt. Er hat also ein Interesse daran gehabt, seinen Aufenthalt in diesem Zimmer nach der That in ein Geheimnis; zu hüllen. Die blutigen Fußstapfen auf dem Hausflur sind absichtliche — ich muß daS Protokoll ändern." Martin schien urplötzlich zur Bildsäule geworden, so unbeweglich stand er vor dem jungen blassen Manne. Sein plattes stupides Gesicht hatte einen ernste» Ausdruck angenommen, und die »roßen neugierig dreinschauenden Augen hingen jetzt mit unverhohlener Be wunderung an dem Kommissarius, der ruhig die Papiere anscinander- grbreitet und sich zum Schreiben niedergcsetzt hatte. Fortsetzung folg«. Sächsisches. — Das 15. Stück vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen für 1888, enthaltend: Nr. 58. Bekanntmachung, eine Anleihe der Baumwollenspinncrci und Warpcrei Furth (vormals H. C. Müller) betr. — Nr. 59. Verordnung, die Expropriation von Grnndeigenthum für Erweiterung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn bctr. — Nr. 00. Verordnung, die Enteignung von Grnndeigenthum für Erweiterung der Bahnlinie Reitzenhain-Flöha betr. — Nr. 61. Verordnung, die Enteignung von Grnndeigenthum zur Erbauung einer normalspurigen Sccundärbahn von Schlettau nach Crottendorf betr. — Nr. 62. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebs auf der Sccundäreisenbahn Mügeln bei Oschatz-Nerchau-Trcbscu betr. — Nr. 63. Verordnung, die Enteignung von Grnndeigenthum zur Erbauung einer normalspurigen Sccnndcireisenbahu von Freibcrg nach Halsbrückc betr. — Nr. 64. Verordnung, die Befreiung der Bcrnfs- genosscnschaften w. von Anlagen bctr.; ist eingegaugen und liegt zu Jedermanns Einsicht 14 Tage lang an Rathsstelle ans. — Dresden, 6. Decembcr. Herr Stadtverordneter und Bau meister Gustav Hartwig war bekanntlich wegen Beleidigung der Herren Geh. Hofrath Ackermann und Kaufmann Weigand zu einem Monat Gcfängniß vernrtheilt und die eingcwandte Revision Hart- wig's auch vom Kgl. Oberlandcsgericht verworfen worden. Darauf hin hat sich Baumeister Hartwig wit cinci» Begnadigungsgesuch an Se. Majestät den König gewandt und damit auch erreicht, daß die Gcfänguißstrafe in Festungshaft nmgewandclt worden ist. — Leipzig, 5. Dccbr. Tie von mehreren Blättern, gebrachte Nachricht, bctr. einen Gewinner des großen Looses der letzten (114.) Landcslotteric, beruht auf pflichtwidriger Ansplanderei eines Tele- graphcnboten, welcher deshalb von seiner zuständigen Behörde zur Verantwortung gezogen worden ist. Nebenbei sei noch bemerkt, daß sich die Gewinner des großen Looses ans 5 Städte in Sachsen, Preußen und die Fürstcnthümer vertheilcn. — Pegau, 4. Decembcr. Ein seltenes Vorkommniß hat unsere Nachbargemeinde Stöntzsch zu verzeichnen. Dem dortigen Gemeinde- diener und Stencrcinnehmcr Busch hatte im 1866er Feldzüge eine Kugel den Oberschenkel des linken Beines zerschmettert. Die Wunde ist bis heute noch nicht verheilt. Dazu bildeten sich öfters in der Nähe der verletzten Stelle bösartige Geschwüre, die B. bald kürzere, bald längere Zeit auf's Krankenbett warfen und die zu ihrer Heilung fast immer ärztliche Hilfe »othwendig machten. Ans gleicher Ursache hatte in diesen Tagen Herr Or. iuoci. Schwarz von hier den Inva liden Busch zu behandeln. Nach gewissenhaftester Untersuchung und nach vieler Mühe gelang es diesem Arzte, in dem verletzten Beine jene Kugel anfznfindcn und zu enifcrnen, welche Busch seit mehr als 22 Jahren, ohne cs selbst zu wissen, mit sich heruingetrageu hat. —<4. Lößnitz» 5. Dezember. Bei der heute hier vorgenvm- inencn Sladtverordneten-Ergänznngswahl wurden gewählt: alsStadt- verordnete Herr Lederfabrikant Julius Theodor Thiel (wieder), Herr Lehrer Emil Louis Schulze, Herr Strnnipffcibrikant Paul Mor. Martin, Herr Uhrmacher Jul. Theodor Krauße (neu); als Ersatz männer Herr Gasthofsbes. Ehr. Louis Seidel, Herr Wcißw.-Fabrkt. Ernst Jul. Naumann, Herr Strunipffabrkt. Ernst Hermann Funke, Herr Ncstanratciir Ehr. Ernst Hackebeil. — In Neu stadtcl bei Schnecberg brannte am 4. Decembcr das Bachmcmnsche Gut ab. Der Besitzer erleidet durch den Brand großen Schaden. Glücklicherweise herrschte Windstille, sonst hätte die Stadt ein großes Unglück betreffen könne», da das abgebrannte Ge bäude in der Nähe zahlreicher feuergefährlicher Häuser stand. — Wie sich die Gegensätze im Leben berühren, dies wird wieder einmal ersichtlich durch zwei an und für sich sehr unscheinbare Notizen, die ans Gersdorf bei Hohenstein mitgethcilt werden: Eine Bcrgarbeitersfrau mit vier Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren mußte in der Nacht zum 4. d. in einer Zelle des Rathsge- fängnisscs zu Waldenburg imtergcbracht werden. Die aus Böhmen stammende Frau, welche vollständig mittellos war, kam aus Gersdorf, woselbst ihr Mann als Bergarbeiter beschäftigt war, und wollte nach Westfalen zu ihrem Manne, der daselbst Arbeit gesunden hatte, und zwar machte sie die Reise, da sie zur Fahrt auf der Eisenbahn keine Mittel hatte, zu Fuße. Ob die Witterung ihr gestatten wird, das Reiseziel zu erreichen, ist wohl sehr fraglich. — Welches Elend spiegelt sich in dieser Mittheilnug. Und nun das Gegenstück. In demselben Gersdorf, von welchem aus die arme Frau mit 4 Kindern gänzlich mittellos die weite Reise zu Fuße nach Westfalen antreten mußte, hat der Uebermuth einige Zechbrüder, welche jedenfalls des Guten immer zu viel thun, da sie kein Geldmangel plagt, zur Ver übung mancherlei Unfugs geführt. Da wurden einem Restaurateur die Krippen weggetragcn, einem Bäcker die Fensterläden ausgehoben, einem Gutsbesitzer das Thor ausgehoben, von einem Bau die Schub karre fvrtgenommen, Laternen verhängt, Zäune zerbrochen u. s. w.; morgens fand man diese Gegenstände theils im Bache, theils im Gebüsch. Einem Einwohner hatten die rohen Burschen die Hinter thür mit Fässern verrammelt, und aus dem vorm. Oertel'schen Garten sind 7 Stachelbeersträucher entwendet worden. — Limbach, 5.Dec. Die Stadtanleihe von 600,000 M. wird nunmehr, nachdem die Vorgesetzte Staatsbehörde über das Wesen derselben «nd de« TÜgnn-Splan nur elnlge redaktionelle SeKberlinM anelnpsohle» hatte, auf den Geldmarkt gebracht werben »ind zwar in Stadtschllldscheiueu zu 1600, 800 und 200 Mk. — Herr Wasserbau- Ingenieur Threm in Leipzig, welchem die Begutachtung über die Pleißbachquelle» übertragen worocn ist, hat betreffs d.r Quantität des Wassers einen «nigeheuden umfänglichen Bericht au die diesseitigen Verwaltungsbehörden erstattet, nach welchen« die Quellen mehr als ausreichend für den Bedarf der hiesigen Einwohnerschaft erscheinen und sich demnach als eine brauchbare Nutzung erweise« werden. Bezüglich der Brauchbarkeit sür Haus und Familie, Gewerb- und Fabrikzwecke empfiehlt derselbe Untersuchungen anstelle» zu lassen, was seitens des Ruthes bereits beschlossen ist. Es (st somit wiederum eine der brennenden Fragen, als welche die Wasserlcitungsangelegenheit betrachtet werden muß, einen Schritt näher zur Vollendung gebracht worden. —n— Hartmannsdorf. Wie wenig rathsmn es ist, kleinere Kinder mit Aufträgen zu versehen, welche dieselben etwas weitab vom Elternhanse führen, lehrt folgender Vorfall. Am Montag, den 3. Dccember, Vormittags 11 Uhr wurde hier ein 5 Jahre alter Knabe von seinen Ellern nach einem in der Nähe gelegenen Bauerngut geschickt, um Milch zu holen. Der Junge fand aber de» Rückweg zum Elternhause nicht, sondern lief nach Burgstädt und gelangte von da nach dem Dörfchen Hartha bei Wechselbnrg. Dort von Ein wohnern befragt, wo er her sei, nannte er endlich Harlmannsdorf als seine Heimath. Mittlerweile war es jedoch Abend geworden und so konnte der Kleine erst am andern Tage seinen geängstigten Eltern zngeführt werden. Ü1—. Wittge nsdorf 5. Decembcr. Am Sonntag den 2. Decembcr hielt der hiesige Verein sür Naturhcilkunde in Wende- kamm's Schankwirthschaft eine öffentliche Versammlung ab, in welcher Herr Lehrer Georg Schumann aus Chemnitz auf Veranlassung des Vereins vor zahlreichem Publikum einen Vortrag hielt über: „Die Nervenkrankheiten und deren naturgemäße Behandlung". Redner beleuchtete hierbei zunächst das Ncrven-System in seinem Wesen und seiner Thätigkeit und kennzeichnete dann in klarer, allgcmcinverständ- licher Weise die naturgemäße Behandlung der Nervenkrankheiten. Der Borlrag fand allgemeinsten Beifall und Wohl jeder Besucher verließ befriedigt das Lokal. X—- Zschopau, 5. Decembcr. Heute früh 4 Uhr brannte das am Markt gelegene, der Stadtgemeinde gehörige Haus Nr. 71, in welchem sich eine Bäckerei befand, vollständig nieder. Das ange baute Eckhaus der Langestraße, ebenfalls in städtischem Besitz be findlich, wurde hierbei stark beschädigt. Dein thäligen Eingreifen der hiesigen und auswärtigen Feuerwehren ist es zu danken, daß unsere Stadt vor größerem Brandunglück bewahrt blieb. Drei der be troffenen Familien hatten nicht versichert und sind ihrer sämmtlichen Habe beraubt. — Oederan, 5. Decembcr. Gestern Dienstag Abend mußte der Zug, welcher hier in Oederan 5 Uhr abfährt, in der Richtung Flöha-Nicdcrwiesa halten und man hörte, es sei ein Mann über fahren worden; glücklicher Weise bestätigte sich die Besürchtung nicht, es war ein Arbeiter im Gleise gelaufen, derselbe war aber jedenfalls von der Maschine auf die Seite geschlendert worden, denn als man nach dem Tvdten suchte, fand «na» denselben unversehrt am Zuge entlang gehend, seine Pfeife suchend. — Mittweida, 5. Dccember. Unter Anthcilnahme ihrer sämmtlichen Mitarbeiter beging letztvergcmgcncn Freitag die hier be stehende Stuhl- und Möbelfabrik von F. Winkler k Sohn Nach folger c»if Veranlassung ihres Inhabers in Hinsicht auf die zehn jährige Jnhaberschaft desselben eine Festlichkeit. Das Franz Wink- lcr'sche Unternehmen ist dem Besitzer von seinem Vater überkommen. Derselbe begann es als schlichter Stuhlbaucr mit einem Lehrling im Jahre 1835 im Dorfe Horntag bei Waldheim und verpflanzte es mit 4 Gesellen im Juni 1862 nach Mittwcida, woselbst cs einen ganz niigeahntc» Aufschwung genommen hat, so daß gegenwärtig 180 Arbeiter unmittelbar in der Fabrik und deren mehr »och in der Haus industrie lohnend beschäftigt werden. In dem letzten Dcccniiium hat das Werk eine vollständige Umgestaltung insofern erfahren, als in neuerlichteten stattlichen Gebäuden ei» rationeller Maschinenbetrieb cingcsührt und die bis dahin lediglich auf den Stuhlban beschränkt gcwescne Fabrikation nach und nach auf die Herstellung auch aller Arten anderer Möbel erstreckt worden «st. I» allen Branchen des Etablissements ist überreiche Beschäftigung vorhanden. — 14. Nenkirchen. Am Sonntag de» 2. Dccember fand im Erth'schcn Gasihcmse hier durch Herrn Schauspieler Schiffe! Vorstellung statt und zwar: aus dem Gebiete der Illusion, Magie, Chemie, Physik, Optik, Antispiritismus, Electrvmngnetismns, Klvpf- geisterci, Original-Geister- und Gespcnster-Erscheiiinng in 18 Bildern. Auch wurde an demiclbcn Tage nachmittag 4 Uhr eine Vorstellung für Kinder gegeben. Am Dienstag den 2. Dccember Abends 8 Uhr fanden wieder zwei große Vorstellungen aus dem schon ge nannten Gebiete statt. Diese Vorstellungen erregten an beiden Abenden bei dem zahlreich erschienenen Publikum großes Erstaunen und fanden vielen Beifall. — Ferner ist von hier zu berichten, daß infolge des kürzlich verübten frechen Einbruchs bei dem Guts besitzer Herrn Ewald Knoth in Obcrneukirchen von Seiten der hie sigen Gemeindebehörde eine Wachtmannschaft errichtet worden ist, und zwar ans der Mitte der Guts- und Hansbcsincr. Diese Wachtmannschaft hat de» getroffenen Anordnungen pünktlich »ach- zukommcn und steht unter strenger Controle der Herren Gcmcinde- rathsmitglicdcr. -s- Hart hau. Am 2. Decbr. hielt Herr Pastor Or. Kober im Wenzel'schcn Saale hier einen Familienabend ab, an dem er im Verein mit den Jungfrauen des Ortes durch köstliche Darbietungen, bestehend in Vorträgen, Declamationcn und Gesängen, die ziemlich zahlreich Anwesenden erfreute. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Dic Freunde unseres Blattes werde» ersucht, uns wichtige Begebenheiten gütigst mitznthcile». C Kemnitz, de» 6. Dcceiiiber. — Die Vereidigung der neuen Mannschaften des 5. Jn- fanteric-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 l,at gestern Nachmittag im Exercicrhaus an der Garnisonstraße stattgefnnden. Unter klingendem Spiel war die Fahiicncompagme mit den drei Batailloiisfahncn hinausgczvgen zu der weihevollen Handlung, in gleicher Weise kehrte der lange Zug der neuen Mannschasten, Negiinentsinnsir und Fahnen an der Spitze, in die Kaserne zurück. —Ir. Für die Verwaltung des Feuerlöschwesens in Chemnitz war das Jahr 1887 msosern ein bedeutungsvolles, als in ihm mehrere wich tige Aenderungcn, bezw. Verbesserungen in Bezug auf die seit «860 ihrer jetzigen Verfassung bestehende ständige Feuerwehr in Kraft traten. Das über aus rasche Wachsthum der Stadt und ihre große Ausdehnung nach alle» Richtungen gab dem Leiter des Feuerlöschwesens, dem Herrn Branddirector» Berlnssiiiig, bei den städtischen Collcgien eine Vermehrung der ständigen Feuerwache, sowie deren Umwandlnng in eine regelrechte Berussfenerwehr zu beantragen. Es ist seinerzeit gelegentlich der Verhandlungen in den städtischen Collcgien in diesem Blatte darüber ausführlich berichtet worden und mag nnr noch einmal hervorgeh oben werden, daß 2 Obcifcncrlcnle mit 1400 bezw. 1250 Ml., 4 Feuerleutc 1. Klasse mit 1100, 6 mit >000 ,,»d 0 mit 900 Mk. Gehalt angestellt wurden. Ferner wurde, nm einen während der zwei alljährlich stattfindenden Hauptmärkte in den Buden etwa ausbrechendcn Brand schnell bekämpfen zu können, aus Veranlassung des Marktausschnsscs während der Jahrmarkstage in einem Zimmer des Gasthauses „zur Luide" eine ständige Feuerwache eingerichtet. Dieselbe wird gestellt von Mann schaften der freiwilligen Feuerwehren, welche sich in achtstündigen Schichten ablösen. Zu erwähnen sind noch zwei Beschlüsse, die auf Antrag des Fener- löschausschuffes gefaßt wurde». Der eine derselbe» betrifft dic Neberlassnng deS umnittelbar neben der Feuerwache gelegenen Schöncckcr'schcn HanscS an diese; der andere die Vergrößerung des Vferdestalle? »nd die Einstellung eines zweiten Paares Pferde aus dem städtischen Aiarstc.lie während de,